Fotograf ohne Studio... denkbar? 59

Hi Leute,

ich bin Fotograf mit einem Studio in meinen eigenen 4 Wänden. Ich setzte das Studio für TFP wie auch für kommerzielle Shootings ein. Das Studio ist sehr klein und natürlich verletzen Kundenbesuche meine Privatsphäre bzw. Kunden fühlen sich in meinem Privaträumen auch nicht immer 100% wohl.

Passende Räumlichkeiten sind schwer zu finden und wenn doch, sind sie nicht wirtschaftlich. Ich betreibe mein Foto-Gewerbe nebenbei und meine Umsätze sind überschaubar. 200,-€ pro Monat für ein Studio auszugeben, dass ich dann nur jeden 3 Tag nutze ist meiner Meinung nach wirtschaftlicher Unsinn.

Komme ich zum Kern: Ich überlege die Not zur Tugend zu machen und mich vollkommen auf Outdoor- und Location zu spezialisieren. Ich habe sowieso schon mobile Hintergrundhalter und könnte theoretisch auch bei Kunden mit Endlos-Hintergründen fotografieren. Eine professionelle Fotografin mit großem Studio gibts ebenfalls schon in meiner kleinen Stadt.

...und damit komme ich zur Frage: Meint ihr, dass dies sinnvoll wäre? Sind Kunden und TFP-Modelle auch im Jahr 2018 noch sehr auf ein Studio fixiert? Wie meint ihr, steht es um die Akzeptanz?
5 years ago
Also ich glaube, dass die wenigsten Kunden/ Modelle sich freuen, wenn Du eine Invasion in ihr Wohnzimmer mit mobilem Hintergrund und Lichttechnik startest. Darunter leidet die Atmosphäre und auch Deine Konzentration während des Aufbaus.
Ein Studio muss im Moment der Begrüßung da sein und problemlos funktionieren, ansonsten ist es ein Hindernis.

Man kann sich wunderbar auf Outdoor spezialisieren - aber spätestens zu dieser Jahreszeit gerät man da an seine Grenzen und müsste zwangsläufig eine Pause einlegen oder auf Mietstudios setzen.

Persönlich halte ich die Standardkartonhintergründe oder darauf basierende Composings ausserdem für nicht mehr gefragt. Es gibt da vielleicht noch eine Nische in Bezug auf hochwertige, handgemalte Stoffhintergründe mit meist bewusst inszenierter Studioatmosphäre, aber der klassische Hintergrundkarton ist ziemlich "out".
5 years ago
Nun ja.....es kommt doch immer darauf an, was an Bildern gemacht werden soll. Und im Winter ist ein Studio durchaus praktisch...oder wo stellst Du deine Modelle bei -5 Grad hin.
Auch will nicht jedes Modell auf dem "Präsentierteller" stehen.
Studios werden immer gebraucht...nur....
....leider beherrscht auch hier viel die GEIZ ist GEIL Mentalität.
Nicht von ungefähr bieten ja viele Modelle Homeshootings an. Keine Kosten für ein Studio, Fahrtkosten auch gespart...
Die wenigsten sind bereit für Hobby noch was zu investieren...aber jeden Tag bei Star...ucks einen Caffee für 4€ bestellen.
Es ist halt auch immer eine Frage des Budgets.....Studiobeteiligung, Studio 10er Karte..... es gibt Möglichkeiten....
Der eine mag Studio...der andere nicht.....
so in freier Natur mit Endlos - Hintergrund bei gefühlte 8 Grad minus das ist bestimmt für Nippel- Fotos ideal.
5 years ago
Ich hatte selbst zu meiner "aktiven" Zeit nie ein eigenes Studio! Je nach Art und Umfang eines gewerblichen Auftrages mietete ich mir die PASSENDEN Räumlichkeiten stets bei einem meiner Kollegen an. Ein ganz wichtiger Faktor schließlich auch in Sachen Kosten Ersparnis.

Als "Gegenleistung" vermittelte ich dafür dann auch mal Models falls der jeweilige Kollege einen entsprechenden Bedarf hatte. So "wusch eben eine Hand die andere".

Studio Fotografie ist nun mal auch eine Geschmackssache. Ich mied solche geschlossenen Räumlichkeiten "wie der Teufel das Weihwasser". Liegt eben aber auch an meinem fotografischen Stil. Selbst wenn Gewerbe Kunden mit entsprechenden "indoor" Vorstellungen kamen versuchte ich diese von anderen Umsetzungen einer Thematik zu überzeugen. Weit überwiegend mit Erfolg.

Übrigens: nicht wenigen der Kollegen brach das eines Tages auch das Genick. Wenn ein Studio, egal ob angemietet oder in Eigentum (Finanzierung) auf längere Sicht nicht Kosten deckend genutzt werden kann, ist dies nicht selten der Anfang vom Untergang in der Selbständigkeit.

Ich habe mal einen Blick auf deine SC geworfen. Deine "outdoor" Aufnahmen zeigen doch auch ein entsprechenden Maß an Gestaltung und Kreativität zum Motiv. Warum solltest du dich dann "in Ketten legen" und ständig den "Mief" eines Studios einatmen? Du zeigst doch selbst dabei dass es auch anderweitig geht.

Überzeugende Bühnenbilder findest du für alle notwendigen Bereiche viel eher "outdoor" oder "on location".
Wobei die Umsetzung letzterer durchaus auch mal in geschlossenen Räumlichkeiten ablaufen können.
#6
[gone] User_6449
5 years ago
Miete doch einfach stundenweise ein Studio bei Bedarf.

Ob das wirtschaftlicher ist als ein eigenes Studio, kannst Du dann
nach ein paar Monaten mit Deinen eigenen realen Erfahrungswerten
kalkulieren.

Aber insgesamt ist es natürlich speziell im Winter ohne Studio
ungünstig, wenn man Fotos auch kommerziell machen möchte.
Bei TfP kann man absagen wenn dass Wetter nicht passt, aber
kommerziell kostet jede Absage Geld, wenn die Möglichkeiten
im Studio fehlen.
5 years ago
Da hier die Frage der "kalten Wintermonate" im Raum steht:

entweder mietet man (wenn es sich zeitlich und inhaltlich nicht vermeiden lässt) entsprechende Räumlichkeiten eben an oder

man kann den Kunden oder Auftraggebern Themen - inhaltlich davon überzeugen zuzuwarten bis wärmere Tage anbrechen.

Geht es um eigene Produktionen oder fotografische Vorstellungen für sich selbst (sei es auch nur während einem Ideen Anfall insoweit) sollte man soviel Geduld haben, diese auf einen dafür dann geeigneten Zeitpunkt zu verlegen.

Die entsprechenden Ergebnisse würden schließlich positiv grüßen lassen.
#9
5 years ago
Gläser mit Gewürzgurken oder Blockschokolade kann man in einem Studio mit 12 oder 200 Quadratmetern fotografieren. Da kommt es ausschließlich auf die technischen Fähigkeit, der Umsetzung der insoweitigen Vorgabe an.

Anders sieht es bei bestimmten Thematiken, auch großen Sach Gegenständen aus.

Und wenn dann noch Models (übrigens egal ob männlich, weiblich, jung oder alt - Hauptsache nicht nackt...) als Sahnehäubchen für das gewisse "etwas" gebraucht werden und die sollen dabei auch nicht frieren, dann ist doch sogar im Winter Betrieb alles in bester Ordnung, oder?
5 years ago
Wenn man bei tfp-Modellen hier in MK nach einem Shooting fragt, bekommt man regelmässig die Rückfrage, ob man denn auch ein Studio hat. Da ich das verneinen muss, gibt es schon launische Absagen. Wie neulich erst:
tfp-Model: "ich treff mich doch nicht mit einem wildfremden Kerl im Hotelzimmer!!!!" ich: "wo denn sonst?"
tfp-Model: "hast du kein Studio?" ich : "öhm, neee, wofür denn auch..." tfp-Model: "tja, dann tuts mir leid".
Also unterstreicht ein Studio offenbar die Seriösität des Fotografen. Ein super Tipp sind auch Stundenhotels.
Dort kann man sich in der Regel zwischen mehreren farblich abgestimmten "Themenzimmern", Whirlpools,
etc. entscheiden.- Stunde ca. 20 Euro.
5 years ago
Mit einem bisschen Empathie und Fingerspitzengefühl sollte einem aber auch klar sein, dass der Vorschlag eines Hotelzimmers grundsätzlich bei Anfängerinnen nicht die beste Idee ist. zumindest ohne erläuterndes Beiwerk und Angebot einer Begleitperson.
5 years ago
Ich denke es kommt immer drauf an was man möchte und was / wen man erreichen möchte .
Ich nutze all meine Möglichkeiten . Studio , Lokation, Outdoor , Wohnung des Models , oder nun auch wieder Hotelshoot in Budapest.

Alles und nichts ist Möglich - ob nun jemand der ein Studio besitzt ist völlig Latte. Wichtig ist wie er / sie arbeitet und mit Menschen umgehen kann.
5 years ago
@shoshin: Stundenhotel ist als Alternative aber auch nicht unbedingt Anfängergerecht. Dort geht es in den Nachbarzimmern doch recht laut zu ( Peitschenknallen, Schreie, heftiges Gestöhn) und das kann ein unerfahrenes Model beim Posing durchaus ablenken. Mein Model ist sogar mal versehentlich durch eine unverschlossene Zwischentür mitten in die Orgie des Nachbarzimmers gelangt, was auch mich kurzfristig aus dem Konzeot gebracht hat. Und erst Recht die Teilnehmer der Orgie, als ich mit umgehängter Kamera ins Zimmer gestürmt bin um mein Model zu beschützen. eine Begleitperson hätte das nicht besser gemacht, zumal Begleitpersonen immer problematisch sind. (Im Hotelzimmer kosten Begleitpersonen auch Aufpreis, und stehen nur im Weg herum. )
5 years ago
Also als Bauchgefühl würde ich sagen, das mindestens 60-70% aller Fotografen hier kein eigenes Studio haben.
Aber wenn Outdoor nichts zu machen ist, es gibt doch auch genügend Mietstudios oder befreundete Fotografen, die ein Studio haben.
Die Sache mit dem Hotelzimmer würde ich auch ganz, ganz weit hinten anstellen.
5 years ago
@Foto300
Das Stundenhotel unterstreicht sicher Deine Seriösität als Fotograf. Du solltest Deinem zitierten Modell unbedingt diesen Vorschlag unterbreiten.

@Heinz
Von dem Verhalten eines Bekannten auf die Allgemeinheit zu schließen, ist nicht gerade representativ. Die Stichprobe müsste schon etwas größer sein. Das war auch nicht so ernst gemeint, oder? Warum sollten auch gute bis optimale Rahmenbedingungen zum Ausüben einer Tätigkeit zur Trägheit führen? Das Gegenteil ist der Fall. Bei allem was man regelmäßig macht, gehört auch ein gewisses Maß an Selbstdisziplin dazu.

Zu anderen lustigen Kommentaren verkneife ich mir eine Anmerkung.

@TO
Du musst für Dich bewerten, ob ein Studio, eine Studio WG, ein Mietstudio aus privater und oder wirtschaftlicher Sicht Sinn machen? Das hängt gewaltig von Deinen Schwerpunkten ab.

Die Pros und Cons kannst Du Dir zu allen Alternativen durchspielen. Bei den verschieden Faktoren solltest Du gewichten, was Dir besonders wichtig ist wie zB Verfügbarkeit, Flexibilität, Budget, "bei Modellansprache besser aussehen", ;-) etc
#17
5 years ago
Ich habe ein Studio. Wenn ich irgendwie rauskomme, nutze ich die Chance. Studio ist im Winter praktisch, aber Outdoor oder mit einer Klasse Location ist fotografieren viel spannender.

Finden auch meine erfahrenen Modelle. während die bei Studio eher gähnen, sind sie hell begeistert, wenn es auf eine lost Location geht.
[gone] User_2972
5 years ago
klar geht das ohne Studio, man kann ja auch besondere Locations mieten und natürlich outdoor shooten.
5 years ago
@Mainpics: also, auf models die denken die Seriösität eines Fotografen würde von der Grösse seines Studios oder vom Nettogewicht seiner Kamera abhängen, kann mein Portfolio getrost verzichten.
Ich war übrigens noch nie in einem Mietstudio, in dem auch nur ein Funken Spannung oder Inspiration vorhanden war. Immer die gleichen altbekannten Standardsettings, undf die man von Millionen von Fotos schon kennt. Hotel oder Stundenhotel oder Privatwohnung gefällt mir in jedem Fall besser.

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