Besser gerendert als fotografiert ... ;-) 33

[gone] User_6449
3 years ago
Ich habe heute nach einem Portrait von Franz Liszt gesucht und
bin dabei zufällig auf ein Foto gestoßen, bei welchem ich sofort
gedacht habe:

"Das kann unmöglich in der Qualität original aus der Zeit sein!"

Der Künstler macht das nach historischen Fotos, Gemälden und
Stichen als Vorlagen am Computer fast schon besser, als man es
fotografieren könnte:

https://www.artstation.com/hadikarimi

Wenn die Entwicklung so weiter geht, brauchen wir bald nur
noch ein paar mittelmäßige Fotos als Vorlage und "rendern
uns den Rest dann selbst zurecht" ... ;-)
Ja, sowas ist mitunter wirklich beeindruckend. :-)

Im Bereich der Produktpräsentation kommt doch schon länger ein guter Teil komplett aus dem Computer und zwar nicht nur Standbilder, sondern eben auch die Bewegtbilder. Speziell der Automotive-Bereich dürfte davon ziemlich durchzogen sein.

Wundert aber auch nicht, da bei der modernen Entwicklung eine hochkarätige Visualisierung sowieso eine große Rolle spielt. Da ist weiterer Content für den Endverbraucher praktisch nur der nächste logische Schritt.
3 years ago
Keine Frage, das was hier gezeigt wird ist schon sehr hochwertig. Von der technischen Seite wohlgemerkt. Aber nur von der.

Als "alter" Fotograf kann ich damit trotz allem sehr wenig anfangen. Warum? So etwas vermittelt mir nur eine reine optische Darstellung. (Frei nach unserer "Hollywood" bedingten und auf "Action" ausgerichteten Betrachtungsweise). Eine SEELE hat so was trotz oder gerade wegen dieser optischen Perfektion nämlich nicht. Keine Frage: das spiegelt eben nahezu perfekt die Oberflächlichkeit in der wir uns in der momentanen "Beurteilungsphase" befinden optimal wieder.

Ich wette, in 50 Jahren geht so was jedem am "Allerwertesten" vorbei. Schade dass ich so ein "alter Sack" bin, der diese These nicht mehr bestätigt erleben wird. Aber meinen "A....) würde ich darauf jederzeit trotzdem verwetten.

Oder auch gerade deshalb.
Norbert Hess

Die "Seele" kommt als nächstes, denn das ist der nächste Schritt in der technischen Entwicklung. Zuerst feilt man an der glatten technischen Perfektion und danach erfolgt die gezielte Dekonstruktion, die dem Ganzen Leben einhaucht und die optische Perfektion in realistischen Maße runterschraubt.

Im Film beispielweise sehr schön im Making-Of zu dem Film "Gladiator" zu sehen, das den Entstehungsprozess des Kolosseums zeigt. Erst der "perfekte" Rohbau, anschließend das Hinzufügen von lebendigen Details.

Und das Charakterdesign von Personen aus dem Computer schreitet auch immer weiter voran.

Es ist eine Technik, die sich weiterentwickelt.

Fotografie ist übrigens auch nur eine Technik, die von einem Teil der Fotografen romantisiert wird. Man kann Fotografie aber ebenso gut extrem sachlich praktizieren
3 years ago
Echt gruselig aber sie passen gut zu Halloween.
3 years ago
Und wieder einmal werfen neue technische Möglichkeiten eine ganze Reihe rechtlicher und moralischer Fragen auf...
3 years ago
Ach, und was die fehlende Seele angeht: die juckt bei 95 % aller Fotografien auch niemanden. Sollte man daher vielleicht nicht so tragisch sehen. ;-)
3 years ago
Moments & Emotions

Vielleicht spielen Fotografen wie mir gerade solche „fehlenden Juckereien“ voll in die Karten. Weiß man es?
Fotografie ist Technik, die vorgeblich Seele haben kann. Warum soll dies bei anderen Medien nicht ebenfalls möglich sein?
3 years ago
Naja, ist jetzt aber auch nicht so besonders. Da habe ich auf instagram ein, zwei Seiten mit abonniert.
3 years ago
Die Seele, von der hier gesprochen wird, nennen andere Aura. Und wieder andere fragen, ob nur das Origial eine Aura haben kann.
3 years ago
Die Portraits, die man beim Folgen des Links sieht, wirken, als ob sie im Wachsfigurenkabinett gemacht wurden. Da kommen die Aufnahmen von echten Wachsfiguren, von Hiroshi Sugimoto vor 20 Jahren analog aufgenommen, echter rüber.

https://www.sugimotohiroshi.com/new-page-50
[gone] User_6449
3 years ago
Die gerenderten Portraits sind zwar weitgehend "neutral und emotionslos",
doch vielleicht ist das genau so gewünscht, um einfach nur die technischen
Möglichkeiten darzustellen.

Es gib vom selben Künstler auch Bilder mit "mehr Emotionen" und bei der
Serie mit Ozzy Osbourne sind sogar noch die Hände als Mittel mit im Spiel:

https://3dtotal.com/galleries/qwyac/ozzy-osbourne

Selbst Emotionen lassen sich heutzutage mittels Computer simulieren und
mir fällt der Unterschied zu "echten Fotos" nur auf, weil die "Simulationen"
mehr Details haben ...
3 years ago
Ich spiele sehr gerne Tomb Raider. Die Grafik bei den neuesten ist schon wirklich beeindrucken - in Echtzeit gerendert. Bei Filme und eben solchen Portraits braucht man das nicht in Echtzeit zu machen und kann deshalb noch mehr ins Detail gehen.

Als Fotos finde ich dies Portraits aber zu makellos.
Der Zeichner, der wirklich excellent sein muß, sollte sich deshalb besser gezeichneten Portraits widmen. Aber ich denke ich verstehe den Sinn dahinter. zB könnte man ein Musikvideo mit Amy Winehouse "drehen", obwohl sie längst nicht mehr unter uns weilt.
Wenn man aber bedenkt, daß Indiana Jones und der Tempel des Todes großteils mit einem Double gedreht wurde .... und niemanden ists aufgefallen ;)
[gone] User_432557
3 years ago
Es gab mal ein Renderprogramm namens Bryce. Damit konnte man vor 20 Jahern bereits beeindruckende Landschaften erstellen. Jetzt geht sowas mit Menschen und wer es wird immer realistischer.
Wozu dann noch ein Model buchen, wenns man auch am Rechner hinkriegt?
mit Bryce hatte ich damals auch einige sehr starke Sachen machen können. das war allerdings vor 20 Jahren.... Heutzutage sind sicher ganz andere Dinge möglich.

Ich sehe den im Eingangspost erwähnten Link als weitere Kunstform an. Da wird nicht jeder Fotograf mit klar kommen, genauso wie ich denke das ein 3D Sculptor mit diversen Einstellungen der Kamera klar kommen wird.
Vielleicht wäre ein Äquivalent hier Bildhauer und Maler...

Aber danke für's zeigen. Ich finde die Bilder großartig.
3 years ago
Wozu dann noch ein Model buchen, wenns man auch am Rechner hinkriegt?

Die Frage geht für mich ziemlich in Richtung des Parallelthreads:
https://www.model-kartei.de/forum/thread/100943
Und da kann man ja anscheinend zu sehr unterschiedlichen Antworten kommen...
[gone] User_184280
3 years ago
Das Ganze erinnert mich an eine Art digitales "Wachsfigurenkabinett".
3 years ago
Ich glaube der Aufwand, daß es einigermaßen realistisch aussieht, wird hier dramatisch unterschätzt.

Ich habe mal eine Doku über einen kompletten Workflow bei einem solchen Autoshooting gesehen. Der Aufwand ist heftig und enorm teuer. Eine klassische Produktion wäre dabei deutlich günstiger.
Der Vorteil liegt wohl darin, daß kleinere Designänderungen bis kurz vor dem Druck noch einfließen können, das Shooting aber weit früher stattfinden kann.

Denn ein Shooting findet immer noch statt, mit teilweise komplett automatisierten Aufnahmesquenzen an der Location mit und ohne Auto usw. Die anfallenden Datenmengen sind gigantisch. Die arbeiten mit Wechselfestplatten und alles wird gleich nochmal gesichert.
Als Auto wird dann ein Erlkönig verwendet, bei dem die Abdeckungen an den entsprechenden Stellen kurzzeitig abgenommen werden, aber keine zwei Abdeckungen gleichzeitig.
Manchmal wird auch das Vorgängermodel verwendet.

Diese Bilder sind nur dafür, daß Licht, Schatten, Texturen und Reflektionen usw. realistisch aussehen. Das eigentliche Auto wird nämlich gerendert.
Insofern sind die eigentlichen Bilder durchaus bereits aufgenommen worden, aber um keinen Staub, Kratzer, Schlieren usw. auf den Bildern zu haben, wird das Auto im eigentlichen Bild dann gerendert.
3 years ago
Oftmals spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. Das Auto ist noch nicht fertig aber zur Messe wenn es vorgestellt wird muss der Prospekt daliegen. Produkt gibt es nur als CAD Zeichnung benötigt für mögliche Kunden Bilder. Das ist die digitale Welt. Rechendauer von 1, 2 oder mehr Tagen pro Bild ist nicht selten. Und wer mal entsprechende Zeitschriften liest weiß, dass zum Teil Monate benötigt werden. Viele Häuser und Räume aus Deko Zeitschriften gibt es gar nicht. Mode- und Möbelkataloge sind manchmal nicht mehr fotografiert, Möbelkataloge eher oft.
Das muss sich eine Firma ausrechnen was sich finanziell lohnt und welchen Stil man möchte.

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