Die ewige Frage des richtigen Preises..wie kalkuliert ihr? 7

6 years ago
Moin zusammen,

bin neu hier. Mache schon was länger Fotos und so langsam fängt es an zu laufen. Ich bin schon lange selbstständig, allerdings in einem anderen Kreativsektor.
Ich hab jedoch jetzt eine Anfrage auf dem Tisch liegen um für ein Hotel Fotos zu machen.
In erster Linie gehts um Portraits der Mitarbeiter und Chefetage. Die genaue Anzahl bekomm ich nächste Woche.
Dann kommen evtl noch Bilder der Zimmer dazu. Quasi ein Rundumding.

Ich hab allerdings keine Ahnung ob ich da nen Tagessatz ansetzen soll oder nen Satz pro Bild. Der Aufwand beträgt auf jeden Fall nen ganzen Tag mit Setup.

Es wird On Location geschossen, ich bringe Blitze und Rückwand etc alles mit, kein zusätliches Personal. Bildrecht komplett ans Hotel zur komerziellen Nutzung.

Ich kenne das aus meiner Branche, da gibt es irgendwann ne Preisuntergrenze die nicht unterschritten werden darf, da man sich sonst A lächerlich macht, und B den Markt "kaputt macht" wenn man zu billig ist. Ist 800€ da erst mal nen guter Ansatz?

Ich weiß, dass das ein sehr heikles Thema ist. Ich hoffe es passt hier her. Ich freue mich sehr über Antworten und Kritik zur Fragestellung :)

Beste Grüße
An deiner Stelle würde ich für die einzelnen Posten (eigene Arbeitskraft, Anfahrt, Einzelportraits vor Ort, Zimmerknipserei) erstmal eine Einzelkalkulation durchführen. Davon könntest du dann ein etwaiges Pauschalangebot ableiten.
Wobei ich mit dem Auftraggeber auch vorher absprechen würde, ob er ein Einzel- oder Pauschalangebot vorziehen würde.

Man kann das Pauschalangebot dann natürlich auch noch verfeinern. Z.B. kalkulierst du in das Pauschalangebot 20 Einzelportraits und 5 Zimmer ("bis zu") und schreibst für zusätzliche Arbeiten dann noch entsprechende Aufpreise in das Angebot.

Ohne jetzt deinen wirtschaftlichen Background und die weiteren Faktoren zu kennen, würde ich aber so aus dem Bauch heraus einen Komplettpreis zw. 800 EUR und 1200 EUR für durchaus realistisch halten.
6 years ago
Wichtig ist zunächst genau zu wissen, was gemacht werden soll, nur dann kann man Kosten kalkulieren.
Ich mache immer einen Pauschalpreis, dann gibt es eigentlich nie Probleme.
Meistens kommt immer noch was spontan dazu, was man dann sicher noch berechnen kann oder auch nicht, je nach Aufwand.
Um zu sagen, ob 800,00 € ok. sind, müsste man eben den genauen Aufwand kennen.
Gruß
Manfred
Ich hörte mal, daß Hochzeitsfotografen diesen Tagessatz in etwa nehmen. Das hat dann aber eher einen ideellen Wert. Für eine kommerzielle Nutzung inkl. Rechtsabtretung an das Hotel scheint mir das allerdings etwas mau.. Nicht wegen der Mitarbeiterfotos, sondern insbesondere dann, wenn Bilder der Location auf Flyern, Prints, Webauftritt oder zu anderen kommerziellen Zwecken verwendet werden sollen.
6 years ago
"Der Aufwand beträgt auf jeden Fall nen ganzen Tag mit Setup."

Da denkst du falsch. Der Aufwand VOR ORT ist vllt ein Tag, aber du hast vorher sicher Arbeit mit Vorbereitung und hinterher sicher noch Arbeit zu Hause wenn du die Aufnahmen sichtest, bearbeitest etc ?
Dementsprechend solltest du dir überlegen, wie hoch dein Aufwand tatsächlich ist und danach einen Preis kalkulieren.
Und mein Vorredner hat schon recht, wenn du ALLES aus der Hand gibst zur komerziellen Nutzung, dann kostet das mehr...

Also überlege dir, wie viele Stunden du inkl. Vor- und Nachbereitung investierst und was du als "buy out" Bonus drauflegst, Liste das sauber auf und runde auf oder ab um einen Pauschalpreis zu erreichen.
6 years ago
Sachkosten ermitteln (objektiv)
Zeiteinsatz ermitteln (unter Berücksichtigung des unterstellten persönlichen Steuersatzes)
"rohe Kalkulation" erstellen
"weiche Faktoren" bedenken

"Weiche Faktoren" =

Ein Gerät kostet X € und wird nach Y Tagen ausgemustert. Daraus ergibt sich, wieviel € pro Arbeitsstunde bei Vollauslastung das Gerät an Kosten verursacht. ABER: wenn das Gerät dumm rumliegt, weil keine Aufträge da sind, amortisiert es sich gar nicht. Wenn also das Gerät betriebswirtschaftlich 5€ pro Stunde kostet, kann es sehr sinnvoll sein, damit 2,50€ pro Stunde zu erzielen statt 0,00€...

Dasselbe gilt für einen selbst. Ein Stundensatz von 200€ ist schön. Aber 50€ pro Stunde sind besser als 0€ pro Stunde.

Sehr vereinfacht - es gehört noch 'ne Menge mehr dazu - hat man damit seinen eigenen kalkulatorischen Preis auf der Angebotsseite ermittelt.

Aber die interessiert keine Sau auch nur einen Fliegenschiss.

Der Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage, und auf einem Markt, wo deutlich mehr Anbieter als Nachfrager unterwegs sind, ist die Nachfrageseite die wichtigere. Die entscheidet letztlich.

Also entweder sich ein Angebot machen lassen oder aber einzuschätzen versuchen, was der Kunde wohl zu zahlen bereit ist.

Du hast überhaupt nichts davon, wenn Du nach gründlicher Kalkulation sagst: Wenn ich einen Tag lang das und das leiste, dann muss ich dafür 1500€ netto plus USt berechnen. Wenn die Konkurrenz den Job für 1300€ macht, bist Du raus aus dem Geschäft.

Bei Fotos für ein Hotel ist die Frage der Einräumung von Nutzungsrechten übrigens völlig unsinnig. Das Hotel engagiert einen Fotografen, um Fotos zu machen. Das verursacht dem Fotografen einen gewissen Aufwand. Den will er bezahlt haben, damit seine Kosten gedeckt sind und ein ausreichender Überschuss als Verdienst bleibt.
Das Hotel will die Fotos nutzen, und weiß vermutlich im Moment der Auftragserteilung selber noch gar nicht, was da alles an möglichen Nutzungen in der Zukunft kommen mag.
Der Fotograf hat exakt dieselben Kosten, egal ob das Hotel die Fotos nur für drei Jahre für seine Website nutzen darf oder zeitlich unbegrenzt für alles und überall...
Es ist unsinnig, da den Umfang der Nutzungsrechte reinzukalkulieren. Das Hotel wird kaum jemals mit den Fotos selbst Geld verdienen, indem es sie unterlizensiert.
Kein Inneneinrichter, der das Hotel einrichtet, käme auf die Idee zu sagen: "Sie dürfen die Inneneinrichtung aber nur fünf Jahre lang nutzen!" oder "Wenn Sie mehr als 100.000 Gäste im Jahr haben, kostet das einen Aufschlag für das Nutzungsrecht an der Inneneinrichtung!"

Wenn Du Werbe/PR-Fotos für ein Hotel machst, dann lass Dich für Deine Arbeitsleistung bezahlen, nicht für die ideelle Leistung "Urheberrecht an den Fotos". Wird übrigens steuerlich genauso gesehen. Der USt-Satz für einen solchen Auftrag ist 19%, weil die Hauptleistung das Fotos machen ist, nicht die Einräumung von Nutzungsrechten. (Dann wären es 7%)
6 years ago
Nachtrag: "Fotos der Mitarbeiter"... Da ist die Nutzung seitens des Hotels sowieso weitgehend auf den Zeitraum beschränkt, den die Mitarbeiter im Hotel angestellt sind.
Die Wahrscheinlichkeit einer jahrzehntelangen Nutzung geht gegen Null, zumal die Leute nach spätestens 10 Jahren eh anders aussehen, selbst wenn sie immer noch auf ihrem Posten sitzen.

"Fotos der Mitarbeiter" - angesichts der hohen Fluktuation im Hotelgewerbe kann das schnell zu einem Dauerjob werden. Wenn man da einmal einen guten Job macht, mit einem guten Preis - und einer transparenten Preisgestaltung - dann besteht eine gute Chance, daß sobald das Personal an der Rezeption wechselt, ein Anruf kommt: "Wir bräuchten da mal wieder Fotos von zwei neuen Mitarbeitern..."

Das geht dann für den Fotografen auch schneller als beim ersten Mal, denn inzwischen kennt er ja die Location (falls vor Ort fotografiert wird), und weiß, wie groß der tatsächliche Aufwand im konkreten Fall ist.

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