Ich würde auf jeden Fall sehr weich blitzen, damit Du das Licht steuern kannst, und vor allem die Einstrahlungen duch das Fenster ausgeglichen werden.
LG Kurt

Servus, Gerhard.

über tipps würd ich mich sehr freuen, beispielbilder wären toll

Tipps ja, Beispielbilder erst, wenn ich endlich meine neue Site online habe -- wenn du so lange warten magst? :)

OK: Wenn da ein Fenster ist, wird damit praktisch in jedem Fall das subjektive Keylight definiert. Ob du das dann wirklich als Key verwendest, ist dir überlassen -- meist kann ein Fenster ganz gut als Hairlight funktionieren. Dann hat es +2 Blenden über dem Keylight und wirkt im Ergebnis "richtig". Da du für innen eher weiches Licht für die Umgebung brauchst, wirst du das Fenster nicht gerade bei direkter Sonneneinstrahlung nehmen. Dazu hast du drei Möglichkeiten:
a.) Zur Dämmerstunde fotografieren, dann ist es nicht beißend hell
b.) Nachts fotografieren und mit einem Blitz draußen vor dem Fenster das Licht nach Geschmack stellen
c.) das Fenster außen beschatten. Das geht auch gut mit einer transparenten Folie vom Baumarkt. Je nach Bedarf mehrere Lagen außen an den Rahmen kleben, und das Licht wird immer weicher...

Die Variante d.) wäre die Vorhänge zuzuziehen, dann ändert sich aber alles und wegen der räumlichen Enge wirst du auch kein nettes Haarlicht herbekommen.
Also lieber mit dem Fenster kalkulieren, 2x 500 WS ist nicht wahnsinnig viel.

Mit der D70 kommt ohnehin nur der langsamste ISO Wert in Frage, das Rauschen nimmt für mich unakzeptabel zu, wenn etwas anderes gewählt wird. Und Photoshop mag zwar hilfreich sein, aber wozu Post, wenn man das schon Pre in den Griff kriegen kann?

So, dann würde ich die vorhandene Beleuchtung einschalten. Das gibt zwar einen Farbsprung, aber den nimmt der Betrachter als natürlich wahr. Dunkle Lampen wirken dagegen immer tot.

Je nach gewünschtem Feeling (Candle Light Dinner, Freunde beim Essen, Business Lunch...) ist das Licht zu setzen und die Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe) festzulegen. Das 50er ist ein nettes Ding, wenn du mit dem Ausschnitt zurecht kommst. Die beiden Zooms lassen in Sachen Schärfe zu wünschen übrig...

Nun also deine beiden Blitze...

Mein Tiefenschärferechner sagt mir, dass du mit dem 50er bei einer Entfernung von 4 m und f:8 kritische Schärfe von 3,6 bis 4,5 Meter erwarten darfst. Wenn das Lokal so groß ist, sollte das ganz gut hinkommen. Da die Lichtintensität nur vom Abstand Lichtquelle zu Subjekt definiert ist, sollte f:8 mit den beiden Blitzen kein Problem sein...

Gehen wir davon aus, dass die beiden Personen über Eck sitzen werden, hast du mehrere Möglichkeiten. Das größte Problem wird das Tischeck werden -- je höher die Kamera kommt (um auf den Teller zu sehen), desto deutlicher wird das Tischeck die Personen trennen... Also wirst du wohl eher tiefer gehen, und das Licht sollte "mitgehen". Klassisch für das Keylight wären 30° von oben und seitlich von der Kamera... Nehmen wir an, das Fenster ist links, Frau mit dem Rücken zum Fenster, Mann rechts. Dann liefert das Fenster das Hairlight für die Frau und eventuell für den Mann, er wird jedenfalls ein Licht von rechts bekommen. Da die Frau ein wenig frontaler kommen sollte, wird die Kamera nach rechts aus der Symmetrie-Achse ausweichen, was links Platz für das Keylight machen würde, etwas links von der Symmetrie-Achse. Jetzt kriegt der Mann aber mehr frontales Licht, die Frau ein Streiflicht von rechts, also einen bösen Nasenschatten von links. Also pfeiffen wir auf die klassische Anordnung und machen den Blitz links zum Fill, eine halbe Blende unter dem Key, das wir rechts von der Kamera setzen und das damit direkt gegen das Fenster antritt.

Weil das Keylight etwas von oben kommen sollte, müssen die Nasenschatten nach unten mit dem Fill bekämpft werden. Also wandert das Fill nach unten und wird auf die Tischfläche zwischen den beiden gerichtet (in der Hoffnung auf weiße Tischwäsche, die als Reflektor dient). Die Diffusion wird so gestellt, dass beide Personen gerade eben im Kegel des Fill liegen, Zentrum am Tisch. Von dort sollten die Reflexionen die Gesichter von unten aufhellen. Die dabei auftretenden Schatten von Gegenständen am Tisch werden einerseits vom Keylight eliminiert, andererseits durch die tiefe Kamera erst gar nicht erfasst Im schlimmsten Fall sind Schatten am Tisch im Post am einfachsten zu korrigieren...

Damit hätten wir ein mögliches Setup, mir fallen auf die Schnelle noch ein paar mehr ein, aber die werden dir auch einfallen :)

Hättest du eine Lichtquelle mehr, könntest du noch einen Blitz aus der Richtung der vorhandenen und dominierenden Tischbeleuchtung in Richtung Models schicken -- ganz subtil, aber eben um die Lichtrichtung plausibel zu halten. Eventuell schafft das auch das Fill auf der linken Seite...

Die vermuteten Reflexionen am Glas werden sicher auftreten, stören aber in der Praxis nicht wesentlich, sondern machen das Glas lebendiger. Wenn du es wirklich ordentlich machen willst, kaufst du ein paar Dosen Mattierungsspray und weichst damit die Glasflächen auf. Zur Not funktioniert auch Haarspray... Allerdings sollte dann von so behandeltem Geschirr nicht unbedingt gegessen oder getrunken werden...

Grundsätzlich habe ich es mir bei Gastro Shootings zur Regel gemacht, den Tisch mehrfach umzubauen. Also wenigstens vier Gänge kommen lassen, von der Vorspeise bis zum Dessert, und die Dekoration variieren. Möglichst keine Deko, die Jahreszeiten andeutet, immer erhältliche Schnittblumen sind OK, machen aber oft Probleme mit der Positionierung, wenn sie zu lang sind.

Um den "synthetischen" Touch zu vermeiden, auf alle Fälle die Servietten knüllen, typische Tisch-Accessoires (Dekantier-Karaffe, Sektkübel, Salz- und Pfefferstreuer, ...) locker anordnen, etc.

Bei den Probeeinstellungen ist darauf zu achten, dass sich deine zusätzlichen Lichtquellen nicht im Fenster spiegeln... Und was das Blitzen über die Decke anlangt: Das ist OK mit einem Aufsteckblitz bei einer Hochzeit, aber wohl eher nicht für diesen Gig. Bei 350 cm Raumhöhe wird das Licht wohl zu einem "dumpfen Brei" diffundieren -- da sind zwei Softboxen direkt sicher vorzuziehen.

In jedem Fall versuche ich, den Raum "wie er ist", als Basis der Lichtsetzung zu nehmen, dann bleibt auch der etwas dunklere Bildhintergrund noch bildwirksam und säuft nicht einfach ab.

So, mir geht die Kondition aus :) Ich hoffe, es war was für dich dabei,

Norbert