“Ich kehre dir den Rücken, denn ich bin auf dem Weg mich selbst wiederzufinden!”
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Model: Jod! J.ean
Photo: Fermatestudio Berlin
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Etwas aufzugeben, ist nie einfach - ob Liebe, Ehe, Freundschaft, alte Gewohnheiten oder wie bei mir, eine Aktivität.
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Seit meiner Jugend fing es mich auf, pushte mich, lies mich abtauchen in eine andere Welt, aber zeitgleich zerbrach ich daran.
Mit meinem 1. Shooting rutschte ich in die Akt-Szene ab, was mich & mein ganzes Leben veränderte!
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Mit 15 wurde mir suggeriert, dass ich ohne Akt in der Modelwelt kein Fuß fassen werde. Nach knapp 17 Jahre als Model will ich nicht mehr schweigen & so tun, als ob all dies bei mir keine Spuren hinterließ!
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Viele Fotografen..
• versuchten zwischen die Beine zu knipsen / machten ganz andere Aufnahmen, als vereinbart.
• tranken Mischgetränke & kifften vor dem Shooting und/oder währenddessen.
• erregten sich, konnten nicht mehr klar denken, schwitzten & zitterten.
Und einer packte mich u.a. aggressiv am Hals & restlichen Körper an, verlor die Kontrolle & machte mir - bei verschlossenen Studiotüren - klar, dass ich auch wie alle anderen es wolle & danach förmlich betteln würde — Ungefragtes anfassen an Kleidung/Körper/Gesicht/Haaren wurden deutlich ausgenutzt!
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Dies waren die desaströsten Shootings, wo u.a. auch keine Begleitung akzeptiert wurde — Alle Vorfälle, sie prägten mich! Dies sind meine Erfahrungen & ich will nicht alle Fotografen gleichstellen! Es gab auch Fotografen, mit denen ich respektvoll & professionell shooten konnte. Doch mit meinem Rückzug entschloss ich mich, dass ich der Akt-Szene den Rücken kehre!
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Auch wenn ich nun viele Aufträge ablehnen muss, weiß ich, dass mein Körper & meine Seele endlich Frieden finden können.
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Mein Rat an Models (die ebenso betroffen sind oder erst anfangen):
Gib sexuellem Missbrauch & falschem Verhalten am Arbeitsplatz keine Chance! Erhebe deine Stimme & wehre dich dagegen!
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Ich hoffe, ich konnte einige zum nach- & umdenken bewegen, dass so ein Verhalten am Arbeitsplatz nicht akzeptabel ist!

Comments 4

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Hallo Boris-R, lieben Dank dir für deine Worte und für deinen Beitrag. Ja, dass ist es in der Tat. Es ist in unserer Gesellschaft eindeutig ein Tabuthema, wo viele weghören, wegsehen und keiner darüber etwas erzählt geschweige dazu etwas sagt. Alles wird verschwiegen oder man wird dazu gezwungen, es zu verschweigen, weil einem sogar gedroht wird, dass wenn es ans Tageslicht kommt, dass folgendes oder anderes geschieht! Und das muss einfach ein Ende haben!

Diese Branche ist eine kreative Branche und es sollen wundervolle Werke entstehen!

Sexuelle Gewalt, sexuelle Belästigung und diese einseitige sexuelle Bereicherung am anderen Geschlecht vor Ort am Set oder bereits schon davor und manchmal auch danach hat eindeutig bei kreativen Projekten wie Fotoshootings oder Dreharbeiten, kein Platz! Ich habe lange darüber geschwiegen, mir sehr viele Gedanken darüber gemacht, ob ich mein Mund aufmachen soll, es veröffentlichen soll oder weiter in mich hineinfressen soll. Vorallem habe ich auch durch weitere Kolleginnen ähnliche Erfahrungen berichtet bekommen. Und beim letzten Aktshooting ist es mir einfach klar geworden, dass ich SO eindeutig NICHT mehr weitermachen will und kann! Ich stoße da an meine Grenzen meiner Psyche, die darunter leidet, weil ich immer nach so einem Vorfall mich erstmal innerlich wieder sammeln muss, wenn ich es überhaupt kann! Und das ist scheinbar in diesem Fall den „Tätern“ oder „Verursacher“ gar nicht bewusst, was die da mit einem anrichten und wie viel sie in einem zerstören! Und sowas hat auch gravierende Spätfolgen wie Bindungsangst zum zukünftigen Partner, gestörtes Vertrauensverhältnis zu anderen Menschen, und und und.
Wie soll man nach solchen Ereignissen bitte darauf noch klar kommen? Viele kommen darauf nicht klar und wählen dann Wege wie den Suizid, konsumieren Drogen, um den Schmerz zu vergessen oder in dem sie sich selbst verletzen, die nicht hätte sein müssen!

Deswegen muss solchen Ereignissen ein Ende gesetzt werden und ja, da gebe ich dir recht, auch eindeutig strafrechtlich mit Konsequenzen verfolgt & bestraft werden! Und wenn ein Model auf eine Begleitung besteht, dann muss man ihr das gewähren! Da gibt es kein Wenn und kein Aber!

Sehr gerne. Ich hoffe einfach, dass sich mehr Menschen trauen - egal welchen Geschlechtes sie angehören - solch ein grausames Vergehen am Arbeitsplatz oder auch schon in der Vorbereitungsphase an die Öffentlichkeit zu bringen, es anzeigen, sich wehren und nicht mehr schweigen! Auch im Nachhinein wird ja auch oft versucht sich noch weiter an das „Opfer“ ranzumachen mittels Nachrichten auf allen Wegen, obwohl ein klares NEIN und Annäherungsverbot ausgesprochen wurde!
2 years ago
Sehr ehrlich und unglaublich wichtig.
Als Anfänger in der Modelfotografie hatte ich vor den ersten Shootings unglaublich Bammel und als sich dann das erste Aktshooting anbahnte, hatte ich die größten Bedenken davor, dass sich das Model in irgendeiner Weise unwohl fühlt.
In diversen Kommunikationen mit Models musste ich immer wieder feststellen, dass fast alle unangenehme, wenn nicht sogar strafrechtlich relevante Erlebnisse mit Fotografen hatten. Es ist abartig, dass so ein vertrauensvolles Setting wie ein Fotoshooting dafür missbraucht wird, sich irgendwie zu erregen und Grenzen zu überschreiten.
Ich bin der Meinung, dass Models so etwas konsequent anzeigen müssen... Denn wo kein Kläger auch kein Verfahren...
Ich bekomme echt Brechreiz, wenn ich etwas lese oder höre, wie von dir beschrieben.
Danke für diese kläre Statement von dir indem Teilen deiner Erfahrungen.
VG
Boris
BK Photography lieben Dank dir für deine ehrlichen Worte. Das wünsche ich mir auch sehr, denn es ist schließlich keine Lapalie.. die einfach wieder verschwindet.. so wie sie gekommen ist. Sowas prägt einen enorm und kann so vieles in einem zerstören. Ich selber bin einige Male diese Schritte gegangen — manche waren erfolgreich, manche leider nicht wirklich, weil es oft an „mangelnde Beweise“ scheiterte, so die Antworten der Justiz. Aber ich hoffe, dass mehr Models diesen Mut ergreifen und sich wehren!
2 years ago
Hallo J.ean,
danke für die offenen und ehrlichen Worte. Die von Dir beschriebenen Delikte (und das sind es) sind in keiner Weise akzeptabel.
Als Fotograf, der selbst gerne in der Aktfotografie unterwegs ist und fest daran glaubt, dass es auch eine absolut seriöse Form gibt, würde ich mich allerdings auch darüber freuen, wenn Models entsprechend juristisch vorgehen, damit diejenigen, für die Respekt, Distanz und Professionalität Arbeitsprinzip sind, nicht als Ausnahme gelten.
Dir wünsche ich, dass Du Deine Ziele erreichst.
Grüße
Bernd