TFP oder Pay? Oder doch eine fairere Vertragslösung? 116

5 years ago
@shoshin:
Gut, dann korrigiere ich: Ich arbeite in der Regel ohne schriftlich fixierten Vertrag. Alle glücklich damit?

Ja.
Denn genau das ist extrem wichtig. Es gibt enorm viele Leute, und gerade auch im Kontext "Fotograf-Model-Modelvertrag", die glauben, solange sie da nix schriftlich vereinbaren, hätte das alles keine bindende Wirkung.
Btw: Tom, wenn wir schon beim Korinthenk... sind: Marktregulierung ist kein Widerspruch für sich, das nur für Jünger einer abstrakten, neoliberalen Wirtschaftstheorie - einer Theorie unter diversen anderen.
Märkte sind auf Voraussetzungen angewiesen, zum Beispiel Eigentumsrechte, die sie selbst nicht erzeugen können. Märkte werden also durch Regulierung überhaupt erst geschaffen.

Das ist aber keine "Marktregulierung", das sind rechtliche Rahmenbedingungen.

"Marktregulierung" bezeichnen Volkswirtschaftler als Vorschriften, die Marktmechanismen außer Kraft setzen, indem z.B. Preise oder Leistungsumfänge vorgeschrieben werden.

"Du musst die Leistung, die Du bestellst, dem Leistenden bezahlen, wenn er sie erbracht hat!" ist eine rechtliche Rahmenbedingung.

"Du musst jedem die Leistung XY für Z Euro erbringen, und darfst einen Kunden nicht ablehnen!" ist Marktregulierung.

Märkte gibt es im übrigen auch dort, wo es gar keine Rechtsordnung gibt. Märkte gab es schon in der Steinzeit.
#101Report
5 years ago
Selbst der Neoliberalismus hat manchmal kein Problem mit Regularien, bspw. wenn es um die Verhinderung von Monopolen geht. Ein komplett freies Spiel der Kräfte führt leider letztlich nie zu (gesunder) Stabilität.

Verhinderung von Monopolen durch staatliche Eingriffe ist durchaus sinnvoll - hat aber nichts mit "Marktwirtschaft" zu tun.
In einer echten Marktwirtschaft bricht die Konkurrenz jeden Mißbrauch eines Monopols für die Erzielung überhöhter Preise o.ä. wieder auf.

Ich habe einen Supermarkt, der ist der einzige in der 15.000 Einwohner-Stadt. Das ist ein (zumindest relatives) Monopol. Jetzt könnte ich - nein, jetzt kann ich sogar! - für das Kilo Kartoffeln 20 Euro verlangen.

Darf ich. Doch, darf ich.

Wird aber in einer echten Marktwirtschaft nicht funktionieren. Denn wenn ich das mache, kommt morgen der Kartoffel-Mann vom Wochenmarkt der Nachbarstadt mit seinem Auto und bietet den Leuten das Kilo Kartoffeln für 1,50 Euro an. (Kleiner Aufschlag, für die Fahrtkosten.) Und in einem Jahr hat die Konkurrenz einen zweiten Supermarkt gebaut.

In einer echten Marktwirtschaft.

In einer regulierten Marktwirtschaft kann es passieren, daß die Leute die nächsten 30 Jahre 20 Euro für das Kilo Kartoffeln bezahlen oder zum Einkaufen 30km in die nächste Stadt fahren müssen.
Weil nämlich der Verkauf von Kartoffeln vom LKW aus verboten ist, um den örtlichen Einzelhandel (mich!) vor Konkurrenz zu schützen, und weil der Bau eines zweiten Supermarktes im Stadtgebiet und 30km drumherum nicht genehmigt wird, weil sonst ja der örtliche Einzelhandel beeinträchtigt würde...

Man kann in Deutschland nämlich durchaus nicht überall dort, wo man ein Grundstück findet, das für den Bau eines Supermarktes geeignet ist, einen Supermarkt bauen, um so den Marktkräften zur Entfaltung zu verhelfen.
Supermärkte mit mehr als 1500m² Verkaufsfläche unterliegen besonderen Genehmigungsvorbehalten, weil die Landesregierungen zu steuern versuchen, wo wieviel Verkaufsfläche sein darf, und was dort verkauft werden darf. Und so darf der Supermarkt am Stadtrand dann z.B. kein "innenstadt-relevantes Sortiment" haben. Etc.pp.*

Wenn eines Tages mal in Deutschland die Marktwirtschaft eingeführt würde, dann sterben 50 Prozent aller sogenannten "Unternehmer" binnen drei Monaten am Stressinfarkt.
Weil sie damit niemals umzugehen gelernt haben...
Aber... war das hier nicht eigentlich ein Fotoforum? ;-)

Ja. Eben.
Denn wir reden ja gerade über "TfP" und "Model-Honorare" und den Markt, der aus Fotografen und Models (und Visas, und Locations, etc.) besteht.

Wir reden hier über: Marktmechanismen.

______________________________

*) Besonders geil, und wirklich mal erlebt, in meiner Heimatstadt:

Zunächst betreibt die Stadtpolitik massiv und mit großem Aufwand die Verkehrsberuhigung der Innenstadt.
Dort gibt es einen mittelgroßen Elektro-Fachmarkt. (Wie ein kleiner Media-Markt, von der Größe her.)
Der verzeichnet durch die Verkehrsberuhigung deutliche Umsatzeinbußen - logisch, wer möchte schon die Mikrowelle oder gar die neue Waschmaschine 300 bis 500 Meter weit zum Parkplatz schleppen...?

Also zieht der Elektro-Fachmarkt aus der Innenstadt an den Rand der Innenstadt. Er verlässt die verkehrsberuhigte Zone und geht auf ein Grundstück, wo er genug Parkplätze anbieten kann.

Nun klafft in der Innenstadt eine arge Lücke. Ein leeres großes Gebäude.

Die Stadtpolitik stellt fest: "Unsere Innenstadt verödet!" Denn auch einige andere kleine Läden machen dicht bzw. ziehen um - die "Ankerwirkung" des Elektro-Fachmarktes fehlt ihnen.

Und die Stadtpolitiker (aller Parteien übrigens) toben und schimpfen in der Lokalpresse: "Der böse Elektro-Fachmarkt hat mit seinem Umzug unsere Innenstadt kaputt gemacht!!!"

Hallo? Wer wollte denn, daß keine Autos mehr in die Innenstadt fahren? Nun habt Ihr das, und jetzt isses auch wieder nicht recht...

Schwachköpfe.
#102Report
5 years ago
Lieber Thomas,

auf welchen historischen Quellen beruht Dein Wissen von Märkten in der Steinzeit? Oder bleibst Du theoretisch maximal abstrakt und bezeichnest das bloße Zusammentreffen zweier Personen, die eine Ware austauschen, als Markt? Und was ist, wenn der eine eine große Keule hat und der andere keine? Spricht man dann noch von Preisbildung?

Marktregulierung ist übrigens nicht zwangsläufig ein außer Kraft setzen von Marktmechanismen, sondern Beeinflussung des Marktverhaltens. Und wenn wir schon von ordnungsbildenden Mechanismen sprechen:

Der "perfekte Markt" den die Theorie annimmt, hat nie existiert und wird nie existieren, da es keine Mechanismen in "Reinform" gibt. Märkte sind immer sozial eingebettet in andere gesellschaftliche Ordnungsformen, wie Hierarchien, Gemeinschaften, Netzwerke, die sich alle gegenseitig überlagern und beeinflussen.

Aber den Streit führen andere seit Jahren auf wissenschaftlicher Ebene, kein Grund das hier im Forum fortzuführen, zumal es auch keine Relevanz für das Thema Fotografie hat.
#103Report
5 years ago
auf welchen historischen Quellen beruht Dein Wissen von Märkten in der Steinzeit?

Auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie Märkte funktionieren.
Die funktionieren immer nach den gleichen Prinzipien. So wie auch in der Steinzeit schon die Schwerkraft und andere Naturgesetze wirkten. Und nicht erst seit der Neuzeit.
Oder bleibst Du theoretisch maximal abstrakt und bezeichnest das bloße Zusammentreffen zweier Personen, die eine Ware austauschen, als Markt?

Genau da entsteht ein Markt. Hast Du gut erkannt.
Marktregulierung ist übrigens nicht zwangsläufig ein außer Kraft setzen von Marktmechanismen, sondern Beeinflussung des Marktverhaltens.

Eben. Von außen. Nicht durch die Marktteilnehmer. Und das nennt man auch "Planwirtschaft".
Der "perfekte Markt" den die Theorie annimmt, hat nie existiert und wird nie existieren, da es keine Mechanismen in "Reinform" gibt.

Hat auch keiner behauptet, und ist auch nicht nötig.

Der "perfekte Markt" ist der Markt, der schnell genug funktionieren kann, weil keiner gegen die Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage reguliert. Auf einem perfekten Markt kann es Monopole und Oligopole geben. Nur eben immer nur für sehr kurze Zeit.

Auch damit ist er aber immer noch ein viel besserer Markt als jeder regulierte Markt.

Die übelsten Monopole gibt es bekanntlich übrigens im Sozialismus. Nicht in der Marktwirtschaft.
#104Report
5 years ago
Tom... ursächlich für die ganze Marktregulierungsdiskussion war das Statement, dass sich am derzeit wohl mehrheitlich üblichen Ablauf von PAY-Shootings nichts ändern würde, sollte eine handvoll Fotografen beschließen, künftig keine Bilder mehr rauszurücken.

Kannst du dir bei einer derart simplen und mit hoher Wahrscheinlichkeit zutreffenden Annahme des gesunden Menschenverstands nicht einfach ein kurzes, zustimmendes Nicken abringen? So quasi aus reinem Pragmatismus? Als kleines Signal, dass du die eigentliche Botschaft verstanden hast? Uns zuliebe? Komm, versuch's mal. Tut auch nicht weh - versprochen! :-)))
#105Report
5 years ago
Tom... wie auch in den anderen Forenthreads ... solange du es nicht lernst, dich "kurz und knapp" auszudrücken, werde ich deine Beiträge nicht lesen! Egal wie gut, korrekt, toll oder kreativ sie sind. Ich kriege als deine Meinung überhaupt nicht mit. Eigentlich schade oder?
#106Report
5 years ago
Da ich auf den Sedcards sehr wenig Babybauch-Fotos sehe, aber immer wieder tfp angefragt ist, wollte ich mal
nachfragen ob die Fotografen hier sowas schonmal gemacht haben, und warum sie das dann nicht auf ihre Sedcard gepackt haben? Ich selber bin völlig neu in der Thematik und bräuchte mal ein paar Referenzbilder.
Meistens sind das Pay-Models die theoretisch auch gut posen können, und nur diese bilder auf tfp anbieten.
Muss ich da was beachten? (heisse Handtücher bereithalten?). Sind solche bilder dann eine Bereicherung meiner Sedcard, oder eher nicht?!
#107Report
5 years ago
@foto300
Oh ja, habe ich schon gemacht. Allerdings auf pay-Basis (zu meinen Gunsten) und habe deswegen die Bildrechte nicht und damit keine Referenzbilder zur Verfügung.

Beachten, nun ja, gehe auf die Wünsche der werdenden Mutter ein. Lass sie selber agieren und greife nur mit feinen Regieanweisungen korrigierend ein. Zwinge sie nicht in verrückte Posen, dränge ihr keine fixen Ideen von Dir auf. Die Damen wissen ganz gut zu was sie (noch) fähig sind und haben von Badetüchern bis zu Körpercremes in der Regel alles mit dabei. Denn sie schleppen ja ihren Bauch dauernd mit und sind sich allfällige Beschwerden gewöhnt. Eine werdende Mutter ist zudem meist nicht mehr so belastbar, stundenlanges posieren geht nicht mehr, Pausenwünsche der Dame respektieren.

Wenn Du outdoor arbeitest ist ein Faltstuhl aus dem Campingbedarf nicht schlecht damit sie sich mal hinsetzen können und allenfalls auch ein Schattenspender. Zur Not tuts auch der Durchlichtschirm ;-)

Toll finde ich wenn der werdende Papi als BP mitkommt. Der kann dann das Gepäck seiner Liebsten schleppen. Und mit nur wenig Überzeugungsarbeit bringst Du ihn dann auch dazu aktiv mitzuwirken was oft tolle Paarbilder gibt. In der Regel sind das ja junge und verliebte Leute die unkompliziert sind und die werdenden Papis ja auch stolz auf den kommenden Nachwuchs.

Ob's eine Bereicherung für Dich ist musst Du entscheiden. Ich lerne bei jedem Shoot wieder was Neues dazu und schätze auch die zwischenmenschlichen Kontakte sehr. Somit sind auch sie eine Bereicherung für mich.
#108Report
5 years ago
und welchen Pay-Betrag hattest du aufgerufen?
#109Report
5 years ago
Kannst Du für Dich nur bedingt als Referenz nehmen da CH-Preisniveau, aber ich kalkuliere zur Zeit für On location-Shoots mit CHF 200 für die erste Stunde des Shoot, CHF 100 für jede weitere Stunde des Shoot, CHF 50 je Stunde Reisezeit sowie CHF 1 je Km. Dafür erhält der Kunde alle technisch guten Bilder in Schnitt und Belichtung optimiert.

Da es für mich nur Hobby ist reichen diese Preise zur Schadensminimierung aus, müsste ich davon leben müsste ich höher rein.
#110Report
5 years ago
Also ich als "Hobbymodel" (mehr bin ich einfach nicht) mache sehr viel auf TFP. Beide bekommen Bilder und jeder ist zufrieden. Natürlich bin ich dankbar wenn mir jemand die Fahrtkosten übernimmt, aber rein auf Pay möchte ich nicht "Arbeiten". Dafür (finde ich persöhnlich) bin ich zu schlecht. "Nein" würde ich natürlich trotzdem nicht sagen, freu mich über etwas Taschengeld. Aber trotzdem bleibt es ein Hobby, mit Bildern von mir.
#111Report
5 years ago
@liz872: du bist alleine vom BMI mit 34kg Gewicht nicht als professionelles Model geeignet.
#112Report
5 years ago
So wichtig wie der BMI für Catwalk Models auf Fashion Shows ist,
so gibt es noch weitaus mehr Bereiche des professionellen Modelings
in denen der BMI sehr variabel ist und andere Kriterien ausschlag-
gebend sind.
Hauptsache der Kunde fühlt sich angesprochen.
#113Report
[gone] User_184280
5 years ago
Dafür (finde ich persöhnlich) bin ich zu schlecht.

Das wäre kein Hinderungsgrund ;) (wenn es stimmt). Aber Pay hat den Nachteil, dass es aus einem Hobby etwas "Gewerbliches" macht und die Erwartungen der Fotografen andere sind.
#114Report
5 years ago
@Liz
Ich finde es ja immer wieder spannend die SC von Models anzukucken. Du schreibst hier im Thread

... aber rein auf Pay möchte ich nicht "Arbeiten". Dafür (finde ich persöhnlich) bin ich zu schlecht. "Nein" würde ich natürlich trotzdem nicht sagen...

Und auf Deiner SC (welche Du ja auch erst diese Woche erstellt hast) schreibst Du dagegen

... Da ich sehr viel Arbeite sind Payshootings bevorzugt...

Oder hast Du gar Lust mich als Fotografen für einen Shoot zu bezahlen? ich mache Dir gerne ein entspechendes Angebot! Denn diese Option hast Du bei Deinen Shootingvorgaben auch aktiviert...

Darf ich fragen was Du denn nun wirklich bevorzugst? Und wieso verlangst Du gemäss Deiner SC Kohle für Shoots wenn Du Dich gem Deiner Aussage im Forum zu schlecht dafür fühlst? Liegt es daran, dass Du mit Deinen 34 Kg Körpergewicht bei 168 cm Körpergrösse magersüchtig bist? Oder daran, dass Du massiv übergewichtig sein könntest da Du auf Deiner SC schreibst, dass Du keine 90-60-90- Masse hast? Und Deine Fotos den Eindruck eines perfekt proportionierten Körpers erwecken.?

Oder liegt es daran, dass Deine SC den Eindruck eines Fakes erwecken könnte?

???
#115Report
Echt interessant, wie da jeder seine Meinung dazu hat, und diese auch dementsprechend vertritt.
Kann beide Seite aus deren jeweiligen Sicht verstehen.

Mir persönlich / geschäftlich, wäre es natürlich grundsätzlich am LIEBSTEN, wenn es gar keine TFP Shoots geben würde, lach. Aber ich denke dies ist ja auch verständlich. Denke diese Meinung hat noch gefehlt... Nun wünsche ich / wir EUCH ALLEN einen schönen dritten Advent!
#116Report

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