Die neue "Königsklasse"? 282

#201
5 years ago
@schallkörper
Reber...Du bist nicht der Einzige, einfach nochmal die Beiträge hier lesen.
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genau das habe ich doch gesagt.
#202Report
[gone] schallkoerper fotografie
5 years ago
mist verlesen...sorry !
#203Report
5 years ago
Dann möchte ich doch auch noch - nur jeweils angeschnitten - meinen Senf dazu geben.

Kriegsfotografie hat mit besonderen fotografischen Kenntnissen so gut wie nichts zu tun. Da kommt es in erster Linie auf den Mut des Fotografen an, sich in solche Krisengebiete zu begeben. Das einzige was noch hinzukommt: man sollte ein "Näschen" haben, oder zumindest entwickeln, wann, wo, wie bestimmte Situationen entstehen könnten, die reif dafür sind im Bild festgehalten zu werden.

Bei Tierfotografie benötigt man - ähnlich der Sportfotografie (zum Beispiel Formel 1) - in erster Linie die richtigen Objektive. Auch da schließt sich zwangsläufig eine gewisse Routine an, DEN Moment zu erhaschen, wo es gilt auf den Auslöser zu drücken. Oberstes Gebot: man sollte viel Geduld haben.

Portrait und/oder Fashion Fotografie: für mich die leichteste Disziplin. Fangen wir mit dem Bereich Fashion an: dort gilt es in erster Linie das Produkt im Bild festzuhalten. Ob das dann über einer Puppe gestülpt wird, oder einem mehr oder weniger attraktiven, bekannten oder unbekannten Model, das ist Ansichtssache und hängt oft auch vom Budget des Auftraggebers ab. Dort kommt - bei Präsentation durch ein Model - in aller Regel erleichternd hinzu, dass Visagisten die wichtigste Vorarbeit machen, nämlich dem/n Model/s das gewisse "etwas" zu verpassen. Ob dann das ganze im Studio oder outdoor fotografiert wird, hängt wieder von der jeweiligen Philosophie der Agenturen, ganz gewaltig aber auch wieder vom Geldbeutel der Auftraggeber ab. Oftmals "tanzen" bei solchen "Ereignissen" Scharen von Menschen um das Ganze herum. Oft viel Show. Ich weiß wovon ich rede...

Bei der Portrait Fotografie kommt es meines Erachtens darauf an, WAS ich eigentlich mit meiner Bild Aussage erreichen möchte. Soll das Model "perfekt" in Szene gesetzt oder doch lieber in seiner ganzen Natürlichkeit präsentiert werden. Kleidung sollte da - so oder so - immer nur unterstützend, niemals dominant wirken.
Der entscheidende Unterschied zur vor erwähnten Fashion Geschichte. Leider wird das aber all zu oft vermischt. Gewollt oder ungewollt.

Aktfotografie: es ist ein Himmel weiter Unterschied, ob ich jemanden angezogen oder nackt fotografiere. Beim ersteren besteht die große und entscheidende Möglichkeit durch die passende Kleidung sogenannte "Schwachstellen" zu kaschieren. Ist ein Mensch nackt kann ich nur durch die Wahl meiner Posen oder des Bildausschnitts ein Foto erzeugen, das dem Model auch schmeichelt. Ist zum Beispiel der Po aus welchen Gründen auch immer "nicht so vorteilhaft" werde ich das Model nie von hinten fotografieren. Hat das Model eine kleine Oberweite verbietet es sich bei dieser Person das ganze noch von der Seite zu dokumentieren. Und so weiter und so fort. Dann kommt es (für mich!) ganz entscheidend darauf an, in welcher Art von Nacktheit möchte ich meine Gegenüber fotografieren. Dazu dienen zum Beispiel Gespräche vor dem Shooting um mehr über den Menschen zu erfahren. Dann dürfte es wesentlich leichter sein das Model bei der anschließenden Arbeit mit im Boot zu haben. Der Mensch ist ein Bestandteil der Natur. Warum als weiteres Beispiel begebe ich mich dann mit ihm in ein Studio? MEINE Ansicht (bevor mir wieder einer das Wort im Mund rumdreht!). Alles glücklicherweise Geschmacksache. Jeder sieht das anders. Gott sei Dank. Und das ist auch gut so.

Diese Ausführungen könnte ich ohne Probleme um ein vielfaches noch erweitern. Vielleicht dienen sie aber dazu dem einen oder anderen Mitleser den Bereich "Akt Fotografie" nun mit etwas anderen Augen zu sehen.

Zum Schluss noch der für mich alles entscheidende Punkt:
Akt Fotografie ist für sehr viele Menschen die sich so fotografieren lassen, eine einmalige Sache. Das erfordert Mut, ein gewisses Selbstbewusstsein (das oftmals auch DURCH DEN FOTOGRAFEN!) aufgebaut werden muss. Und in enorm gewachsenen Selbstwertgefühl enden kann - wenn die daraus resultierenden Fotos überzeugen!

Und genau darin liegt der Himmel weite Unterschied!

Ein Tier kann ich nicht verletzten mit meinen Bildern. Sehr wohl aber einen Menschen. Die große Gefahr in enttäuschte Augen schauen zu müssen, wenn die Präsentation der Fotos ansteht kann man nie vermeiden. Aber ganz entscheidend in ihrer Häufigkeit beeinflussen. Am besten nach unten.

Deshalb, allein durch die Intensität, den Zeitaufwand, natürlich auch durch ein gewisses "know how", und andere Dinge (oftmals Kleinigkeiten) ist für mich die Akt Fotografie nach wie vor DIE Königsdisziplin.
#204Report
[gone] schallkoerper fotografie
5 years ago
Norbert...super Beitrag...ich mag, das es sich in Deinen Ausführungen weniger um die Komplexität der Technik, Vorb- und Nachbereitung etc. dreht...sondern auch den klar menschlichen Charakter der Fotografie.
#205Report
#206
[gone] Charisma1962
5 years ago
Man muss nur lang genug warten, dann werden die Beispiele für narzisstische Abhängigkeitsspiele selbst geliefert:

Das erfordert Mut, ein gewisses Selbstbewusstsein (das oftmals auch DURCH DEN FOTOGRAFEN!) aufgebaut werden muss. Und in enorm gewachsenen Selbstwertgefühl enden kann - wenn die daraus resultierenden Fotos überzeugen!


Und die Objektifizierung folgt auch gleich:

Beim klassischen Akt, wie ihn @Norbert Hess pflegt, oder in anderer Art Leute wie Andreas Bitesnich, sehe ich das skulptural-körperliche im Vordergrund, nicht die zur Schau gestellten Emotionen eines Models.


Wo bleibt die Natürlichkeit - zu der eben nunmal ein Gesicht mit dem Ausdruck von Emotionen gehört?

sondern auch den klar menschlichen Charakter der Fotografie.


Ich hoffe doch sehr, dass es in der Fotografie und auch unter den Fotografen und Modellen auch normal menschlich-empathisch tickende Menschen gibt. Eben keine, die die Macht genießen, Modelle auf- (und eben auch ab-) bauen zu können!
#207Report
5 years ago
@Charisma1962
Ich bin ein älterer Herr also kein Jüngling und ich bin auch nicht in meine bildlichen Werke verliebt.
Aber: es gibt nicht wenige Models von mir die in die Fotos heute noch verliebt sind, die wir gemeinsam erarbeitet haben. Und wenn dies vor 2 oder 3 Jahrzehnten der Fall war.
Und genau darauf dürfen sie auch stolz sein!
Ich wünsche dir ganz ehrlich, dass dir so etwas in deinem "Model Leben" eines Tages auch noch widerfährt.
#208Report
[gone] Charisma1962
5 years ago
Nein, so selbstverliebt werde ich hoffentlich nie sein :(
#209Report
[gone] User_6449
5 years ago
Charisma1962
Nein, so selbstverliebt werde ich hoffentlich nie sein :(

Wozu hüpfst Du dann vor eine Kamera? Um Deinen altersbedingt sehr
schnell vortschreitenden körperlichen Verfall dokumentieren zu lassen?

Ein großes Maß an Narzissmuss und Selbstverliebtheit muss jeder haben,
der sich als Modell in voller Absicht vor eine Kamera stellt und nicht nur
als Schnappschuss ...
#210Report
5 years ago
Narzißmus und Selbstverliebtheit ... hmm, klingt für mich nicht gerade nach einer positiven Einstellung ggü. Menschen, die Freude am Darstellen haben und gerne in Rollen schlüpfen - egal, ob selbstgewählte oder zufolge Regie/Ansage übernommene Rolle.
Eigentlich hat doch fast jeder Mensch eine mehr oder weniger intensive Rolle zu spielen, sobald er die Haustür hinter sich schließt ?
#211Report
[gone] User_6449
5 years ago
Genau solche narzisstisch veranlagten Menschen haben Freude
an der Darstellung / Selbstdarstellung.

Das ist keine negative Eigenschaft, sondern sehr nützlich für
Fotos.
#212Report
[gone] Charisma1962
5 years ago
See, es geht um Frauen, die in Fotos von sich selbst verliebt sind und mit ihrer unendlichen Dankbarkeit dem Fotografen seinen Wert verschaffen. Und dann dürfen die Frauen auch noch stolz darauf sein, dass sie vor Jahrzehnten so aussahen.

Ich passe sehr genau auf, was das Ganze mit mir macht, wie weit es mir gelingt, innere Distanz zu wahren. Ich freue mich nur insofern über gelungene Bilder, dass man "mit Speck Mäuse fängt" und manchmal muss man dazu auch einfach Kompromisse eingehen. Ich brauche es nicht für mich selbst. Wenn das Ganze aus irgendeinem Grund morgen wegfällt, hinterlässt das keine Lücke und löst keine Trauer aus.
#213Report
#214
5 years ago
Ich finde die Zusammenstellung von Norbert Hess auch sehr gelungen.

Ansonsten:
Einige Threads vorher schrieb hier ein Modell, dass sie hofft, dass Fotografen mit dem Begriff "klassischer Akt" etwas anfangen können. Ich hoffe, dass auch Modelle damit etwas anfangen können.
:-)
#215Report
5 years ago
Speziell beim Aktshooting würde ich dies begrifflich verknüpfen mit Geben, Schenken, Teilen, Zulassen ... also eher ein besonderer Zugang, wie ihn sonst nur Partner, Verwandte oder enge Freunde bekämen - und das in Erwartung von Geld und/oder Fotos, vielleicht auch hoffend auf Ruhm und Applaus.
Die meisten Leute würden doch auf ein solches Ansinnen, Aktfotos zu machen, mit Ablehnung reagieren ... und auch bei Portraits oder Fashionfotos gäbe es gewiß einige "nein danke".
Menschen, die sich selbst uns Fotografen als Motiv anbieten, haben m.E. uneingeschränkten Respekt verdient . Über die Motive und Gefühle der Models kann man sich Gedanken machen, muß es aber nicht tun. So kommen wir aber wohl völlig ab von der Frage nach der "Königsklasse"....
#216Report
5 years ago
Deshalb, allein durch die Intensität, den Zeitaufwand, natürlich auch durch ein gewisses "know how", und andere Dinge (oftmals Kleinigkeiten) ist für mich die Akt Fotografie nach wie vor DIE Königsdisziplin.

Diese "Kriterien" Zeitaufwand, Know-How, Intensität passen auf alle Genres und nahezu alle Berufsbilder gleichermaßen. Daraus kann ich jetzt keine Besonderheit ableiten. Diese Überwindungsaktfotografiemotivation gibt es natürlich aber ich bezweifle, das die Ergebnisse für den Unbeteiligten überzeugend sein werden im Vergleich zu Modellen, die erfahren, selbstsicher, posingsicher, präsent und ja vielleicht auch etwas selbstverliebt sind.

Zu den Ausführungen bzgl "Schwachstellen" oder "nicht so vorteilhaften" Körperpartien bin ich ganz anderer Meinung, da sich Schönheitsideale mit der Zeit ohnehin ändern und ich auch denke, dass es auf ganz andere Kriterien ankommt, als einem makellosen Körper so gut es geht nahe zu kommen. Ich finde persönlich, dass Natürlichkeit, Präsenz, Körperspannung/Körpergefühl wichtiger sind.

Und mit einem gut durchdachten Konzept, einem schön komponierten Bild und einer gekonnten Beleuchtung, wo Licht und Schattenverläufe eine Spannung erzeugen lassen sich auch schöne Frauen mit geringer Oberweite von der Seite ablichten.

@ Norbert, man sieht recht schön, dass Dir das Genre einfach am Herzen liegt, aber überzeugende Argumente im Hinblick auf die höchsten Anforderungen gegenüber aller anderen Genres habe ich in Deinem Beitrag nicht erkennen können.
#217Report
5 years ago
Charisma, auch wenn ich dir insoweit zustimme, dass die Fotobranche Narzissten im selben Maß anlockt und generiert wie die Filmbranche - hinter und vor der Kamera - und wenn ich den Verwertungsdruck auf die Schönheit insbesondere weiblicher Models kritisch sehe: Innere Distanz zum eigenen Beruf und den Rollen, die er einem auferlegt, sind dem Erfolg eher abträglich und nicht wirklich Teil des Berufsbildes. Selbstbestimmung und eigene Grenzen ziehen finden woanders statt. So etwas können sich Hobby-Models leisten, die ausschließlich bei authentischen Portraits mitwirken, im kommerziellen Bereich geht es nicht. Die Übergriffigkeit findet im Zweifelsfall schon da statt, wo die vom Fotografen bestimmte Rolle beginnt, deshalb zieht der Beruf Menschen an, die damit wenig bis keine Schwierigkeiten haben. (Das sind id.R. übrigens - wenig verwunderlich - nicht auffallend individuierte Persönlichkeiten).
#218Report
5 years ago
Nochmals zum Thema "klassischer Akt" speziell für Charisma:
Der Vorwurf, dass Modelle dabei zum reinen Objekt degradiert werden, ist einerseits durchaus nachvollziehbar. Andererseits macht die Einbeziehung von Emotionen Aktbilder fast zwangsläufig zu "erotischen" Bildern. Das ist nun aber genau das, was viele Frauen NICHT möchten, weil sie sich da ebenfalls wieder als Objekt empfinden, nämlich als Sexobjekt. Der klassische Akt (in der Antike übrigens mehrheitlich mit männlichen Körpern) stellt die Ästhetik eines Körpers in den Vordergrund. Für mich wäre das weniger erniedrigend als die Degradierung zur Kleiderstange.
#219Report
[gone] Charisma1962
5 years ago
aspan, ich stimme dir zu. Man könnte ganz allgemein behaupten, dass Erfolg eine narzisstische Ausprägung voraussetzt. Bewusstheit darüber, vor allem über den Preis, den man dafür bezahlt und die Abhängigkeit, in der man steckt, schadet aber nicht.

Es geht aber auch anders und ich freue mich immer sehr, wenn mir solche Beispiele begegnen, denn die Zusammenarbeit mit empathischen Menschen (und ich bin da gedanklich auf ganz hoher Ebene) generiert einen Erfolg, der sich ganz anders anfühlt.
#220Report

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