Ausstellung F.C.Gundlach 1

2 weeks ago
Ein Ausstellungstip für alle, die in Schleswig-Holstein oder Hamburg wohnen oder im Laufe dieses Sommers bis Ende September durch Schleswig-Holstein hindurch fahren - z.B. auf dem Weg nach Skandinavien oder dem Rückweg von dort:

F.C.Gundlach fotografiert MARIS - 28.3. bis 28.9.2025
im Museum Tuch+Technik in Neumünster


Selbst mir als alteingesessenem Neumünsteraner war das bis vor kurzem völlig unbekannt: die bis 1976 in Neumünster ansässigen MARIS-Werke des Textilunternehmers Hermann Marsian, die seinerzeit zu den größten und modernsten Damenoberbekleidungs-Unternehmen Deutschlands zählten, haben seit 1956 den legendären Modefotografen F.C.Gundlach mit der Herstellung von Fotos für Werbung, Kataloge, Mitarbeiterzeitschrift und Modestrecken in Frauenzeitschriften beauftragt.

Im Museum Tuch+Technik ist jetzt eine sehr interessante Ausstellung mit etlichen Fotos von F.C.Gundlach zu sehen, ergänzt durch Reproduktionen von Katalogen und Zeitschriftenseiten usw.

Ebenfalls zur Ausstellung gehören aber auch hoch interessante Schriftwechsel zwischen dem MARIS-Eigentümer und Geschäftsführer Hermann Marsian und F.C.Gundlach. Marsian war offensichtlich ein sehr moderner und aufgeschlossener Mensch, er fragte 1956 brieflich (!) bei Gundlach an, ob der einige Fotos für MARIS machen wolle. Ein Original-Durchschlag dieses Briefes ist ebenso in der Ausstellung zu sehen wie Gundlachs Antwort, und weitere Briefwechsel, über zum Teil eilige Fotoproduktionen.

Der moderne Mensch steht staunend davor und fragt sich: wieso haben die denn - immerhin 1956 - nicht eher telefoniert, um sowas zu besprechen? Allerdings muss man wissen: damals und noch bis in die späten 60er Jahre gab es nicht nur eine funktionierendes E+1-Brief-Dienstleistung, d.h. Briefe kamen zuverlässig am Tag nach der Einlieferung beim Empfänger in Deutschland an- es gab sogar noch zwei Briefzustellungen am Tag. Eine morgens eine am späten Nachmittag...

75 DM kostete übrigens damals das Erstrecht an einem Gundlach-Foto. Rechnungen von Gundlach sind ebenfalls im Original zu sehen. So wie auch einige (vergrößerte) Kontaktabzüge mit Anstrichen für Ausschnitte, und anderes mehr.

Der Eintritt kostet 8 Euro, das beinhaltet das ganze, nicht ganz kleine Museum, das sich vor allem auf die Textiltechnik konzentriert, aber auch Exponate zur Eisen- und Lederindustrie hat. (Textil, Leder, Eisen/Stahl - das waren bis in die 1970er die Hauptindustrien in Neumünster.)

Öffnungszeiten: Di-Fr 9-17 Uhr, Sa+So 10-17 Uhr. Website: http://www.tuch-und-technik.de

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Bei der Gelegenheit noch ein paar kleine Insider-Tips für Leute, die sich die Ausstellung anschauen wollen:

- Parken kann man in der unmittelbaren Umgebung des Museums teilweise kostenlos, sonst unschlagbar billig für 0,50 €/Stunde. Parkhäuser gibt's auch in fußläufiger Entfernung, die sind aber teurer.
- Wer mit dem Zug kommt, geht ca. 5 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof zum Museum.
- Wer nach dem Besuch der Ausstellung bzw. des Museums Hunger oder Durst hat oder vorher fürstlich frühstücken möchte: weniger als 10 Minuten zu Fuß liegt der »Postkeller« (1877 gegründete uriges Szenekneipenrestaurant), gutes Essen in großen Portionen für immer noch sehr günstige Preise. (Mo-Do 09.00 - 23.00 Uhr, Fr+Sa 09.00 - OpenEnd, So 13.00 - 21.00 Uhr; die Küche schließt jeweils eine Stunde vorher.)
- Wer Begleitpersonen, die beim Namen F.C.Gundlach nicht sofort mit Verzückung reagieren, davon überzeugen muss, daß man diese Ausstellung unbedingt angucken sollte, könnte sie z.B. darauf hinweisen, daß es in Neumünster ein riesiges Designer-Outlet-Center gibt, das anders als sonst oft üblich nicht auf der grünen Wiese liegt, sondern gerade mal 3km von der innersten Innenstadt entfernt ist. Wer denn sowas mag... Bei Frauen soll das ja oft der Fall sein. ;-) Alternativ ein Bummel durch die »Holstengalerie« (Einkaufszentrum in der City), vom Museum 3 Minuten zu Fuß.

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