Halölle,
aus gegebenen Anlass muss ich mich schon oftmals wundern, wieviel Photografen hier Bondage-Bilder machen möchten und dabei über wenig bis GAR KEINE Ahnung davon besitzen.
Auch wenn es überall nachzulesen ist und viele sich damit beschäftigen, hier nochmal eine kleine Aufklärung für Interessierte und Ahnungslose. Immerhin geht es hier nicht darum einfach mal mit paar Seilchen zu spielen und die irgendwie um den Körper zu wickeln. Vielleicht können sich hier Photografen und auch Modelle paar Impulse rausziehen.
Viel Spass beim Informieren:
3. Medizinisches
Die folgenden Anmerkungen sollen nicht zur Abschreckung dienen, sondern sollen jedem, der Bondage praktiziert, zeigen, wie man Unfälle vermeidet. Schließlich muß einem ja jemand sagen, daß der Topf heiß ist, wenn man ihn von der Kochplatte nimmt.
Ganz allgemein kann man sagen, daß alle Stellen, an denen der Puls fühlbar ist, keinen direkten Druck vertragen. Besonders riskant sind aus naheliegenden Gründen Kehle und Hals. Daher darf ein Seil NIEMALS um den Hals geschlungen werden. Bei Fesselungen, die den Nacken mit einbeziehen, sollte daran gedacht werden, daß ein Zug nach vorne zu einem seitlichen Druck auf die Halsvene ausgeübt wird. Gerade bei stehenden oder hängenden Personen kann dies den Carotis Sinus Venen Reflex (CSV-Reflex) auslösen, der zu sofortiger Bewußtlosigkeit führt. Maßnahme: Person sofort hinlegen, Beine hoch, alle einengenden Bondage-Utensilien besonders an Hals und Oberkörper sofort entfernen (zur Not mit bereitliegender Verbandsschere, Gurtschneider oder Paketbandschneider die Seile zerschneiden, Messer eignen sich wegen der scharfen ungeschützten Klinge nicht so gut, können aber im Notfall auch verwendet werden), ein Handtuch mit Eiswürfeln füllen oder mit kaltem Wasser naß machen und in den Nacken legen. Sollte die Bewußtlosigkeit länger als ein paar Sekunden dauern, die oder den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen und den Notarzt verständigen. Wenn der Druck vom Hals nicht sofort entfernt wird, kann es zum Tod kommen. (Besondere Gefahr besteht bei Leuten, die sich selbst fesseln, denn hier gibt es keinen, der bei einer Ohnmacht, die Schlinge vom Hals ziehen kann.)
Andere gefährdete Stellen sind die Achselhöhlen, der innere Oberarm, das innere Handgelenk und der obere Bereich mit der relativ empfindlichen Daumensehne (daher bei Handschellen immer die Einrastsicherung betätigen und bei einer Fesselung mit einem Seil, nach Möglichkeit die Hände mit den Handflächen nach innen zusammen legen), der innere Ellenbogen, die Leistenbeuge, die Knierückseite und die Achillessehne. In diesen Bereichen laufen neben den Arterien häufig auch empfindliche Sehnen und Lymphstränge.
Um den möglichen Druck abzumildern, kann man die Fesselungen polstern z.B. durch Schaumstoffpolster, Schweißbänder oder Handtücher. Auch ein dicker Knoten in einem sonst nicht zu straffen Seil, kann an den empfindlichen Köprerstellen zu Problemen führen.
Bei Fesselungen im Stehen, besonders wenn die Arme nach oben gestreckt sind oder auch bei Hängefesslungen mit dem Kopf nach unten, kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Gerade Menschen mit niedrigem Blutdruck oder eher große Menschen, neigen zu Kreislaufproblemen. Deswegen ist darauf zu achten, daß die gefesselte Person nicht unkontrolliert umfallen kann. Wenn in einem Einstiegsgespräch abgeklärt wurde, daß die Person, die gefesselt werden soll, schon früher Kreislaufprobleme hatte, sollte die- oder derjenige lieber im Liegen oder Sitzen gefesselt werden um schon anfangs mögliche Probleme auszuschließen. Anzeichen für Kreislaufprobleme sind: Hautblässe, kalter Schweiß auf dem ganzen Körper, flaches kaum wahrnehmbares Atmen, verminderte Ansprechbarkeit (das kann z.B. bedeuten, daß Rückmeldungen ausbleiben). Verhalten wie oben (CSV-Reflex) mit sofortigem Befreien und Hinlegen der Person, Hochlagerung der Beine, eventuell stabile Seitenlage.
Durchblutungsstörungen können auch gewollt oder ungewollt in eingeschnürten Gliedmaßen auftreten. Kurzfristiger Rückstau des Blutes in den Venen kann manchmal ganz spannend sein (z.B. am Penis), aber auch schnell problematisch werden. (Z.B. bei Menschen mit einer Neigung zu Krampfadern in den Beinen kann Rückstau zu einer Verschlimmerung oder gar zu Krampfadern führen. Im schlimmsten Falle ist sogar ein Gefäßverschluß möglich, daher bei Krampfadern NIEMALS die Beine eng fesseln.) Anzeichen für einen Blutstau sind bläuliche Verfärbung der Haut, kühle Haut, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Stechen. Maßnahmen: Sofort die Fessel lösen und das betroffene Glied sanft massieren. Bei Krampfaderbildung den Arzt aufsuchen.
Ein paar Anmerkungen zum Abbinden des Penis und/oder der Hoden. Es gibt eine ganze Menge Männer, die darauf stehen. Das Abbinden oder Einschnüren des Penis (z.B. durch einen engen Cockring oder eines der anderen exotischen Spielzeuge aus dem Erotikfachhandel) reduziert den Rückfluß den Blutes und kann zu einer verlängerten Erektion führen. Das ist häufig angestrebt und kann sehr aufregend sein. Wenn ein Penis zu lange abgebunden bleibt, kann das mit der Zeit recht schmerzhaft werden. Eine Entscheidung, ob die Fessel entfernt werden soll, sollte sich nach dem Bedürfnis des Gefesselten richten.
Manche Männer mögen es, viele Frauen hassen es: Abgebundene Brüste. Das mehr oder weniger feste Umwickeln der Brüste mit Seil oder Gummiband sensibilisiert die Brusthaut und besonders den Nippel. Gleichzeitig kann der ausgeübte Druck auf den Drüsenkörper sehr schmerzhaft und unangenehm sein. Als Folge auftretende völlig unerotische, schmerzhafte Reizungen des Drüsenkörpers können äußerst langwierig verlaufen. Manche Frauen haben auch ein ästhetisches Problem mit abgebundenen Brüsten, die vielleicht durch den Blutstau in der Oberhaut noch blau an-laufen durch das Abschnüren. Ein guter Aktiver sollte darauf Rücksicht nehmen.
Jemanden nackt in einem kühlen Schlafzimmer zu fesseln zeugt nicht von sonderlich gutem Stil. Gerade bei Frauen kann es neben einer Erkältung wie man sie sich bei Unterkühlung gerne mal einfängt auch zu einer Blasenentzündung oder gar einem aufsteigenden Harnwegsinfekt kommen. Da eine Bondage-Session für die meisten Leute sehr aufregend ist, verlieren die Opfer manchmal das Gefühl dafür, daß ihnen kalt ist. Daher gehört es in die Verantwortung des Aktiven, darauf zu achten, daß der Raum immer gut beheizt ist und daß die Person nicht friert. Auch wenn es optisch nicht immer der Bringer ist, ein paar dicke Skisocken oder das Anbehalten der Schuhe, hat schon so manche Blasenentzündung verhindert. Achtung: Heizlüfter sollten nie dichter als 1 Meter neben einer gefesselten Person stehen.
Was immer mal gerne gemacht wird, weil es so schön ist: Erst fesseln und dann jemanden auf dem Teppichboden durchvögeln. Bei der Bewegung die dadurch entsteht kann es auf dem Rücken der unten liegenden Person zu unangenehmen Verbrennungen durch die Reibung kommen. Man sollte dann lieber für eine glatte Unterlage sorgen, wie z.B. ein Laken oder eine Wolldecke.
Bei längeren Fesselungen (z.B. jemanden die ganze Nacht bewegungslos gefesselt schlafen lassen) kann es zu Druckstellen bis hin zu Druckgeschwüren kommen. Das wird besonders dadurch gefördert, daß jemand auf einer nicht saugfähigen Unterlage liegt, wodurch der Schweiß sich an den Auflagestellen sammelt. Das kann man vermeiden, wenn man dem Körper erlaubt, immer mal wieder seine Lage zu verändern oder indem man die Bondage mal nicht auf seinem Lieblingsgummilaken macht.
Hautabschürfungen sollte man desinfizieren und mit Pflaster abdecken. Oberflächliche Druckstellen kann man mit einer kühlenden Sportsalbe verarzten.
Allgemein ist noch zu beachten, daß Fesseln bei einer Lageveränderung ihren Druck auf den Körper verändern können. Das soll heißen, daß man die Weite der Fesseln regelmäßig kontrollieren muß, damit sie nicht einschneiden.
Manche Bondages zwingen den Körper in für ihn ungewohnte Stellungen, das kann zu Überdehnungen an Gelenken und Muskeln führen. Besonders leicht kann das bei einer Ellenbogen-Bondage passieren. Es können die Symptome einer Sehnenzerrung, einer Muskelzerrung oder gar einer Gelenkkapselreizung auftreten. Maßnahme: Hotpack, heißes Bad, wärmende Salben. Bei länger dauernden Beschwerden sollte man den Facharzt aufsuchen.
Wer mal eben versucht irgendwelche exotischen Japan-Bondages, wie man sie in einem Film oder Heft gesehen hat, nachzumachen, kann sich vielleicht mit dem Problem eines ausgekugelten Schultergelenkes konfrontiert sehen. Hier sollte sofort ein Eisbeutel aufgelegt werden, damit die auftretende Schwellung möglichst gering bleibt und ein Einrenken möglich ist. Dann den Notarzt aufsuchen, denn Einrenkungen sollte man dem Fachmann überlassen.
Die Modelle in Bondage-Filmen und Heften sind Profis, die genau wissen, wo die Belastungsgrenze ihres Körpers ist. Daher ist beim "Nachbau" einer Bondage, die man mal gesehen hat, immer Vorsicht geboten. Rückmeldungen des Bondage-Opfers sind IMMER ernst zu nehmen. Was der eine noch aushält, kann für den anderen schon unerträglich sein. Immerhin steckt der Aktive nicht in den aktuellen Bondage, auch wenn er oder sie vielleicht schon selbst einschlägige Erfahrungen gemacht hat.
Sollte es trotz aller Kontrolle, doch einmal zu einer Nervenreizung oder -quetschung kommen, weil die Handschelle oder das Seil zu eng um die Handgelenke gelegen hat, sollte man diese Stelle gleich mit einem Eisbeutel kühlen. Nervenreizungen können sehr unangenehm sein und zu Taubheitsgefühlen in dem betroffenen Finger führen, die manchmal mehrere Tage und sogar Wochen anhalten können.
Das ist jetzt ein ziemlicher Gruselkatalog möglicher Bondage-Folgen gewesen. Von allen sexuellen Praktiken ist aber Bondage die Technik bei der es am häufigsten zu kleinen Unfällen kommt. Diese bestehen meist nur aus einer ungewollten Hautabschürfung oder einem leicht gereizten Nerven, aber auch das ist bei Beachtung der Vorsorgemaßnahmen weitgehend zu vermeiden.
Übrigens, Bondage schützt nicht vor übertragbaren Geschlechtskrankheiten. Deswegen sollte auch bei Bondage Safer Sex praktiziert werden. Gerade wenn sich jemand nicht wehren kann, ist es ein echter Vertrauensbruch, ungeschützten Sex ohne Absprache auszuüben.
(Aus "Das Bondage-Handbuch" von Matthias T. J. Grimme, copyright 1999 by Charon Verlag)
model-kartei.de uses cookies to make your visit as pleasant as possible. By using this site, you agree with their use. For more information about cookies and their configuration please follow this link: model-kartei.de/datenschutz/
aus gegebenen Anlass muss ich mich schon oftmals wundern, wieviel Photografen hier Bondage-Bilder machen möchten und dabei über wenig bis GAR KEINE Ahnung davon besitzen.
Auch wenn es überall nachzulesen ist und viele sich damit beschäftigen, hier nochmal eine kleine Aufklärung für Interessierte und Ahnungslose. Immerhin geht es hier nicht darum einfach mal mit paar Seilchen zu spielen und die irgendwie um den Körper zu wickeln. Vielleicht können sich hier Photografen und auch Modelle paar Impulse rausziehen.
Viel Spass beim Informieren:
3. Medizinisches
Die folgenden Anmerkungen sollen nicht zur Abschreckung dienen, sondern sollen jedem, der Bondage praktiziert, zeigen, wie man Unfälle vermeidet. Schließlich muß einem ja jemand sagen, daß der Topf heiß ist, wenn man ihn von der Kochplatte nimmt.
Ganz allgemein kann man sagen, daß alle Stellen, an denen der Puls fühlbar ist, keinen direkten Druck vertragen. Besonders riskant sind aus naheliegenden Gründen Kehle und Hals. Daher darf ein Seil NIEMALS um den Hals geschlungen werden. Bei Fesselungen, die den Nacken mit einbeziehen, sollte daran gedacht werden, daß ein Zug nach vorne zu einem seitlichen Druck auf die Halsvene ausgeübt wird. Gerade bei stehenden oder hängenden Personen kann dies den Carotis Sinus Venen Reflex (CSV-Reflex) auslösen, der zu sofortiger Bewußtlosigkeit führt. Maßnahme: Person sofort hinlegen, Beine hoch, alle einengenden Bondage-Utensilien besonders an Hals und Oberkörper sofort entfernen (zur Not mit bereitliegender Verbandsschere, Gurtschneider oder Paketbandschneider die Seile zerschneiden, Messer eignen sich wegen der scharfen ungeschützten Klinge nicht so gut, können aber im Notfall auch verwendet werden), ein Handtuch mit Eiswürfeln füllen oder mit kaltem Wasser naß machen und in den Nacken legen. Sollte die Bewußtlosigkeit länger als ein paar Sekunden dauern, die oder den Betroffenen in die stabile Seitenlage bringen und den Notarzt verständigen. Wenn der Druck vom Hals nicht sofort entfernt wird, kann es zum Tod kommen. (Besondere Gefahr besteht bei Leuten, die sich selbst fesseln, denn hier gibt es keinen, der bei einer Ohnmacht, die Schlinge vom Hals ziehen kann.)
Andere gefährdete Stellen sind die Achselhöhlen, der innere Oberarm, das innere Handgelenk und der obere Bereich mit der relativ empfindlichen Daumensehne (daher bei Handschellen immer die Einrastsicherung betätigen und bei einer Fesselung mit einem Seil, nach Möglichkeit die Hände mit den Handflächen nach innen zusammen legen), der innere Ellenbogen, die Leistenbeuge, die Knierückseite und die Achillessehne. In diesen Bereichen laufen neben den Arterien häufig auch empfindliche Sehnen und Lymphstränge.
Um den möglichen Druck abzumildern, kann man die Fesselungen polstern z.B. durch Schaumstoffpolster, Schweißbänder oder Handtücher. Auch ein dicker Knoten in einem sonst nicht zu straffen Seil, kann an den empfindlichen Köprerstellen zu Problemen führen.
Bei Fesselungen im Stehen, besonders wenn die Arme nach oben gestreckt sind oder auch bei Hängefesslungen mit dem Kopf nach unten, kann es zu Kreislaufproblemen kommen. Gerade Menschen mit niedrigem Blutdruck oder eher große Menschen, neigen zu Kreislaufproblemen. Deswegen ist darauf zu achten, daß die gefesselte Person nicht unkontrolliert umfallen kann. Wenn in einem Einstiegsgespräch abgeklärt wurde, daß die Person, die gefesselt werden soll, schon früher Kreislaufprobleme hatte, sollte die- oder derjenige lieber im Liegen oder Sitzen gefesselt werden um schon anfangs mögliche Probleme auszuschließen. Anzeichen für Kreislaufprobleme sind: Hautblässe, kalter Schweiß auf dem ganzen Körper, flaches kaum wahrnehmbares Atmen, verminderte Ansprechbarkeit (das kann z.B. bedeuten, daß Rückmeldungen ausbleiben). Verhalten wie oben (CSV-Reflex) mit sofortigem Befreien und Hinlegen der Person, Hochlagerung der Beine, eventuell stabile Seitenlage.
Durchblutungsstörungen können auch gewollt oder ungewollt in eingeschnürten Gliedmaßen auftreten. Kurzfristiger Rückstau des Blutes in den Venen kann manchmal ganz spannend sein (z.B. am Penis), aber auch schnell problematisch werden. (Z.B. bei Menschen mit einer Neigung zu Krampfadern in den Beinen kann Rückstau zu einer Verschlimmerung oder gar zu Krampfadern führen. Im schlimmsten Falle ist sogar ein Gefäßverschluß möglich, daher bei Krampfadern NIEMALS die Beine eng fesseln.) Anzeichen für einen Blutstau sind bläuliche Verfärbung der Haut, kühle Haut, Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Stechen. Maßnahmen: Sofort die Fessel lösen und das betroffene Glied sanft massieren. Bei Krampfaderbildung den Arzt aufsuchen.
Ein paar Anmerkungen zum Abbinden des Penis und/oder der Hoden. Es gibt eine ganze Menge Männer, die darauf stehen. Das Abbinden oder Einschnüren des Penis (z.B. durch einen engen Cockring oder eines der anderen exotischen Spielzeuge aus dem Erotikfachhandel) reduziert den Rückfluß den Blutes und kann zu einer verlängerten Erektion führen. Das ist häufig angestrebt und kann sehr aufregend sein. Wenn ein Penis zu lange abgebunden bleibt, kann das mit der Zeit recht schmerzhaft werden. Eine Entscheidung, ob die Fessel entfernt werden soll, sollte sich nach dem Bedürfnis des Gefesselten richten.
Manche Männer mögen es, viele Frauen hassen es: Abgebundene Brüste. Das mehr oder weniger feste Umwickeln der Brüste mit Seil oder Gummiband sensibilisiert die Brusthaut und besonders den Nippel. Gleichzeitig kann der ausgeübte Druck auf den Drüsenkörper sehr schmerzhaft und unangenehm sein. Als Folge auftretende völlig unerotische, schmerzhafte Reizungen des Drüsenkörpers können äußerst langwierig verlaufen. Manche Frauen haben auch ein ästhetisches Problem mit abgebundenen Brüsten, die vielleicht durch den Blutstau in der Oberhaut noch blau an-laufen durch das Abschnüren. Ein guter Aktiver sollte darauf Rücksicht nehmen.
Jemanden nackt in einem kühlen Schlafzimmer zu fesseln zeugt nicht von sonderlich gutem Stil. Gerade bei Frauen kann es neben einer Erkältung wie man sie sich bei Unterkühlung gerne mal einfängt auch zu einer Blasenentzündung oder gar einem aufsteigenden Harnwegsinfekt kommen. Da eine Bondage-Session für die meisten Leute sehr aufregend ist, verlieren die Opfer manchmal das Gefühl dafür, daß ihnen kalt ist. Daher gehört es in die Verantwortung des Aktiven, darauf zu achten, daß der Raum immer gut beheizt ist und daß die Person nicht friert. Auch wenn es optisch nicht immer der Bringer ist, ein paar dicke Skisocken oder das Anbehalten der Schuhe, hat schon so manche Blasenentzündung verhindert. Achtung: Heizlüfter sollten nie dichter als 1 Meter neben einer gefesselten Person stehen.
Was immer mal gerne gemacht wird, weil es so schön ist: Erst fesseln und dann jemanden auf dem Teppichboden durchvögeln. Bei der Bewegung die dadurch entsteht kann es auf dem Rücken der unten liegenden Person zu unangenehmen Verbrennungen durch die Reibung kommen. Man sollte dann lieber für eine glatte Unterlage sorgen, wie z.B. ein Laken oder eine Wolldecke.
Bei längeren Fesselungen (z.B. jemanden die ganze Nacht bewegungslos gefesselt schlafen lassen) kann es zu Druckstellen bis hin zu Druckgeschwüren kommen. Das wird besonders dadurch gefördert, daß jemand auf einer nicht saugfähigen Unterlage liegt, wodurch der Schweiß sich an den Auflagestellen sammelt. Das kann man vermeiden, wenn man dem Körper erlaubt, immer mal wieder seine Lage zu verändern oder indem man die Bondage mal nicht auf seinem Lieblingsgummilaken macht.
Hautabschürfungen sollte man desinfizieren und mit Pflaster abdecken. Oberflächliche Druckstellen kann man mit einer kühlenden Sportsalbe verarzten.
Allgemein ist noch zu beachten, daß Fesseln bei einer Lageveränderung ihren Druck auf den Körper verändern können. Das soll heißen, daß man die Weite der Fesseln regelmäßig kontrollieren muß, damit sie nicht einschneiden.
Manche Bondages zwingen den Körper in für ihn ungewohnte Stellungen, das kann zu Überdehnungen an Gelenken und Muskeln führen. Besonders leicht kann das bei einer Ellenbogen-Bondage passieren. Es können die Symptome einer Sehnenzerrung, einer Muskelzerrung oder gar einer Gelenkkapselreizung auftreten. Maßnahme: Hotpack, heißes Bad, wärmende Salben. Bei länger dauernden Beschwerden sollte man den Facharzt aufsuchen.
Wer mal eben versucht irgendwelche exotischen Japan-Bondages, wie man sie in einem Film oder Heft gesehen hat, nachzumachen, kann sich vielleicht mit dem Problem eines ausgekugelten Schultergelenkes konfrontiert sehen. Hier sollte sofort ein Eisbeutel aufgelegt werden, damit die auftretende Schwellung möglichst gering bleibt und ein Einrenken möglich ist. Dann den Notarzt aufsuchen, denn Einrenkungen sollte man dem Fachmann überlassen.
Die Modelle in Bondage-Filmen und Heften sind Profis, die genau wissen, wo die Belastungsgrenze ihres Körpers ist. Daher ist beim "Nachbau" einer Bondage, die man mal gesehen hat, immer Vorsicht geboten. Rückmeldungen des Bondage-Opfers sind IMMER ernst zu nehmen. Was der eine noch aushält, kann für den anderen schon unerträglich sein. Immerhin steckt der Aktive nicht in den aktuellen Bondage, auch wenn er oder sie vielleicht schon selbst einschlägige Erfahrungen gemacht hat.
Sollte es trotz aller Kontrolle, doch einmal zu einer Nervenreizung oder -quetschung kommen, weil die Handschelle oder das Seil zu eng um die Handgelenke gelegen hat, sollte man diese Stelle gleich mit einem Eisbeutel kühlen. Nervenreizungen können sehr unangenehm sein und zu Taubheitsgefühlen in dem betroffenen Finger führen, die manchmal mehrere Tage und sogar Wochen anhalten können.
Das ist jetzt ein ziemlicher Gruselkatalog möglicher Bondage-Folgen gewesen. Von allen sexuellen Praktiken ist aber Bondage die Technik bei der es am häufigsten zu kleinen Unfällen kommt. Diese bestehen meist nur aus einer ungewollten Hautabschürfung oder einem leicht gereizten Nerven, aber auch das ist bei Beachtung der Vorsorgemaßnahmen weitgehend zu vermeiden.
Übrigens, Bondage schützt nicht vor übertragbaren Geschlechtskrankheiten. Deswegen sollte auch bei Bondage Safer Sex praktiziert werden. Gerade wenn sich jemand nicht wehren kann, ist es ein echter Vertrauensbruch, ungeschützten Sex ohne Absprache auszuüben.
(Aus "Das Bondage-Handbuch" von Matthias T. J. Grimme, copyright 1999 by Charon Verlag)
Servus
R.Shafiai