Eine ideologische Frage: Handwerk vs. Kunst? 51

[gone] b l u e p i c s \\ BERLIN
07.09.2006
Auch auf die Gefahr hin, dass das schon mal thematisiert wurde..

Fotografie: Handwerk vs. Kunst?

Ich habe mir über dieses Thema mal Gedanken gemacht, weil es ja offensichtlich 2 unterschiedliche Arten (neben allen Mischtypen) von Einstellungen zur Fotografie gibt. Manche meinen, ein gutes Bild ist nur das, welches gut ist, ohne es zu verändern. In den 70ern gab es glaube ich sogar mal diese Auswüchse, dass man quasi zum Beweis, dass das Bild auch so geschossen wurde, beim Vergrößern einen Teil des schwarzen Randes des Negativs mit auf das Bild kam. Die Zeiten sind zum Glück vorbei. Das digitale Zeitalter ist gekommen und hat alles verändert. Erst die Computer, die es ermöglichten, Bilder zu scannen und zu verändern, dann die Digicams, die die Bilder gleich in Bits und Bytes liefern.
Mals abgesehen davon, dass auch im analogen Zeitalter schon mit Tricks gearbeitet wurde. Reflektoren, die uns (so nicht vorhandene) Lichtverhältnisse vortäuschen, oder die Retusche am Negativ durch Abwedeln usw. Man muss es also schon dahingehend relativieren.

Dann gibt es natürlich auf der anderen Seite die Pimper.. ähm EBV-Fraktion. Da wird geschraubt und gefeilt, bis es dem subjektiven Empfinden nach "gut" aussieht. Die werden dann widerum abfällig und naserümpfend von Ersteren (manchen) behandelt.

Aber wie ist eure Meinung dazu. Eher Authentizität mit Pickeln, Schatten und Leberflecken oder auf vermeintliche Perfektion "getrimmte" Bilder ausm Photoshop und Co. Und ist der Umgang mit PCà‚'s und Software denn nicht auch an gewisse Kompetenzen gebunden, die bei leibe nicht jeder hat. (So könnte manche Abneigung mancher Fotografen schon allein darin begründet liegen, dass sie 1. keinen PC haben und 2. damit nicht umgehen könn(t)en oder wollen).

Und ist das digitale Verändern nicht auch Kunst, wenn hier mit Kreativität und und Gefühl Bilder bearbeitet werden.. sind halt keine "gegenständlichen" Pinsel und Paletten.. aber dennoch..

Ich sehe schon, ich könnte Stunden darüber philosophieren, aber das will ja keiner lesen ;-)
Tja, jetzt seid ihr gefragt!!
[gone] LONE STAR ::::::::SUCHT ::::::: MUSE MIT MUSSE::::
07.09.2006
Aus schlecht belichteten oder schlecht durchdachten Fotos am Computer "gute" Fotos zu machen hat in meinen Augen nichts mehr mit Fotografie zu tuen.

Das ist in meinen Augen "Kunst" oder "Design" ... wenn überhaupt.

Und es gibt viele "Fotografen" die Rohdaten weder dem Model noch sonst jemand zeigen.

Vielleicht sollte man hier neben "Fotografen" , "Models" usw noch eine Rubrik "Pimper" einführen



habs extra mal etwas provokativ geschrieben
[gone] b l u e p i c s \\ BERLIN
07.09.2006
Aber gute und schlechte Fotografen gab es auch schon immer, viele verschiedene Stile und natürliche den persönlichen Geschmack.. beim Fotografen und beim Betrachter..
[gone] LONE STAR ::::::::SUCHT ::::::: MUSE MIT MUSSE::::
07.09.2006
Aber gute und schlechte Fotografen gab es auch schon immer, viele verschiedene Stile und natürliche den persönlichen Geschmack.. beim Fotografen und beim Betrachter..


aber seit vermehrt PS und andere Programme aktiv sind nimmt die Zahl der schlechten Fotografen drastisch zu ;-)
07.09.2006
ein schlechtes bild bleibt auch ein schlechtes bild wenn man es gut bearbeitet.
natürlich kann man mit EBV noch einiges aus dem bild rausholen... ist auch legitim.
die welt entwickelt sich halt weiter.
hätten die lochkamerabenützer die spiegelreflexkameras verhindert ....
hätten die tageslichtfetischisten kunstlicht verhindert ...
usw usw

aber wenn das motiv schlecht ist, die lichtführung sch... war und das model nicht posen kann, kommt auch nichts bei raus wenn man gut photoshopped.

letztendlich steht es meines erachtens keinem zu, jemanden zu kritisieren/abzuwerten, weil er auf dem neuesten stand der technik arbeitet.

ich persönlich sehe mich nicht als fotograf (hab auch keine ausbildung als fotograf) sondern als künstler.

bitte jetzt keine diskussion was kunst ist und wer sich künstler nennen darf; die hatten wir schon.*smile

das wort pimper hat für mich etwas abwertendes, daher mag ich da horst nicht folgen.

wosch
07.09.2006
Jeder der sich ernsthaft mit der reinen Photographie auseinandersetzt, wird auch im digitalem Zeitalter versuchen, die Nutzung der elektronischen Bildbearbeitung zu minimieren. Ich spreche jetzt nicht von Photographen wie Stefan Gesell, Buchta, Butow etc. Sie haben mittlerweile die Verbindung beider Medien so drauf, dass es annehmbar ist. Die genannten haben aber auch Ahnung über die Grundlagen der Photographie als Handwerk. Die brauchen Photoshop & Co. nicht um gute Bilder zu machen.

Jeder wie er will. Lachhaft und Lächerlich empfinde ich nur die Stümper, die nicht photographieren können und meinen es durch Photoshop geradezubiegen.

Für mich ist Photographie in erster Linie ein Handwerk zur Kunst. Einige betreiben nur Handwerk.. andere bauen es aus zur Kunst.
[gone] b l u e p i c s \\ BERLIN
07.09.2006
Zumindest verschwimmen die Grenzen völlig finde ich. Fast jeder hat heute eine kleine Digicam a la ixus einstecken und die Möglichkeit, Bilder in rauhen Mengen zu knipsen. Das ermöglicht aber auch ohne weiteres Hintergrundwissen, quasi durch "Versuch" und "Irrtum" eine gewisse Qualität bei den Bildern zu erreichen. Den "Blick" für ein "gutes" Bild kann man auf diese Weise zwar auch nicht kriegen, denn ich glaube den hat man oder nicht (ich habe ihn nicht *g*). Den bekommt man doch aber meiner Meinung nach auch nicht in der Ausbildung zum Fotografen..
[gone] Gert Trumpold
07.09.2006
Es ist ein Irrglaube, das man aus schlecht belichteten oder durchdachten Fotos am PC gute Bilder machen kann!!!
Farben verschieben und Filter darüber kann man mit Sicherheit nicht als Kunst bezeichen.
Man kann aber auch mit PS spielen wie mit einer Eisenbahn. Man kann aus einem Dutzend Einzelbildern zum Beispiel eine Phantasiewelt schaffen. Da kann man dann schon mal ein Wochenende am PC sitzen. In der Zeit hätte man auch ein Bild malen können. Weil man lange gebraucht hat ist es auch noch lange keine Kunst. Das Ergebniß zählt, egal wie es entstanden ist. Das liegt aber im Auge des Betrachters. Mit PS hat man viel mehr Möglichkeiten als vorher. Aber auch die ruck zuck planlos an Reglern zu schieben. Softfilter drüber fertig.
Es gibt in der MK nur einige Dutzend Bildbearbeiter die ich als Künstler bezeichnen würde.
[gone] LONE STAR ::::::::SUCHT ::::::: MUSE MIT MUSSE::::
07.09.2006


Lachhaft und Lächerlich empfinde ich nur die Stümper, die nicht photographieren können und meinen es durch Photoshop geradezubiegen.

Für mich ist Photographie in erster Linie ein Handwerk zur Kunst. Einige betreiben nur Handwerk.. andere bauen es aus zur Kunst.


.... genau das meinte ich .... und hier in der MK werden die "Stümper" immer mehr .....

und das Schlimme ist das sie auch noch viele meinen sie wären Superstars.
07.09.2006

Aus schlecht belichteten oder schlecht durchdachten Fotos am Computer "gute" Fotos zu machen
hat in meinen Augen nichts mehr mit Fotografie zu tuen.

Das ist in meinen Augen "Kunst" oder "Design" ... wenn überhaupt.

Und es gibt viele "Fotografen" die Rohdaten weder dem Model noch sonst jemand zeigen.

Vielleicht sollte man hier neben "Fotografen" , "Models" usw noch eine Rubrik "Pimper" einführen

habs extra mal etwas provokativ geschrieben

Horst hat da schon sehr Recht !

Es ist die Frage wie man für sich selbst Fotografie sieht ?
- - Ist es nur ein Medium um einen Moment fest zu halten, also ein Zeitdokument wie es Pressefotografen tun.
- - Ist es die Möglich keit Dinge die einem Gefallen aus ihrer Dreidimmensionalen in eine 2 Dimensionale zu überführen um sie Jederzeit betrachten zu können wie sie zu einem Bestimmten Zeitpunkt waren, ein hilfsmittel gegen Vergesslich keit ( Zeitdokument )
- - Lichtbildner nannte man früher auch Fotografen, also ,mit Licht Bilder machen die das Auge so kennt oder nicht

Ich könnte hier noch viel weiter philosophieren, aber dafür ist das Medium zu facetenreich geworden, denn mittlerweile kann man auch mit der Bildbearbeitung ein Lichtbild seiner eigenen Vorstellung von einem Augenblick der Zeit gestalten was vorher nur den Malern und Bildhauern möglich war. Sie konnten einem Model ein Lächeln hinzaubern das es so selbst vielleicht nie hatte, oder glaubt ihr das Mona-Lisa wirklich so in Natur ausgesehen und gelächelt hat ? ? ? ? ? ?


Meine Private Einstellung:
Ich zeige Menschen mit ihren Stärken und Schwächen.
Darunter verstehe ich das Spuren die das Leben hinterlässt, wie Narben oder Schwangerschaftsstreifen, auch zu meinen Bildern gehören, und nicht durch Bildbearbeitung weggemacht werden. Ich versuche dies durch die Pose und andere Spielereien etwas zu kaschieren oder abzumildern.
Lediglich einem dicken Pickel auf der Nase oder Insektenstichen tue ich die Gewalt von Photoshop an.
Ansonsten wird in Photoshop lediglich ein wenig der Ausschnitt und Belichtungsdetails verbessert.
Einige Sachen mache ich natürlich auch in Photoshop eine Person 3 oder 4 mal in einem Bild oder die Bilder nebeneinander anordnen als eins..... Collage technik aus der Bildenden Kunst aber dann wird an den original photos auch nicht viel rumgeschraubt.
Meine Modelle sollen auch nicht hochglanzmäßig zurechtgemacht sein sondern ihre natürliche sympathische Anmut und Schönheit, die sie auch im täglichen leben auszeichnet vor meinem Auge meiner Kamera, und dem Betrachter der dadurch entstehenden Bilder präsentieren.
Eine Frau wird nicht schön durch Schminke und Klamotten oder Photoshop Bearbeitung.

Lieber ein technisch fehlerhaftes Bild das was ausdrückt und vermittelt als ein Perfektes Bild das kein Leben hat.
schwierige Frage.....

generell würde ich die Fotografie in die Rubrik *Handwerk* geben.
Es ist ein zu erlernender Beruf wie andere auch.
ich würde unterscheiden in Rubriken:
Die klassische Fotografie analog, dazu zählen die Portraits, die Sachfotografie, die Industriefotografie etc...
Laborarbeiten, die klassische Retouche etc.etc

Die Kunst beginnt dort, wo die herkömliche klassische Fotografie aufhört.

Nun kommen die EBvler.

Mit Fotografie hat das nichts mehr zu tun, wir bewegen uns dann bereits im Grafikbereich.

97 % der hier gezeigten Bilder sind EBV-Arbeiten, also immer noch Grafikbilder......

Rohbilder müssen allerdings wie früher die Negative betrachtet werden, erst durch das Labor (PS) werden sie zu Fotos...allerdings ohne gravierenden Veränderungen gegenüber dem Original (Negativ)

alles andere ist wie schon bereits erwähnt EBV oder Grafik....
Was die Kunst anbelangt, liegt es im Auge des Betrachter wie er darüber empfindet kunst oder nicht Kunst;))))

Fazit:
97 % der gezeigten Digitalaufnahmen sind grafische Bilder, das nenne ich dann nicht Fotografie, sondern Grafikdesign, Fotodesign etc.

Und wenn ich auch geschlagen werde nun... weitere 75 % der gezeigten Aufnahmen sind sehr weit entfernt von der Fotografie oder dem Handwerk;)))
[gone] AlphaFox
07.09.2006
Kunst kommt vom Können. Bevor man Kunst produzieren kann, muss man das Handwerk beherrschen.

Klar, wer nur Passfotos macht, braucht einen etwas weniger künsterlischen Ansatz und mehr Handwerk aber ohne handwerkliche Grundlage bleibt ein künsterlisches Werk eher ein Produkt des Zufalls.
07.09.2006
Nachdem ich so lange gebraucht habe meinen Beitrag hier zu tippen sind noch viele andere Meinungen eingegangen und bisher muss ich doch feststellen das wir im groben und ganzem auf einer Wellenlänge liegen.
[gone] b l u e p i c s \\ BERLIN
07.09.2006
Eine interessante Diskussion, interessante Meinungen.. Ich brauchte im Dschungel der digitalen Zeit mal grundsätzliche Orientierung.

Aber was wird noch alles kommen?
[gone] Karteileiche - noch 25
07.09.2006
... um den Satz von AlphaFox zu vervollständigen...:

Kunst kommt von Können, käme es von Wollen, hiesse es Wulst!

(leider ist Wulst in der Oberhand)
@Marc...

was soll denn noch kommen?

Digital ist Digital und Analog ist Analog....
07.09.2006
Für mich widersprechen sich beide Standpunkte nicht unbedingt. Die Frage nach einem guten oder schlechten Bild ist eh subjektiv, ich beurteile da einfach, ob mir das Bildergebnis gefällt.

Seit digitaler Technik, Ps etc. schauen wir natürlich auch anders hin und sind uns vielleicht auch der Verwendung der Bearbeitungswerkzeuge stärker bewußt. Aber auch schon zu analogen Zeiten wurde bearbeitet, nur eben auf eher handwerklicher Ebene.

Wo die Grenze zu ziehen ist, hängt sehr stark vom persönlichen Empfinden ab: Ist Abwedeln noch in Ordnung? Ist Nachkolorieren erlaubt? Wie steht es mit unterschiedlichen Härtegraden, Solarisationen und Masken? Wichtiger ist, wie schon gesagt wurde, ob der "Bildermacher" beide Welten zusammnbekommt.

Das mit der Herausgabe von Rohdaten vergleiche ich eher mit der Weitergabe von Negativen. Letztere würde ich auch nicht rausrücken wollen, ebensowenig wie beliebig manipulierbare Bilddaten. Aber das kann ja auch jeder halten wie ein Dachdecker...

Anmerkung zu dem "pimpen": Für mich ist ein Pimp nach wie vor ein Zuhälter. Von daher kann ich mich auch mit "pimpen" nicht recht anfreunden. Muss ja auch nicht alles Denglish sein.
[gone] b l u e p i c s \\ BERLIN
07.09.2006
@Marc...

was soll denn noch kommen?

Digital ist Digital und Analog ist Analog....



Ja diese Kategorien kenne ich, aber 1. verschwimmen sie schon heute und 2. wer weiß, wie und womit in 20 Jahren Bilder gemacht werden..
07.09.2006
@alphafox "Kunst kommt von können"?
das ist nicht ganz richtig. dieser satz bezog sich auf das kunsthandwerk, sprich auf schnitzen und töpfern *smile

der moderne kunstbegriff trägt das ziel der "erbauung und erfreuung" in sich. in den letzten 20 jahren auch das ziel des "verursachens/aufzeigen neuer gedanken"

aber jetzt wird es offtopic im offtopic...
wosch
07.09.2006
Hört, hört!

Nun ja, ich habe mir sagen lassen, daß auch zu alten "analogen" Zeiten kräftig an Bildern herumgepfuscht wurde... klar, das konnte damals aber nicht jeder, denn wer hatte schon eine eigene Dunkelkammer?

Kunst, Handwerk... was auch immer, es gibt eine goldene, wenn auch drastische Regel, die mir auch noch aus der Welt der Musik und der Tontechnik in Erinnerung geblieben ist.

Sie lautet: Scheiße kann man nicht polieren!

Und mach ein "Künstler", der sich laut johlend aus dem Fenster lehnt, sollte sich erst einmal sein eigenes Ausgangsmaterial ansehen, ob es sich lohnt daran herumzupolieren, oder alternativ lieber das Handwerk noch ein wenig zu üben.

:)))

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