Schweizer Hochdeutsch (hier könnt ihr was lernen ;)) 15

Nur weil mal wieder in einem anderen Thema so eine Bemerkung fiel, ein bisschen nicht allzu ernst zu verstehender (wenn auch korrekter) Aufklärungsunterricht  ;)
Das stimmt, die Schweizer die Deutsch sprechen, sprechen an sich
eine andere Sprache :-).

Obwohl das wohl eher ironisch gemeint war im Sinne von "die können das nicht"  kann ich, als Germanist und Schweizer, dem Schreiber absolut Recht geben, aber aus linguistischen Gründen.

Es gibt das klassische Hochdeutsch, welches von euch in Deutschland gesprochen wird, ABER daneben gibt es, GLEICHWERTIG aber mit Unterschieden, das SCHWEIZER HOCHDEUTSCH das hier in der Schweiz gesprochen wird! Es sind also tatsächlich 2 unterschiedliche (wenn auch sehr ähnliche) Sprachen. Die Schweizer sprechen also nicht einfach "falsches Hochdeutsch" wie die Deutschen immer annehmen, sondern wir sprechen korrektes "Schweizer Hochdeutsch".

Das fälschlich sogenannte "Schweizerdeutsch" gibt es nicht als einheitliche Sprache. Mit diesem Begriff subsummiert man die Ansammlung der verschiedensten Dialekte im Land. Wir verwenden den Begriff "Mundart" um zu beschreiben, dass jemand Dialekt spricht im Gegensatz zu Hochdeutsch. Wir sagen dazu aber auch "Schwizerdütsch", was aber eigentlich eben nicht korrekt ist.  Wir unterscheiden auch Berndütsch, Züridütsch, Baseldütsch, Walliserdütsch, etc. ... halt so die grösseren Dialektkerne ... (ähnlich wie Bayrisch, Fränkisch, Ostfriesisch, etc.)

Das offizielle "Schweizer Hochdeutsch" (Unsere 1. offizielle Landessprache von vier)  unterscheidet sich von eurem Hochdeutsch zum Teil in der Aussprache, Wortbildung (parkieren statt parken), der Betonung (Das Wort "CD" betonen wir auf der ersten Silbe, ihr auf der letzten ... Portemonnaie betonen wir auf der ersten, ihr auf der letzten Silbe) und auch in der Orthographie (wenn wir "Füsse" schreiben statt Füße, dann ist das eben kein Fehler, sondern in der Schweiz korrekt).

Alles dies sind KEINE Fehler, wenn der Schweizer so spricht oder schreibt ... das ist einfach SEINE Sprache. Also denkt das nächste Mal daran !

Wir lachen übrigens auch jedesmal wenn ihr versucht, Schweizer Dialekt zu imitieren und euer "Müsli" esst ... -li ist die Verkleinerungsform, das ist schon korrekt, aber wenn ihr Müsli sagt sind das kleine Mäuse (Maus = "Mus") ... wenn ihr Brei sagen wollt müsst ihr es "Mü-e-sli" mit deutlichem E aussprechen (von "Mues" für Brei)!

So, genug Schule für heute ... geht raus, fotografieren ;)=
9 years ago
herrlich, vor allem der unterschied zwischen müsli und muesli!!

aber ostfrisisch gibt es bei uns nicht. die sprechen plattdeutsch - eben wie der landstrich - platt. :-D
9 years ago
Ich liiiiebe Schweizer Käse! ;)

Ansonsten scheinen die Schweizer sich selbst als Gefangene ihres Landes zu sehen - oder warum geht man bei euch 'auf Ausgang'? (habt Ausgang?) :P
@Bates : Wir gehen nicht auf sondern  "in den Ausgang" .... meint: "ich geh heut abend aus".

Und wenn wir sagen "Danke fürs Telefon" haben wir vom Gesprächspartner nicht das Gerät geschenkt bekommen, sondern das heisst einfach "danke für den Anruf".
Anrufen ist sowieso ein schwieriges Thema, diesmal wegen den Fällen ..,. Weil wir in Dialekt denken, aber dann Hochdeutsch sprechen, sagen wir "ruf ihm an" statt "ruf IHN an".
Es heisst also im Schweizer Hochdeutsch jemandeM anrufen (Dativ) nicht jemandeN (Akkusativ).

Schweizer Schüler (und manche Erwachsene) haben auch Mühe mit dem Deutschen Imperfekt (Präteritum) denn diese Verbform existiert im Dialekt erst gar nicht, muss also im Schulalter erst angelernt werden.
Ich kann also auf Dialekt den Satz "Ich ging nach Hause" gar nicht bilden, weil es die entsprechende Verbform nicht gibt. Wir müssen uns immer mit dem Partizip Perfekt behelfen (Ich bin nach Hause gegangen)
9 years ago
@Phototraum
Müesli nicht Muesli! MÜESLI! ;-)
9 years ago
Mich würde mal Folgendes interessieren: wenn ich im Schweizer Fernsehen Talkshows sehe, wo sich die Gäste miteinander unterhalten, reden sie für gewöhnlich im Dialekt. Verstehen die sich untereinander problemlos, auch wenn sie unterschiedliche Dialekte sprechen oder gibt es da eine Art gemeinsamer Mundart, die alle untereinander beherrschen? Als Außenstehender klingt das für mich alles mehr oder minder gleich.
9 years ago
Ich mag die Schweizer Sprache mit ihren niedlichen Ausdrücken.
Einer meiner Lieblingsbegriffe: Büsi. :-D
9 years ago
Da Pat gerade nicht online ist ...
@Coole Socke
Yesss, wir verstehen uns "grundsätzlich". Einige Dialekte sind etwas eigentümlicher als andere, aber im Grossen und Ganzen verstehen wir uns.
Für mich persönlich sind die Walliser und die Dibidäbi (Appenzeller), besonders die etwas betagteren, mitunter etwas schwieriger zu verstehen.
Und sonst sprechen wir eben Englisch miteinander ...
9 years ago
Und vergesst die "aufgestellten" Mädels nicht! :-)

Vor 2-3 Jahren war ich mit einem Kollegen abends auf der Durchfahrt vom Bodensee Richtung Grenoble (.fr).
Irgendwo im Hinterland hörten wir grad noch DRS3, es kamen ausführliche Nachrichten.
Ein höherer Politiker wurde zu einem aktuellen Thema befragt, es kam eine ausführliche Antwort.
Der Abschluss war dann ein "ODDDDRRRR", wir mußten rechts ranfahren, weil wir vor Lachen nimmer konnten ;-)
9 years ago
Jaja... und "Treuhänder" ist in der schweizerdütschlichen Sprache darum auch "Treuhändler"... oder?
Obwohl ich schweizer bin habe ich immer etwas Mühe wenn man einen Dialekt als Sprache verkaufen will.
Parkieren und grillieren sehe ich eher als eingeschlichenen Dialekt der mittlerweile einfach (offiziell?) toleriert wird. Telefonieren wurde aber abgeschafft, wir "machen ein Telefon"... hab' ich nie ganz verstanden... ich dachte Samsung macht die Dinger...

Für eine Sprache braucht's nach meiner meiner Meinung schon etwas mehr als ein paar Ausrutscher, ein eigenes keyboard layout, ein paar eingewanderte französische Begriffe sowie ein fehlendes Sonderzeichen (welches soweit ich weiss mittlerweile auch im grossen Kanton nicht mehr zwingend ist...) 
Dann geh' ich jetzt mal gogen zu Nacht essen...

... und überhaupt... die Sachsen sind nicht besser, oder?
@Cooltour: Dinge wie "OOOODDDRRR" sind aber persönliche Ticks, das hat mit der eigentlichen Sprache des Landes nix zu tun ... es gibt ja auch Deutsche die jeden Satz mit "....ja?" beenden ... oder "ähm ähm ähm" ...

@Coole Socke: das verhält sich wohl in etwa ähnlich wie in Deutschland mit den Dialekten ... Man kann sich das "Verstehen" auch zu einem gewissen Grad antrainieren, aber tatsächlich sind bei uns die Berg- und Ost-dialekte etwas schwieriger zu verstehen, aus historischen Gründen, weil sie sich einige archaische Sprachformen noch behalten haben, die wir im Unterland nicht mehr verwenden, oder sie haben gewisse sprachliche Wandel nicht gemeinsam mit dem Unterland vollzogen (zum Beispiel die "Deutsche Lautverschiebung") ... es klingt also heute noch ungefähr in etwa ähnlich wie Mittelhochdeutsch vor 700 Jahren.

Beim Walliserdialekt ist interessant, dass sich ZWEI Formen des Dialekts ausgeprägt haben ... eine Form, wenn Walliser miteinander reden, und eine parallele (leichter zu verstehende) Form, wenn ein Walliser mit einem Schweizer Nichtwalliser (im Walliser Dialekt ein sog. "Ausserschweizer") spricht... diese Form nennt man dann "dussele" ... also "drausseln"... man spricht mit einem von "draussen, ausserhalb vom Wallis".... (es gibt auch Walliser die nur französisch sprechen aber das ist dann was ganz anderes).


hach ... Sprache ist einfach toll :)
9 years ago
Sprache ist wirklich einfach toll!

Danke Pat, dass Du sachlich und verständlich die Unterschiede und Eigenheiten der Sprachen darlegst.

LG, stephan
9 years ago
Planet A.

Müesli nicht Muesli! MÜESLI! ;-)


Egal, ich fress das Zeugs eh nicht, schon gar nicht von Saaaiiiteeennnbaachheeerrr! :D
9 years ago
Jetzt weiß ich wenigstens, warum ich kein Müsli essen mag :-)
[gone] User_11506
9 years ago
Und ich bi verdammt stolz uf euses Schwiizerdütsch... Euses Chuchichäschtli.... Euse Znüni.... Euse Zvieri.... Eusi Röschti.... euses RIGUGEGL.....
 

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