FREELENS - 2. Presseerklärung zu den Verträgen des Jahreszeiten Verlages 38

[gone] Lothar Jürs
04.06.2009
Wen es interessiert:

Anfang März 2009 präsentierte der Jahreszeiten Verlag seinen Fotografen einen neuen Produktionsvertrag, der eine umfangreiche Rechteübertragung beinhaltete.
So soll die Verwendung der Fotos in der gesamten Ganske-Gruppe, zu der u.a. der Jahreszeiten Verlag, die Verlage Hoffmann und Campe sowie Travelhouse Media gehören, ohne weitere Honorarzahlungen möglich sein – quasi eine Flatrate für Fotos – einmal zahlen, ewig nutzen.
Darüber hinaus sollen die Fotos exklusiv durch den Jahreszeiten Verlag an Dritte weiter verkauft werden – eine Umgehung der marktüblichen Entscheidungsfreiheit der Fotografen.

Nach wie vor weigert sich der Verlag mit den Fotografen zu verhandeln. Dabei sind es vor allem auch die Fotografen, die über viele Jahre mit ihren Fotos die Erfolge von Magazinen wie Merian oder den Feinschmecker erst möglich gemacht haben – das soll heute nichts mehr zählen.
Die Fotografen haben sich mehrfach offen gezeigt für Kompromisse – und dies unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Situation beider Seiten. Dies wird vom Jahreszeiten Verlag nicht beachtet. Er ist seit drei Monaten zu keinerlei Verhandlungen bereit.

Inzwischen haben sich über 3.500 Fotografen und Fotoagenturen dem FREELENS-Appell gegen solche Produktionsbedingungen angeschlossen – darunter die Crème de la Crème des deutschen und internationalen Fotojournalismus.
Die Fotografen und Agenturen fordern, dass sich der Verlag auf eine ergebnisoffene Verhandlung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Interessen beider Seiten einlässt.

Mit der ganzseitigen Anzeige in der Zeit wollen die Autoren ihrer Forderung nach fairen Vertragsbedingungen Ausdruck verleihen.

Hier gehts zur Anzeige (pdf): Anzeige in der *Zeit*

und hier gibts weitere Infos, und hier könnt ihr auch unterzeichnen: freelens blog
04.06.2009
Was sich einige Verlage herausnehmen, ist eine bodenlose Frechheit!

Gruß Jens
Die Verlage machen mit uns in letzter Zeit was sie wollen. Deshalb bin ich einer von den 3.500 !
[gone] Georg Hanf
04.06.2009
Wenn Arbeit nicht mehr entlohnt wird, warum soll ich arbeiten. Ich bin auch einer der 3500 und 1.

Georg
04.06.2009
Eine bodenlose Unverschämtheit. Da hilt nur eines, zu diesen Konditionen nicht arbeiten - lieber Passbilder verkaufen.
Sobald die, dem Ganske Konsortium angehörenden Objekte, ihr Bildmaterial bei Agenturen zu Agenturkonditionen einkaufen müssen, wissen sie den Wert der Arbeit ihrer Fotografinnen und Fotografen wieder zu schätzen.

Was ich mich noch frage: Wo bleibt den VERDI mit seiner DJU und der Herr Bsirske? Die haben das Inserat nicht mit unterzeichnet!
Dieser Organisation stünde es auch gut an, die berechtigten Interessen Ihrer Mitglieder in so einer Sache engagiert zu vertreten!

Bin bei den über 3.500 Unterzeichnern dabei!
[gone] VisualPursuit
04.06.2009
Ich hatte den Vertrag auch vorliegen - hab nicht unterschrieben, zu einer
Zusammenarbeit kam es nicht.

Bin doch nicht die Caritas für Grosskonzerne.
04.06.2009
Ein besondere Streitpunkt ist ja das Zweitverwertungsrecht, das sich der Jalag da exclusiv für sich selbst sichern will.
In vielen medialen Bereichen ist es bereits jetzt gängige Praxis, das gemachte Fotos zu einer aktuellen Berichterstattung (Tageszeitungen wie Bild, WAZ, FAZ, BZ usw.) incl. Zweitverwertungsrecht verkauft werden, sofern sie nicht eh von festangestellten Fotografen gemacht wurden. Ebenso geht es den freien und festangestellten Autoren, Grafikern usw.

Der Unterschied dabei ist, das diese Bilder in der Regel keine Zweitverwertung erfahren und die Zweitverwertung deshalb kein Diskussionspunkt ist. Sie sind wegen der Motive schon zwei Tage später alt und uninteressant. Anders sieht es jedoch z.Bsp. bei Foodfotos aus. Die erscheinen erst mit Rezept im Feinschmecker und werden ein paar Wochen oder ein Jahr später dann auch noch in anderen Magazinen gedruckt. Das ist jedoch an allen gängigen Honorartabellen eine klassische Zweitverwertung, die auch honoriert werden muss.
Die Bildagenturen überwachen das für die Fotografen. Sie archivieren, katalogisieren und vermarkten das Bildmaterial für die Fotografen.
Diese Zweitverwertung soll dem Fotografen bzw. der Agentur mit dem neuen Rahmenvertrag verboten werden. Vielmehr will der Jalag die Fotografen zwingen, ihre Zweitverwertung in die Hände des Verlages zu legen, der die Bilder dann nicht nur für eigene Magazine verwenden will, sondern sich auch am Verkauf von Zweit- und Drittverwertungsrechten bereichern will, ohne die Fotografen angemessen daran zu beteiligen, wie es die Agenturen machen.

Es geht dem Verlag also nicht darum, Kosten zu sparen, so wie er es in der Presse argumentiert, sondern über die Zweitverwertungsrechte neue Einnahmequellen zu erschliessen, die bisher den Agenturen vorbehalten waren.
[gone] VisualPursuit
05.06.2009
Richtig, und nebenher wollen die vertraglich geregelt *alle* Bilder eines
Shootings abgeliefert bekommen - das ist de facto Enteignung.

Man argumentiert mit grossen Reportagen, die sonst niemand finanzieren
könne. Ich hätte ja nun kein Problem damit bei grossen Reportagen eine
für den Job individuelle Regelung zu finden, aber zum Jalag gehören auch
Stadtmagazine wie die Prinzen. Und da macht der Verlag genau gar nichts
von den vielbeschworenen Leistungen.

Keine Organisation (Termine macht der Fotograf selbst), kein Styling, keine
Visa, keine Requisite. Dann wird ein Bild gedruckt - für 50 Euro netto.
Und dafür wollen die dann alle Bilder des Shootings plus Zweitverwertungsrechten.

Ha ha.

Ohne mich.

Als ich die Preise gehört und den Vertrag gelesen habe, dachte ich das ist der
gespielte Witz, und jeden Augenblick kommt die versteckte Kamera raus.

Aber es muss immer noch Deppen geben, die das unterschreiben.
05.06.2009
Und werden momentan noch Strecken unter den aktuellen Bedingungen produziert?
Sicherlich ja oder!
Es wird immer Leute geben die für "NICHTS" arbeiten!
Man könnte unzählige Beispiele nehmen!!!!

LG
PieJay
05.06.2009
Ähnliches hat die Bauer-Verlagsgruppe ebenfalls gemacht, also diese Diktion. Aber dort gab es keinen Aufschrei, sondern wir mussten darauf eingehen - nach dem Motto: Friss oder stirb!
05.06.2009
Der Jalag schreibt seine Fotoaufträge demnächst bei myHammer aus, da finden sich Deppen, die einen ganzen Tag lang 300 Bilder machen und die dann fürn Zwanni incl. der Originaldateien abliefern. ;-)))

Die Verbraucher, sprich Leser haben die Macht. Je mehr Leute wissen, unter welchen Bedinungen so ein Verlag arbeiten lässt, desto größer ist die Chance, das die Leser darauf mit Boykott reagieren.
[gone] John Doe II
05.06.2009
Ich hab da folgende Hoffnung:
Schlechte Bedingungen -> schlechte Fotos -> schlechte Auflage -> umdenken beim Verlag -> Problem erledigt

PS:
verkaufe neuwertige rosa Brille, nur einmal beim Schreiben eines Forumsbeitrags getragen.
[gone] KUSCHEL DIE FOTO GRÄFIN° sucht Modelle :)
05.06.2009
Schön wärs...leih sie mir mal die Brille.....! ;-)

Wie hier einige schon sagten...das Problem ist einfach das es immer Leute geben wird di das für lau machen.Die sind dann ganz einfach stolz darauf das sie mit ihren Fotos überhaupt in einer Zeitung sind.
[gone] Lothar Jürs
05.06.2009
Original von cash - just ask for cash
.....unter welchen Bedinungen so ein Verlag arbeiten lässt, desto größer ist die Chance, das die Leser darauf mit Boykott reagieren.


naja.... an einen Boykott seitens der Leser glaube ich nun eher nicht.....
Dem *normalen* Leser ist es doch schnurzpiepegal, woher ein Foto kommt und was es gekostet hat. Es gibt mittlerweile ja auch schon Agenturen, die sich am *Verramschen* beteiligen.
[gone] VisualPursuit
05.06.2009
Original von Zappu
Ähnliches hat die Bauer-Verlagsgruppe ebenfalls gemacht, also diese Diktion. Aber dort gab es keinen Aufschrei, sondern wir mussten darauf eingehen - nach dem Motto: Friss oder stirb!


Niemand *muss* darauf eingehen.

Hab ich beim Jalag ja auch nicht gemacht.
05.06.2009
bin auch einer der 3500......

und wenn sie irgendwann die bilder bei myhammer ausschreiben oder bei billigst-hobby-bildagenturen für 3,- das stück einkaufen.... *es gibt nichts, was man nicht BILLIGER machen könnte....* und so wird es dann auch irgendwann aussehen...

aber dasselbe sieht man ja auch ganz normal im täglichen leben.... wo geiz immer noch geil ist und viele, auch die es nicht nötig hätten, zum discounter rennen und dann später über mangelnde qualität jammern.... da müssen die leute eben erst oft genug auf die schnautze fallen und sich der nette spruch: *wer billig kauft, kauft zweimal* bewahrheiten...

lg
mark
[gone] Lothar Jürs
05.06.2009
Original von nitrox21
.....bilder bei myhammer oder bei billigst-hobby-bildagenturen....


Ich glaube, dass der Ursprung dieser ganzen Problematik auch in der *digitalen Schwemme* zu suchen ist. Zu analogen Zeiten gab es ausser den Profis wohl kaum jemanden, der Fotos anbieten konnte.
Heute kommt *Max Mustermann* mit der *digitalen Easypix* als *Leserreporter* um die Ecke und ist stolz auf sein abgedrucktes Bildchen eines liebesttollen Erpels.... oder so ähnlich.
Nur so konnten leider auch die *Billigheimer-Agenturen* entstehen.
Ergo: nun versuchen die Verlagshäuser *op düvel komm rut* die Honorare nach unten zu korrigieren.

lg, Lothar
05.06.2009
Ich bin zwar als Hobbyfotograf von der ganzen Problematik nicht betroffen....und kann den Ärger auch verstehen.

Aber ist das Ganze nicht eine natürliche marktwirschafliche Entwicklung, die bestimmt nicht mehr aufzuhalten und umzukehren ist?

Was ist euer Lösungsvorschlag dafür, wie der Berufstand der Fotografen damit umgehen soll, daß es heute inflationär viele Bilder für Billigpreise zu kaufen gibt?
05.06.2009
auch das wird sich marktwirtschaftlich lösen...

wenn denen keine photographen mehr gutes und hochwertiges material zu discountpreisen (oder unter aufgabe aller bildrechte) liefern, müssen sie eh woanders billig einkaufen.... und billig sieht eben auch billig aus.... irgendwann will deren druck-produkte mit billigbildern auch keiner mehr für teuer geld kaufen... :-)

lg
mark

Original von Pixelspalter
Ich bin zwar als Hobbyfotograf von der ganzen Problematik nicht betroffen....und kann den Ärger auch verstehen.

Aber ist das Ganze nicht eine natürliche marktwirschafliche Entwicklung, die bestimmt nicht mehr aufzuhalten und umzukehren ist?

Was ist euer Lösungsvorschlag dafür, wie der Berufstand der Fotografen damit umgehen soll, daß es heute inflationär viele Bilder für Billigpreise zu kaufen gibt?
05.06.2009
Ja aber die Frage ist, ob "mittelmäßig" für die meisten Fälle heute nicht ausreicht. Das ist doch wie alles andere für das es heute Discounterpreise gibt. Nicht umsonst sind Aldi, Lidl und Konsorten so groß geworden.
Erst allmählich etablieren sich wieder kleine Läden, die z.B. Biolebensmittel abseits der Großen verkaufen. Aber ich glaub das wird trotzdem eine Nische bleiben.

Ich denke die einzige Lösung besteht darin, daß sich auch die Fotografen neue Geschäftsfelder suchen. Für mich hört sich das Ganze eher so an als ob einfach eine Goldrauschzeit vorbei ist

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