Semiprofi 13

5 years ago
Ein Amateur, früher auch Dilettant genannt, ist ein Nichtfachmann. Eine Person, die die Tätigkeit als Hobby, als Liebhaberei ausführt.
Ein Profi hingegen ist jemand, der die Tätigkeit zum Lebenserhalt ausführt. Offensichtlich jemand, der mehr Einnahmen aus der Tätigkeit als Ausgaben für selbige Tätigkeit hat (Querfinanzierung mal nicht betrachtet).
Mit Qualität hat das vordergründig nix zu tun. Wohl wird jemand, der (vermeintlich) zu geringe Qualität abliefert, als Profi scheitern. Ebenso muss jemand, der außerordentliche Qualität liefert, diese nicht zwangsläufig in Geld umwandeln wollen.
Soweit klar. Oder doch nicht?

Was aber ist ein Semiprofi?! Nach obiger Definition passt er in keine der beiden Kategorien, und eine Zwischenstufe ist per se ausgeschlossen.
Muss das, was euphemistisch als Semiprofi bezeichnet wird, besser als Schwarzarbeit bezeichnet werden? Oder ist es in Anlehnung an den Heiratsschwindler schlicht ein Betrüger? Hmm …
5 years ago
Ein Amateur, früher auch Dilettant genannt, ist ein Nichtfachmann.

Nein.
Ein Amateur ist, wie das Wort schon sagt, ein Liebhaber. Kommt aus dem Lateinischen, von amator = Liebhaber. Ein Amateur kann ein absoluter Fachmann sein - ich z.B. behaupte ohne rot zu werden von mir, daß ich zu den führenden ~ 25 Fachleuten für amerikanische Marinegeschichte in Deutschland gehöre. Das ist aber keine berufliche Tätigkeit, sondern eine 100prozentige Leidenschaft. Da bin ich ein höchstqualifizierter Amateur... Frag mich nach dem Bauprogramm für Ruder-Kanonenboote der US Navy während der Präsidentschaft von Thomas Jefferson (1801-1809), und ich halte Dir aus dem Stegreif einen zweistündigen Vortrag hinsichtlich Technik und taktischem und strategischem Hintergrund...

Ein Dilettant ist ebenfalls ein Liebhaber (kommt von italienisch dilettante, Partizip Präsens aus dilettarsi, von lateinisch delectari "sich erfreuen", "sich ergötzen").
Heute wird im Deutschen das Fremdword "Dilettant" allerdings mehr in der Bedeutung "Nichtkönner", "Stümper" u.ä. verwendet.

Ein Profi hingegen ist jemand, der die Tätigkeit zum Lebenserhalt ausführt. Offensichtlich jemand, der mehr Einnahmen aus der Tätigkeit als Ausgaben für selbige Tätigkeit hat (Querfinanzierung mal nicht betrachtet).

Ein "Profi" übt eine Tätigkeit "professionell" aus, also als "Profession", als Beruf. Das bedeutet nicht zwingend, daß man damit netto unterm Strich Geld verdient, auch ein Selbständiger, der Verluste macht, ist ein Profi. Profi ist auch ein Angestellter, bei dem es gar keine Gewinn- und Verlustrechnung gibt, der bekommt schlicht ein Gehalt.
Last but not least können Profis auch "pro bono", also für lau arbeiten.
Mit Qualität hat das vordergründig nix zu tun.

Vordergründig nicht, und hintergründig auch nicht. Jedenfalls nicht zwingend - es gibt Profis, die eine fürchterlich schlechte Arbeit abliefern. Spontan fallen mir da gerade Martin Winterkorn, Hartmut Mehdorn und Josef Ackermann an, ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet die...
Wohl wird jemand, der (vermeintlich) zu geringe Qualität abliefert, als Profi scheitern.

Siehe oben. Man kann mit Null-Qualität sogar zweistellige Millionengehälter verdienen...
Ebenso muss jemand, der außerordentliche Qualität liefert, diese nicht zwangsläufig in Geld umwandeln wollen.
Soweit klar. Oder doch nicht?

Das ist vollkommen richtig.
Was aber ist ein Semiprofi?!

Sprachlich korrekt: ein "Halb-Profi".
Verstanden wird es als: verdient Geld mit der Profession, aber nicht nur mit dieser, bzw. nicht genug, um davon leben zu können.
Wobei lustigerweise manche "Semi-Profis" mehr Geld mit einer Profession verdienen als manche "Voll-Profis" mit derselben Profession.
Nach obiger Definition passt er in keine der beiden Kategorien, und eine Zwischenstufe ist per se ausgeschlossen.

Wieso sollte eine Zwischenstufe denn ausgeschlossen sein? Siehe oben...
Muss das, was euphemistisch als Semiprofi bezeichnet wird, besser als Schwarzarbeit bezeichnet werden?

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Auch ein Vollprofi könnte als Schwarzarbeiter unterwegs sein. Und bei weitem nicht jeder Semi-Profi ist Schwarzarbeiter.
[gone] Charisma1962
5 years ago
Das sind die Momente, wo ich dich gerne lese. Auch wenn ich nichts Neues gelernt habe, fühlt sich diese saubere Differenzierung einfach gut an.
5 years ago
Ja, das ist eine gute Klärung, Tom.
5 years ago
Wo ist eigentlich der Initialbeitrag? Ich verstehe bei immer mehr Beiträgen immer weniger, worum es geht.
Geht es anderen auch so?
[gone] User_160695
5 years ago
@MAINpics
ich muß dir Recht geben.
Viele der hier eröffneten Beiträge dienen vermutlich nur der Selbstdarstellung.
Sind in meinen Augen total unnütz.
Vermutlich gibt es neben dem Sommerloch eine Art Winterlangeweile.
[gone] Charisma1962
5 years ago
Man muss sich ja nicht daran beteiligen :)

Ich finde es schön, wenn Menschen miteinander sprechen - auch virtuell. Viele lesen schweigend mit und nehmen aus den Diskussionen etwas für sich mit, gerade WEIL es eben aus der Distanz ist.

Meckern ist nie konstruktiv.
5 years ago
Ein mehr als gelungener Beitrag von Tom. Wirklich!
Lob wem Lob gebührt.
Tom ist eh ein sehr gebildeter Mensch.
Eh seine Ansichten in Sachen Fotografie. Da bin ich mir wirklich nicht sicher ob er mit seiner Argumentation tatsächlich all zu oft richtig liegt.
Schwamm drüber.

Allen Leserinnen und Lesern hier Frohe Weihnachten.
[gone] User_6449
5 years ago
"Semiprofi" wird oft nicht nur allein in finanzieller Art gesehen (als ein
teilweiser Gelderwerb / halbberuflich), sondern auch als besonderes
Qualitätsmerkmal für die produzierten Fotos und die verwendete Technik.

Nach dem Motto: "Ich habe eine Fotoausrüstung im oberen Preissegment
und meine Bilder sind halbwegs brauchbar, daher bin ich fast schon ein
Profi = Semiprofi."
5 years ago
"Semiprofi" wird oft nicht nur allein in finanzieller Art gesehen (als ein
teilweiser Gelderwerb / halbberuflich), sondern auch als besonderes
Qualitätsmerkmal für die produzierten Fotos und die verwendete Technik.

Nach dem Motto: "Ich habe eine Fotoausrüstung im oberen Preissegment
und meine Bilder sind halbwegs brauchbar, daher bin ich fast schon ein
Profi = Semiprofi."

Das wird sicher oft so gesehen - wobei es m.E. eine schiefe Sicht der Dinge ist. Was macht man denn mit einem reinen Fotoamateur, der sich zwei D5 und einen Objektivpark für 25.000 Euro leistet? Und eine schöne Blitzanlage...
Wird der dann als "Voll-Profi" gesehen, weil sein Equipment noch professioneller ist als das des "Semi-Profis"?
Es ist wie immer bei solchen Begriffsdefinitionen: eine einigermaßen sprachlich und logisch saubere Definition ist ebenso wichtig wie ein möglichst breiter Konsens über die Definition.

Und da finde ich die Definition "Semi-Profi = verdient irgendwie auch Geld mit der Fotografie" und "Voll-Profi = lebt irgendwie von der Fotografie" vielleicht sogar am sinnvollsten.

Mal abgesehen von der Frage, wo die Definition überhaupt wirklich wichtig ist...
Einen "Semi-Profi" könnte man doch auch als jemandem sehen, der professionell (im Sinne von qualitativ hochwertig) arbeitet, aber aus Dilletantismus (im Sinne von Liebhaberei) und nicht, um mit seiner Arbeit Geld zu verdienen.
5 years ago
Die Erläuterung an Hand der Wortherkunft ist nachvollziehbar. Auch glaube ich, dass ein Amateur mit viel Fachwissen ausgestattet sein KANN – dennoch ist es eher die Ausnahme. Oder woher kommt der spöttisch-abwertende Vergleich, wenn mal etwas nicht wie erwartet ausgegangen ist?! Wie auch immer, ich habe es Toms guten Beispiel folgend gleich mal bei verdienen versucht. Nur ist mir der Zusammenhang von »dienen« und »zweistellige Millionengehälter« nicht aufgegangen.

Den Semiprofi sollte man also korrekterweise als Halb-Profi bezeichnen?
Und wie ist das dann bei anderen Berufen? Bei Halb-Jurist, Semi-Polizist oder Halb-Arzt wird mir dann doch ein wenig bange. Ach, derartige Zwischenstufen gibt es bei richtigen Berufen gar nicht? Dann hat aber sowohl der Halbprofi wie auch der Semiprofi einen faden Geschmack; das klingt ja dann schon fast wie eine Beleidigung.

Da werde ich in Zukunft etwas behutsamer sein und vorsichtshalber Semiprofi aus meinem Wortschatz streichen. Danke.
5 years ago
Wie man wieder mal erkennt wurde ne Frage gestellt, worauf der TO eigentlich keine Antwort haben mag.
War eigentlich einfach zu erkennen.
Schwerer wird es bei der Klassifizierung.....Voll-Troll oder Semi-Troll ?

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