Fotograf ohne Studio... denkbar? 59

5 years ago
Den Vorschlag von mse wollte ich auch gerade bringen. Ich habe da allerbeste Erfahrungen als "Untermieter". Der Betreiber des Studios war ohnehin überzeugt, einen ganz anderen "Kundenkreis" zu haben als ich. Ansonsten kann ich einige der anderen Aussagen hier nicht so ganz nachvollziehen:

1) Modelle stehen auf Studio:
Mir scheint eher, dass Studios ihren Reiz verloren haben. Man steht jetzt auf "Lost places", "Available light" usw.

2) Geizmentalität:
Also ein klassisches Mietstudio kann man sich als Amateur nicht leisten und die Miete berechnet der Besitzer so, dass es für ihn "wirtschaftlich" ist. Dazu gehört für die meisten auch, dass der Leerstand auch auf die Kunden umgelegt wird. Einerseits logisch - andererseits aus Kundensicht auch unfair. Ich kenne tatsächlich jemanden, der das als Studiobesitzer wie folgt kalkuliert hat: Monatliche Kosten des Studios: 1200 EUR. Kosten, die durch Verschleiß usw. entstehen: 300 EUR. Summe 1500 EUR. Der Monat hat ungefähr 30 Tage, d.h. Tages- bzw. Shootingpauschale= 1500EUR/30=50EUR. Er selbst hat das Studio tagsüber an Werktagen genutzt - somit waren die Sonntage und Abende für Amateure frei.

3) Hotelzimmer:
Es gibt sogar Modelle, die gerne mal im Stundenhotel fotografiert werden möchten - scheint einen ähnlichen Reiz wie lost places zu haben. Manchmal haben normale Hotels schon gute Angebote für schöne Zimmer oder auch Konferenzräume, die auch interessant sein können.
5 years ago
. Ich betreibe mein Foto-Gewerbe nebenbei und meine Umsätze sind überschaubar. 200,-€ pro Monat für ein Studio auszugeben, dass ich dann nur jeden 3 Tag nutze ist meiner Meinung nach wirtschaftlicher Unsinn.

Wenn man in den drei Tagen diese 200€ nicht erwirtschaften kann: ja.
Es bliebe dann aber ggf. der Spaß daran, für's Hobby ein Studio zur Verfügung zu haben. Kann nur jeder für sich selbst entscheiden.
Ich überlege die Not zur Tugend zu machen und mich vollkommen auf Outdoor- und Location zu spezialisieren. Ich habe sowieso schon mobile Hintergrundhalter und könnte theoretisch auch bei Kunden mit Endlos-Hintergründen fotografieren.

Was soll hier jemand dazu sagen? Niemand kennt Deine Kunden.

Wenn Deine Kunden überwiegend in 2½-Zimmer-Wohnungen mit 65m² wohnen, wird der mobile Hintergrundhalter nicht viel helfen. Ob das in anderen Umgebungen funktionieren wird... Kann hier keiner einschätzen.

...und damit komme ich zur Frage: Meint ihr, dass dies sinnvoll wäre? Sind Kunden und TFP-Modelle auch im Jahr 2018 noch sehr auf ein Studio fixiert? Wie meint ihr, steht es um die Akzeptanz?

Du möchtest jetzt aber nicht, daß wir Deine Hausaufgaben als Selbständiger machen, oder?
5 years ago
Mir sind jede Menge Berufskollegen bekannt, die erfolgreich als Fotografen sind, aber kein eigenes Studio betreiben, sondern abhängig vom Projekt Studios oder Locations mieten. Was viele als Studios haben, relativ kleine und relativ niedrige Räume, das reicht für anspruchsvolle Projekte meist sowieso nicht aus.

Yepp. Genau das ist oft das Problem. Zu geringe Abstände, zu geringe Raumhöhe. Und schon ist das Studio sehr eingeschränkt in seiner Nutzbarkeit. Um einigermaßen vielfältig genutzt werden zu können muss ein Fotostudio schon eine Reihe von Anforderungen erfüllen.

Und das kann bedeuten, daß es nicht nur wirtschaftlich, sondern auch fotografisch sinnvoller ist, sich in einem vernünftigen Studio Nutzungszeit zu mieten.

Wenn das denn hinhaut... Wenn man häufiger ad hoc ein Studio braucht, ohne lange Vorlaufzeit, wird es eher schlecht funktionieren.
5 years ago
Also als Bauchgefühl würde ich sagen, das mindestens 60-70% aller Fotografen hier kein eigenes Studio haben.

Zweifellos.
Aber wenn Outdoor nichts zu machen ist, es gibt doch auch genügend Mietstudios oder befreundete Fotografen, die ein Studio haben.
Die Sache mit dem Hotelzimmer würde ich auch ganz, ganz weit hinten anstellen

Es gibt grundsätzlich ja noch etliche andere mögliche Locations. Die gleich auch noch den Vorteil haben, ein eigenes Ambiente mitzubringen.

Hotelzimmer... sind meistens viel zu klein und viel zu vollgestellt. Sind sie das nicht, sind sie sauteuer - werden dann aber auch so manche Models als Locationankündigung überzeugen.
5 years ago
Falls hier Fotokollegen aus dem Raum Hessen/Frankfurt sind, können diese mir gerne Locationsvorschläge (Hoteladressen, Lost Places etc.) schicken. Vielleicht legt MK ja auch mal eine DB für Fotolocations an.
5 years ago
Ich war übrigens noch nie in einem Mietstudio, in dem auch nur ein Funken Spannung oder Inspiration vorhanden war. Immer die gleichen altbekannten Standardsettings, undf die man von Millionen von Fotos schon kennt.

In einem Studio muss überhaupt kein "Setting" vorhanden sein - außer einer Hohlkehle und/oder Hintergrundkartonrollen und einer vernünftigen Licht/Blitzanlage. Ansonsten sollte ein Studio leer sein, und was man braucht, um im Studio etwas zu inszenieren, das bringt man mit und baut es auf. Man kann aber auch sehr gut nur mit neutralem Hintergrund und guter Licht/Blitztechnik arbeiten - nur muss man das halt dann auch beherrschen... Und da scheitert es dann nicht selten.
5 years ago
in jedem Hotel steht ein Bett und ein Stuhl etc. , wenn ich das in einem leeren Mietstudio erst mühsam anliefern muss, und aufbaue, dann habe ich keine Lust mehr aufs Fotografieren. Genauso die Licht/Blitzanlage.
Ich war in studios die hatten einen eigenen 50qm grossen Raum, in dem zig Lichtteile gelagert wurden.
Ich hätte Monate gebraucht, um mich dort einzuarbeiten. Ich finde es zumindest schwierig und Zeitraubend mich
für ein 2 -Stunden Shooting in einem fremden Studio lichttechnisch zurechtzufinden, und ein optimales Ergebnis zu erhalten.
Und das mit grauem/weissen Hintergrund ist sowas von uninspirierend, daß man schon das richtige Thema und Model haben sollte. Eigentlich finde ich alle diese "Rollkarton-Studiofotos" seelenlos und fakig.
Definition KUNDE: Jemand, der ein Produkt (Dienstleistung oder Ware) erhalten möchte und bereit ist, dafür zu bezahlen. Ein MK-Model kann daher nach deren gängigen SC-Texten (= manchmal auch Abwehrhaltung) niemals Kunde sein. Jedes Unternehmen hat Kosten, die gedeckt sein wollen, natürlich sehen das Models auch so. Also vollkommen legitim-beidseitig. Ich würde von einem dauerhaften Mietstudio eher absehen, da die Bilder immer gleich aussehen werden. Nur eben mit anderen Gesichtern. Bringt aber auf die Dauer eher wenig. Outdoor, Street oder on Location ist da viel spannender. Auch bei Novemberwetter
5 years ago
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Du musst entscheiden können was Deine Kunden wollen oder welche Kunden und welche Kundenaufträge Du aquirieren willst.

Für Ausweis- und Bewerbungsfotos wirst Du um ein Studio nicht drumrumkommen. Für die meisten anderen Bilder kannst Du sowohl im Studio oder auch On-Location arbeiten. Wenn es dir gelingt, Dein Marketing so aufzubauen, dass Deine Kunden On- Location-Shoots als Deinen USP erkennen werden sicher viele es lieben und Dich buchen. On-Location bietet Dir viele Vorteile (wie ein Studio auch). Suche diese und baue diese in Dein Marketing ein.

Wichtig wenn Du On-Location arbeitest ist lediglich, dass Du Dein Geraffel schlank hältst, flink im Handling und ein Meister im improvisieren bist. Und natürlich ist Dein Aufwand auch grösser bei On-Location-Shoots. Etwas davon wirst Du durch den Wegfall der Studiokosten kompensieren können. Den Rest wirst Du auf Deine Auftraggeber abwälzen müssen. Bei geschicktem Marketing von Dir sind viele bereit dies zu bezahlenen.

NB ich habe bis heute nur einmal ein Studio genutzt. Dies war für einen Workshop. War ganz nett, meine Welt ist es jedoch nicht. Und ja, ich erhalte (auch nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda) Geld für On-Location-Shoots das bei meiner Kostenstruktur und meinen (bescheidenen) Gewinnwünschen ausreicht. Mehr wäre durch intensiveres Marketing zu erreichen, doch das suche ich nicht.
#30
#31
5 years ago
Komme ich zum Kern: Ich überlege die Not zur Tugend zu machen und mich vollkommen auf Outdoor- und Location zu spezialisieren.


Ist doch ok. Machen viele andere auch

Ich habe sowieso schon mobile Hintergrundhalter und könnte theoretisch auch bei Kunden mit Endlos-Hintergründen fotografieren


Das wäre dann aber keine Outdoor und Locationfotografie mehr ^^

Natürlich kann man auch Studiobedingungen beim Kunden vor Ort erzeugen aber n komplettes Studio mitzuschleppen ist aus meiner Sicht aus mehreren Gründen nicht praktikabel. Hier zwei der wichtigsten

a) Der Platz beim Kunden muss vorhanden sein
b) Die Bereitschaft diesen Platz zur Verfügung stellen bzw erstmal zu schaffen (Möbel rücken z.B.)

Studiofotografie beim Kunden muss vor allem eins sein. So mobil wie möglich. Schneller Auf und Abbau
Aufsteckblitze oder kleiner Porty, leichte Stative und faltbarer Hintergrund dann kann man bei Bedarf sogar Bewerbungsfotos bis Oberkörperfotos mit kleinem Aufwand vor Ort durchführen

Im übrigen teile ich die Ansicht nicht das die Ergebnisse von Studiofotografie selbst vor nüchternem Hintergrund generell langweillig sind. Dafür kenne ich zuviele gute Fotografen die sich darauf spezialisiert haben und recht erfolgreich sind mit ihrem Kram
5 years ago
@Heinz Drstak
"Indoor-Locations zu finden und sich den Zutritt für Fotoarbeiten zu sichern ist natürlich aufwändiger"

Heinz dem kann ich so nicht zustimmen. Ich kann auf ein Location Netz von knapp 3.000 Örtlichkeiten zurückgreifen. Weltweit wohlgemerkt. Jede(r) die/der schon mal einen meiner Kurse hier vor Ort besucht hat kennt das entsprechende "Ablage System" sogar persönlich.

Um darauf bei jeweiligem Bedarf aber zurück greifen zu können sollte man diese am besten schon persönlich kennen. Wenn nicht entweder über entsprechendes Hintergrund Material verfügen oder Leute kennen die dort schon mal waren. Aber auch nicht 20 Jahre davor! Es gibt nämlich nichts unangenehmeres als eine vorgesehen Location nicht so anzutreffen, wie man das erhofft und für seine Arbeit eingeplant hatte. Zum Beispiel in Metropolen unvorhergesehene Baustellen, plötzliche Verkehrsänderungen usw. Von zu beachtenden (gesetzlichen) Vorschriften mal ganz zu schweigen.
Dass so etwas das gesamte fotografische Vorhaben dann ins wanken, wenn nicht sogar zum (finanziellen) Einsturz bringen kann, sollte jedem eigentlich klar sein.

Will sagen das alles dürfte wesentlich umfangreicherer Recherchen bedürfen als ein passendes Wasserbett in einer wie auch immer überdachten und eingerichteten Wohnanlage zu finden.
wenn du dich auf hochzeitsfotografie spezialisierst, brauchst du kein studio, dann bist in kirche, standesamt, festsaal
5 years ago
@TO
Du solltest bei den Antworten berücksichtigen, dass der aller größte Teil seinen Lebensunterhalt mit einem anderen Beruf verdienen. Entsprechend fallen auch die Antworten aus. Deine Ausführungen lassen ja auch eher vermuten, dass dies bei Dir in absehbarer Zukunft auch nicht anders aussehen wird.

Schau Dir mal SC von renommierten Agenturen an und Du wirst feststellen, das ein großer Teil davon im Studio gemacht wurde. Die Gründe sind vielfältig aber in erster Linie geht es darum, dass Du dort das notwendige Licht und die Temperaturen hast, welches Du evtl woanders und vor allem im Außenbereich über einen unvorhersehbaren Zeitraum nicht bekommst . Es geht also um Planungs, Qualitäts und Produktionssicherheit.

Eine Produktion im Außenbereich ist in der Regel um ein Vielfaches aufwändiger und teurer, wenn eine gewisse Qualität gefordert ist. Zudem brauchst Du ggfs Genehmigungen. Natürlich kann ich Bilder mit roten Nasen, glänzenden bis tränenden Augen mit ausgerissenen Lichtflecken usw im Freien bei windigen Null Grad und Sonnenschein produzieren, wenn Dein Kund das mitmacht, also zB Wochen wartet, bis die Bedingungen "richtig" sind.

Ich höre oft das Available Light viel moderner und ansprechender ist. Oft liegt es aber nur daran, das in dem Fall die Kompetenz für aufwändige Lichtführung fehlt und ein Sudio nicht vorhanden ist.

Aber ja, es gibt auch Sujets, wo ein Studio nicht unbedingt benötigt wird.
5 years ago
Aktuell auf Arte findet ihr eine Doku über Daniel Josefsohn, der so gut wie nie im Studio gearbeitet hat. Seine Bühne - beispielsweise für Aufträge vom ZeitMagazin, für Interview oder Volksbühne in Berlin usw. - sowie freie Arbeiten waren die Orte, die er draußen cool fand, oder seine winzige Küche, sein kleines Büro, später sein vollgestelltes Wohnloft. Ich selbst hatte ihn in seiner vorletzten Wohnung kurz vor seinem Tod besucht und war überrascht wie winzig der Platz war, in dem er ganze Modekampagnen aufgenommen hat. Studio? Kann, aber muss nicht sein. Ich selbst habe noch kein einziges Shooting in einem Studio gemacht, weil es mich als Ort nur anöden würde. Werde darauf also auch in Zukunft verzichten.

Hier der Link zur Doku:
https://www.arte.tv/de/videos/071421-000-A/dj-punk-der-fotograf-daniel-josefsohn/
5 years ago
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++pepper: Ich selbst hatte ihn in seiner vorletzten Wohnung kurz vor seinem Tod besucht +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
ich will dann garnicht fragen, was seine "letzte" Wohnung war...
5 years ago
Bei diesem ganzen "gerede" von der Profi mietet sich dann halt irgendwo ein muss man natürlich berücksichtigen was das Budget des Kunden eigentlich her gibt, wenn da dann noch 100/200/300 Euro Mietkosten für die Location anfallen werden so einige "Kunden" sehr schnell wieder abspringen. Klar, Auftragsarbeiten aus der "Industrie" und nicht von Privatpersonen decken so etwas natürlich meist mit ab.

200 Euro für einen Studioraum zu zahlen sind ja schon mal ein Schnäppchen, unbedingt zuschlagen! ;)
Suche dir einen vertrauenswürdigen Studiopartner und schon zahlst du nur die Hälfte, vermietet euer Studio ab und zu und deine Kosten tendieren gegen Null. verstehe gar nicht wo da das Problem ist...
5 years ago
@Foto300: Seine letzte Wohnung war ein Loft im Wedding, das er mit seiner Lebensgefährtin bezog. Du siehst es in der Doku auf Arte.

Deine Kommentare sind ja sowieso oftmals dusselig, aber dieses Abfällige in deiner Ausdrucksweise ist befremdlich. Oder hast du versucht komisch zu sein?
5 years ago
@pepper: na, ich dachte du meinst, seine "letzte" Wohnung im Fotografenhimmel oder so. Wenn Du in meiner Ausdrucksweise etwas "abfälliges" feststellst, dann ist das sicherlich nicht meine Intention. Wieso sollte ich denn abfällige Bemerkungen machen, ich habe mir den Bericht über DJ ja vor einigen Tagen selber angeschaut.
Super interessant.

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