Anfahrtskosten berechnen? 29

Hallo liebe Leute, ich weiß nicht ob es hier richtig ist, aber ich habe mal eine Frage da ich es bisher noch nicht so hatte....

Ich wurde beauftragt einige Fotos 240 km von mir entfernt anzufertigen. Nun meine Frage. Wie macht man da einen vernüftigen Kostenvoranschlag? Ich hätte jetzt gesagt auf jeden Fall 240 km mal 2 = 480 km und das mal 30 ct. Fahrtkosten, also ca. 144 € Spritkosten. Die Frage ist nun ob man auch noch eine Pauschale für die Zeit nimmt die man an Anfahrt benötigt (ca. hin und Rück 6 Std. und wieviel man bei sowas veranschlagen würde, sicherlich ja nicht den vollen Stundensatz den man für die eigentliche Erstellung vor Ort nimmt, oder? Gibt es da irgendwo irgendwas?

Kann mir da irgendwer weiterhelfen?

Danke schonmal, bisher waren meine Anfahrten ca. max. 80 km und da habe ich auf weitere Berechnungen verzichtet, was natürlich bei so eine rlangen Fahrtstrecke immer etwas anders aussieht....
07.03.2012
wurdest du bereits beauftragt, oder sollst du erst einen kostenvoranschlag abgeben? das widerspricht sich etwas.

zum thema: du kannst entweder eine anfahrtpauschale aufrufen, die du nach deinen tatsächlich entstehenden kosten kalkulierst, oder du nimmst deinen normalen stundensatz auch für die fahrzeiten und berechnest zusätzlich die kilometer mit z.b. 30 ct/km. letzteres mache ich (aber andere branche.)

einen abweichenden stundensatz für die anfahrt würde ich nicht wählen. die fahrzeit ist doch nicht weniger wert ^^
07.03.2012
knallhart kalkuliert, ist es km + stundensatz + spesen + evtl. übernachtung.
30 cent pro km, stundensatz normal (is doch deine zeit, warum wirst du im auto billiger?), spesen gabs in meiner letzten firma für deutschland 30€, übernachtung kommt extra

gruß karsten
07.03.2012
Ist eben nicht so einfach.

Mir als Kunde ist es egal, wie Du von zu Hause / Studio
zum Aufnahmeort kommst. Ich will ein Bild von Dir haben,
nicht Dein Auto mitfinanzieren. Was man kriegt las Mitarbeiter
hat gar nichts zu tun mit den Kosten, die die Firma weiter verrechnen
kann.
Vergiss die Wegpauschale, sonst nehme ich einen
Fotografen aus der Region. Also nicht übertreiben.
Und meistens will ich nicht einmal ein Bild von "Dir" - sondern ein-
fach ein Bild.

Grosszügig Weggeld verrechnen ist dann möglich, wenn Du
eine Art der Einzige bist, der das kann.

Ja, Autofahren ist keine hochqualifizierte Tätigkeit.
Bilder machen schon. Wenn Du gleich teuer und konzentriert
Bilder machst wie Auto fährst, dann muss ich jemand Dritten
beauftragen. Ich selbst verrechne knapp 2/3 der Stundenkosten
in meinem Beruf für Reisezeit, wenn mein Job nicht durch jemand
Anderer gleichgut aus der Arbeits-Region erledigt werden kann.

Oder hat jemand schon gesehen, dass in den Stockfotoagenturen
es mehr Geld gibt, wenn der Aufnahmeort 240 km von meinem
Wohnort entfernt liegt?

Bestellt jemand einen Klempner aus Berlin, wenn in Hambrug
eine Leitung defekt wird?

Heiner
08.03.2012
Kalkulation ist eine Kunst für sich. Willst du den Auftrag oder will der Auftraggeber dich ?

anTon
08.03.2012
Reisekosten werden entweder "Frei Schnauze" abgerechnet oder - wenn du seriös auftreten willst - nach Bundesreisekostenverordnung.
Wie Du es halten willst ist Deine Sache.
08.03.2012
Nun, wie Du bei 480 km auf 144,-€ Spritkosten kommst, kann ich auch bei den aktuellen Preisen nicht nachvollziehen.

Wenn ein Kunde einen Fotografen über 250km anfahren lässt, dann ist dem sicherlich klar, dass Fahrtkosten auf ihn zukommen. Jeder Handwerker berechnet die Anfahrt ab dem ersten Kilometer (KM+Zeit).

Wie hoch Deine Kosten wirklich sind und wieviel der Kunde davon tragen soll, musst Du letztenendes selbst wissen.
Wenn der Auftraggeber der Meinung ist, dass nur Du den Auftrag nach seinen Intentionen erfüllen kannst, dann müssen natürlich die 30 Eurocent Kilometerpauschale einfließen. Wie Du als Student einen Stundensatz kalkulierst, mußt Du selbst wissen. Denn der enthält alle Aufwendungen, die Du zur Aufrechterhaltung Deines Gewerbes hast.
Oder Du verkaufst die Daten pauschal für 125,00 €uro/Stück bei Mindestabnahme von 5 Fotos.
08.03.2012
Original von Polarlicht
Ist eben nicht so einfach.



Bestellt jemand einen Klempner aus Berlin, wenn in Hambrug
eine Leitung defekt wird?

Heiner


In Deutschland isst ganz einfach:
Im deutschen Zivilrecht ist der Auftrag ein Rechtsgeschäft, mit dem sich der Beauftragte verpflichtet, unentgeltlich ein Geschäft für den Auftraggeber zu besorgen.
Der Auftrag selbst ist in § 662 − § 674 BGB geregelt.
ich glaube hier werden (reine) Spritkosten und km Pauschale verwechselt ...

480 km dürften ca 50.- Sprit sein ...

Was mich angeht, meine meinung, unterschreib ich das hier zu 100%


Original von Polarlicht
Ist eben nicht so einfach.

Mir als Kunde ist es egal, wie Du von zu Hause / Studio
zum Aufnahmeort kommst. Ich will ein Bild von Dir haben,
nicht Dein Auto mitfinanzieren. Was man kriegt las Mitarbeiter
hat gar nichts zu tun mit den Kosten, die die Firma weiter verrechnen
kann.
Vergiss die Wegpauschale, sonst nehme ich einen
Fotografen aus der Region. Also nicht übertreiben.
Und meistens will ich nicht einmal ein Bild von "Dir" - sondern ein-
fach ein Bild.

Grosszügig Weggeld verrechnen ist dann möglich, wenn Du
eine Art der Einzige bist, der das kann.

Ja, Autofahren ist keine hochqualifizierte Tätigkeit.
Bilder machen schon. Wenn Du gleich teuer und konzentriert
Bilder machst wie Auto fährst, dann muss ich jemand Dritten
beauftragen. Ich selbst verrechne knapp 2/3 der Stundenkosten
in meinem Beruf für Reisezeit, wenn mein Job nicht durch jemand
Anderer gleichgut aus der Arbeits-Region erledigt werden kann.

Oder hat jemand schon gesehen, dass in den Stockfotoagenturen
es mehr Geld gibt, wenn der Aufnahmeort 240 km von meinem
Wohnort entfernt liegt?

Bestellt jemand einen Klempner aus Berlin, wenn in Hambrug
eine Leitung defekt wird?

Heiner
08.03.2012
ist jetzt gruselig offtopic aber diese Art von Themen macht keine Laune:

"bin für ne Hochzeit engagiert, welches Objektiv soll ich nehmen"

"bin für ein Event engagiert, was soll ich pro Stunde verlangen"

"bin für irgendwas engagiert, soll ich Fahrtkosten verlangen"


Wenn es nicht nur feuchte Träume sind dann lasst solche Sachen doch einfach Profis machen.
08.03.2012
@anTon: er is Fotostudent und offensichtlich ist Profi sein Ziel. Warum bekommt man in der MK immer ne Abreibung für Fragen? Jeder muss doch mal anfangen und eigentlich würde es ja Sinn machen wenn man hier auf dieser Plattform fragen stellen dürfte weil hier offensichtlich Leute sind die sich die gleichen Fragen schon mal gestellt haben... da kann ich echt nur den Kopf schütteln.

@Roland: eine weitere Möglichkeit ist, einfach eine höhere Kilometerpauschale anzusetzen die du selbst errechnest. Also eine Mischung aus Kosten fürs Auto und Benzin und deiner Zeit. Der Leitfaden der den ich zur Kalkulation verwende schlägt übrigens vor für Fahrzeit / Reisezeit mindestens 50% des Fotografen/Fotodesigner-Tagessatzes oder den daraus errechneten Stundensatz zu verwenden. Ich habe mir daraus meinen eigenen Preis errechnet.

Fiktives Rechenbeispiel: du willst 0,30€ fürs Benzin/Autoabnutzung und musst 3h fahren. Deine Tagessatz beträgt 1000,-€ (einfach als Beispiel). Tag sind 8h, also 3h für 375€ davon 50% sind 187,5€. Du musst 300km fahren, also rechnest du zu den 0,30€ noch mal 0,625€ pro Kilometer. Bist du bei 0,93€ pro Kilometer. Damit wird die Zeit und das Auto gezahlt. Für mich persönlich eine gute Lösung. Am Ende kommt es wohl immer darauf an was du durchsetzen kannst.

Viel Erfolg!
08.03.2012
@ Olivia: Der anTon hat das Problem schon etwas krass dargestellt.

Aber:

(Ich kenne nicht alle Möglichkeiten, Fotografie zu studieren)
An den meisten Hochschulen ist im Studiengang Fotografie
(und in vielen anderen) das Fach Betriebwirtschaftslehre
möglich. Ebenso werden Kurse in Unternehmensführung
und -gründung angeboten.
Ich habe die Frage gelesen - seine Bilder gesehen - gestaunt -
und meine Antwort geschrieben.
Wenn man am Beginn einer beruflichen Karriere ist, sind das jene
Bereiche, die man nicht nur gehört - sondern begriffen haben
muss.
Bei der Frage des TO tönt es nach einem Auftrag vom Patenonkel,
der ein kleines Sponsoring betreibt - und hat nichts mit Broterwerb zu tun.
(Das mache ich ab und an auch!)

Heiner
08.03.2012
Ich gestehe, ich war einige Sekunden lang kurz davor zu fragen, ob manche Leute in einem WWW-Forum nachfragen, ob und wie sie sich die Schuhe zubinden sollen...

Original von GodesignDO - nun wird auch mobil geblitzt!
Ich wurde beauftragt einige Fotos 240 km von mir entfernt anzufertigen. Nun meine Frage. Wie macht man da einen vernüftigen Kostenvoranschlag?

Indem man ausrechnet was einen das kostet, und dann die unternehmerische Entscheidung trifft, ob und wie man das in die Preiskalkulation und das Angebot einbringen will...

Wie denn auch sonst...??

Ich hätte jetzt gesagt auf jeden Fall 240 km mal 2 = 480 km und das mal 30 ct. Fahrtkosten, also ca. 144 € Spritkosten.

Schon unter günstigen Umständen gibt dieser Kilometerkosten-Rechner für einen Diesel-Golf 35,3 Cent pro Kilometer an. Ich halte das für eine ziemlich optimistische Rechnung, als Faustregel würde ich davon ausgehen, daß man unter 40 Cent/km heute übehaupt kein Auto bewegen kann. Aber wenn man seine Kosten kennt, kann man das ja präzise für den Einzelfall ausrechnen.


Die Frage ist nun ob man auch noch eine Pauschale für die Zeit nimmt die man an Anfahrt benötigt (ca. hin und Rück 6 Std. und wieviel man bei sowas veranschlagen würde, sicherlich ja nicht den vollen Stundensatz den man für die eigentliche Erstellung vor Ort nimmt, oder? Gibt es da irgendwo irgendwas?

Kann mir da irgendwer weiterhelfen?

Wenn Du noch ein halbes Jahr warten kannst - dann kommt mein neues Buch heraus:

"Selber denken für Anfänger.
Tutorial mit 150 Aufgaben."
335 Seiten, Paperback, 12,90 Euro, Book-on-demand




Sorry, aber ich kann grad nicht mehr...

Du willst also für Geld Fotos anfertigen. Mithin selbständig als Fotograf arbeiten. Also auch anders formuliert: als selbständiger Unternehmer.

Da wirst Du solche Fragen schon selber durchdenken und beantworten müssen. Antworten anderer helfen da nicht wirklich weiter, denn diese anderen ersetzen Dir weder den Umsatzverlust, wenn Du zu viel verlangst und der Kunde daraufhin abspringt, noch gleichen sie Deinen Verlust, wenn Du unter Kosten produzierst.

Ich kenne Unternehmensberater, die kassieren 2000 Euro Tagespauschale dafür, daß sie in der Business-Class von Frankfurt nach Singapur fliegen.

Ich kenne Arbeitnehmer, die jeden Tag zweieinhalb Stunden hin und zweieinhalb Stunden zurück zur Arbeit fahren. Also für 7,5 Stunden bezahlte Arbeit noch mal 5 Stunden Fahrzeit aufwenden, die ihnen keiner bezahlt.

Zwischen diesen beiden Extremen liegt das meiste von dem, was möglich ist.

Es gab auch mal einen Fotografen der Hamburger Morgenpost, den legendären Thomas Hirschbiegel (Branchenspruch: "Hirschbiegel braucht nur eine Postkarte in den Briefkasten einwerfen, und schon explodiert eine Bombe!"*), der bekam Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre 4500 Mark im Monat ... nur dafür, daß er der Redaktion zur Verfügung stand. Die eigentlichen Honorare kamen dann noch oben drauf...

Überleg Dir, was Du haben musst, überleg Dir, was Du haben willst, überleg Dir, was Dein zu zahlen bereit ist.

Und dann klöppel Dir Dein Angebot.

Anders geht's nicht.


______________________________________________
*) Eines nachts gegen zwei Uhr warf Hirschbiegel in Hamburg am Gänsemarkt eine Postkarte in einen Briefkasten, mit der an sich an einem Preisausschreiben beteiligen wollte. Just in dem Augenblick, als der Briefkastenschlitz wieder zuklappte, detonierte 100 Meter entfernt vor dem Büro der US-Airline PanAm eine Bombe...

Im Legendenschatz der Hamburger Pressemeute entwickelten sich im Laufe der Jahre immer neue, immer abstrusere Theorien, um was für ein Preisausschreiben es sich gehandelt habe. Hirschbiegel selbst, so meine ich zu erinnern, schweigt dazu bis heute eisern.
Um mal alle Fragen michbezüglich zu beantworten. Ich bin Fotostudent. Ursprünglich habe ich einen anderen Beruf gelernt und bin gerade dabei auf dem zweiten Bildungsweg mir neben meiner ursprünglichen Tätigkeit meinen eigentlichen Wunsch zu erfüllen. Sprich ich arbeite noch in meinem anderen Beruf nur noch Teilzeit, habe auch derzeit im zweiten Jahr ein Kleinunternehmen gem § 19.

Und studiere noch immer, was sich aber bald dem Ende neigt. Um gegen Ende des Studiums zu sehen wo man steht und ob man evtl. es sich leisten kann voll auf seinen Berufswunsch und nur noch diesem Beruf nachzugehen habe ich das Kleinunternehmen begonnen. Denn es gibt ja auch genug schwarze Schafe in dem Bereich.

Bisher lagen die meisten Jobs die ich erledigt habe im Umkreis von ca. 50 bis maximal 100 km.

Die Firma hat meine Fotos die ich für ein anderes gleichwertiges Start-up Unternehmen gemacht habe gesehen und war sehr angetan. In näherer Umgebung gibt es vermutlich Firmen die den Job ähnlich erledigen könnten.

Die Firma fragte mich also an. Als es dazu kam wo die Fotos gemacht werden sollen und ich mal bei google maps nachgeschaut habe wurde mir klar wie hoch meine Kosten , sprich schon allein Reisezeit liegen könnten. Ich würde den Job natürlich gern machen, aber verkaufe mich grundsätzlich nicht unter Wert, auch wenn viele das machen, aber man kann sich ja fröhlich selbst die Preise weiter kaputt machen.

Aufgrund dieser Tatsachen und der langen Reisezeit wollte ich fragen was man allein für die Reisezeit berechnet. Die 30 ct. sind die kilometerpauschale die ich angesetzt habe.

Nach Adam Riese kommt man also durchaus allein dabei auf 144 €.

Mir persönlich ist klar durch Vorträge von Freelens und co, das es sich bei 6 Std. Fahrt und ca. 2 bis 3 Std. Fotos machen also um einen Tagessatz allein für mich (ca. genormt wenn man eine wirtschaftliche Tabelle mit eigenen Kosten führt) um mind. 800 € handeln würde. Hinzu käme die Kilometerpauschale. Ich wollte mich nur versichern wie man Fahrtzeit als Stundensatz berechnet, da stupides autofahren rein theoretisch für mich nicht genauso viel Wert ist wie das fotografieren mit anschließender Nachbearbeitung. Der Schlüsseldienst nimmt ja auch geringere Anfahrtsgebühren und letzendlich sag ich immer so flappsig dass ich ja auch nur ein Handwerk betreibe in das noch die eigene Kreativität mit einfließt.

In der FH hatten wir ein Semester lang ein Seminar das sich mit BWL und Recht befasste. Hierzu waren aber noch einige andere Themen vertreten, so dass für die Kalkulation und dergleichen ca. 4 Std. bei raussprangen.

Wer die Situtation an Universitäten und FH's kennt weiß dass so ein Seminar mal schnell, wie auch hier 100 Teilnehmer und einen etwas überforderten Dozenten beinhaltet. Man kann sich also ungefähr denken wie viel tatsächlich dabei rumkommt.

Ich bedanke mich aber trotzdem schonmal für die ersten sinnvollen Hinweise :)
08.03.2012
Original von Camera Obscura
Reisekosten werden entweder "Frei Schnauze" abgerechnet oder - wenn du seriös auftreten willst - nach Bundesreisekostenverordnung.
Wie Du es halten willst ist Deine Sache.

Erstens ist das das Bundesreisekostengesetz und zweitens regelt dieses die "Reisekostenvergütung der Beamtinnen, Beamten, Richterinnen und Richter des Bundes sowie der Soldatinnen und Soldaten und der in den Bundesdienst abgeordneten Beamtinnen, Beamten, Richterinnen und Richter".

Ich wusste nicht, daß wir beamtete Fotografen im Bundesdienst haben. (Na ja, ein paar schon, eben die verbeamteten im Bundesdienst.)

Für "Zivilbürger" gilt übrigens rechtlich noch etwas anderes, nämlich:

§ 670 BGB Ersatz von Aufwendungen
Macht der Beauftragte zum Zwecke der Ausführung des Auftrags Aufwendungen, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf, so ist der Auftraggeber zum Ersatz verpflichtet.


Auf dieser Grundlage sind z.B. Arbeitgeber verpflichtet, einem Stellenbewerber die Kosten für seine Vorstellung und die Anreise zum Vorstellungsgespräch zu erstatten.

Auch der Anspruch auf "Spesenersatz" eines beauftragten Freiberuflers oder Gewerbetreibenden beruht letztlich darauf. Was der Beauftragte "den Umständen nach für erforderlich halten darf", hängt zum einen natürlich davon ab, was vereinbart wurde bzw. ob es klare, stehende Regeln dafür gibt. Wenn aber z.B. ursprünglich vereinbart wurde, daß der Beauftragte mit dem Zug anreist für Kosten von X Euro, und dann droht aufgrund eines Bahn-Ausfalls die Anreise sich so zu verzögern, daß der Beauftragte den Auftrag nicht mehr rechtzeitig erfüllen kann, dann wäre durchaus auch möglich, dem Auftraggeber die Kosten eines zuätzlichen Mietwagens in Rechnung zu stellen, auch ohne vorherige neue Absprache. (Da greift dann neben §670 BGB auch noch §§677ff BGB, "Geschäftsführung ohne Auftrag".)

Was "Kilometerpauschalen" für KFZ-Benutzung betrifft, so gibt es nur für Angestellte klare Regeln. Selbständige können und müssen das eigeverantwortlich selbst regeln. (Dem Auftraggeber in Rechnung gestellte Fahrtkosten sind übrigens umsatzsteuerpflichtig, zu versteuern mit dem Steuersatz der Hauptleistung auf der Rechnung.)

Selbständige sind frei darin, einen Kostenersatz für KFZ-Nutzung mit ihrem Auftraggeber zu vereinbaren, viele orientieren sich der Einfachheit halber an den Standard-Sätzen für Angestellte, wobei die a) notorisch zu niedrig sind und b) nicht berücksichtigen, daß unterschiedliche Fahrzeuge nun mal unterschiedliche Kosten verursachen.

Ein Fotograf mit einem Renault Twingo reist billiger als einer mit einem Skoda Superb Kombi (vom E-Klasse T-Modell ganz zu schweigen). Allerdings werden nicht wenige Fotoaufträge ein technisches Equipment erfordern, daß in einen Twingo nicht hineinpasst. Insofern gibt es keinen plausiblen Grund, warum ein Fotograf bei bestimmten Fotoaufträgen nicht höhere Transportkosten ansetzen sollte als bei anderen. Sein Auftraggeber weiß ja auch, daß es teurer ist, einen 200m²-Messestand inkl. fünf Drehbänken von Hamburg nach München zu transportieren als zwei Klapptische und sechs Kartons Infomaterial von Gummersbach ins Kurhaus Bergisch-Gladbach...
08.03.2012
Original von GodesignDO - nun wird auch mobil geblitzt!
Mir persönlich ist klar durch Vorträge von Freelens und co, das es sich bei 6 Std. Fahrt und ca. 2 bis 3 Std. Fotos machen also um einen Tagessatz allein für mich (ca. genormt wenn man eine wirtschaftliche Tabelle mit eigenen Kosten führt) um mind. 800 € handeln würde. Hinzu käme die Kilometerpauschale. Ich wollte mich nur versichern wie man Fahrtzeit als Stundensatz berechnet, da stupides autofahren rein theoretisch für mich nicht genauso viel Wert ist wie das fotografieren mit anschließender Nachbearbeitung. Der Schlüsseldienst nimmt ja auch geringere Anfahrtsgebühren und letzendlich sag ich immer so flappsig dass ich ja auch nur ein Handwerk betreibe in das noch die eigene Kreativität mit einfließt.

Du möchstest also mal laut denken und außerdem gern, daß Dir andere Leute verraten, wie sie das so handhaben, und was sie damit für Erfahrungen gemacht haben...

;-))

Das finde ich völlig okay. Aber dann sag es auch ehrlich so.

Jedem für solche Aufträge Verantwortlichem in einem Unternehmen, das mehr als eine "Klitsche" ist, ist völlig klar, daß wenn man einen Dienstleister, der aus 120km Entfernung angereist kommt, für einen 2 bis 3 Stunden Job beauftragt, dieser de facto einen Tag lang damit beschäftigt ist. Die Leute sind ja üblicherweise auch nicht erst gestern aus dem Ei geklettert...

Wenn ich als Auftraggeber zehn Steckdosen montiert haben will und dafür einen Elektriker engagiere, der 120km anreisen muß, dann gibt es vier Möglichkeiten, warum ich das mache und nicht einen Elektriker "vor Ort" beauftrage:

  • Es gibt keinen Elektriker vor Ort. Respektive es gibt keinen fähigen Elektriker vor Ort, bzw. keinen, den ich an den Auftrag ranlassen möchte.

  • Es gibt Elektriker vor Ort, aber in 120km Entfernung gibt's einen, der ist soviel besser als seine Konkurrenz, daß mir die Kosten egal sind. Oder er ist nicht besser, aber der einzige, der zum benötigten Termin Zeit hat.

  • Es gibt Elektriker vor Ort, aber in 120km Entfernung gibt's einen, der ist soviel billiger als seine Konkurrenz, daß er trotz 120km Anreise nicht teurer wird.

  • Die Montage der Steckdosen ist allein schon so teuer, daß es auf die 120km Anfahrt und den zeitlichen Mehraufwand kostenmäßig nicht wirklich ankommt.


Vor diesem, oben aufgelisteten Hintergrund, interessiert mich als Auftraggeber dann allein das Kosten-Nutzen-Verhältnis, sprich das Verhältnis Preis zu Qualität der Leistung.

Und nur das. Was sollte mich auch sonst interessieren. Es gibt eine einzige relevante Zahl, und das ist die, die unten auf der Rechnung steht. 1000 Euro sind 1000 Euro, egal ob die nun 200 Euro Fahrtkosten enthalten oder 600 Euro oder gar keine Fahrtkosten gesondert ausweisen.

Wenn mir als potentiellem Auftraggeber einer ins Angebot schreibt "Flug Hamburg-München-Hamburg, morgens hin, abends zurück, Business Class, 804 Euro", dann weiß ich als alter Hase, daß von den 804 Euro ungefähr genau 462 Euro dafür bezahlt werden, daß der Mittelsitz hochgeklappt ist und man bei 1:20 Flugzeit zwischen Start- und Landephase ungefähr 35 Minuten Zeit hat, kostenlos Champagner und Chivas Regal zu saufen. Ersteres bringt einen minimalen Komfortgewinn (bei gleichem Sitzabstand!), letzteres wäre schon eher prollig als snobistisch.

Als potentieller Auftraggeber würde ich vermuten, daß der Eco fliegt und die Differenz einsteckt, so würde es mich jedenfalls schwer in Versuchung führen. Auf jeden Fall weiß ich aber, daß der da in seinem Angebot einen Posten hat, auf den er ziemlich leicht verzichten kann, ohne daß ihm wirklich was verloren geht. (Es sei denn, er macht's, um zu "bescheißen"...)

Klugerweise schreibt man das also eher nicht so detailliert ins Angebot, sonst weiß der potentielle Auftraggeber ziemlich genau, wieviel Spielraum in der Kalkulation nach unten noch ist. Oder ich mache es bewusst, damit er was zum runterhandeln hat. Oder oder oder...

Man muß immer vom Kunden her denken, und dazu gehört, sich zu fragen: "Warum hat der Kunde mich ausgewählt?" und "Wo liegen die Möglichkeiten und Grenzen des Kunden?"

Wenn man einen Fotografen 120km anreisen lässt, weil man dessen Arbeit anderswo schon gesehen hat und "sehr angetan" war, dann liegt die Vermutung nahe, daß irgendwas an diesem Fotografen und/oder seiner Arbeit überzeugt hat.

Vielleicht war der potentielle Kunde bisher immer eher unzufrieden, und nun sah es was, wo er dachte: "Yepp - so stell ich mir das vor!" Vielleicht hat sich der Kunde auch noch nie größere Gedanken um Fotos gemacht, sah nun was, das ihn überzeugt hat, und dachte sich einfach: was soll ich lange suchen, der hier scheint's zu können, den nehm ich auch...

Du sitzt näher an Deinem Kunden dran als jeder von uns...

Wir wissen noch nicht mal, um welche Gesamtauftragssumme es geht, und welche Bedeutung der Auftrag hat.

Wenn mich jemand in 120km Entfernung engagieren will (wieso brauchst Du eigentlich 3 Stunden für 120km? Ich bin ja nun wirklich kein Raser, aber das schafft man in 1,5 Stunden), und da soll ich "einige Stunden" Fotos machen, dann ist das im Regelfall ein "Ganz-Tages-Job".

Warum? Erstens weiß man nie, ob nicht aus geplanten/vermuteten 3 Stunden "Shooting-Zeit" am Ende 5 oder 6 werden. Das geht schneller, als einem lieb ist. Zweitens plant man je nach Auftrag eine Zeitreserve für den Anfahrt ein, nur nicht unpünktlich kommen!, also sagen wir mal: gut 2 Stunden für die Anfahrt, 5 Stunden für den Job, mit allem drum und dran und Reserve, 2 Stunden für die Rückfahrt. Das sind 9 Stunden. Für den Tag würde ich mir keinen anderen Termin mehr vornehmen, jedenfalls keinen, den ich nicht bedenkenlos auch kurzfristigst canceln kann...

Das heißt mit anderen Worten: man kann sehr gut und plausibel mit einer "Tagespauschale" kalkulieren und arbeiten. Ob man die nun explizit so nennt, oder ein Angebot schreibt, in dem etwas steht wie "An- und Abfahrt nach Dingsbums, Anfertigen der Aufnahmen, Ablieferung als XYZ, Einräumung der im Anhang A beschriebenen Nutzungsrechte etc.pp." - das läuft für den Kunden auf's selbe hinaus. Der will wissen: Was kriege ich, und was kostet es mich?

Aus Perspektive des Selbständigen ist es im übrigen völlig unerheblich, ob er nun im Auto sitzt, oder im ICE, oder im Airbus, oder auf dem Fahrrad, oder mit der Kamera in der Hand Fotos macht oder am Rechner Fotos bearbeitet, oder die Rechnung schreibt... All das ist Arbeitszeit, die aufgewendet werden muß, um ein bestimmtes Produkt/eine bestimmte Leistung zu erschaffen, und in dieser Zeit kann der Selbständige nichts anderes arbeiten.

Er kann sich höchstens sagen: wenn ich im ICE sitze, dann kann ich meine Fachzeitschrift lesen, das würde ich sonst im Büro oder abends zuhause machen. Oder ich arbeite am Notebook.* Also hat diese Bahnfahrt einen gewissen doppelten Nutzen. (Meistens ist's nicht mal ein anderthalbfacher...)

Bei der Anfahrt mit dem Auto fällt auch das völlig weg. Insofern ist aus meiner Perspektive des Selbständigen die Anfahrt im Auto genauso Arbeit wie das Fotografen am Auftragsort.

Ich kann mir auch sagen: wenn ich Angestellter wäre, dann würde ich ja auch u.U. jeden Tag drei Stunden hin und zurück zur Arbeit fahren.

Richtig. Wenn ich Angestellter wäre, dann würde ich aber genauso - das lernt man irgendwann als Selbständiger - eine Kosten/Nutzen-Rechnung aufmachen, und die lauter immer: ich bekomme 3000 Euro Netto im Monat, dafür arbeite ich 40 Stunden in der Woche am Arbeitsplatz und fahre 15 Stunden jede Woche zur Arbeit und zurück, das heißt nach Adam Riese: für meine 3000 Euro im Monat stelle ich 55 Stunden meiner Lebenszeit in der Woche zur Verfügung. Und nicht etwa 40, wie mein Arbeitgeber (wider besseres Wissen) behauptet, und meine Gewerkschaft (vielleicht sogar wirklich) glaubt.

Fahre ich jeden Tag mit dem Zug zur Arbeit, kann ich mir überlegen, ob 3 Stunden Zugfahren täglich in einer Weise zu nutzen sind, die mir diese Lebenszeit zumindest teilweise wieder in die eigene Verfügungsgewalt zurückgibt. Ist eine persönliche Abwägung, und hängt auch ziemlich stark vom jeweiligen Zug ab.

_______________________________

*) Welcher volkswirtschaftliche Schaden in den letzten 20 Jahren angerichtet worden ist, weil Politiker, Beamte, Funktionäre, Manager usw. irgendwo in Flugzeugen, auf Flughäfen, in Zügen und sonstwo "auf der Fahrt, während der Reise" "gearbeitet" haben...

... das wäre echt noch mal eine gründliche wissenschaftliche Untersuchung wert.

Vielleicht erklärt sich die hundsmiserable Qualität so mancher Gesetzestexte oder Investitionsentscheidungen in Wahrheit ja auch einfach dadurch, daß sie im ICE-Bistro zwischen Freiburg und Berlin oder in der Star Alliance-Gold-Lounge auf dem Flughafen von Seoul entstanden sind...
08.03.2012
Original von Olivia W.
@anTon: er is Fotostudent und offensichtlich ist Profi sein Ziel. Warum bekommt man in der MK immer ne Abreibung für Fragen? Jeder muss doch mal anfangen und eigentlich würde es ja Sinn machen wenn man hier auf dieser Plattform fragen stellen dürfte weil hier offensichtlich Leute sind die sich die gleichen Fragen schon mal gestellt haben... da kann ich echt nur den Kopf schütteln.

Ich denke, wenn diese Fragen nicht immer "Was soll ich...?", "Wie soll ich...?" und "Wie kann ich...?" lauten würden, sondern zum Beispiel "Mögt Ihr verraten, wie Ihr XYZ handhabt?" oder "Welche praktischen Erfahrungen habt Ihr gemacht, wenn...XYZ...?" ---

--- dann wären die Antworten auch andere.

Allerdings würde dann dem Fragenden auch schneller klar werden, daß er im Grunde nichts anderes macht als wenn Esso Shell fragt "Wir sind unsicher - lohnt es sich, in Chisinau noch eine weitere Tankstelle zu bauen?" oder "Wieviel können wir an der Algarve im Winter für einen Liter Superbenzin verlangen?"

Es hat immer so etwas von "Ich will jetzt Unternehmer werden, wie soll ich das machen?"
okay Tom, in Zukunft frage ich "mögt ihr mir bitte verraten..." ich dachte immer das wäre kein Geheimnis. Ich versuche mir alles was man irgendwo lesen kann immer selbst beizubringen oder es selbst irgendwoher beziehen. Doch für das was in der Theorie so steht sieht es doch eigentlich in der Praxis anders aus. Man kann ja nicht alles wissen sorry.

Ich finde e seltsam das hier (fast) jede der antworten so einen bitteren Unterton mit sich zieht.. aber das ist ja an sich in den Foren nix neues und hat mich nun auch nicht wirklich gewundert sondern nur wieder bestätigt. Aber meine Antwort habe ich und dafür danke.

Achja und was es für einen Auftrag zu bewältigen gilt oder was ich dafür bekommen werde oder möchte ist doch uninteressant und spielt ja eigentlich keine Rolle ;)
08.03.2012
[quote]Original von TomRohwer
Ich gestehe, ich war einige Sekunden lang kurz davor zu fragen, ob manche Leute in einem WWW-Forum nachfragen, ob und wie sie sich die Schuhe zubinden sollen...

Noch fragen?? ;-) es gibt für alles eine antwort im netz ;-)

gruß karsten

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