Der "Female Gaze" in der Aktfotografie 70

3 years ago
Damit das nicht unter geht.
Danke an Marcello Rubini und Nude & Erotic für die von Euch kürzlich angestoßenen neuen Themen. Sie sind ein wertvoller Beitrag für die MK Forumsdiskussion und die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Fotografie, gerade weil man hier so unterschiedlicher Meinung sein kann.
3 years ago
@ MAINpics
Die unterschiedlichen Meinungen finde ich auch interessant, eben weil die hier genannten Künstlerinnen auch so unterschiedlich oder eben auch vergleichbar sind ...
#23
3 years ago
SEE - Toxic Boomer Interessante Gegenüberstellung der Arbeiten von Louan (die, wie gesagt, noch ganz am Anfang einer möglichen Karriere steht) mit denen von Beecroft und Tunick. Ich hatte seinerzeit das Glück, Beecrofts Inszenierung in der Nationalgalerie Berlin sehen zu können. Eine Tolle Arbeit. Die Fotos sind ja quasi das Nebenprodukt davon. Wenn ich mich jetzt richtig erinnere, hat Beecroft die teilnehmenden Frauen bezahlt. Sie hat sie vorher auch selber gecastet oder casten lassen.
3 years ago
@ pepper

Du hast ja einige interessante Fotografinnen genannt mit teils sehr vielseitigem Spektrum. Als ich dann zu Jaqueline Louan "recherchierte", fielen mir die konzeptionellen Parallelen zu Vanessa Beecroft auf, aber auch deren konträre Gestaltungen.
Und super, daß Du damals dort warst, und quasi unser "Augenzeuge" bist, auch wenn diese Performance schon 15 Jahre her ist. Meine Kenntnisse sind auf die damaligen Medienberichte beschränkt, aber ich wäre da auch sehr gerne dort gewesen. Klar, da ging es auch um die Wechselwirkung zwischen den Darstellerinnen und dem Publikum - wobei da (dem Nylonfetisch zugute, so wie bei Newton dem S/M-Gedanken) das Publikumsinteresse seitens der Veranstalter offenbar vollkommen unterschätzt wurde. Wie meine SC hier wohl hinreichend zeigt, bin ich da auch sehr affin, und so war mir sofort klar, daß durch die Strumpfhosen das Ganze noch getoppt wurde !
3 years ago
@ pepper ... Ergänzung :
Hier habe ich es gefunden - die Gage betrug 350 € und der Eintritt 10 € :

https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/vanessa-beecroft-versammelt-100-nackte-berlinerinnen-zu-einem-lebenden-bild

Und so unterschiedlich sind die redaktionellen Meinungen : Hier wird der Voyeurismus immerhin als gewollt und einkalkuliert benannt, gleichwohl aber mit "Erotik ? Fehlanzeige" umschrieben, so wie auch anderenorts von peinlicher Betroffenheit geschrieben wurde. Eine "Kollision der Blicke" aus 20 Metern Distanz ... was wohl auch nur die jeweils vordersten Reihen betraf, dürfte aber auch von der Verweildauer der jeweiligen Zuschauer abhängig gewesen sein. Vielleicht ist es manchen Zuschauern auch gelungen, längere Zeit oder sogar die gesamten 3 Stunden dort zu verweilen.
Die Castings seien "direkt vor Ort" erfolgt, die meisten Frauen dürften also aus Berlin und Brandenburg gekommen sein. Denkbar ist aber auch, daß manche dafür extra aus größerer Entfernung anreisten, um bei dieser Performance mitzuwirken.
Nur die Gagen beliefen sich demnach insgesamt schon auf 35.000 € ... um keinen Verlust zu machen, wären also eh min. 4.000 Besucher erforderlich. Der Ansturm von Tausenden müßte somit doch ganz gewollt gewesen sein ;-)) Aber die Frage nach einer gewinnträchtigen Gestaltung von Kunst wäre ein anderes Thema ...
3 years ago
SEE - Toxic Boomer Danke für die Infos. Ihr Geld verdient Beecroft ja vor allem mit den Fotografien. Für den Abend der Performance wird sie wahrscheinlich ein Honorar von der Neuen Nationalgalerie erhalten haben. Das Eintrittsgeld wird dafür als Museumseinnahme verbucht worden sein.
3 years ago
@ pepper
Gerne ! :-)) Von der VB55 gibt es aber leider kein Buch ... nur von der VB53 als Einzelwerk "Signed Edition", sowie das VB 08-36 erschienen bei Hatje Cantz 2000. Ein Beecroft-Buch namens VBLV existiert auch, aber da stand das LV aber nicht für 55, sondern für Louis Vuitton.
Insofern war die VB55 wohl auch finanziell gesehen ein tolles Geschenk an die vielen interessierten Besucher. Bei 40 statt 10 € Eintritt wäre die Bilanz ausgeglichen gewesen ... (oder haben die "Frontfrauen" in den vorderen Reihen, aber eben nur diese die höheren Gagen erhalten)
Wie war denn Dein Eindruck ...? Konntest Du problemlos hin und her gehen, vielleicht doch auch an den Seiten entlang der Säulen ? Denn dieser Bericht spricht auch wieder von Tumult, von Geschiebe und Gedrängel :

http://www.kunstmarkt.com/pagesmag/kunst/_id77242-/journal_berichtdetail.html?_q=%20
3 years ago
Ich finde die finanziellen Überlegungen soweit nicht konstruktiv für die leitende Fragestellung.

Die Vermutung, dass zwischen künstlerischer Absicht und verzerrender Rezeption ein Widerspruch auftauchen könnte, schon eher. Wenn man das (mehr oder weniger bewußte Missverständnis) als verallgemeinerndes Problem (Risiko) bei erotischer oder intimer Fotografie in den Raum stellt, tut sich ein auch jenseits davon bekanntes Problem in der zeitgenössischen Kunst auf.
Ich habe aber vielmehr das Gefühl, dass die betroffenen Künstlerinnen/Fotografinnen sich darüber hinweg setzen, um ihren Anspruch nicht zu gefährden. Das halte ich für richtig. (Konkret am Beispiel: Die Strumpfhosenlösung als künstlerische Strategie aufzugeben, weil ein paar Fetischisten anreisen könnten ...)
3 years ago
@ Marcello Rubini
Das Mißverständnis als Risiko ... stimmt, mißverstanden zu werden, oder das Publikum zu irritieren, oder aber auch zu sensibilisieren, ist ja auch Bestandteil des modernen Theaters. Und da kann es dann auch sein, daß z.B. Uniformfreaks und Fans von NS-Symbolen da hingehen, nur um diese inszeniert zu sehen, obwohl die Intention des Regisseurs völlig gegenteilig war.
Wohlgemerkt kein Aufruhr, keine Buh-Rufe, nur die heimliche und rein visuell genossene Freude, dies so gesehen zu haben, genauso wie ein Voyeur mit fetischistischer Neigung .... auch wenn die Assoziation mit einem Appell im Straflager bezweckt war.
Um hier zum "female gaze" zurückzukehren ... Beecrofts Inszenierungen geschehen vielleicht überhaupt wie von einer männlichen Warte aus, und rufen wohl vorwiegend männliches Publikum auf den Plan, auch wenn gerade die Berliner Performance doch von einer abweisend kühlen und herben Anmutung geprägt sein sollte. Mit Strapsstrümpfen hätte sie den erotischen Effekt gezielt hervorgekehrt, und ganz nackt ? Farblich sortieren wäre eine Option gewesen ... schwarze Strumpfhosen für die Brünetten und die hautfarbenen für die Blondinen. Oder "deutsche" Farben historisch verknüpft : Die Strumpfhosen in schwarz, weiß und rot, passend zu den Haarfarben schwarz-brünett, rot und gold-blond. Als symbolhafte Aussage wäre es mir so plausibler.
Die Berichterstattungen klingen aber so, als hätte sie vorrangig den Tumult vermeiden sollen ... dann hätte sie unter Beibehaltung der sonstigen Gestaltung da besser 100 Männer hinstellen müssen ?
@ Marcello Rubini:
Sehr interessant, aber im für und wider von "Bild (male gaze) und Spiegelbild (female gaze)" auf den Punkt gebracht :
Fliegt die Barbiepuppe nun aus dem Kinderzimmer ... oder doch nicht ?
Lassen wir mal eine der berühmtesten Betroffenen zu Wort kommen :

https://www.vogue.co.uk/fashion/article/linda-evangelista-british-vogue-interview

https://theworldnews.net/ch-news/linda-evangelista-nach-verpfuschter-beauty-op-auf-dem-vogue-cover
1 year ago
Also ich habe mich "bemüht", aber relativ schnell die Lust verloren, den neu verlinkten Artikel weiterzulesen, weil ich für mich keine relevanten Aussagen finden konnte.

Allgemein will ich ja gar nicht abstreiten, dass Männer und Frauen einen geschlechtsspezifischen Blick haben können und dies auch Auswirkungen auf fotografierte Szenen haben KANN - aber m.E. nicht zwingend haben MUSS. Ich glaube, dass viele Fotografen zumindest teilweise zielgruppenorientiert arbeiten - auch wenn die sich das selbst gar nicht eingestehen.

Konkret kann man beispielsweise (!) die Frage stellen, ob entstehende Fotos dem Modell selbst oder Betrachtern des anderen Geschlechts gefallen sollen. Im zweiten Fall folgt unweigerlich die Frage, ob sich Frauen sich besser von Männern fotografieren lassen sollten - bzw. Männer von FotografINNEN. Es ergäbe sich ebenfalls die These, dass Frauen und Männer nicht gleich sind - und das ist in der heutigen Zeit eine unerwünschte These :-)
@ eckisfotos
Zur These, daß Frauen und Männer nicht gleich sind, weil gerade aktuell : Wäre unser Herr Sch. irgendwie angemacht worden, wenn er beim Tanzen mit Doris ertappt worden wäre, obwohl er noch den ersten seiner 4 Ringe mit Hillus Namen am Finger hatte ? Und dann schaut mal, wie seine heutige Amts- kollegin des aktuellen NATO-Beitrittslandes gerade angegangen wird ! Für eine Frau wird schon ein Tanzschritt zuviel zum wortwörtlichen fauxpas, während ein positionsgleicher Mann seine Bettsportaktivitäten ungehemmt entfalten darf ...
Glücklicherweise trifft mein voriger Beitrag #35 doch nicht zu, und die Tanzszene bzw. das Partyvideo ist eher Diskussionsgrundlage für diesen thread im Endverlauf, als es um Bildunterschriften und Begleittexte ging :

https://www.model-kartei.de/forum/thread/101365/der-richtige-blick/?page=6

Denn hier gab es nun Solidarität statt "shitstorm", und der manipulative Text hat sein Ziel verfehlt !
1 year ago
SEE - Toxic Boomer
Gleichheit oder Unterschiedlichkeit begründet sich nicht darauf, wie es von anderen gesehen oder beurteilt wird, sondern objektiv. Sowohl ein Kanzler oder auch eine Kanzlerin können fremdgehen - das ist ein Fakt. Wenn Journalisten o.ä. da Unterschiede sehen (und darüber berichten), dann ist eher die Frage, ob wir uns von den richtigen Menschen bzw. richtigen Medien informieren lassen. Ich zitiere (wie auch schon woanders) die reißerischen Schlagzeilen, die mich erreichen, wenn ich Edge starte: "Prinzessin XY zieht blank", "Bewaffneter Papagei schockt Besitzerin", "In zwei Wochen x Milionen EUR verdient", ...

Und um bei Deinem "Thema" zu bleiben: "Florian S. und Helene F. wieder zusammen" (nur weil sie gemeinsam in einer Show auftreten). Ich würde den Begriff "Lügenpresse" verwenden, wenn nicht ein bekannter "Nutzer" dieses Wortes, den Begriff aufgrund eigener Lügen "unbrauchbar" gemacht hätte.

Und bitte nicht Gleichheit und Gleichberechtigung durcheinanderbringen. By the way: Ich vermute, dass Fotografinnen gegenüber Fotografen nicht gleichberechtigt sind - sondern bevorzugt. Kunst ist schwer objektiv bewertbar, aber ich vermute einen Frauenbonus. Überdies gilt für Frauen nicht der hier übliche Generalverdacht bezüglich sexueller Übergriffe.
@ eckisfotos
Zunächst ein Wort zu den reißerischen Schlagzeilen und der "Lügenpresse" ... wenn ich heute am Sonntagmorgen nur das eine Suchwort "Erklärungsnot" nutze, ohne einen weiteren Begriff, dann kommt genau diese Tanzparty !
Wegen eines vorgeblichen Kusses, der wenn dann den Ehemann zu Fragen berechtigt, und einem mittlerweile erwiesenermaßen nicht erfolgten Drogenkonsum taucht so ein Wort auf ? Oder ist das Tanzen im Minirock auch noch erklärungsbedürftig ?
Erwartet hätte ich zum Begriff Erklärungsnot eher Berichte, in denen die weiteren Stichworte Pelosi, Taiwan, Mali oder cum-ex, RBB, ruangrupa oder FIFA vorkommen.
Mit Helene F. lieferst Du aber eine gute Anknüpfung zum eigentlichen Thema, denn ich weiß zwar nun nicht, welche Klamotten sie während ihrer Gesangsshow präsentierte, aber auf den Plakaten trug sie einen hochgeschlitzten roten Hosenanzug, bei dem man ihre Oberschenkel bis zu den Lenden hinauf betrachten konnte.
Wenn ich nun was zu meinem eigenen "male gaze" sagen soll - ich würde lieber der finnischen Ministerpräsidentin beim Tanzen zuschauen, da wäre ich zehnfach schneller atemlos ... ;-)
1 year ago
SEE - Toxic Boomer
Ich will Dir nichts unterstellen, aber bei mir zeigt google erst einmal Erklärungen zu Erklärungsnot an. Dann allerdings an prominenter Stelle ein paar Videos. Ich habe dann eines angeklickt und festgestellt, dass es dort zunächst um angeblichen Drogenkonsum geht. Drogenkonsum ist bei einer Regierung schon sehr viel relevanter als Tanzen oder Küssen ...
Ich war weder dabei noch habe ich die Berichterstattung verfolgt, aber jetzt habe ich den Eindruck, dass sich die Berichterstattung nicht auf wesentliche Dinge fokussiert - möglicherweise auch bei Dir nicht.

Bezogen auf das Thema: Fotografinnen sind offenbar seltener als Fotografen. Das wird dann irgendwie interessanter gemacht als es vielleicht ist.
@ eckisfotos
Mein Browser hatte gerade 10 Std. Ruhe, und beim Einschalten kamen diese 5 Erstplatzierten : Unser Bundeskanzler zwischen den beiden oben-ohne-Demonstrantinnen, dann William & Kate, dann Werbung für den Fiat 500, für Tomaten und den Opel Grandland, danach Ukraine und Seb. Vettel.

Dann gab ich erneut nur das eine Wort "Erklärungsnot" in die Suche, und es kamen zwar auch Duden und wiktionary, aber als Nachrichten vierfach !! die finnische Regierungschefin und dann einmal der unsrige, der Text beginnend mit "diese Staatsanwältin".
Wohlgemerkt, die Drogen sind schon vom Tisch, das ist bereits erwiesen; und da sie dort selber Gast war, kann sie wohl nicht verantwortlich gemacht werden, wenn 3 Räume weiter und außerhalb ihres Sichtfelds irgendjemand eine "Schneebahn" geschnupft oder irgendwelche Pillen eingeworfen hätte.
Wir können diesen Stichworttest in 3 oder 4 Wochen wiederholen - gestern und heute jedenfalls sind ihre beiden Geschlechtsgenossinnen (die vom RBB ebenso wie die von der documenta 15) schon außenvor und medial unbelastet, obwohl auch da erst Neues vermeldet wurde :

https://www.hessenschau.de/kultur/documenta-ruangrupa-weist-erneute-antisemitismusvorwuerfe-zurueck,documenta-reaktion-taring-padi-100.html

https://www.monopol-magazin.de/documenta-generaldirektorin-muss-gehen

Das Wort "Erklärungsnot" hätte ich also weiterhin eher mit Frau Schormann und Frau Schlesinger verbunden, wobei der Umgang mit dem, was politisch und gesellschaftlich unerwünscht ist, auch immer wieder ein "Begleiter" von Kunstpräsentationen ist.

Zu den bevorzugten Genres der Fotografinnen gehört nach meiner Einschätzung die Hochzeitsfotografie, und die Schul- und Kinderfotografie wäre auch dabei, ist aber einerseits durch die DSGVO erschwert, und andererseits wohl durch Smartphone & Co. auch außerhalb der professionellen Reichweite geraten.
Daß Fotografinnen auch andere Schienen besetzen, hatte ich schon mal mit diesem Beispiel gepostet :

https://femtastics.com/stories/homestories/elke-kuhlen/

https://www.startups-im-internet.de/startup-stories/jungsheft-de-eine-erfolgsstory/

Damals war es eine Bildregeldiskussion, hier geht es um den "female gaze".

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