Die Aktfrage 122

[gone] User_184280
6 years ago
@Martin:
"Von daher stimme ich dir da nicht ganz zu."

Das musst du auch nicht, dafür haben wir ganz unterschiedliche Auffassungen, wäre doch sonst auch langweilig :)

@BS:
"Wer Blümchen/Tiere/Eisenbahnen fotografiert wird nie gefragt "warum" er das macht."

Da bin ich mir nicht so ganz sicher. Wenn jemand leidenschaftlich gerne etwas fotografiert, viel Zeit, Geld und Materialeinsatz aufwendet, um z.B. Vögel mit 10.000-Euro-Objektiv nachzustellen, wird er sicher auch gefragt, woher diese Faszination kommt. Es gibt halt nicht diesen moralisch vorwurfsvollen Unterton.

Wenn mich jemand fragt, warum ich Akt fotografiere, ist meine Antwort, dass es DAS zentrale Sujet der Kunst ist. Damit impliziere ich dann, dass der Fragesteller eine Kunstbanause ist ;)
6 years ago
@Pam: Da hast du Recht :)

@BS: Da hast du Unrecht :) Ich chatte nebenbei mit einem Blümchenfotografen, der genau das gleiche problem hat ;)
6 years ago
@Martin Hirsch
Ich finde diesen Satz interessant: "Das ich persönlich eher zu ästhetischem Akt als zu Schnappschüssen neige, hat da wenig damit zu tun."
Wie definierst Du (für Dich) "ästhetischen Akt"?
Ich finde das in sofern spannend, weil ich mit meiner Fotografie Felder besetzen will, die ich bisher eher unterrepräsentiert finde. Weder "künstlerisch stilisiert" / Formenstudio noch Schnappschuss, sondern: sexy, verruchte, schmutzige, frivole, ungenierte Bilder in technisch und künstlerisch anspruchsvoller Darstellung.

Die Aktfotografie, die ich mache, hat durchaus auch etwas mit Sex und Erotik zu tun. Ich frage mich nur immer, warum das etwas schlimmes ist/sein soll ("Rechtfertigungen"), sofern man sich bei der Umsetzung und Inszenierung Mühe gibt!?
6 years ago
@Sir Sam: Wer sagt, dass das etwas schlimmes ist? Finde ich überhaupt nicht. Solange da eine Intention und Befähigung dahinter steckt, ist das doch völlig ok. Es gibt Bilder aus diesem Bereich die ich durchaus auch ansprechend finde. Aber das meist mehr als Mann und weniger aus fotografischer Sicht. Die Grenze ist aber natürlich sehr schwammig.
6 years ago
@Martin Hirsch: Ich unterstelle DIR das nicht, aber sehr oft ist man eben schnell dabei, die Aktfotografie ganz scharf von Erotik und Sex abzukoppeln - weil das ja alles nur Schund ist und man sowas nicht tut. Aber ich frage mich eben, warum empfinden das viele so? Warum gibt es nur die künstlerische, aber meistens "unsexy" Fotografie oder die "Pornoknipser"?
Ich bin übrigens sehr froh darüber, dass meine Bilder - durchaus etwas zu meiner Überraschung - auch ganz besonders gut bei Frauen ankommen (sofern sie progressiv genug eingestellt sind).
Können Bilder nicht als Mann (oder Frau) UND aus fotografischer Sicht gefallen? Muss man das immer trennen können? Wie schade!
6 years ago
@Sir Sam: Das ist keine Überraschung für mich. Ich habe mir schon vor ein paar Monaten mal die Mühe gemacht zu analysieren wer auf meine Bilder reagiert. Zu meiner Überraschung waren es damals fast 40 % Frauen, die meine Bilder gelikt oder positiv kommentiert haben. Negative Kommentare habe ich von Frauen eigentlich fast noch nie gehabt. Nur diese unleidliche Frage ;)
6 years ago
Wie geht dieses Zitat nochmal: "Was ich mache, ist Kunst - was du machst, ist Schweinkram"?!
;)
6 years ago
So eine Frage habe ich mir nie gestellt warum?,,mhh.Bilder die ich vor drei oder vier Jahre gemacht habe,finde ich heute scheisse,mittlerweile versuche ich mir mehr Mühe und mir mehr Zeit zu lassen auch zwischen den Bildern und auch ohne Akt.Und ohne dabei auf Dauerfeuer zu drücken um nix zu verpassen,ist doch sehr Bandbreit das Thema.
6 years ago
Dauerfeuer, Schweinkram - Falsche Diskussion?
6 years ago
Viele Threads landen bei der Aktfrage - und Fragen wie "Warum Akt?" werden alle paar Wochen als Eingangspost formuliert. Es ändert sich nur der Blickwinkel, die die verschiedenen TOs haben. Da ärgert sich ein Modell, weil sie das "sex sells"-Prinzip nicht für sich durchziehen will und daher natürlich nicht möchte, dass andere Modelle es tun und damit mehr Erfolg haben. Dann gibt es auch Fotografen, die Akt verteufeln um bei den Modellen Punkte zu machen. Andere Fotografen ärgern sich, weil sie die Modelle nicht vor die eigene Kamera bekommen. Auch wenn es hier bestritten wird: Es geht letztlich darum, dass man einen Druck verspürt, sich für Aktfotografie rechtfertigen zu müssen. Dabei sollte man sich eigentlich nur für schlechte Fotos rechtfertigen müssen - egal ob Akt oder angezogen. Für gute Fotos muss man sich nicht rechtfertigen - und gute Aktfotos sehen einfach gut aus. Zusätzlich sind sie zumindest im Amateurbereich auch viel interessanter als Fashion. "Fashion" steht nämlich für Amateure meist nicht zur Verfügung - und ebensowenig die Modelle, die genau in diese Fashion hineinpassen. Hier im Amateurbereich haben wir "Lifestyle" wobei für "Style" nicht garantiert wird.
Ich denke grundsätzlich muss sich niemand für irgendwas rechtfertigen, was gesetzlich erlaubt ist. In der Fotografie schon mal gar nicht. Wer will denn bewerten ob etwas gut oder schlecht ist? Ob es ein eigener Stil oder die eigene Weltanschauung ist? Persönlich gehe ich da eher offensiv mit um. Die Leute (nicht nur andere Models und Fotografen) wissen, dass ich Akt fotografiere und auch Akt mag. Ob das Kunst ist, oder weg kann, oder beides, muss jeder Einzelne für sich selbst entscheiden.

Natürlich kommt es auch auf die Art der Fragestellung an. Eine Rechtfertigung WARUM ich etwas mache, impliziert eine aggressive Fragestellung, also einen Angriff. Natürlich kann auch echtes Interesse dahinter stehen, warum ich Akt fotografiere, oder warum ich diesen SO fotografiere, wie ich es eben tue...
6 years ago
Habe mal vor langen Jahren auf die Frage warum ich Akt fotografiere geanwortet das ich es leid gewesen wäre immer die Ediketten aus den Dessous zu schneiden. Damals habe ich noch analog gearbeitet.
6 years ago
Casa de Chrisso
Ich frag mich wo ihr immer diese "neue" Prüderie seht.

Meine Liebste unterrichtet seit 1995 an einer Bildungseinrichtung einer Landesärztekammer angehende Arzthelferin/innen, heute Medizinische Fachangestellte genannt.
Die kommen in diesem Bundesland in jedem Ausbildungsjahr für eine Woche in diese Bildungseinrichtung, wo praktischer Unterricht gemacht wird, zum Bespiel das Schreiben von EKGs und das Anlegen von Verbänden.

In der Unterrichtseinheit "Schreiben von EKGs" bilden die Azubis Zweiergruppen, und schreiben dann gegenseitig je ein EKG. Dabei geht es nicht um das Auswerten, das ist Ärztesache, sondern um das korrekte Anlegen der Elektroden usw. Praktische Arbeit eben.

EKGs muss man am nackten Oberkörper schreiben, anders kommt es zu Fehlern.

1995 war es noch kein Problem, daß die Azubis, überwiegend junge Frauen im Alter zwischen 17 und 21, dazu den Oberkörper entblößten. Für die ganz prüden gab es Stellwände als Sichtschutz, und wenn es mal einen männlichen Auszubildenden gab, dann machte der das separat.

Im Laufe der Jahre wurde es immer schwieriger, die Azubis dazu zu bewegen, den Oberkörper für diese Übung zu entblößen. Heute weigern sich mehr als die Hälfte komplett, obwohl das im Ausbildungsnachweis negativ vermerkt wird und bei der praktischen Prüfung durchaus negative Folgen haben kann, wenn es nicht geübt wurde.

Heute ist es zunehmend sogar nicht mehr möglich, Fußverbände zu machen. Weil sich die jungen Damen, die im Sommer gern mit bauchnabelfreien Tops herumlaufen, weigern, ihre Füße zu entblößen...

Unsere hiesigen Stadtwerke bieten übrigens neuerdings "Textil-Sauna" an. Da kann man dann in Badekleidung saunieren. Auch im Burkini überigens, also fast ganzkörperverhüllt...

Doch. Ich sehe diese Prüderie allerorten. Ich habe meine Pubertät in den 70er Jahren erlebt. Das ist nun über 40 Jahre her.

Ich kann das beurteilen. Damals gab es deutlich weniger Prüderie als heute. Wenn man mit der Clique an einem lauschigen Sommerabend am Baggersee landete, dann haben sich praktisch alle die Klamotten ausgezogen und sind nackt ins Wasser gegangen. Man hatte ja nun mal kein Badezeug mit, wollte aber trotzdem ins Wasser. Heute - fast undenkbar.

Und wenn ich mir heute Filme aus der Zeit von ca. 1967 bis 1975 anschaue... dann denke ich alle drei Minuten: das würde sich heute niemand mehr trauen. Weil sofort fünf Frauenbeauftragte, acht Political-Correctness-Beauftragte und 20 selbsternannte Sittenwächter aufmarschieren würden...
6 years ago
Wie geht dieses Zitat nochmal: "Was ich mache, ist Kunst - was du machst, ist Schweinkram"?!

Eigentlich geht es anders. Es stammt nämlich aus der Urteilsbegründung des Hamburger Amtsrichters Bogusat aus den frühen 70er Jahren, zitiert von Peggy Parnass in ihrer Sammlung von Gerichtsreportagen.

Bogusat hatte einen Fall zu verhandeln, in dem es um die Verbreitung von "Pornographie" ging.

Und er leitete seine Urteilsbegründung mit dem berühmt gewordenen Satz ein:

"Sie nennen es Kunst. Ich nenne es Schweinkram. Was soll ich dazu sagen? Freispruch, natürlich."
Ihr habt keine Antwort. Sonst würdet ihr keine Witze machen noch Rumstammeln. Ist doch ganz einfach zu Beantworten! Neugier, Lust, Verlangen. Mutkaraktere und voll da zu Stehen, das man dem Spiel von Sehen und Zeigen sich Findet, Erfährt und Auslebt, bis die Luft knistert und die Höhle brennt. Dann stimmt die Chemie zueinander. Und es gibt Frauen die es für Geld tun unserer Neugier dem Reiz des Neuen. Alles andere ist männliche Unsicherheit, Heuchelei, Shootkriecherei beim Fotografieren und auf der anderen Seite schwarze Listen führen über Modelle. Sie als Geldgeile, unzuverlässige Tussen abstempelt, nur weil sie einen Ignorieren oder der Text einen nicht Passt oder im Schweinchen sein was noch so stört im sensiblen Angst haben vor Frauen. Frauen gehen nach meinem Jahren erfahren, viel Lockerer, Offener, Direkter usw. mit dem Thema Akt bis Freizügigkeit um. Frauen muß man nicht verstehen! Ihr habt ein Problem mit Akt. Sonst würdet ihr hier nicht Rumphilosophieren. Frauen ziehen sich aus vor Euch. Wo ist das Problem.
6 years ago
Schwenker zu einem Punkt in dem Artikel: "Aktfotografie ist schwierig."

Widerspreche ich. Handwerklich ist Akt einfacher als Portrait oder Fashion. Wenn man ein wenig Ahnung von Licht hat, kann man mit Blitzlicht und ein paar Anweisungen an das Modell recht leicht vernünftige Aktfotos schießen. Nicht unbedingt überragend, aber vernünftig.
Das letze Bild in dem Artikel ist ein gutes Beispiel -- dunkel, nur ein Blitz an der Seite, Modell steht relativ relaxed mit geschlossenen Augen da. Keine besondere Idee, kein besonderes Posing, keine Visa, Ausrüstung bis auf Blitz+Lichtformer, keine Location außer "dunkler Hintergrund" notwendig.

Ein vernünftiges Portrait ist viel schwieriger. Nicht nur, dass die Lichtsetzung noch weniger verzeiht und viele Leute sehr harte Anforderungen an Nachbearbeitung oder Visa haben, sondern insbesondere weil das Modell einen Ausdruck benötigen, der sich zu fotografieren lohnt. "Guck mal in die Kamera und sag cheese" bringt kein gutes Portrait. Während ich bei Aktaufnahmen über Dirigieren sehr viel hinbekomme, gilt bei Portrait: entweder, das Modell kann Emotionen mit Mimik ausdrücken, oder es kommt langweiliger Kram raus. Anweisungen bringen da viel weniger.
Modelle sind nicht weniger kritisch bei Portraitaufnahmen als bei Aktaufnahmen: Während ich bei den Aktbildern begeisterte Reaktionen von den Modellen bekomme, habe ich schon häufiger erlebt, dass die Modelle meine Portraitaufnahmen nicht veröffentlicht haben wollten.

Fashion finde ich auch schwierig. Dazu benötige ich nämlich geeignete Kleidungsstücke (ich selbst habe sie nicht und mich dabei aufs Modell zu verlassen ist problematisch), sie müssen richtig sitzen, vernünftige Form geben, zueinander passen, zum Modell passen, von der Farbabstimmung passsen, es darf nichts zuppeln, kein Träger verdreht sein und kein Waschinstruktionsschildchen raushängen. Alles Probleme, die ich bei Akt nicht habe.
Ich gebe ehrlich zu: Ich habe von Fashion keine Ahnung. Wurde mir auch mehr als einmal von den Modellen klar gemacht.


Die Schwierigkeiten bei der Aktfotografie sind folgende:

Manche Leute "fotografieren mit ihrem Penis". D.h. sie bringen nicht die Sensibilität und das Bewusstsein mit, dass vor ihnen eine nackte Person steht, die als Person behandelt werden möchte, und nicht als Sexobjekt, das begafft wird.
Aktmodelle auf TFP zu organisieren, wenn man kein entsprechendes Portfolio hat.

Aus den beiden Gründen, und weil immer wieder behauptet wird, dass "Aktfotografie die Königsklasse der Fotografie" sei, trauen sich viele nur mit Hemmungen an das Thema.
Wenn man ein entspanntes Modell hat, dass man als Person vernünftig behandelt und nach fotografischen Grundprinzipien (Licht, Form, Persönlichkeit) abbildet, ist Akt nicht schwieriger als irgend ein anderes Thema.


Ich mache auch gerne Akt, weil es recht einfach ist, vernünftige Ergebnisse zu bekommen. Hätte ich gute Portraitmodelle, die sich schminken können und mit mir Portraits machen wollen, würde ich mehr Portraits machen -- kommt halt nur nicht vor.
6 years ago
Manchmal werde ich auch gefragt, warum ich nackte Männer fotografiere. Das kann ja so überhaupt niemand verstehen. Vermutlich denken so manche, ich sei heimlich schwul oder bisexuell.

Meine offiziellen Antworten sind ähnlich wie bei allem anderen: "warum nicht?", "ich will gute Bilder" und "macht doch Spaß".

Die inoffiziellen sind "mit Speck fängt man Mäuse" und "für Gutscheine von meinem Rigger".
6 years ago
Gefällt mir sehr gut der Artikel! Danke dafür... Auch gut geschrieben. Das hatte ich mich auch schonmal gefragt. Eindeutig beantworten kann ich es immer noch nicht. Ich finde es allerdings bei guten Fotos unglaublich ästhetisch und ich denke auch das Zusammenspiel mit der Person vor der Kamera ist ein Anderes.
Ich hatte noch kein direktes Aktshooting (bin erst seit ein paar Monaten dabei) aber das kommt noch sobald ich mich dafür Gut genug sehe.

Aber meine Fotografien werden sicherlich nicht billig rüberkommen. Und ich würde wohl auch nicht den intimbereich darstellen wollen. gar kein Interesse daran.

Liebe grüße
schurix
6 years ago
@ J Reber: Das letzte Bild mag für jemanden der das täglich macht und vesteht mit Licht umzugehen, einfach sein. Anfänger und die meisten Hobbyfotografen werden daran verzweifeln, dass so hinzubekommen. Ich denke du hast da etwas falsche Vorstellungen wie schwer es ist, dieses Bild so zu fotografieren. Da braucht man auch ein bisschen mehr dazu einen Blitz und ein Model. Der Hintergrund spielt übrigens keine Rolle. Natürlich kann man in der Bearbeitung alles korrigieren. Aber es geht darum dieses Bild so zu fotografieren. Darfst du gerne mal probieren. Aber dann bitte auch alle Auslösungen hier zeigen ;)
6 years ago
@Martin Hirsch: Modell, Blitz, Softbox mit Grid, dunkler Hintergrund...was braucht man sonst noch?

Und wieso ist es wichtig, alle Auslösungen zu zeigen? Mache ich ja bei Portraits auch nicht.

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