Tipps für Bildkomposition 31

[gone] User_576763
4 years ago
hallo, ich bin zur Fotografie gekommen, weil mich Fotos mit Atmosphäre/Emotionen/besonderen Momenten faszinieren. Aktuell versuche ich mich in diesen Bereich einzuarbeiten und bin mit meinen Anfänger- Fortschritten recht zufrieden.
Oft begegne ich aber dem Problem- der Bildkomposition, wo ich mich regelmäßig überfordert und hilflos fühle- weil mir (hoffentlich momentan) das natürliche Gefühl dafür fehlt - das Model so zu positionieren- dass das Foto einfach gut wird.

Habt ihr Tipps was euch geholfen hat, bzw. wo ich gute konstruktive Anregungen und Anleitungen finde?
Englisch/Deutsch ist mir alles recht
4 years ago
Momente... da fühle ich mich irgendwie angesprochen... ^^
Eine Anleitung, ... habe ich dir allerdings nicht, lediglich ein ganz persönliche Meinung. ;-)

M.E. hast du zwei "Anforderungen", die nur bedingt unter einen Hut passen: Bilder komponieren und Momente einfangen. Ich für meinen Teil jedenfalls trenne das komplett:

In der Vorbereitung kann ich "komponieren": Outfits, Location, Tageszeit, Wetter, .... Und Vorort kann ich mir aktiv Gedanken machen, BEVOR ich zu fotografieren anfange: welcher Bildausschnitt / Hintergrund taugt, wo ungefähr muss das Model stehen, ...? Und vor allem: Licht, Licht, Licht! Woher kommt es, wie "hart" ist es, was für Kontraste ergeben sich, störende Schatten, u.s.w.u.s.f.? (Keine Ahnung, warum das so viele Fotografen Null zu interessieren scheint. Dabei wäre es so wichtig!)

Damit ist dann aber der Rahmen gesteckt... und ich muss loslassen! Ab da muss es egal sein, ob das Model jetzt im goldenen Schnitt steht oder in einem Bilddrittel, ob irgendeine führende Linie jetzt genau hierhin oder dorthin zeigt, ob die Hand jetzt so oder Kopf anders gehalten wird... oder was auch immer man sonst noch an "Detailfetischismus" an den Tag legen kann.

Wenn du das Fotografische / Gestalterische zu dem Zeitpunkt nicht "laufen lässt" und dich nicht stattdessen ganz auf die zwischenmenschliche Interaktion mit dem Menschen vor deiner Kamera einlässt bzw. auf euer beider Gefühl vertraust, entstehen auch keine "Momente", die du fotografieren könntest.

Ach, und in der Nachbereitung kannst du dann wieder mit dem Kopf an die Sache gehen und es wieder - ein Stück weit - mit irgendwelchen "Regeln" versuchen... ;-)
4 years ago
Ich würde da mal schlicht im Netz suchen ... da findest du leicht Seiten wie diese:
https://lernen.zoner.de/grundregeln-der-komposition/

Oder in die Buchhandlung gehen ... da lässt sich z.B. folgendes finden:
Manfred Herrmann, Fototutorials klein aber fein / Bildgestaltung

Oder du gehst ins Antiquariat in deiner Nähe ... Bildkomposition ist ja kein Thema, das es erst seit gestern gibt. Da kann dir sicherlich auch ein 25 Jahre altes Buch für 5 Euro gute erste Impulse geben.
4 years ago
Ich sehe es nicht ganz so wie moments.
Vielleicht startest Du zunächst mit einem groben Konzept , das Genre (Portrait, Mode, Straße, Beauty, etc), Lokation / Studio, Beteiligte, Accessoires, Zielsetzung festlegt.

Danach versuchst Du diese Bausteine oder auch Puzzle mit Deiner schöpferischen Freiheit zusammenzubringen. Zunächst theoretisch und dann später auch bei der Umsetzung. Sämtliche Gestaltungsregeln sollten dabei eher schon automatisiert sein, damit Du kreativ werden kannst, und vor allem ausdruckstarke Bilder erstellen kannst. Denn vieles oder zumindest einiges was Du Dir im Konzept vorgestellt hast, änderst Du an Ort und Stelle. Wenn Du fotografierst, musst Du ganz auf das Modell eingehen können. Alles andere im Kopf verdrängt den Raum und die Konzentration auf die entscheidenden Momente.

Für diese reinen Gestaltungsregeln gibt es Bücher und Tutorials wie Sand am Meer. Der eine mag weissen Sand, der andere lieber Schwarzen...Die Gestaltungsregeln machen aber nicht das besondere Foto, sondern das Gesamtwerk aus allen Disziplinen und Komponenten.
4 years ago
Habt ihr Tipps was euch geholfen hat, bzw. wo ich gute konstruktive Anregungen und Anleitungen finde?

Ich hatte das Glück, daß ich als ich so ab dem Alter von 14 mit der ersten SLR und der eigenen Dunkelkammer ernsthaft zu fotografieren begann, auf ein paar Regalmeter Fotobücher (inkl. dem legendären Dr.Croy) zurückgreifen konnte.
Viel interessanter und lehrreicher fand ich aber damals die diversen Fotozeitschriften (Foto-Magazin, ColorFoto u.ä.), die ich verschlungen habe.

Der Knackpunkt ist dabei letztlich folgender (und deshalb kann man das im Prinzip heute immer noch so machen):

* man muss sich intensiv und gründlich damit beschäftigen, was einem kluge Leute als "Gestaltungsregeln" zeigen und erklären
* man muss sich Fotos, Fotos, Fotos und nochmal viele Fotos angucken, gute Fotos, schlechte Fotos, und muss über verstandesmäßige Analyse oder Gefühl oder am besten beides erkennen, warum man manche Fotos gut findet, und andere weniger
* man muss diese Vermutungen, Ahnungen, Erkenntnisse in der Praxis ausprobieren. Das geht heute mit der Digitalfotografie viel preiswerter als in der Zeit, in der man teuer Filme kaufen musste für diesen Zweck.

Geh auf Amazon und such Dir ein paar Bücher - es ist ehrlich gesagt ziemlich egal welche. Es geht "nur" darum, sich mit Gestaltungsregeln auseinanderzusetzen.

Wenn es die Gelegenheit gibt, zeige Deine Fotos guten Fotografen, und höre Dir an, was sie dazu zu sagen haben. Ich hatte eines der erhellendsten Erlebnisse in dieser Hinsicht, als ich 1977 bei einer kleinen Hamburger Pressebild-Agentur ("Conti-Press") ein Volontariat machte (der Laden lebte von den Volontären), und ein gerade mal 8 Jahre älterer, aber erfahrener und guter Fotograf sich einen Stapel Vergrößerungen unserer Fotos nahm, und einen dicken schwarzen Filzstift dazu, und dann auf den Fotos die "Löcher" angekringelt hat...

Die "Löcher"? "Löcher" sind Stellen im Bild, wo nichts ist, dieses nichts aber keinen gestalterischen Wert hat. Das passiert ganz schnell bei Fotos von Personengruppen, die man nur begrenzt arrangieren kann, weil man eben Reportagefotos macht.

Das habe ich mir zu Herzen genommen, aber ganz bewusst dagegen angearbeitet, und plötzlich fand ich meine Fotos besser - weil mich genau das vorher manches mal gestört hatte, ohne daß ich es so benennen konnte.

Das ist nur ein Punkt, aber es ist ein ganz wichtiger Punkt bei der Gestaltung. Gute Gestaltung bedeutet nicht, daß man sich sklavisch an Regeln hält. Man kann super gut gestaltete Fotos machen, indem man sämtliche Gestaltungsregeln verletzt.

Außer der einen, daß in einem Bild keine Bildkomponente sein sollte, die keinen inhaltlichen oder gestalterischen Zweck verfolgt. Alles, das im Bild ist, muss deshalb an seinem Platz sein, weil der Fotograf es bewusst dort plaziert hat - oder weil er, auch das passiert, hinterher erkannt hat: Wow! Ist zwar Zufall, aber das sitzt alles perfekt!

Es gibt z.B. für Portraitfotos eine gute und sinnvolle Gestaltungsregel: die Person soll ins Bild hineingucken, nicht aus dem Bild hinaus.

Das ist zweifellos richtig, aber... probier mal aus, bei einem Portrait die Person aus dem Bild herausgucken zu lassen. Gegen den Bildrand gucken zu lassen. Das kann die Aussage des Bildes völlig verändern. Ist ersteres (Portrait nach klassischen Regeln) im guten Fall ein gutes Portraitfoto eines Menschen, nicht mehr, nicht weniger, so kann letzteres Enge, Bedrängung, Versperrheit, Ausweglosigkeit vermitteln.

Mein Lieblingsbeispiel ist immer wieder: in einer Zeitung lässt man Personen ins Bild gucken, und darüber in die Seite, man druckt Portraits üblicherweise Hochformat, und man beschneidet üblicherweise auf Kopf und Anschnitt Oberkörper.

Und jetzt stell Dir das Foto eines hochrangigen Politikers vor: ein Querformat, der Politik von Kopf bis Fuß am Bildrand, der Rest des Bildes "leer", der Politiker guckt aus dem Bild heraus, nicht ins Bild heraus, und das ganze wird 6spaltig quer über die ganze Zeitungsseite gedruckt, wo der Politiker wiederum aus der Seite heraus guckt...

Der Leser wirft einen Blick auf das Bild auf der Seite, und denkt: "Scheiße - wir haben einen schwere Regierungskrise!"

Vielleicht verstehst Du, was ich meine. (Abstraktionsvermögen ist die unerlässliche Grundlage jeder guten Bildgestaltung...)
4 years ago


Nimm Dir mal dieses Bild von Deiner SC - übrigens gar nicht so schlecht - und probiere verschiedene Beschnitte. Du könntest das untere linke Viertel nehmen, Hochformat, und hättest ein nettes Portrait. Bißchen Gegenlicht, hübscher Blick zum Betrachter.

Wenn Du das machst, solltest Du nicht zu eng rechts beschneiden, im Zweifel und bei Bedarf eher links. Sonst würde es "gequetscht" wirken, aber nicht "eingezwängt". ("Eingezwängt" könnte gut sein - wenn man darauf hinaus will.)

Wenn Du Dir vorstellst, Du würdest dieses Bild als Querformat machen... einfach mal die obere Hälfte abschneiden. Würde auch funktionieren, für mein Empfinden sogar besser als ein Hochformat-Ausschnitt wie oben beschrieben.

Wenn Du Dir jetzt vorstellst, Du hättest a) ein Querformat und hättest sie b) nach rechts gesetzt, so daß sie aus dem Bild rausguckt, und links neben ihr, also in ihrem Rücken quasi viel freier Raum ist...

... dann würde das meines Empfindens nach besser funktionieren, wenn sie den Kopf etwas hebt, etwas mehr nach oben guckt. Sie müsste dann auch nicht unbedingt mehr Augenkontakt zum Betrachter haben. Sie könnte dann dem Betrachter auch sozusagen über die Schulter gucken, auf etwas Imaginäres, das sich rechts hinter dem Betrachter befindet.

ACHTUNG: das Thumbnail ist quadratisch beschnitten! Was ich sage, bezieht sich auf das ganze, hochformatige Bild!! Das bitte als ganzes angucken, nicht nur das MK-Thumbnail!

(PS: ein Kommentar auf Deiner SC unter einem Bild.)
[gone] User_576763
4 years ago
danke für die wertvollen und sehr hilfreichen Kommentare. Regen sehr an und helfen sich mit eigener Arbeit und Schwächen/Baustellen auseinanderzusetzen
4 years ago
Ich habe noch einen Ratschlag, wie ich versuche zu lernen. Vielleicht hilft dir das auch. Ich versuche Bilder zu analysieren, die mir gefallen. Und ich hinterfrage, warum sie mir gefallen. Diese Analyse ist ein wichtiger Schritt. Auch anders herum. Schau dir Bilder von anderen Fotografen an und frage dich, warum dir das eine oder andere Bild nicht gefällt und analysiere für dich selber, was man in dem Bild anders machen müsste, damit es dir besser gefällt.
Mir hilft dieses Vorgehen und ich mach das immer nebenbei, wenn ich z.B. auf dem Weg zur Arbeit Werbung und Plakate mit Personen sehe, oder halt auch hier in der MK Bilder betrachte.
Viel Erfolg weiterhin.
4 years ago
da muss ich @frank in allen punkten recht geben ... beste variante

ich persönlich schraube gern an bildern, aber diese nur im studio ... also nicht onlocation^^
4 years ago
Ich pflichte Frank und Neo auch bei. Viel viel viel Bilder gucken. Aufmerksam hingucken und nicht zu flüchtig.
4 years ago
Ich versuche Bilder zu analysieren, die mir gefallen. Und ich hinterfrage, warum sie mir gefallen. Diese Analyse ist ein wichtiger Schritt. Auch anders herum. Schau dir Bilder von anderen Fotografen an und frage dich, warum dir das eine oder andere Bild nicht gefällt und analysiere für dich selber, was man in dem Bild anders machen müsste, damit es dir besser gefällt.

Genau so.
Tom Rohwer hat gut erklärt wie man an der Bildgestaltung arbeiten kann.
Ich hätte nur den Hinweis für die Technikaffinen unter euch.
Wenn mich ein Anfänger fragt, welche Kamera, welches Objektiv als Erstausstattung, dann rate ich zu einer x-beliebigen DSLR mit einer 50mm/f 1,8 Festbrennweite (auf Kleinblid), denn die Blende ist der wirklich einzige Unterschied zur restlichen bildenden Kunst. Außerdem vertut man nicht die Zeit zu überlegen welches Objektiv man braucht usw... Man konzentriert sich aufs Fotografieren.
4 years ago
@Jürgen Krall
Ich hab mal eine Verständnisfrage: warum macht ein Objektiv mit einer Anfangsblendenöffnung von 1,8 den einzigen Unterschied zur restlichen bildenden Kunst?
(Ich gehe davon aus, daß sowieso nur die Fotografie in der bildenden Kunst gemeint ist und die Malerei oder Bildhauerei in der Diskussion außen vor bleiben.)
4 years ago
@Matthias: na wegen des Bookehs :)
4 years ago
@matthias, weil eine 50er festbrennweite mit 1,4 oder 1,8, die beste möglichkeit ist zu lernen !

man nennt dieses auch gern turnschuh-objektiv ... weil der fotograf muss sich bewegen und nicht dein model, um alles ins bild zu bekommen. ;)
4 years ago
@ Neo:
Warum muß man sich mit einem 50er-Festbrennweitenobjektiv mit 1,4 oder 1,8 mehr bewegen, als mit einem Objektiv, das erst bei 4,5 oder was auch immer beginnt.
Die These war ja, daß "die Blende [...] der wirklich einzige Unterschied zur restlichen bildenden Kunst" ist.
Es ging um die Blende, nicht um die Brennweite und den Unterschied von Bildender Kunst zur angewandten Fotografie (oder vielleicht auch Hobbyfotografie).
4 years ago
@matthias ... um mehr schärfe und mehr kontrast zu bekommen (freistellen beim knipsen)
4 years ago
@ Neo:
Und freistellen und Kontrast ist dann Kunst? Oder angewandte Fotografie?
Mit einem Bookeheffekt arbeitet doch fast jeder Modekatalog: Modell mit der zu bewerbenden Klamotte scharf vor unscharfem Raum, sei es Stadtraum oder Naturraum.
Der technische Zusammenhang von Brennweite und Blende ist mir klar, aber eben nicht, warum eben die Blende der wirklich einzige Unterschied zur restlichen bildenden Kunst ist, wenn die angewandte Fotografie das auch nutzt. Oder verstehe ich das falsch und die geschlossene Blende ist Kunst und die offene angewandte Auftragsfotografie?
4 years ago
Wenn mich ein Anfänger fragt, welche Kamera, welches Objektiv als Erstausstattung, dann rate ich zu einer x-beliebigen DSLR mit einer 50mm/f 1,8 Festbrennweite (auf Kleinblid), denn die Blende ist der wirklich einzige Unterschied zur restlichen bildenden Kunst.

Da wird es zur individuellen Geschmacks- bzw. Bedürfnisfrage...

Ich rate vom 50er immer ab, man kann sehr gut darauf verzichten. 50mm (auf KB bezogen) ist entweder zu lang oder zu kurz. Als Portraitbrennweite ist es nicht wirklich geeignet, das fängt bei ~80mm an. Für Fotos, "auf denen etwas mehr drauf sein soll", braucht man mindestens ein 35er.

Leider sind die Normalbrennweiten regelmäßig die einzigen Objektive, die mit einer halbwegs großen Lichtstärke kommen (ab 1.8) und preiswert sind. Die typischen 3.5-5.6-Gurken sind selbst mit gutem Bildstabilisator Murks, man kommt ggf. etwas um Verwacklungsproblem herum, nur: weder kann man damit freistellen, noch hilft einm der beste Bildstabilisator, wenn man mit 5.6 und 1/15 sich bewegende Motive fotografieren muß - 2.0 und 1/125 oder 1.4 und 1/250 können dabei dagegen sehr oft die Lösung sein.

Wer das Geld über hat (lieber gutes Gebrauchtgerät kaufen als schlechte Neuware-Kompromisse): SLR (heute DSLR, klar) und ein 2.0/35er und ein 2.0/85er oder wenigstens 2.8/100 o.ä. (1:2.8 kann man bei langen Teles und sehr kurzen Weitwinkelobjektiven als "lichtstark" bezeichnen, eigentlich fängt "lichtstark" bei 1:2.0 an und hört bei 1:1.4 durchaus noch nicht auf.)

Ist aber, klar, eine individuelle Einschätzung. Aber selbst wer nicht so available-light-affin ist wie ich es bin sollte die Möglichkeit zum Freistellen durch große Blendenöffnung nicht geringschätzen.
4 years ago
Hier wurden schon einige wirklich guten Ratschläge gegeben. Zweifellos.

Warum aber der Vorschlag einen Workshop zu besuchen der inhaltlich exakt auf das gewünschte Thema ausgerichtet ist fehlt, ist bedauerlich.

Gerade im Westdeutschen Raum gibt es doch immer wieder Angebote auch oder gerade in dieser Richtung.

In einem Buch oder hier in den sozialen Medien kannst du zwar nachlesen "wie man es denn machen sollte oder machen könnte". Aber inwieweit das dann auch von dir erfolgreich umgesetzt wird, darauf findest du dort keine Antwort.

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