Dünnhäutig 90

6 years ago
@Peter Herhold:
Schöne und durchaus mutige Idee, denn nun kann jeder über das Bild herziehen, was Du dort hingestellt hast. Ich habe gelesen, was die anderen so schrieben, und bekam dabei den Wunsch, das Bild größer zu sehen, um es besser beurteilen zu können. Instinktiv klickte ich auf das Bild - und erlebte eine Überraschung. Es wäre tatsächlich so gewesen, dass eine andere (größere?) Version des Bildes zu sehen gewesen wäre. Allerdings passierte das in diesem Fall nicht. Statt dessen bekam ich folgendes:
"Dieser Benutzer ignoriert Dich".
Nun sind wir in diesem Thread ja "leider" einer Meinung, denn ein schöner Gag wäre es gewesen, wenn das jetzt mit einem Verfechter der These, dass man Bildkritik uneingeschränkt ertragen müsse, passiert wäre. Natürlich stellt sich die Frage, was das Ignore eigentlich bringt. Man kann offensichtlich trotzdem noch im Forum Argumente austauschen. Ich kann nur die Sedcard nicht sehen.

Welche Bedeutung hat es, wenn ein Fotograf die Sedcard eines anderen Fotografen nicht sehen kann?
Keine große!
6 years ago
Ich hab mal drüber nachgefacht. Tatsächlich übe ich gar keine Bildkririk an Bildern, die grottig schlecht gemacht sind oder die meinem Geschmack nicht entsprechen. Ich übe Kritik an Bildern, die mir tatsächlich grundsätzlich gefallen... wenn da nicht diese eine Sache wäre, die mich stört. Etwas, dass zum perfekten Bild fehlt - für mich persönlich jedenfalls. Vielleicht ist das Problem ja nicht, dass man versucht, dem anderen einen möglicherweise sogar wertvollen Tipp zu geben, was das Bild nach der eigenen Meinung (die ja nicht die einzig wahre sein muss!) besser macht, sondern das viele einfach ihre unreflektierte, ungefilterte, subjektive Meinung hinklatschen und meinen, demjenigen noch einen Gefallen getan zu haben.
Übrigens: ich kritisiere auch meine eigenen Bilder. Könnte mich zu vielen Fotos, die ich hochgeladen habe, kritisch äußern.... aber manchmal muss ein Bild auch nicht perfekt sein, um zu wirken.
[gone] User_478068
6 years ago
Warum kann man keine grottig schlecht gemacht Bilder kritisieren?...Der ton macht's denke ich
Man kann immer eine Bemerkung machen, nur halt dezent!
[gone] User_184280
6 years ago
Bildkritik muss gekonnt sein. Hier eine humorvolle Anmerkung dazu:
http://bloomoose.de/2016/02/04/bildbewertung-buzzword-bingo/
[gone] User_6449
6 years ago
Zitat: Edge of abyss
Vielleicht ist das Problem ja nicht, dass man versucht, dem anderen einen möglicherweise sogar wertvollen Tipp zu geben, was das Bild nach der eigenen Meinung (die ja nicht die einzig wahre sein muss!) besser macht, sondern das viele einfach ihre unreflektierte, ungefilterte, subjektive Meinung hinklatschen und meinen, demjenigen noch einen Gefallen getan zu haben.

So sehe ich das auch ...

Es ist ziemlich schwer etwas so zu formulieren, dass es beim Empfänger
passend ankommt, ohne dass sich dieser auf den Schlips getreten fühlt.

Und wenn sowas dann auch noch öffentlich auf der Sedcard passieren
sollte, ist der Ärger natürlich um so größer.
[gone] Magic Zyks
6 years ago
"Die "narzistische Selbstüberschätzung" kann also sowohl beim Kritiker als
auch beim Kritisierten liegen ..."

Das stimmt. Es geht in beide Richtungen. Ich denke nur, dass das Wort "Kritik" eine gute PR-Agentur verpflichtet haben muss, denn man hört immer wieder, wie wertvoll Kritik doch ist und das kritikunfähige Menschen im Leben nicht voran kommen. Kritik wird wie eine Tugend gehandelt.

Jeder der aber Kinder hat, geht selbst ganz anders vor. Wenn der 3-Jährige Bub vor einem steht und mir das erste gezeichnete Haus, stolz vor die Nase hält. Dann sage ich reflexartig:

"Das hast Du aber toll gemacht, super wie Du das hingekriegt hast."

Ich sage nicht, was absolut ehrlich wäre: "Von Perspektive hast Du wohl noch nie was gehört? Und sauber gezeichnet ist es auch nicht, gib den Zettel mal her, vielleicht kann ich damit noch das Feuer anzünden."

Denn eine solche Kritik, würde ihn nicht zu besserer Leistung motivieren, sondern das Gegenteil.
Er würde aufhören zu zeichnen, oder bocken.

Klar, kann man einwenden, dass bei Kindern andere Regeln gelten. Stimmt aber nicht. Auch Erwachsene strengen sich mehr an, wenn sie bereits Erfolge haben. Ausgehend von den ersten Erfolgen möchte man meist selbst noch besser werden und lernt eigenständig dazu.

Natürlich gilt das nicht für alle Menschen, aber die lernen auch mit Kritik nicht. Wobei Kritik nicht meint, einen Ratschlag zu geben, oder eine Idee zu äußern, sondern wie es Wikipedia beschreibt: "Verbale Beanstandung, Bemängelung und Herabsetzung."

Wenn mir jemand unter das Bild schreibt, ich könne nicht fotografieren, so sehe ich mir immer zuerst die Bilder des Kritikers an um seine Worte anhand seiner Fotos einschätzen zu können. Fotografiert er in meinen Augen schlecht, so lasse ich seine Kritik nicht gelten.

Lobt meine Bilder hingegen jemand, mache ich das Lob nicht abhängig von der fotografischen Fertigkeit des Schreibers. Allein das zeigt mir, dass ein Lob viel mehr vermag als jede Kritik.
[gone] schallkoerper fotografie
6 years ago
also bis auf die letzten beiden Absätze finde ich Deinen Beitrag klasse, Zyks.

ich sehe es aber bei Kritik eher so das a) jeder sich kritisch äussern darf, unabhängig von seinen Fähigkeiten. und b) nehme ich ob von Leuten die ich wirklich gut finde doch etwas besser auf als von denen bei den ich das nicht so sehe.
[gone] User_257756
6 years ago
BelleVue-Atelier: Feedback
(Auszug aus den Unterlagen von Hansjürg Geissler, fairness at work gmbh, hansjuerg.geissler@fairness-at-work.ch) (Regine Flury, Gabi Kiener, August 2014, korrigiert 2017)
Zweck und Bedeutung von Feedback Die Feedback-Nehmenden können ihre eigene Wahrnehmung schärfen, sich entwickeln, verbessern und ihr Verhalten oder ihren Output besser steuern. Sie gewinnen durch das Feedback an Sicherheit und lernen, auch mit kritischen Äusserungen umzugehen. Die Feedback-Gebenden können ihre eigene Wahrnehmung schärfen, erfahren etwas über ihre eigenen Werthaltungen und können ihre sozialen Kompetenzen entwickeln. Gutes Feedback entwickelt für beide Seiten Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen.
Voraussetzungen Für einen positiven Einsatz von Feedback sind folgende Grundvoraussetzungen hilfreich: - Alle Teilnehmenden wollen dazu lernen - Gegenseitige Akzeptanz und gegenseitiges Vertrauen - Eine ruhige Atmosphäre und genügend Zeit - Alle sind mit den Spielregeln vertraut
Regeln für das Geben von Feedback - Keinen Druck für Veränderung ausüben - Beobachtungen beschreiben - Wirkung schildern: Das wirkt auf mich … - Vermutungen, Fantasien, Gedanken, Werte etc. als solche deklarieren: Ich vermute … Das hat in mir folgende Gedanken ausgelöst … Mir ist die Dynamik sehr wichtig und deshalb gefällt mir die Komposition … usw.
Regeln für das Nehmen von Feedback - Aufnehmen und aufmerksam zuhören. Verständnisfragen stellen, Verstandenes zusammenfassen - Keine Verteidigung - Überlegen, welches Feedback hilfreich ist - Rückmeldung an den Feedback-Geber, an die Feedback-Geberin über das Feedback
Allgemeine Regeln - Rückmeldungen sind Angebote zur Selbstüberprüfung. Der Feedback-Nehmenden entscheiden selber, was sie ändern wollen. - Alle sprechen für sich selbst und deshalb in der Ich-Form - Störungen werden angesprochen. Wer sich verletzt oder verunsichert fühlt, spricht es an. Störungen haben Vorrang! - Gegenseitige Rücksicht. Die Feedback-Gebenden denken auch an die Bedürfnisse der Feedback-Nehmenden.
Ablauf einer Bildbesprechung Eine Stunde vor den Bildbesprechungen legen die Bildautorinnen und Bildautoren ihre Fotografien im BelleVue-Raum aus. Dazu schriftlich die Bildidee und/oder das Bildkonzept, ca. eine halbe Seite A4 (Tipp vom BelleVue-Atelier: Die 7 W’s). Das Bildkonzept ist die Grundlage für die fotografische Arbeit. Die Moderatorin, der Moderator leitet den Ablauf der Bildbesprechung nach den Regeln.
Bildbesprechung, 20 Minuten pro Person: 1. Bildgeberin/Bildgeber legt die Bilder auf den Tisch 2. Experten und Expertinnen geben ein erstes Feedback (Bildgeberin/Bildgeber hört nur zu – es entwickelt sich kein Dialog!) 3. Bildgeberin/Bildgeber erklärt kurz und präzise das Konzept und stellt den Experten konkrete Fragen (worüber möchte ich Feedback von euch) 4. Expertinnen/Experten geben Feedback 5. Bildgeberin/Bildgeber stellt allenfalls Verständnisfragen 6. Aus der Runde der Zuschauerinnen können sich 2-3 Leute zu der Arbeit äussern 7. Bildgeberin/Bildgeber sagt, was sie/er aus dem Feedback nimmt und gibt den Expertinnen und Experten

LG woodplane
6 years ago
Jetzt muss ich mich doch nochmal einschalten und eine Story zur Klarstellung meiner "Meinung" wieder geben:

Man schrieb das Jahr 1999 und ich war als Lektor auf einem Kreuzfahrtschiff zwischen mehreren Inseln in Polynesien unterwegs. In dieser Eigenschaft gab ich also speziell an Seetagen Unterricht in Fotografie (nicht nur Model Fotografie wohlgemerkt...). Damit ich mir einen "ersten" Eindruck über meine Besucher, mein Klientel während der nächsten Wochen machen konnte, legte ich verschiedene Aufnahmen zur Besprechung und Meinungsbildung der Teilnehmer vor.

Um es vorweg zu nehmen: es wurde mehr als kontrovers diskutiert. Dass sich zum Schluss nicht einige (wenige) fasst in den Haaren lagen, war noch alles.

Will sagen: es wird immer wieder unterschiedliche Ansichten, Einschätzungen und Beurteilungen zu gezeigten Fotografien geben.

Das ist auch gut so!

Nur eines sollten alle beachten: egal ob Autor oder Betrachter, man sollte dabei immer fair miteinander umgehen.
[gone] User_6449
6 years ago
@ Norbert Hess

Sowas kommt bei jedem Hobby vor ...

Ich habe mal zwei Modellbaufans erlebt die sich fast geprügelt hätten,
weil jeder der Meinung war, dass seine Lokomotive im originaleren
Zustand wäre. Und das waren keine Jungs die sich um ihr Spielzeug
schlagen wollten, sondern ältere Herren im Rentenalter ... :-)

Für mich sahen die Lokomotiven übrigens vollkommen identisch aus,
nur die Seriennummern waren anders ...

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