Why Empathy makes you Better 33

1 year ago
Why Empathy makes you Better


Ich muss vorab gestehen, dass ich mir keinen der oben verlinkten youtube-Filmchen angesehen habe.
Ich bin diese Coaches ein wenig müde, die auf youtube Ihre Weisheiten unters Volk bringen. Das meiste ist leider nur heiße Luft mit dem Ziel fame zu werden. Aber vielleicht sind diese Filmchen ja ausnahmsweise toll.

Ich hab nur kurz reingehört, wo der Coach sagte: "train that muscle"

Klar hilft einem Empathie bei allen Tätigkeiten mit anderen Menschen. Ebenso wie Intelligenz mir im Beruf und im Leben helfen kann. Oder Talent.

Aber liebe Rattenfänger: Empathie, Intelligenz oder Talent sind keine Muskeln!!!
Der Muskelvergleich legt nahe, jeder kann wenn er nur fleissig, ist Arnold Schwarzenegger werden.

Stimmt aber nicht! Man kann seinen IQ in einer bestimmten Range steigern, aber nicht beliebig.
Mein Hund, wird auch mit viel üben nie so schlau sein, wie ein Kleinkind.

Auch Empathie ist etwas das mir mitgegeben ist. Ich muss mit dem Leben was mir das Schicksal zugeteilt hat.
Ebenso was Schönheit, Schlauheit und andere Eigenschaften angeht.

Ich glaube nicht, dass hier irgendein Fotograf nach dem Schauen des Videos auch nur 5cm empathischer wird, wenn er es vorher nicht schon in sich trug.
1 year ago
Ich würde mal den männlichen Titten-Fotografen empfehlen sich selbst nackt fotografieren zu lassen. Ich vermute mal, daß da viele im wahrsten Sinne des Wortes den Schwanz einziehen :p

Ob man dann besser fotografieren kann bezweifle ich ehrlich gesagt, der Stimmung beim Shooting würde es aber sicher helfen, das Model nicht als bloßes Objekt zu sehen sondern als Mensch ;)
Empathie hat viel mit Wahrnehmung zu tun, mit hinsehen und sich Gedanken machen. Dinge, die man bewußt tun bzw. sich antrainieren kann. Muss man nicht wollen, geht aber.
1 year ago
ich würde mal den männlichen Titten-Fotografen empfehlen sich selbst nackt fotografieren zu lassen.


Das denke ich auch. Ein Perspektivwechsel kann ganz aufschlußreich sein. Denn plötzlich sieht man den ganzen Vorgang mit anderen Augen.

Ich habe selbst mal für Fotoprojekte vor der Kamera gestanden. Das ist ungewohnt. Als Kontroll-Freak finde ich aber auch die fremde Urheberschaft lästig. Einige Fotografen erwarten bei jeder Bildnutzung explizit genannt zu werden oder haben unschöne Copyright-Vermerke in ihren Bildern.

Ich mache daher Bilder von mir fast immer selbst.


würde es aber sicher helfen, das Model nicht als bloßes Objekt zu sehen


Auch das stimmt. Ist aber für das Endprodukt Foto nahezu unwichtig. Ich kann einen tolles Bild von einem Haus machen, oder von dir. Das hängt auch viel von den handwerklichen Fähigkeiten ab. Ich muss dich nicht als Mensch und das Haus als Gebäude wahrnehmen, um es gut fotografieren zu können.
1 year ago
Ist aber für das Endprodukt Foto nahezu unwichtig.

würde ich nicht sagen. Kommt auf die künstlerische Haltung des Fotografen an. Bei Lindbergh z.B. war der Blick auf den Modelmenschen in seiner Model- bzw. Fashionfotografie wesentlich.
Bei Newton eben gerade nicht. Der hat seinen persönlichen Blick auf den Modelmenschen möglichst nicht im Bild erscheinen lassen.
Kommt auf die künstlerische Haltung des Fotografen an.

Und nicht nur darauf.

Selbst in der Reportage, in der der Fotograf zumeist gar nicht mit seinen Motiven interagiert, ist ein Gespür für Menschen und Situationen hilfreich. Und auch bei der Bildauswahl, alleine vor dem heimischen PC, kann man sich fragen: wie wirkt das eigentlich auf den Betrachter?

Für welches Ziel man dieses "Gespür" dann einsetzt oder ob man solche Dinge gar lieber dem Zufall überläßt, kann ja dann jeder für sich selbst entscheiden.
1 year ago
Marcello Rubini
würde ich nicht sagen. Kommt auf die künstlerische Haltung des Fotografen an.


Ganz klar! Ich wollte nicht sagen, es ist bei jedem Bild egal, inwieweit man das Modell als "Mensch" wahrnimmt ... was immer das auch heissen kann.

Was ich ich meinte ist, es ist keine Grundvoraussetzung. Es gibt gute Bilder von Fotografen, die das Model eher als Objekt wahrgenommen haben.

Selbst einem Passbildautomat gelingt eventuell ein gutes Bild von dir, obwohl dem Automat deine Menschlichkeit nicht bewußt ist.

Natürlich weiß ich, das es vielen People-Fotografen aber genau darauf an kommt. Das Modell nicht als Objekt zu sehen.
@ Marcello Rubini

Bei Lindbergh z.B. war der Blick auf den Modelmenschen in seiner Model- bzw. Fashionfotografie wesentlich. Bei Newton eben gerade nicht. Der hat seinen persönlichen Blick auf den Modelmenschen möglichst nicht im Bild erscheinen lassen.

Hatte Newton einen anderen Blick als Lindbergh auf Charlotte Rampling ? Was verbinden wir selber mit Charlotte Rampling, die doch vorwiegend von der Leinwand her bekannt ist ? Newton's "Legacy" scheint mir von den "Untold Stories" gar nicht so weit weg zu sein ...
Und haben wir nicht unsere eigenen "Bilder im Kopf" von Schröder, Fischer, Merkel ? Sieht Herlinde Koelbl etwas, was wir nicht bemerkten, und beeinflußt das unsere aktuelle Ansicht etwa zu Schröder ?
Wenn ich heute bei Linda Evangelista auch den Mensch in den Klamotten sehe, dann stehen da primär die Jahre 2020 bis heute, und nicht 1995 bis 2000 - was aber doch wohl daran lag, daß ich mich damals gar nicht näher mit ihr befaßte, denn rein bildlich war damals Cindy Crawford für mich auf Platz 1.
Linda Evangelista lächend, mit geschlossenen Augen und den gespreizten Fingern an der Stirn - noch vor 5 Jahren hätte ich gar nichts besonderes mit dieser Aufnahme Peter Lindberghs verbunden, und nun erst retrospektiv gewinne ich dieser Szene mit nachdenklicher Gestik und freudiger Mimik etwas Signifikantes ab, indem sie nun trotzdem wieder vor die Kamera tritt, um so wie 1996 und 2014 weiterhin Träume erschaffen und Fantasien erfüllen zu wollen. Und so drapiert und eingehüllt sehe ich ganz viel Helmut Newton in diesem neuen Bild, das Steven Meisel aufnahm ... so wie mit dessen Kamera schon vor 8 Jahren dieses wunderbare Fashionbild (!!) entstand, in dem genau dieser Traum bildlich festgehalten ist :

https://www.gala.de/beauty-fashion/fashionfeed/linda-evangelista--werbung-fuer-moschino-20172414.html

https://www.vogue.co.uk/news/article/linda-evangelista-british-vogue-september-2022
1 year ago
Es ist - glaube ich - richtig, es so zu verstehen wie Moments & Emotions es auffasst, also allgemein und nicht nur auf Porträts bezogen, wo "Why Empathy makes you Better" doch eher ein Allgemeinplatz ist. Unsere Bildwahrnehmung reagiert grundsätzlich am empfindlichsten aufs Gefühlsmäßige, das weiß doch jeder.

Wenn es also allgemein um Gespür geht, bringt das zugegebenerweise auch ein Newton ins Bild, beispielsweise feinen Humor oder Sexyness betreffend - das sind starke empathische Kategorien.
Aber auch in allgemeinerer Hinsicht finde ich den Slogan eher banal.
Es sei denn er richtet sich an Fotografen, die mit ihrem Tun hauptsächlich technische Leistung verbinden und darüber den Esprit vergessen. Die gibt es hier ja nicht. :-)
@ Marcello Rubini

Es sei denn er richtet sich an Fotografen, die mit ihrem Tun hauptsächlich technische Leistung verbinden und darüber den Esprit vergessen. Die gibt es hier ja nicht. :-)


Dann will ich mal diesen Esprit nicht für meine Aufnahmen beanspruchen ;-)
Aber auch wenn der Slogan banal ist, so möchte ich Steven Meisel genauso Empathie und Esprit zubilligen wie Peter Lindbergh, zumal ich gerade las, daß er
quasi ihr Entdecker war und sie (L.E.) noch vor den anderen vor die Kamera bat.

Und könnte man P.L. dann so auch beim "female gaze" unterbringen, denn da gelten doch Esprit und Empathie, während sie dem "male gaze" abgesprochen werden.
Moschino oder Beron (von P.M.Weber) ... solch glamuröse Fashionfotografie ist doch wohl beides in einem.
1 year ago
@M-Zyks:

" ich würde mal den männlichen Titten-Fotografen empfehlen sich selbst nackt fotografieren zu lassen."

Das denke ich auch. Ein Perspektivwechsel kann ganz aufschlußreich sein. Denn plötzlich sieht man den ganzen Vorgang mit anderen Augen.

Um erfolgreich angeln zu können, muss man nicht vorher erstmal Fisch gewesen sein...
(Es ist im Gegenteil extrem hinderlich dafür, weil ein Fisch keine Angel vom Ufer aus ins Wasser halten kann.)

Ein Perspektivwechsel bringt überhaupt nichts, wenn man nicht in der Lage ist, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen, und das ist man nicht automatisch mit einem Perspektivwechsel.

Einfaches Beispiel:

Es gäbe ein Aktmodel (AM), dem es große Freude bereitet, nackt vor Fotografen und deren Kameras zu posieren. AM übt diese Tätigkeit nicht nur wegen des Honorars aus, sondern wegen der persönlichen Befriedigung, die AM daraus zieht.

Es gäbe weiter einen Fotografen (F), dem es große Freude bereitet, Aktfotos zu machen, der es aber überhaupt nicht mag, sich vor anderen Menschen auszuziehen und auch gar keine Freude, sich fotografieren zu lassen. Aus welchen Gründen auch immer.

Was passiert nun, wenn der F "die Perspektive wechselt", und sich nackt auszieht, um sich fotografieren zu lassen?

Der F wird das als extrem unangenehm empfinden - sollte er aber auf die Idee kommen "Igitt! Das arme Model! Was muss das für schrecklich unangenehme Gefühle dabei empfinden?!?!" ...

... dann befände sich der Fotograf komplett auf dem Holzweg.

Nehmen wir weiter an, AM fände es unangenehm, anderen Leuten Anweisungen für Posing zu geben oder überhaupt eine Kamera auf andere Leute zu richten, um die zu fotografieren. Aus welchen Gründen auch immer.

Was passiert nun, wenn das AM "die Perspektive wechselt" und den Fotografen nackt fotografieren soll?

Das AM wird das als äußerst unangenehm empfinden - sollte es aber auf die Idee kommen "Oh Gott! Der arme Fotograf! Wie schrecklich muss das sein, andere Leute zu fotografieren, und auch noch nackt?!?!"

... dann befände sich das Model komplett auf dem Holzweg.

Am Ende würden dann beide die absurde Schlussfolgerung aus ihrem Perspektivwechsel ziehen, das Aktmodeln und das Fotografieren aufzugeben.

Es gibt in der S/M-Szene einen schönen Satz:

"Du kannst die Perspektive eines Masochisten nicht einnehmen, ohne Masochist zu sein. Und Du kannst die Perspektive eines Sadisten nicht einnehmen, ohne Sadist zu sein."

So wie man es auch niemals schaffen wird, die Perspektive eines Gottesgläubigen einzunehmen, wenn man nun mal schon sein ganzes Leben lang immer Atheist ist.
1 year ago
Selbst in der Reportage, in der der Fotograf zumeist gar nicht mit seinen Motiven interagiert, ist ein Gespür für Menschen und Situationen hilfreich.

Eine Reportage ohne Interaktion mit den Motiven ist nur möglich, wenn man aus 1km Entfernung mit einem 2000er fotografiert, und was dabei rauskommt, ist höchstens eine "Reportage".

Im Gegenteil: jeder Versuch, eine Reportage zu fotografieren, hat sofort Auswirkungen auf die "Motive" der Reportage, sprich die Menschen, und deren Verhalten verändert sich sofort, wenn sie merken, daß sie fotografiert werden, und noch mehr, wenn sie erkennen, daß sie für eine Reportage fotografiert werden.

Jeder, der schon mal versucht hat, den Schulunterricht in einer Schulkasse abzubilden, sei es durch Foto oder durch Film, weiß das. Selbstverständlich verhalten die sich erstmal etliche Stunden lang völlig anders, als sie es sonst machen.

Dieses Urteil darf ich mir nach über 40 Jahren Bildjournalismus erlauben... Und ich bin sicher, jeder andere Bildjournalist wird mir da zustimmen.
@ Tom Rohwer
Vielen Dank für Deinen erstklassigen Beitrag #31 !
Denn genau, tauschen bringt nichts, ohne voyeuristischen Blick hat man keine besondere Freude an der Betrachtung - und ohne das exhibitionistische Gefühl keinen Wunsch, so zu posieren.
Was man aber eben tun kann, ist die gedankliche Übernahme und die Verteidigung dieses Wirkens ggü. Dritten, die genau diese Komponenten ignorieren und daher das daraus resultierende Handeln kritisieren.
Wie die Freude am Exhibitionismus und ein freudloser, enttäuschter Blick zusammengehen - diese Situation emphatisch einzuschätzen, könnte zu den schwierigsten Momenten gehören. Es als trotzdem gewollt anzusehen, auch wenn der mimische Eindruck täuscht - als nicht involvierter Dritter ist man gut beraten, dies so anzunehmen.

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