Totenfotografie 17

26.02.2014
Ich bin gerade bei SPON über diesen Artikel gestolpert. Ich finde ihn durchaus lesenswert. "Totenfotografie", sicherlich ein Nischen"markt", und ein spannendes Thema zugleich.

http://spiegel.de/karriere/berufsleben/a-952750.html

Irgendwann ist unser aller Lebenszyklus zu Ende, und warum nicht, das "letzte Bild" darf dann durchaus auch ein gutes Bild sein.
26.02.2014
Find ich gut...
Ich glaube aber auch, dass es in unserer tabuisierten Welt eher eine Nische sein und bleiben wird.
[gone] User_358910
26.02.2014
Es gibt sogar "Sternenkinder"-Fotografie. Hat sicherlich seine Berechtigung, aber ich könnte es nicht. Da wäre meine Grenze überschritten.

vg, Patrick
[gone] Wünsche weiterhin allen viel Spaß in der MK!
26.02.2014
Totenmasken abzunehmen hat ja eine lange Tradition. Heute, zeitgemäß, wird Erinnerung halt im Pixelformat gebannt.
26.02.2014
Interessant.
Tot ist was natürliches.
Wenn dann die Hinterbliebenen ein Foto wollen, warum nicht, dürfte aber auf jeden Fall eine große Herausforerung sein.
[gone] User_47815
26.02.2014
Hat übrigens eine lange Tradition. Es war eine zeitlang üblich, die Leiche so zu fotografieren, als sei sie lebendig, manchmal auch im Kreise der HInterbliebenen. Schnuppert mal hier rein.

Ist für mich immer gleich doppelt faszinierend, denn es zeigt deutlich, wie relativ gesellschaftliche Normen und sind.
26.02.2014
Ich möchte hier auf eine sehr gute Forschungsarbeit über *Die Tode der Fotografie* von Katharina Sykora hinweisen, bei der es um Totenfotografie und ihren sozialen Gebrauch geht. In dem Buch werden auch bemerkenswerte Bildbeispiele gezeigt. Zum Teil stammen die Bilder aus der Zeit des Anfangs der Fotografie. Die Toten wurden damals zum Teil so hergerichtet, als würden sie noch leben.

Und dann gibt es eine sehr gute Fotoarbeit von *Walter Schels*, die in einem Hamburger Hospiz aufgenommen wurde und einen Vorher/Nachher-Vergleich zeigt. Ergänzt werden die Fotos von Interviewtexte.
 
26.02.2014
Habe schon mal darüber nachgedacht.Warum nicht?
26.02.2014
Ich wäre für das Gegenteil: zahlreichen Models hier etwas Leben einhauchen! ;-)

Der Tod ist oftmals weniger furchterregend als der Weg dorthin! Bei meiner Arbeit denke ich immer wieder:" Hat dieser arme Mensch es endlich geschafft!"

Modern ist es Tabus zu brechen. Ich bin der Ansicht, dass so manches Tabu zu recht besteht!
Der Tote sollte als Lebender in Erinnerung behalten werden, denn der Tot sieht nicht schön aus, manchmal sogar ganz gräßlich! Und wer den Tot erfahren will, der soll sich einen direkten Eindruck davon verschaffen statt (etwas überzogen ausgedrückt) bei einer Flasche Bier und Chips 15sec. den Ausdruck einer leblosen Hülle eines Menschen zu betrachten und sich dabei einzubilden, er habe Tiefsinn!
Den Hinterbliebenen nutzen solche Bilder auch nichts, da sie Wunden, die heilen wollen/sollen, immer wieder aufreißen!

Und für einen reißerischen Publicity-Effekt ist das Thema zu wichtig! Dann doch bitte lieber XXL-Silikonmöpse oder wurzeln ziehende Models fotografieren!
26.02.2014
Das ist nicht neu und zu beginn wurden die verstorbenen auch noch in entsprechende posen gebracht und zum teil auch mit den noch lebenden familienmitgliedern zusammen fotografiert.
[gone] Rolf Zimmermann_CH3
26.02.2014
Habe ich sogar in meiner Ausbildung zum Fotografen machen dürfen (müssen): Zuerst die verstorbene Person schön drapiert im Sarg und später das frisch geschmückte Grab.
Geschmäcker sind verschieden....
26.02.2014
Sehr beeindruckend. Vor allem die Portrait-Serie von Walter Schels....
Ich könnte das nicht.
Der Tod ist etwas ganz natürliches, aber auf dem Bild stets sichtbar und fassbar und auch in gewisser Weise schockierend.
Ich würde Verstorbene lieber im lebendigen Portrait in Erinnerung behalten...
Aber wie gesagt: Durchaus beeindruckend.
26.02.2014
uf ich würde mich ungern tot fotographieren lassen wollen,weil ich dann einfach grauenhaft aussehen würde...so ohne mimik und so :OAuserdem :meine arme familie ~ lieber vorher ein hübsches als so ein ...eiskaltes
26.02.2014
In den Fotoalben meiner Familie befinden sich einige Totenaufnahmen. Als Kind fand ich sie ungeheuer faszinierend. Und sie rührten mich, weil ich es schön fand, daß man die Verwandten, von denen man nur wenige Fotografien besaß, noch im Tod festhalten wollte.

Ich halte die Verdrängung des Todes für eine der größten Dummheiten des Menschen. Es hilft nichts. Wir werden alle sterben und alle unsere Liebsten werden sterben. Trauer ist etwas höchst subjektives und wenn es jemandem hilft, ein Foto von seinen bereits verstorbenen Weggefährten zu haben, ist das doch gut so. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden würde, wen ich vor die Wahl gestellt würde - ich denke, es kommt auf die Todesursache an. Aber ich finde es schade, daß es kein Foto meines Vaters als Toten gibt - das hätte sein Sterben für mich greifbarer gemacht. So war er irgendwann nur einfach "weg".

 
[gone] MauRocShi
26.02.2014
Dem kann ich mich nur anschließen. Auch Krankheit, Tod und Verzweiflung gehören zum Leben und sind etwas vollkommen Normales und auch durchaus nicht immer negativ. Manchmal ist eine schwere Krankheit ein Anstoß, sein Leben zu ändern, manchen erlöst der Tod von langem Leiden und manche können nach einem langen, erfüllten Leben zufrieden einschlafen. Es muss jeder selbst wissen wie er damit umgeht. Alles Reißerische ist zu vermeiden, aber wenn Angehörige ein Bild vom Verstorbenen haben wollen ist das legitim. Mir war es z.B.wichtig, mich von meinen Großeltern zu verabschieden, es gehörte einfach dazu. Echte Tote als Kunst zu verarbeiten halte ich hingegen für grenzwertig.
26.02.2014
Früher wurden diese Fotos oft deshalb gemacht, weil Fotografie noch kein Allerweltsgut war und von vielen Personen, wenn überhaupt, ein Baby/Kinderfoto existierte, dann das Hochzeitsfoto und oft dann als letztes Foto im Lebensweg beim Tode oder kurz davor- bei Männern oft auch noch ein Foto vom Militär in Uniform. Wenn dann jemand, gerade Kinder oder Jugendliche, verstarben, was bei damaliger medizinischer Versorgung nun öfters passiert ist, wurde nochmal ein Familienbild arrangiert.
Ich halte die Verdrängung des Todes für eine der größten Dummheiten des Menschen.

Das mag sein, aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Früher konnte man den Tod als was 'Normales' ansehen, denn damals waren auch noch sehr viele gläubig. Eine der zentralen Funktionen fast jeder Religion besteht darin, uns zu sagen, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern es dann doch irgendwie weitergeht ('wie' hängt dann von der jeweiligen Religion ab). Je mehr Religionen aber (zu Recht) suspekt werden, desto mehr schwindet auch diese religiöse Abwehr und es bleibt nur noch die schlichte Erkenntnis übrig, dass unser Leben schrecklich kurz ist und hauptsächlich daraus besteht, uns permanent am Sterben zu hindern. Keine wirklich erfreuliche Erkenntnis, gegen die man sich in der Regel nur durch Verdrängung schützen kann. Ist nicht die schlechteste Wahl.
Darum wird Totenfotografie in unserer Gesellschaft wohl eher eine Randerscheinung bleiben.
Mal abgesehen davon, dass Totenfotografie in Form von 'den Verstorbenen noch mal im Kreise der Angehörigen oder zumindest schön zurechtgemacht inszenieren' eigentlich auch eine Form der Verdrängung ist. Denn - wie schon oben angemerkt - der Tod und das Sterben sind in der Realität oft eher gräßlich.

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