Geschichten erzählen - Die Fotoreportage 6

Hier mal ein Link zu einem Artikel, den ich durch Zufall wiedergefunden haben, den ich vor einiger Zeit geschrieben habe, zum Thema "Die Fotoreportage".

Vielleicht interessant.

>ZUM ARTIKEL
16.10.2012
Wenn es also nicht um die Wahrheitsfindung geht, worum dann?

Wenn die Fotoreportage ein Instrument des (Bild-)Journalismus ist, frage ich mich das allerdings auch...

Mitgefühl beim Betrachter wecken, den Fokus auf etwas richten, etwas in Frage stellen ... das ist die eigentliche Aufgabe eines guten Reportagefotografen.

Das ist eher grauenvoller Journalismus. Oder wie der große Hans Joachim Friedrichs es einmal so schön sagte: "Ein Journalist darf sich mit keine Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten."

Meiner Ansicht nach übrigens die größte und am schwersten zu widerstehende Versuchung gerade für gute Journalisten.

Dabei sollte aber niemals Abstand von der Wahrhaftigkeit der Fotos genommen werden, indem Bilder verfälscht oder in einen falschen Kontext gesetzt werden. Das erste Gebot der Reportagefotografie lautet daher: Du sollst nicht lügen.

Das kann ziemlich schnell in einen Widersprcuh geraten zu der Forderung eines weiter oben.

Eine Reportage soll eine Geschichte erzählen. Aber oftmals ist dies eine recht naive Vorstellung – ohne einen Begleittext funktionieren die wenigsten Themen.

Das ist völlig richtig, denn zum Verständnis und zur Einordnung eines Fotos muß der Betrachter immer mehrere Zusatzinformationen zum eigentlichen Bildinhalt haben: Wo ist das? Wann war das? Wer ist das?

Denn das ergibt sich nur sehr selten und dann oft auch noch mit Fehlerpotential aus der Abbildung selbst. Und die Frage "Wer macht da eigentlich was?" ist ohne ergänzenden Text praktisch nie zu beantworten. Das allerbeste Beispiel dafür ist das berühmte Foto von Eddie Adams, auf dem der stellvertretende Polizeichef von Saigon 1968 einen Vietcong erschießt.

Schon das Foto selbst verfälscht die Situation an sich erheblich, wie man leicht erkennen kann, wenn man sich die Filmaufnahme des australischen Kameramannes Neil Davis anschaut, der die ganze Szene von Anfang bis Ende gefilmt hat. Und ohne den ganzen Kontext hinter dem Ereignis zu kennen (den man auch auf dem Film nicht sehen kann), ist das Ereignis überhaupt nicht zu verstehen oder einzuordnen.

Ein Foto von einem hungernden Kind, neben dem ein teurer Mercedes parkt, versteht jeder – Ungerechtigkeit.

Das Bild von einem hungernden Kind neben einem teuren Mercedes hat überhaupt keine journalistische Aussage, es ist allerhöchstens plakativ. Und bedient ein Klischee. Man könnte auch sagen: Agitprop.

Ich halte es wie folgt: Du sollst nicht informieren.
Reportagefotos sind nicht dazu da, um Informationen zu transportieren.

Aha...

Also - für mich ist das "den Leser informieren" das allerwichtigste an einer Fotoreportage.

Anderenfalls handelt es sich nämlich nicht um eine Reportage, sondern um eine Meinungsäußerung, einen Kommentar, einen fotografischen Leitartikel, Propaganda, ... was auch immer.

Ein Pressefoto ist wie ein Lexikonartikel, ein Reportagefoto wie die Seite eines Roman.

Ein fulminantes Falschverständnis des Wortes "Reportage".

Die Reportage ist immerhin die Königin des Journalismus. Und die Fotoreportage ist die Königin des Bildjournalismus.

Das inzwischen recht abgenutzte Zitat des weltberühmten (Kriegs-)Fotografen Robert Capa ("Wenn Deine Bilder nicht gut genug sind, warst Du nicht nah genug dran") bezieht sich nicht auf die Räumlichkeit, sondern auf die emotionale Verbundenheit des Fotografen mit seinem Thema.

Was völliger Quatsch ist. Capa hat das sogar ganz ausdrücklich "räumlich" gemeint.

Sein Zitat geht nämlich noch weiter. "Anders als der Soldat kann sich der Berichterstatter entscheiden, ob er an die Front geht oder lieber in der Etappe bleibt. Ich bin ein Spieler. Deshalb ging ich mit der neunten Landewelle an Land."

Die "neunte Landewelle" bezieht sich auf die Landung der Allierten in der Normandie, und die neunte Landewelle am Strand von Omaha Beach (wo es die schwersten Verluste gab) ging etwa 20 Minuten nach der ersten Welle an Land. Capa war dem 16.Regiment der 1.US-Infanteriedivision zugeteilt worden - das war die erste US-Einheit, die überhaupt auf Omaha Beach an Land ging...
Das war ja klar, wer hier wieder als erstes rumpoltert.
Ich habe den Artikel auch nicht eingestellt, um ihn zu diskutieren, sondern dass der, der ihn interessant findet, etwas daraus "mitnimmt". Natürlich kann jeder
die Dinge so betrachten wie er will.
16.10.2012
Bild-Redakteure, die andere Leute bei Jauch zitieren, zu zitieren ist aber einen Tag nach der Sendung auch noch kein eigenes Zitatwissen.

Original von TomRohwer (Dr.?)

Oder wie der große Hans Joachim Friedrichs es einmal so schön sagte: "Ein Journalist darf sich mit keine Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten."

16.10.2012
Original von Christian [ B o h n e n k a m p ]
Bild-Redakteure, die andere Leute bei Jauch zitieren, zu zitieren ist aber einen Tag nach der Sendung auch noch kein eigenes Zitatwissen.

[quote]Original von TomRohwer (Dr.?)

Oder wie der große Hans Joachim Friedrichs es einmal so schön sagte: "Ein Journalist darf sich mit keine Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten."

[/quote]
Das hat Friedrichs mal in einem Fernsehinterview in der ARD gesagt, lange, lange bevor es überhaupt einen Moderator Günther Jauch gab...
16.10.2012
Hat er bestimmt.
Musst nur nicht erwarten, dass wir Dich für den Gebildeten halten, für den Du Dich selbst hälst, bloß weil Du was nachplappern kannst, was 30 Stunden vorher prominent gesendet wurde.
Das kaufen sie Dir ja nicht mal im SPON-Forum ab.


Original von TomRohwer (Dr.?)
[quote]Original von Christian [ B o h n e n k a m p ]
Bild-Redakteure, die andere Leute bei Jauch zitieren, zu zitieren ist aber einen Tag nach der Sendung auch noch kein eigenes Zitatwissen.

[quote]Original von TomRohwer (Dr.?)

Oder wie der große Hans Joachim Friedrichs es einmal so schön sagte: "Ein Journalist darf sich mit keine Sache gemein machen, auch nicht mit einer guten."

[/quote]
Das hat Friedrichs mal in einem Fernsehinterview in der ARD gesagt, lange, lange bevor es überhaupt einen Moderator Günther Jauch gab...[/quote]

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