Hat jmd Erfahrung mit Weichzeichner-Filter und/oder Damenstrumpf 21

[gone] User_571590
4 years ago
Hallo,
gibt es hier jemand der sich an analoge Möglichkeiten den Weichzeichnereffekte im Aktbereich versuchte ? Ich merke dass die digitalen Techniken in Photoshop weit weg von den analogen Alternativen sind.
Ich weiß bereits dass zB AF dann manuell genutzt werden muss.. ich würde gerne wissen ob jemand sich mal die Mühe machte und über Erkenntnisse berichten kann und möchte :)
4 years ago
Gut funktionieren Sandspot Filter oder die gute alte Strumpfhose übers Objektiv. Meistens klappts dann auch mit AF.
4 years ago
Vaseline auf eine Glasscheibe schmieren und davorhalten. Hat den Vorteil, daß man so das Weichzeichnen steuern kann. Je fetter der Auftrag um so weicher wird das Bild an der Stelle.
Ich habe noch aus der guten alten analogen Zeit einige Filter, ( Diffusor mit Spot, Weichzeichner usw. ) mit entsprechenden Ringen kann ich die auf fast alle meine neuen Objektive aufschrauben.
Aber es gehen Strumpfhosen, divs. Plastiktütchen usw...
4 years ago
Ich arbeite fast ausschließlich mit analogen Methoden wie Strumpfhose (kann man auch durchlöchern), Sunsoft-Filter, Center-Spot, Imagon-Objektiv (das ist aber dann schon ziemlich speziell, aber dafür sehr fein zu steuern).
4 years ago
Es gibt sie schon noch die Weichzeichnungsfilter, zum Beispiel von Cokin gibt es 2 Verschiedene Varianten. Zum einen normale Weichzeichnungsfilter in verschiedenen Ausprägungsgraden. Zum anderen ein Set mit einer Scheibe und verschiedenfarbigen Fetttuben, so das der Effekt auch in der Farbe variert werden kann.
Bei Lee gibt es die Netfilter, welche den Effekt mit einem Netz im Filter erzeugen, es gibt dort auch ein Set mit 3 Ausprägungsgraden, welche wie GND Filter aufgebaut sind. Dies hat den Vorteil das man durch verschieben des Filters auch eine Vignettierung des Effekts erzeugen kann, wobei man hier den Autofokuspunkt auf diesen Spot setzt und so trotzdem den Autofokus nutzen kann. Ansonsten ohne Vignettierung muss der Autofokus ausgeschaltet bleiben. Die Lee Netfilter nutzen den Effekt der Nylonstrümpfe ohne das sie Farbverfälschung verursachen, weil das Netz in einem Grauton ist. Nylonstrümpfe haben Hauttöne welche die Farbe des Bildes verändern, und dies muss man in der RAW Konvertierung korrigieren.
Übrigens der Fotograf David Hamilton (Billitis, Tendre Cousins) nach welchem dieser Effekt benannt ist, schmierte Fett direkt auf die Frontlinse des Objektivs, was nicht sehr empfehlenswert ist. Damals waren die Linsen noch nicht in der Form vergütet wie heute.
4 years ago
Ich möchte einen Buchtitel empfehlen, der viel zum Verständnis über das Weichzeichnen beitragen kann:

Neumüller, Michael: "Praxis der Weichzeichnung". Wilhelm Knapp Verlag, Halle.

Das Buch sollte antiquarisch, z. Bsp. über zvab.com zu finden sein.

Ob die Hinweise auf gelungene, weichgezeichnete Fotos auch auf die digitale Aufnahmetechnik anwendbar sind, weiss ich nicht. Auf Film funktioniert es aber.
4 years ago
@Clickma
Da ich auch ein Bastler bin, finde ich Deine Buchempfehlung sehr interessant. Steht dort auch was über die 3-Dimensionalität der versch. Methoden drin?
Worauf ich hinaus will, bei der Strumphosenmethode geht z.B. die 3-Dimensionalität des Bildes, je nach Stärke, mehr oder weniger verloren, während sie beim Imagon oder bei den Hasselblad-Filtern (weiß nicht mehr den genauen Namen) weitgehend erhalten bleibt.
Und mal will man das eine und mal das andere...
4 years ago
Ich habe mich in die Diskussion eingeschaltet, weil mich die Weichzeichnung schon eine ganze Weile interessiert und beschäftig. Natürlich haben mich in den Siebzigern die Fotos von David Hamilton mächtig fasziniert. Ich war ja auch in dem entsprechenden Alter. Später dann stiess ich auf den Piktorialismus, der in den 90er Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts bis in die Zwanzigerjahre Bestand hatte. Damals wurde auf verschiedenste Weise versucht, die Fotografie als malerischen Bildvortrag aufzufassen. Dies mit Hilfe entsprechender Objektive, von welchen das Imagon nach Heinrich Kühn, zuerst von Heinrich Staeble und dann von Rodenstock gefertigt, wohl als Höhepunkt der Entwicklung gelten darf. Auch durch verschiedene Printtechniken wurde die Weichzeichung erarbeitet. Erwähnt sei der Gummi- oder Öldruck.

In dem Buch von Neumüller werden die Vorsätze vor den Objektiven alle als Ersatzmittel bezeichnet. Ausnahmen sind die Duto- Filter (Interessierte bitte googeln), die die Weichzeichnung ebenfalls durch die Ablenkung der Lichtstrahlen hervorrufen und die Tiefenschärfe erhöhen können. In dem Buch nicht erwähnt sind die Softare von Zeiss. Auch die Weichzeichnungsfilter von Hasselblad sind Zeiss'sche Softare. Wahrscheinlich weil sie Neumüller nicht kannte. Ich selber kenne diese auch nicht aus praktischer Erfahrung, nehme aber an, sie sind ebenfalls durchaus brauchbar.

Die 3- Dimensionalität wird beispielsweise bei dem Imagon dadurch hervorgerufen, dass ein Objektpunkt auf dem Film oder der Mattscheibe nicht nur als ein Punkt abgebildet wird, sondern vielmehr aus verschiedenen Punkten in die Tiefe, vor und hinter der eigentlichen Schärfeebene abgebildet wird. Solange diese Punkte, oder besser Schärfekringel den zulässigen Zerstreuungskreisdurchmesser, im Bezug auf das Aufnahmeformat nicht überschreiten, wirkt das Bild nicht als unscharf, sondern vielmehr als weichgezeichnet. Wobei zu beachten ist, dass immer ein scharfes Kernbild vorhanden ist. Genau das ist aber bei den meisten Ersatzmitteln nicht gegeben.

Ich erlaube mir zwei Portraits anzuhängen, die beide mit Weichzeichnerobjektiven aufgenommen sind. Beide Objektive sind sphärisch, sowie chromatisch unterkorrigiert. Wobei man mit dem Imagon und den dazu gehörigen Siebblenden am meisten Einfluss auf die Bildwirkung hat.





Dem ernsthaft interessierten Fotografen wird wohl nicht erspart bleiben, sich in die entsprechende Literatur einzulesen. Ich kann hier unmöglich alle relevanten Aspekte aufführen, ohne aus den Büchern abzuschreiben. Ich selber muss noch sehr viel lernen und habe nur bescheidene praktische Erfahrungen.

Mit freundlichen Grüssen, stephan
[gone] User_6449
4 years ago
Ich verwende zwei Varianten für Weichzeichnungen ...

1. Wenn die Bildmitte scharf bleiben soll: Einen UV Filter mit Vaseline.

2. Wenn das Bild insgesamt weich werden soll: Ein uraltes russisches
M42 Objektiv, 50mm/f2,8. Das ist weicher als moderne Objektive und
vignettiert sichtbar in den Bildecken. Je weiter man die Blende öffnet
desto weicher wird es.

Beide Varianten haben nur je 10,- Euro gekostet. Plus Adapter von
F Bajonett auf M42.
4 years ago
wenn es was "besonderes" sein darf dann möchte ich mal die filter serie portrayer von minolta erwähnen welche 1983 vorgestellt und meines wissens in dieser form von keinem anderen hersteller angeboten wurde. der typ P ... zeichnet nur die menschliche haut weich, während andere motivbereiche nicht erfasst oder nur nur sehr schwach erreicht werden.

bitte keine fragen zur technik wie das funzt, müsste ich auch googeln ;-) ich bin kein techniker!
4 years ago
Danke Stephan für die Ausführungen, das Buch klingt sehr interessant, werde ich mir wohl besorgen.
Übrigens, ein ähnliches (von der Beschreibung her sogar identisch) System wie die Softare (danke, jetzt habe ich die Bezeichnung auch wieder) wird auch von einem der Filterscheiben-Hersteller inzwischen angeboten.
Insgesamt scheint das Angebot in diesem Segment wieder zuzunehmen, nachdem es ein paar jahre echt mau aussah.
[gone] User_571590
4 years ago
ich habe bis jetzt nur diese "Billig-Hama"-Weichzeichner gehabt .. und die waren enttäuschend. Als ich dann den Tip mit dem Damenstrumpf probierte, war ich begeistert. denn genauso werden die Fotos am besten. Leider muss man aber am Besten immer doppelt shooten .. mal mit, mal ohne.. sonst bereut man das eine oder andere. Jedenfalls gibt es noch keine Software die das so gut macht wie analoge Methoden .. auch Luminar nicht. Ich hätte gehofft dass hier jemand ein paar Aktfotos präsentiert .. oder mit mir in Kontakt tritt .. da ich demnächst so ein Shooting plane.. und hoffnungsvoll bin, dass es so wid wie ich mir das vorstelle. Doch es wäre gut wenn ich technnisch bereits geübt wäre .. das spat Zeit. Dieses erwähnte DDR-Buch ist mir zu alt ..ich glaube nicht dass mir das hilft. Einige erwähnte Filter/Objektive hier sind für Sony Alpha ungeeignet .. aber totzdem Danke für die Vorschläge :) - wollte jetzt auch keine 100te Euro dafür ausgeben und mit Vasline will ich (Vorort) auch nicht hantieren .. dann doch lieber den Damenstrumpf .. da sollte ich wohl noch weiße besorgen.. und testen.
[gone] User_6449
4 years ago
Der Bericht ist ganz interessant:

http://cbaaden.de/wp/?p=173

Einfach ein billiges Russenobjektiv zum Weichzeichner umgebaut,
mittels Zwischenring angepasst.

Die Dinger sind - wie oben beschrieben - ohnehin schon relativ
weich, aber wenn man ein paar Korrekturelemente entfernt, lässt
sich der Effekt offensichtlich noch erheblich verstärken.
4 years ago
@FotoScout
Es gibt auch Weichzeichner-Aufnahmetechniken ohne Filter oder Spezial-Objektive.
In der Naturphotographie ist folgende Technik geläufig und recht häufig:
Es wird eine Doppelbelichtung gemacht, bei der eine Teil-Aufnahme scharf und die andere defokussiert erfolgt.
Ein typischer Vertreter ist z.B. Sandra Bartocha

Eine weitere Technik ist bei Portraits üblich, im Grunde genommen, ebenfalls eine Quasi-Doppelbelichtung.
Man erzeugt mit dem Blitz ein scharfes Kernbild und mit einer gleichzeitig eingestellten langen Belichtungszeit wird durch leichte Bewegungsunschärfe ebenfalls ein Weichzeichnungseffekt erreicht.

Die erste Technik kannst Du sogar ohne Modell austesten.
[gone] User_571590
4 years ago
Kann. An diese „Doppelbeleuchtung“ nicht ganz einfach in Photoshop machen ? .. denn so mache ich ja auch teilweise Beauty Retusche...
4 years ago
@FotoScout24: ja und nein. Einige Effekte basieren darauf, dass der Strahlengang geändert wird. Das kannst du mit nur einem Bild nicht nachahmen. Mit Fokusstacking könnte es klappen - aber das machen keine mir bekannten Kameras - oder ersatzweise eine Blendenbelichtungsreihe.
[gone] User_6449
4 years ago
@ FotoScout24

Die Doppelbelichtung kann man auch mit Photoshop machen,
denn wenn man eine scharfe Aufnahme hat, lässt sich daraus
eine unscharfe erzeugen, die man dann kombiniert.

Aber das ist eben nicht so spannend, als es gleich direkt bei der
Aufnahme so zu machen ... ;-)

Umgekehrt macht man sowas auch, um Aufnahmen nachträglich
schärfer erscheinen zu lassen. Nennt sich in Photoshop "unscharf
maskieren", kommt jedoch ursprünglich aus dem Analoglabor.
4 years ago
Einige Olympus-Kameras können zwar Fokusstacking.
Aber wie kleine Details schon sagt, bei der ersten Technik wird der Strahlengang geändert und das Ergebnis wird ziemlich blumig. Wenn Du das mit Photoshop machst, wird es nur Pampe. Geht bestimmt irgendwie, aber der Aufwand ist in Photoshop höher als es direkt zu machen. Und die zweite Aufnahme brauchst Du ja trotzdem.

Theoretisch wäre die zweite Technik ein Kandidat für Photoshop, denn fehlt Dir aber als Nebeneffekt eine gewisse Kantenverstärkung. Und diese Kombination aus Weichzeichnung und Kantenverstärkung macht ja die Technik so besonders.

Das ist ja das Schöne an den beiden Methoden, daß sie so einfach sind und dabei jeweils eine ganz eigene Optik erzeugen.
[gone] User_571590
4 years ago
@wanderphotograph @kleinedetails . Das werde ich garantiert mal ausprobieren. Bin gespannt :)) .. Eure Argumente überzeugen jedenfalls.

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