Ist der Beruf des Fotografen am Aussterben? 42

8 years ago
Die "Digitalisierung" und die Entwicklungen der Medienlandschaft sowie die Novellierung der Handwerksordnung haben starke Veränderungen für den Berufsstand mit sich gebracht.

Die Umfrage-Antworten auf die Fragestellung sind bewusst nicht weiter heruntergebrochen.
Ich bin neugierig, welche Einschätzung ihr so teilt? 

 
8 years ago
ich denke, die Schere geht hier nur weiter auseinander...

Im low Budget Bereich kann sich auf lange Sicht kein Fotograf mehr halten, weil hier die Amateurkonkurrenz zu groß ist. Die werden aussterben - oder eben am Sozialhilfe-Limit herumkrebsen.

Im highend Bereich werden nach wie vor gute Honorare gezahlt, da hier die Fotografen dünn gesäht sind. Und hochwertige Fotografie wird täglich benötigt. Im Journalismus und in der Werbung. Das kann Klaus Müller um die Ecke nicht in der benötigten Qualität leisten. Dazu sind auch nach wie vor aufwändige Produktionen nötig. Für eine professionelle Werbeproduktion musst Du Tonnen von Equipment (Licht, etc.) zur Location bringen, Models, Requisiten, Stylings, Du brauchst auch für normale Werbeaufnahmen Visagisten, etc. Da zahlt der Kunde üblicherweise viele tausend Euro am Tag. Hier werden jedoch nur die Besten überleben, da der Konkurrenzdruck hoch ist. Ich behaupte mal, die Leben dann aber recht gut davon...
#3
8 years ago
Kirk Tuck (Visualsciencelab) hat hier vor einiger Zeit bereits in seinem Blog sich detailliert über die Businesskultur und Wandlung in der heutigen Medienwelt ausgelassen.
Fazit in Kurzform: Die frühere Trennung von Fotograf, ggf. Videomensch und dem kreativen Koordinator ist heute weitgehend aufgehoben. Heutzutage sind die Leute Medienpartner von Firmen, die keine isolierten Produkte (wie Bilder, Video etc.) anbieten, sondern eine gesamte Lösung verschaffen sollen.
Wer sich hier als ehemaliger Fotograf anpassen kann, und ggf. seine Kernkompetenzen durch andere Spezialisten, die dann als Sub laufen, ergänzt, wird auch weiterhin an Markt bleiben- wer "nur" mittelmässige Fotos liefern kann, wird recht schnell durchs Videoteam (die auch Licht setzen und einige Stills schiessen können) ersetzt.

Früher brauchte man in der analogen Zeit durchaus Ausbildung und einiges an Handwerkszeug, um sauber zu belichten und entwickeln- was in der heutigen analogen Zeit fast komplett wegfällt- sprich der automatische Schutz des klassischen Fotografen, dass bessere Ausbildung und teures Handwerkszeug wie Belichtungsmesser, Studioblitzanlage und die Mittelformatkamera hier deutliche Unterschiede machten, ist weitgehend aufgehoben.

Heute zählt hier eher, dass man eine Lösung projektieren und koordinieren kann, und: Dass man weiss, wie Licht gesetzt wird.
8 years ago
Ich denke mal 0815 wird aussterben/ist am aussterben.
Keiner geht mehr für Passfotos zum Fotograf, Familienbilder werden auch selbst gemacht und Kinderfotos sehen heutzutage nur verwackelt auch wirklich echt aus...
Soll heißen: heutzutage will der Durchschnitt Durchschnittsbilder vor allem schnell und "ausreichend" sofort verfügbar haben, um sie direkt teilen zu können, auf facebook, instagram etc...

Ein Fotograf kann sich also heute nicht mehr in der Kleinstadt einfach niederlassen und von Passfotos und Familienbildern leben, die Zeiten sind vorbei.
Heute muss ein Fotograf eben das machen, was man nicht einfach so oder mit ein paar Filtern hinbekommt.
 
8 years ago
Dank der digitalen Fotografie ist es selbst für handwerklich weniger gute Leute möglich, zumindest brauchbare Fotos zu machen, weil einerseits die Ergebnisse sofort zu sehen und damit zu korrigieren sind, andererseits die Möglichkeiten der Bildbearbeitung eine nachträgliche technische Verbesserung von Fotos erlauben. Als Folge dürften immer mehr Leute ihre privaten Fotos selbst machen, etwa bei Hochzeiten, privaten Feiern und ähnlichen Anlässen, und keinen aus ihrer Sicht teuren Berufsfotografen engagieren.

Ich habe zwar zwischen 1986 und 1992 - also noch zu Kleinbildfilmzeiten - ein paar Hochzeiten fotografiert, aber das waren bzw. sind Freunde, und es war somit "tfp". Mit der digitalen Fotografie ist aber auch der Erwartungshorizont angestiegen, insb. auch bzgl. einer Bildbearbeitung. Gleichzeitig bietet die Digitalfotografie auch die Möglichkeit, das Bild sofort z.B. dem Brautpaar zu zeigen, während man da früher auf die Fähigkeiten des Fotografen vertrauen mußte und erst nach 3 Stunden, 3 Tagen oder vielleicht auch erst 3 Wochen später die Resultate sah. 
Smartphones und Kompakt-Digicams haben auch die "Selfie"-Welle vorangetrieben ... wobei im Bereich des Filmens schon vor 30 Jahren mit dem Wechsel von Super-8 auf Video (Betamax, VHS u.a.) eine Ära eingeleitet wurde, die z.B. das gefilmte Liebesspiel im heimischen Schlafzimmer "machbar" werden ließ - einerseits, weil es ohne Abgabe zur Entwicklung "unter 4 Augen" blieb und andererseits, weil ohne große Folgekosten wiederholbar. Viele fotografische Themen wären früher schlicht am Filmmaterialverbrauch gescheitert - Bilder und Szenen, die nicht gefilmt oder fotografiert wurden, um das teure Filmmaterial aufzusparen in der Annahme, daß später noch eine bessere Szene kommen könnte.
Oder erst mal das Polaroid-Rückteil an die 6x7 Mittelformatkamera anschließen, bevor der 120er Rollfilm verbraucht wird ... welcher Amateur konnte sich das leisten ? Ja, doch einige ... aber gewiß nicht so fast täglich genutzt wie heute von über 60 Mio. Handy- oder Tabletbesitzern (und selbst wenn es nur 10 Mio. wären, die die eingebaute Kamera auch hernehmen). Es ist schon eine Bilderflut, die es früher so nicht gab.
Vorab: Ich bin kein Berufsfotograf.
Ich kenne einige Fotografen die im Bereich Hochzeit, Events und Fashion ganz gut verdienen. Aber die überzeugen dann auch.
Auch im Bereich Landschaftsfotografie kann man sicher was reißen, wenn man das nicht gerade über 'Stockschleudern' für paar Euro anbietet.
OK, habe ich auch schon gemacht, hat mir aber fast den Spaß an der Fotografie verdorben, obwohl paar Euro verdient.
Heute ist es ja im Gegensatz zu den vergangenen Jahren so, daß gefühlte
80% der Models sich bezahlen lassen, was sicher legitim ist, aber als Fotograf möchte man natürlich auch nicht als Flaschensammler enden.
Letztendlich kann man ja heutzutage mit jeder Taschenknipse ober iPhone
ganz gute Bilder hinkriegen. Nicht zu vergessen die Spamselfies mit dem Handy vor dem Spiegel im Bad.

Ach ja, ich habe mal Bewerbungsfotos machen lassen, vier Bilder auf einen Droplet, die CD mit den Originalfotos kostete dann extra. Habe ich gerne der Fotografin bezahlt.
8 years ago
Heute ist es ja im Gegensatz zu den vergangenen Jahren so, daß gefühlte 80% der Models sich bezahlen lassen, was sicher legitim ist, aber als Fotograf möchte man natürlich auch nicht als Flaschensammler enden.
Letztendlich kann man ja heutzutage mit jeder Taschenknipse ober iPhone ganz gute Bilder hinkriegen.

Heutzutage kann sich jede 20-Jährige mit 5 Klicks online bei GNTM bewerben ... oder sich hier mit eigener Sedcard präsentieren, eben ohne darauf zu hoffen, auf der Straße entdeckt zu werden, um dann vor einer Hasselblad 500 CM oder Nikon F3 zu posieren.

"Gewußt wie" konnte man auch vor 50 Jahren mit einer Beirette, Dignette, Haponette, Retinette oder Silette (also für eine Investition von 99 bis 150 DM oder 10 Jahre später bei verbesserter Ausstattung für 250 DM mit Schnittbildindikator und CdS-Belichtungsmesser) gute Bilder machen ... aber dank  Motivprogramm-Vollautomatik samt Gesichtserkennung braucht man nicht mal die richtigen Fokussier- und Belichtungsmeßpunkte auszuwählen.
Im Preis-Leistungsverhältnis stehen die heutigen Smartphones auch zwischen einem Walkie-Talkie und einem CB-Funkgerät von 1975 ... man dürfte sie also auch mit einem Spiegelreflex-System samt 3 Objektiven für 1700 DM vergleichen.
ich denke, die Schere geht hier nur weiter auseinander...

Im low Budget Bereich kann sich auf lange Sicht kein Fotograf mehr halten, weil hier die Amateurkonkurrenz zu groß ist. Die werden aussterben - oder eben am Sozialhilfe-Limit herumkrebsen.

Im highend Bereich werden nach wie vor gute Honorare gezahlt, da hier die Fotografen dünn gesäht sind. Und hochwertige Fotografie wird täglich benötigt.

Dem würde ich vorbehaltlos zustimmen.
VG
Micha
8 years ago
Wer seine Nische findet und gut ist, wird auch weiterhin seinen Markt haben.

Angebot und Nachfrage eben ;-)
#11
Mal ehrlich, es gibt Profis, sogar mit eigenem Laden, die fotografieren seit Generationen das selbe Set. a haben kinder, Elter, Tanten und Cousins alle das selbe Bild von sich ...das sowas ausstirbt ist doch kein wunder.
Wer sich weiterentwickelt, wer neue Weg geht wird auch möglichkeiten haben, das war immer so.
8 years ago
Ich kann mich noch gut an die Zeiten der Novellierung, sprich der Abschaffung des Meistezwangs für Fotografen erinnern. Goldgräberstimmung machte sich breit und viele wollten einen schlappen Euro nebenbei machen. Das belebte den Markt und auch die Qualität. Letztendlich gingen die Preise aber massiv in den Keller, das betraf und betrifft den gesamten Privatkundenbereich. Die, die einst triumphierten, rufen heute nach Regulierung und definierten Qualitätsstandards, das finde ich perfinde und belustigend zugleich ;-). Im Bereich der Werbefotografie hat sich das weniger gezeigt, weil dafür noch einiges mehr an Fähigkeiten vom Fotografen eingefordert wurde und wird. Die Geschichte ist insgesamt kurzweiliger geworden und hat oftmals wenig Substanz. Um die Studioklitsche noch halbwegs profitabel zu betreiben, wird dann meistens auf workshops und lustige Events ausgewichen, das ist für meinen Geschmack aber meistens auch der Anfang vom Ende und maximal unlukrativ, weil auch in dem Bereich der Preis-und Konmkurrenzdruck steigt. Nichts, auf das Bänker gerne Kredite vergeben...
Wo das noch hinführt? Zwangsläufig in Pleiten und zerplatze Lebensträume. Tangiert mich persönlich zum Glück nicht, ich bin alt und meine Schafe wohnen im Trockenen, aber als junger Mensch würde ich alles mlgliche machen, aber eine Selbständigkeit im Privatkundengeschäft meiden wie der Daibel das Weihwasser...;-)
#14
8 years ago
genau so ist es ... was bringen einem 1000 likes ? ... wie heisst es so schön : " Berühmt zu sein auf Facebook ist genau so viel wert wie reich zu sein. Bei Monopoly "
8 years ago
Lieber Heinz Drstak,
ich rate dir zu mehr Gelassenheit. Deine, ich nenne es mal Antipathie, gegen Amateure des gesamten Fotospektrums, ist doch recht auffallend, du springst tatsächlich über das kleinste Stöckchen, das dir hingehalten wird.
Deshalb möchte ich drauf hinweisen, dass ich diese Antipathie keineswegs teile. Mir hat noch kein einziger Amateur die Butter vom Brot geklaut, ich finds teileweise recht erstaunlich und positiv, welche Qualität Amateure liefern können, weil sie eben nicht wirtschaftlich denken müssen. Zudem arbeite ich sehr gerne mit Amateurmodellen zusammen, weil sie oft gut in meine (kommerziellen) Konzepte passen. Mich hat das Finanzamt zum Profi erklärt, das ist für mich auch die einzige Institution, die das explizit entscheidet. Der ganze Rest ist für mich dummes Standes-und Pfründegeschwätz...;-)
@ alle Likes-für-überflüssig-halter

1000 Likes bei Facebook oder sonstwo können für einen Hobbyknipser wie mich den großen Unterschied machen, ob ich für meine Models bezahlen muß oder nicht.

Und auch für euch gilt: Wenn niemand weiß, daß ihr überhaupt exisitiert, kann euch auch niemand buchen. Einmauern im Keller bringt also auch einen Berufsfotografen nicht all zu weit.

Also, wenigstens etwas weitsichtiger denken, Jungs. ;-)
8 years ago
@ Frank ... also dass ist dummes geschwätz, natürlich haben dir amateure die butter vom brot geklaut .... du bist nur zu naiv um das zu merken. 

und dass du nur mit amateuren arbeites weil das zu deinem konzept passt nimmt dir kein profi ab ... du kannst dir nur echte profis nicht leisten ...  1000,-- bis 4000,--  für ein model  1500,--- für einen visagisten, dann 3000,-- für einen stylisten zuzüglich leihgebühren, dazu kommt auf alles agenturprovision von 25% . 400,-- für einen assistenten das selbe nochmal für einen digitaloperator, dann noch studio und licht, oder ein produktionsmobil wenn outdoor ... das sind profikosten. da muss man sich schon ganz schön sicher sein dass man was gescheites dafür produziert. egal ob test oder job.

zu behaupten man arbeite lieber mit amateuren heisst nur dass man keine kohle für profis hat ... den schmarn kannst du hobbiknipsern erzählen die glauben so einen mist gerne.
@ Uiiii-Gen

Ich wette, du kannst dir besagte Leute in den angesprochenen Preisklassen auch nicht leisten. Das können wohl eher deine Auftraggeber. ;-)
8 years ago
@ patrick

ok, das ist das einzige argument das ich einsehe ... bei hobbyfotografen geht es anscheinend darum nichts zu bezahlen ... bei uns profis geht es darum was zu verdienen ... 


und ich kann mir die besagten kosten leisten, obwohl ich produktfotograf bin und nicht mit models und visagisten arbeite, aber natürlich gebe ich die kosten weiter ... so funktioniert das in der wirtschaft ... nur wenn ich scheisse baue und der kunde nicht zahlt dann bleibe ich auf den kosten sitzen ...
 

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