You get what you see... 30

[gone] User_546280
4 years ago
Alles gefälscht: Fake-Urlaub auf Bali: Influencerin postet tolle Fotos – in Wirklichkeit ist sie bei Ikea:

https://www.stern.de/lifestyle/leute/influencerin-auf-youtube--urlaub-von-natalia-taylor-ist-ein-grosser-fake-9140800.html

Interessant auch ihre eigene Erklärung in dem
YouTube-Video.
Naja, ein alter hut, gab es schon das eine engl. Studentin für ihre Abschlußarbeit eine Weltreise fakete
4 years ago
Und was soll das hier?
LG Horst
4 years ago
Dert eigentliche Skandal (für Pixelblitz ?) ist eventuell,
dass die junge, sehr erfolgreiche junge Frau für ihren
medialen Schachzug keinen Fotografen brauchte !

Das ist ein ein direkter Angriff auf das Selbstverständnis
eines jeden MK-Fotografen, der sich selbstverständlich
für das absolut notwendige Glied in dieser Branche hält.
(Umso mehr es diesem letztlich selbst bewusst wird, umso
heftiger und ohnmächtiger werden seine Realitätsverdrängungen.)

Um sich nicht selbst von dem Hobby lösen zu müssen,
das für viele Leben schlechthin bedeutet, kommen dann
verschiedene Startegien und Taktiken zum Einsatz.

Punkt 1: Mach Dich über die Handyknipser lächerlich.
Also beweise (natürlich rein theoretisch) dass eine
inn mehreren Stunden ausgemessene Schärfenstiefe
eine größere Bedeutung hat als der lebensechte, unscharfe Moment,
den der Mainstream heute sehen will und als cool akzeptiert.

Punkt 2: Ziehe Dich in kleine Segmente und unter Gleichgesinnte zurück,
wo man noch die Bedeutung von Begriffen, wie Bildrauschen eine
bildaussagebß´vernichtende Aussage zuschreibt, auch wenn in den
medial bestimmenden Menschengruppen dafür maximal eine Augenbraue
verächtlich (aber sehr gekonnt) hochgezogen wird.

Punkt 3: Ignoriere konsequent alle effektvollen neuen Trends, die
Du mit Deiner überteuerten, aber trotzdem völlig unflexiblen Marken-
Kamera eh nicht mal im Ansatz erfüllen kannst. (Unterwasserfotografie,
begleitende Drohnenflüge von Actionstars, Videoeffekte mit Echtzeitfiltern,
Videografie allgemein, Trickfotos usw. usf.)
[gone] User_546280
4 years ago
Was das hier soll? Warum ich das poste?

Weil es wunderbar darlegt, wie (un)kritisch die Mehrheit derzeit die Bilderflut im Internet wahrnimmt und für welches Zeugs es tausende von Likes gibt. Das Bild als Ganzes wird nicht mehr betrachtet, sondern nur noch das Make-up, der Style an sich, etc. Wahrscheinlich könnte hinten an der Wand im Bild ein Schild hängen, wo drauf steht „Wer auf like klickt ist doof“ und es würde keiner merken.

Okay, man muss sich kritisch mit (DER) Fotografie auseinandersetzen und es ist viel einfacher hier und woanders einfach auf „Like“ zu klicken. Hier wird den meisten ja schon die Entscheidung „klicke ich oder klicke ich nicht“ dann abgenommen, wenn nur genug textilfreie Zonen auf dem Bild zu sehen sind. Der Rest vom Bild ist dann nicht mehr wichtig.
Dert eigentliche Skandal (für Pixelblitz ?) ist eventuell,
dass die junge, sehr erfolgreiche junge Frau für ihren
medialen Schachzug keinen Fotografen brauchte !
...

Na nicht ganz, sie brauchte eine "befreundete Fotografin"...

Auch ob ein Handy zum Einsatz kam ist unklar, würde aber eher die angestrebte Fassade aufrecht erhalten. Letztlich war die Influencerin schon vor dieser Aktion Influencerin.

However, es zeigt in der Tat, dass ein Foto nicht mehr DEN Ansprüchen einiger selbsternannter Künstler genügen muss. Jeder kann heutzutage ein gutes Foto machen, wenn er nur genügend davon macht. Selbst ein Äffchen könnte das (was ja auch schon passierte).

Die Bilderflut macht unkritisch und auch unaufmerksam. Das Bild, was länger als die berühmten 3 Sekunden angesehen wird, wird seltener. Dafür kann aber jeder produzieren und senden.

Finde ich nicht weiter schlimm, sollte aber jene Fotografen, die sich für Gottes Geschenke an die Bildgestaltung halten etwas Demut vermitteln.
4 years ago
"Die Bilderflut macht unkritisch und auch unaufmerksam. "

Eben nicht.
Die Bilderflut ermöglicht endlich wieder den konzentrierten Blick
auf das, was Wesentlich ist. Ein kleiner Schritt näher an die Wahrheit.

Was passiert da gerade ?
Was geht in dem Menschen da gerade vor ?
Was ist diesem Menschen da gerade wichtig ?
Was kommuniziert mir dieser Mensch da gerade ?

...und nicht -
Wieviel hat ein Bildbearbeiter oder Fotograf
am Bild oder sogar an der Realität herummanipuliert,
bis es endlich so passte, dass es ihm (in seiner Traumwelt) gefällt ?

Der Actor bestimmt und sagt aus - nicht ein Wichtigtuer.
4 years ago
@pixelblitz in #5 ... danke und ich dachte schon ich stehe hier allein auf weiter flur ;)
@michael in #6 ... ähnlich, nur der letzte satz passt nicht wirklich zu meinem denken ;)
@foto in #7 .... du wirst es nie lernen ;)
4 years ago
Pixekblitz...Auch ich möchte dir danken denn du schreibst mir aus der Seel beim 5. Post.
Leider sind Fotos mit wenig Haut nicht so gefragt und sehr wenige machen sich echt die Mühe und stellen sich die Frage was sagt mir das Foto was möchte der fotografierte Mensch und der Fotograf mir damit zum Ausdruck bringen.
4 years ago
#05
Wobei es aber sehr wohl (wenn auch wenige) zu geben scheint, die das Auge für das Wesentliche in der Fotografie bewahrt haben...
Dass "Model-Fotografie" immer mehr zur Scheinwelt mutiert, liegt wohl, wie hier schon bemerkt am Fortschritt der Technik.
Manch einer mag sich noch an Zeiten erinnern, in denen mit externen Belichtungsmessern gearbeitet wurde, es keinen Photoshop gab, und der Hobby-Fotograf seine Fotos erst nach Tagen sehen konnte, heute wohl für viele unvorststellbar.
Heute ist es schon eine passable Leistung, wenn der Fotograf deutliche Kunstbrüste und andere "falsche Federn" so "einfangen" kann, dass sie wenigstens dem unkritischen Betrachter als "natürlich" erscheinen ;-)
Die Kamera , mit der oben besagte Fotos "aufBali" aufgenommen wurden, sah übrigens schon ein wenig professionell aus , und Selfies waren es eben nicht.
Abgesehen davon hat die "Selfie-Fotografie" einen entschiedenen Nachteil: es fehlt oft ein Auge, das auf fehlende Körperspannung und Detailles achtet. So ein "Schulter nach vorne" oder "Bauch einziehen" kann ein Foto wesentlich aufwerten.
4 years ago
....als ob die Selfie-Prinzessinnen
nicht selbst stets ihr Vorschaubild
kritisch betrachten und Mimik und
Körperhaltung selbständig optimieren.
4 years ago
#11
"Optimieren" heisst das Zauberwort ;-)
Natürlich hat es es einen entschiedenen Vorteil, wenn Fotograf und "Model" eine Person sind , den ganzen Zirkus mit Urheberrecht, Bearbeitung und Publikation, den man in manch nutzlosen TfP-Verträgen von Hobby-Knipsern findet, kann man gut verzichten, man darf immer so gucken, wir man will, lächelt auf eigenes Kommando, bestimmt Licht und Posing, was aber recht schnell langweilig werden könnte...
Aber darf man die Kritik am Foto ganz alleine zu Gemüte führen ;-)
4 years ago
Das Interesse an der Wirklichkeit ist zunehmend nur eines an einer relativen "Wahrheit". Das wird nicht nur rhetorisch, politisch und in gesellschaftlichen Trends deutlich, sondern entsprechend auch bei den Abbildungsinteressen.

Vielleicht hat es ja auch Vorteile, eine Fernreise durch eine glaubwürdig gefakte Abbildung zu ersetzen. (Das ist eine gedankliche, romantische Option mit durchaus komplexem Background.) Dagegen bäumt sich doch nur die Generation auf, die sich (erkenntnisgewiß) noch der Aufklärung verpflichtet sieht. Junge Generationen gehen damit sehr viel (nach)lässiger um, als wir, die wir hier das Gute, Schöne und Wahre verteidigen. Ich fürchte aber, unsere Chancen sinken.
4 years ago
Ich bin mir ziemlich sicher, die Influencerin hat mit ihrer Fake-Bali-Geschichte mehr Klicks und Influence gehabt als wenn sie tatsächlich nach Indonesien geflogen wäre.
Insofern: Geschickte Mediennutzung.

Meine Kollegin hat mir gerade ein Handyvideo gezeigt, das ein Fremder per Zufall von ihr letztes Wochenende in Bali geschossen hat. Bekommt nicht 1000 Likes, schöne Farben hat es trotzdem.
Uns Fotografen mit grossen Kameras braucht es immer weniger.
4 years ago
Weil es wunderbar darlegt, wie (un)kritisch die Mehrheit derzeit die Bilderflut im Internet wahrnimmt und für welches Zeugs es tausende von Likes gibt.

Das war vor Zeiten des Internets nicht anders (nur gab es noch keine "Likes", dafür gab es Auflagenzahlen der Illustrierten.)

Ich empfehle an dieser Stelle, sich das "Reporterparadies" aus der "Stenkelfeld-Reihe" des NDR reinzuziehen... *LOL*
Der Sketch ist übrigens gut 25 Jahre alt, man sieht: es hat sich nicht viel verändert in der Zwischenzeit...
[gone] User_6449
4 years ago
Ich zitiere in diesem Zusammenhang meine verstorbene Großmutter,
welche noch in den 1990er Jahren sehr gern und auch sehr oft zu mir
sagte:

"Die Welt will beschissen und betrogen werden." - mit der Betonung
auf "will".

Damals gab es noch kein Internet, doch was manipulierte Bilder an
Wirkung erzeugen, wusste sie schon aus alten Erfahrungen mit der
"Propaganda" oder auch "geschickter Mediennutzung" seit den 30er
Jahren.

Neu sind "Fakes" also nicht und werden immer gern genommen, nur
deren Verbreitung ist durch das Internet einfacher geworden ...
@ Peter Herhold

Falls dich die moderne Ausprägung von Manipulationsmöglichkeiten interessieren sollte, einfach mal nach dem Stichwort "Deepfake" suchen.
#18
Sie hat Urheberrechtsverletzungen begangen! ;)
...


Hat sie? Wo steht das? Es gibt genügend Portale mit freien Bildern dieser Art...
Die Wortwahl des Stern ist nicht nur an dieser Stelle schwierig...
[gone] User_6449
4 years ago
Zitat: Patrick Michael Weber ...

Falls dich die moderne Ausprägung von Manipulationsmöglichkeiten
interessieren sollte, einfach mal nach dem Stichwort "Deepfake" suchen.

Ja, die Manipulationen sind heutzutage schon so gut, dass man Fake und
Realität kaum noch auseianderhalten kann. Daher ist es um so wichtiger,
für wie glaubwürdig man die Quelle, Herkunft und - im Fall von Bildern -
auch den Fotografen hält.

Ich manipuliere meine Bildchen manchmal auch, aber das ist zum Spaß!

Bei Manipulationen durch "Influencer oder sonstige Kreaturen", also zur
"Meinungsmache durch Fakes" für irgendwelche anderen Zwecke hört bei
mir der Spaß auf ...

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