Umfrage: RAW oder nicht RAW? 50

14.03.2006
Hallo zusammen,

mich würde mal folgendes interessieren:

1) Wer arbeitet mit RAW? Seit wann?
2) Warum?
3) Welche Nachteile/Vorteile seht ihr bei RAW?

Bitte nur eigene Meinungen/Erfahrungen, an einer einfachen Auflistung der Vor- und Nachteile bin ich nicht interessiert :)



ich bin ja beruhigt, dass niemand das märchen von "RAW ist wie, als könntest Du die Aufnahme nachträglich noch Mal neu aufnehmen" erzählt hat ;-)

zu 1. Ich arbeite mit RAW und JPG, seit ca. 2003 (Nikon D100)

zu 2. RAW bietet meines Erachtens nur einen einzigen, aber sehr entscheidenden Vorteil: 16 Bit Farbtiefe und damit eine wesentlich höhere Auflösung der Helligkeit! Wenn Du direkt auf JPG 8 Bit fotografierst, komprimiert die Kamera die Hellen und Dunklen Anteile in 8 Bit rein. Ist da irgendwo was nicht 100% belichtet, bekommst Du das nie wieder hin. - Wenn Du das Bild in 16 Bit speicherst hast Du nach oben und nach unten weeeesentlich mehr Spielraum und kannst Dir dann hinterher den Bereich aussuchen, denn Du für die 8 Bit später verwenden möchtest.
Beispiel: Du hast eine Überbelichtung drin, die Dir bei einem 8bit JPG (z.B. in einem Portrait) weiße Stellen im Gesicht darstellt. Bei 8bit bist Du in diesem Bereich schon komplett am oberen Limit (= weiß). Hast Du das selbe Bild mit 16bit RAW aufgenommen, ist der Anteil der hellen Bildgradationen wesentlich höher, also feinstufiger. Wenn Du diesen Bereich der "Lichter" nun im 16bit Editor nach unten verschiebst, werden diese sehr hellen Stellen plötzlich dunkler, aber eben mit richtiger Nuancierung! Wenn Du das dann auf 8bit konvertierst, sieht man dem Bild nicht an, dass es überbelichtet wurde :) Natürlich geht das nur in Maßen. +/- zwei Blenden sind so das maximal sinnvolle, aber das ist in der Praxis schon eine ganze Menge! Bei ganz komplizierten Verhältnissen, speichere ich auch mal zwei Versionen (1x heller, 1x dunkler) und schneide dann hinterher jeweils die optimalen Bildteile zu einem Bild zusammen - riesenarbeit aber hammergeniales Ergebnis :o) Nachträgliches Aufhellen von 8bit JPGs oder TIFs in PS wirkt übrigens lange (!) nicht so gut, wie beim 16bit RAW - das liegt alleine an der Menge der Informationen (Helligkeitsstufen!).
Nikon Capture bietet beim RAW zudem sehr umfangreiche Möglichkeiten den Weißabgleich zu ändern, sogar die Vignetierung bei Weitwinkel zu korrigieren, Schärfung und alle übrigen Kamerafunktionen nachträglich zu ändern - und das alles, ohne das Ausgangsmaterial zu verändern. Das heißt, Du kannst mit Helligkeit, Kontrast, Schärfe und Weißabgleich das Bild völlig zerstören und es mit einem Klick immer wieder in den Ausgangszustand zurück versetzen, auch wenn Du es vorher so "zerstört" gespeichert hast :)

zu 3. Nachteil ist die komplizierte Bearbeitung - man muß es erst mit Spezialprogrammen bearbeiten und dann ein TIF o.ä. abspeichern, um es in üblicher Software (PS) bearbeiten zu können. Speicherplatz ist sowieso klar ;-) Ich habe mir deshalb angewöhnt, erst mal alle RAWs zu sichten, zu drehen, die Belichtung gegebenenfalls zu korrigieren und dann alle per Stapelverarbeitung als JPG abspeichern zu lassen. Die Bildauswahl/-bewertung mache ich dann nur mit den JPGs und ich habe dann auch eine Version, die ich überall lesen kann. Die besten Bilder eines Shootings (sind ja dann sowieso meist nicht viel mehr als 10) speichere ich dann in einer optimierten TIF Version (mit LZ ist die Komprimierung übrigens VERLUSTFREI!).

RAW nutze ich immer bei kritischem Licht! Die Möglichkeit nachträglich noch was rauszuholen ist so groß, dass ich den Aufwand an Mehrarbeit und Speicherplatz auf mich nehme. Bei Calvato macht RAW m.E. aber z.B. keinen Sinn, weil die Belichtungskorrektur ab 1000 ASA dermaßen in das Bildrauschen reinhaut, dass es fast nicht mehr nutzbar ist. Also wenn Calvato JPG macht, ist das wahrscheinlich sogar das Beste, hängt aber vielleicht auch von der Canon ab, wie die das ab kann...

Mit der Geschwindigkeit hatte ich bei RAW noch nie Probleme! Aber ich drück auch nicht pausenlso auf den Auslöser um zu hoffen, dass dann mal ein gutes Bild dabei ist ;-) Aber es kommt natürlich immer darauf an, WAS man fotografiert.

Nach meinem Ermessen ist RAW aber NICHT schärfer, als TIF. Auch konnte ich bisher keinen Unterschied zwischen TIF und JPG bei sehr hoher Quali feststellen. Also sollte JPG auch gleiche Quali wie RAW sein. Das Problem bei der Beurteilung ist, dass man zwangsweise mindestens eine Konvertierung drin hat, wenn man das RAW Format weiter nutzen möchte. Ein nach TIF konvertiertes RAW ist nach meinem Ermessen genauso scharf/detailstreu, wie ein direkt aufgenommenes TIF. Bei JPG bin ich nicht ganz sicher, ob der Algorithmus in PS evtl. mehr Schärfe gibt und die 16 Bit besser in die 8 Bit konvertiert, aber das geht jetzt vermutlich auch mehr in den esotherischen Bereich und ist auch von Kamera zu Kamera unterschiedlich...

uff, sorry, für den Roman!!!! :o)

Fazit: RAW bietet sehr eindeutig und sichtbar mehr Belichtungsspielraum und rettet oft noch Fehlbelichtungen um 2 Blenden..
[gone] Jan Klug-Offermann [JKO]
14.03.2006
Steve hat eigentlich alles perfekt beantwortet!

Auch ich nur RAW (ausser BIlderseriengeknippse für Szene Zeitschriften - da mach ich mir die Arbeit nicht - werdden eh nur als minibildchen gedruckt) :-))

vg jan
14.03.2006
Hier war ja nach persönlicher Meinung und Praxis gefragt... Deshalb hier meine Strategie:

Ich benutze schon seit der seligen D1 immer das RAW (damals NEF) Format, weil ich

1. große Bilder gewohnt bin (und viel weniger Artefakte mitvergrößert werden),
2. bessere (und sich ständig weiterentwickelnde) Hard- und Software als die Kamera einsetzen kann, um aus den Chipdaten das Bild zu errechnen, und mit mehr Eingriffsmöglichkeit, und
3. im Gegensatz zu "früher" die Speicherkarten und die Festplatten viel größer und günstiger sind, so dass ich die MehrMB, die schnell MehrGB werden, verschmerzen kann.

Ärgerlich ist tatsächlich die fehlende Standardisierung (und die Verschlüsselungstricks von Nikon).
Aber es gibt C1Pro, Silverfast, den wirklich guten, komfortablen CS2 Rawkonverter und zB das coole Lightroom und (bald) Aperture 1.1 à‚– also reichlich Alternativen von einer Vielzahl von Anbietern.

PS @ shinin: tif ist nativ ohne Komprimierung. LZW ist eine *verlustfreie* Komprimierung auf Basis von Kodierung gleicher Farbwerte (zB weißer Hintergrund: 2000 Pixel=wenige Byte), Photoshop komprimiert so ähnlich. Auch die RAW Formate sind in der Regel verlustfrei komprimiert, deshalb ist tatsächlich die Verwandschaft zu tif weit größer als zu jpg. DNG verdient auf jeden Fall Beachtung und hat das Zeug zu einer echten Alternative für die Archivierung.
[gone] shinin
14.03.2006
weitestgehend verlustfreien wiedergabe Format

LZW IST verlustfrei.


Der LWZ Kompromierens verfahren war immer wesentlich besser gewesen hat sich aber nie wirklich durchsetzen können weil es nicht wirklich verbraucher freundlich war bzw ist.


Was ist denn an LZW nicht verbraucherfreundlich bitte? Nutze ich bei großen Dateien nur, Kunden schicken die Daten generell LZW kompimiert für LFP. Was hat sich daran nicht durchgesetzt?
14.03.2006
Hy Shinin

LZW macht bei manchen Belichtern Probleme.

Gruß Richard
14.03.2006
Was ist denn an LZW nicht verbraucherfreundlich bitte? Nutze ich bei großen Dateien nur, Kunden schicken die Daten generell LZW kompimiert für LFP. Was hat sich daran nicht durchgesetzt?


Shinin, frage mal wer LZW kennt und wieviel es benutzt, dann ist deine Frage beantwortet. Es klingt mir noch in die Ohren wie oft ich erzählt bekomme blös nicht LZW verwenden, bei uns klappt es nicht richtig. Ich erinnere mich genau als ich mich zuerst mit LZW komprimierung beschäftigt habe, vor Pentium Zeiten, der war wesentlich besser und effektiver als jedes anderen verfahren, aber so wie alle Technologien, es hat nur ein sinn wenn alle involviert etwas damit anfangen können.
Robert
[gone] shinin
14.03.2006
Hmm, die Probleme hatten/haben wir im LFP und Digitaldruck nie gehabt bisher. Und selbst wenn mal ein Tiff Probleme machen würde, entpacken und fertig - bei vielen Dateien natürlich nervig.

Andersrum könnte man allerdings auch mal fragen wieso manch (alte?) Belichter immer noch kein LZW können? @Richard: welcher Art Probleme genau?
14.03.2006
[quote]und Raw eher den .TIFF Format entspricht.

Halte ich für ein Gerücht. Auch Tiff ist ein Komprimierungsformat (Stichwort LZW z. B.) und wird in der Kamera vor dem Abspeichern entsprechend bearbeitet.[/quote]
Im Gegensatz zum verlust-behafteten JPEG ist TIFF prinzipiell erstmal ein unkomprimiertes Format (reines Bitmap mit der zusätzlichen Möglichkeit, Ebenen zu speichern), und LZW-komprimiertes TIFF ist eben nicht-verlustbehaftet komprimiert.

(LZW-komprimierte TIFFs sind übrigens nahezu eine Garantie für Kompatibilitätsprobleme im Workflow und deshalb z.B. in der Druckvorstufe geradezu verpönt. Wenn TIFF, dann unkomprimiert bzw. mit WinZip o.ä. gepackt - was bei vielen Motiven eine beachtliche Komprimierungsrate erreicht.)

RAW vs. JPEG...

Kommt immer auf den Verwendungszweck und die Umstände an. Für optimale Qualität: RAW. Für den Workflow direkt in Redaktionssysteme: JPEG. Weil nie die Zeit vorhanden wäre, die RAWs unterwegs erstmal zu konvertieren.
14.03.2006

Was ist denn an LZW nicht verbraucherfreundlich bitte?

Die massiven Kompatibilitäts-Probleme...

Alles schon erlebt: LZW-TIFFs aus Photoshop 5.5 lassen sich in Photoshop 7 nicht öffnen. LZW-TIFFS aus Photoshop 7 für Windows lassen sich in Photoshop 7 für Mac nicht öffnen, obwohl sie ausdrücklich für Mac gespeichert wurden. Und so weiter, und so fort.
14.03.2006

Mit der Geschwindigkeit hatte ich bei RAW noch nie Probleme! Aber ich drück auch nicht pausenlso auf den Auslöser um zu hoffen, dass dann mal ein gutes Bild dabei ist ;-)


500 MB sind immer langsamer bearbeitet und übertragen als 100 MB... Das liegt in der Natur der Sache resp. der Datenmenge. Beim Fotografieren selber fällt es zumindest bei den Nikons geschwindigkeitsmäßig nicht sonderlich ins Gewicht. Aber mit einer Kiste voller Gigabyte-Karten aufzumarschieren, geht zumindest ins Geld...

Nach meinem Ermessen ist RAW aber NICHT schärfer, als TIF.

Objektiv schärfer kann es eigentlich nicht sein, was die Schärfe betrifft, ist Bitmap Bitmap. Subjektiver Schärfeeindruck mag was anderes sein, allerdings wirken bessere Tonwerte und Farbabstufungen subjektiv eher als "weniger Schärfe" - will man subjektiv "Schärfe", dreht man den Kontrast auf.

Auch konnte ich bisher keinen Unterschied zwischen TIF und JPG bei sehr hoher Quali feststellen.

Er ist aber naturgemäß vorhanden. Und die JPEG-Komprimierung mit ihren Kanteneffekten beeinflußt dann auch irgendwann die objektive Bildschärfe.

Allerdings hat die Bildgröße in der Praxis oft einen wesentlich stärkeren Einfluß auf Schärfe und Qualität als die JPEG-Komprimierung - lieber ein 3000 x 4000 Pixel-Bild in JPEG/Stufe 5 als ein 2000 x 3000 Pixel-Bild in TIFF. (Sag ich jetzt mal als Druckvorstufler...)
15.03.2006
auch ich fotografiere nur im raw format - mit der d70
nikonview sichtet fast so schnell wie mit jpg formaten - zum bearbeiten übergebe ich das ganze dann an photoshop und dessen rawkonverter

vorteile wurde hier schon mehrfach genannt - mein einziger nachteil ist das ich die fotos nicht mal irgendwo schnell mitnehmen kann zu jemand anders wenn dieser keinen raw-viewer besitzt

speicher ist kein problem - habe eine portable hdd mit 40 gb das reicht für nen großen urlaub

ich werde auch in zukunft bei raw bleiben - und hoffe das sich die hersteller auf ein einheitliches standard format einigen werden - so das ich in zukunft nicht auf jede backup dvd den rawkonverter mit draufmachen muss :-)
[gone] dobrock
15.03.2006
1) habs versucht, aber eher nicht.
2) ich speichere nur jpeg, weil ich die RAW-dateien nur in ausnahmefällen nutze.
3) nachteile: etwas längere speicherdauer, mehr speicherbedarf (da zwei dateien abgelegt werden), vorteile: weißabgleich kann nachträglich gemacht werden, kein qualitätsverlust

ich werde mir demnächst das dxo zulegen. dann kann ich auch im jpg nachträglich zur not den weißabgleich regulieren. das wäre für mich das wesentliche entscheidungskriterium für RAW.

daniel



1) Wer arbeitet mit RAW? Seit wann?
2) Warum?
3) Welche Nachteile/Vorteile seht ihr bei RAW?
15.03.2006
Raw ist immer von Vorteil - aber noch besser ist es mit einer Graukarte zu fotografieren , wegen Weißabgleich und natürliche Farben !
15.03.2006
zu 1. : Ich, schon immer
zu 2. : Sigma hat nix anderes
zu 3. : siehe 2.

;-)))
15.03.2006
Ich arbeite fast ausschließlich im JPG-Format. Die 20D liefert da schon erstklassige Ergebnisse ab die für meine Küche reichen. An nachträglichen WB-Korrekturen oder Blende rauf und runterziehen habe ich persönlich kein Bedarf. Das Handhaben von Raws ist mir zu umständlich, zu Speicherplatzintensiv und auch zu langsam.
Just my 5cents
15.03.2006
Hallo shinin,

die Tifs mit LZW sind nicht auf den Film belichtet worden wir habe dann auf EPS mit jpg umgestellt.
seither keine Probleme mehr nur nicht zu niedrig speichern.

Richard
[gone] shinin
15.03.2006
Du meinst EPS mit JPEG-Vorschau? Auch eine Variante, ja. Obwohl ich die Erfahrung gemacht habe, dass eigentlich eher Tiffs unkomplizierter sind :)
15.03.2006
[quote]zum bearbeiten übergebe ich das ganze dann an photoshop und dessen rawkonverter
quote]

RAW Konverter für PS? Ist mir da was entgangen? Meinst Du PS kann Nikon RAW lesen? Ist das ein Plugin oder was?

auf jeden Fall finde ich alle Erfahrungsberichte hier sehr interessant! :)

ich werde auf jeden fall weiterhin beide formate RAW/JPG benutzen - je nach Aufnahmesituation...
[gone] shinin
15.03.2006
Ich finde bei meiner 350D die Option beides gleichzeitig aufzunehmen sehr praktisch: schnelle Vorschau möglich und wenn ich das Bilder weiter bearbeiten möchte, kann ich auf das RAW zurückgreifen.
[gone] Karteileiche - noch 25
15.03.2006
RAW = sehr gut

RAW kleiner als TIFF
RAW besser als JPG, weil verlustfrei

aus RAW dann TIFF und das Auge freut sich.

Zusätzliche Option, zumindest bei Nikon, RAW und JPG gleichzeitig aufnehmen, look at Menu.

Nur wenns ganz schnell, sauschnell, gehen soll, dann doch eher JPG. Sonst kommt der Speicher nicht mehr mit und im wichtigsten Moment bist Du nicht bereit.

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