--- Wo bekommt Ihr eure Bildideen eure Inspiration her --- 80

#61
5 years ago
@ Heinz Drstak
Vorgestern sah ich hier in der MK tolle s/w-Bilder eines ukrainischen Fotografen, der in seiner Heimat und auf Kuba "hollywoodreife" Szenen schuf ... als würden gleich Ava Gardner und Clark Gable aus dem 52er Pontiac steigen, während Humphrey Bogart mit Lauren Bacall im DeSoto den Highway nach San Diego ansteuert.
Dies nachzustellen, erfordert einen immensen Einsatz - organisatorisch und finanziell ... und wie würdest Du Dir behelfen, wenn da zwar ein Katamaran bereitstünde, aber nicht das Patrouillenboot, um 5 "Sowjetmatrosinnen" stimmig zu inszenieren ?
#63
5 years ago
ich habe gar keine ideen
*seufz
5 years ago
Ich schon. Aber mein Hauptmodel hat andere. X-}
#66
#67
5 years ago
Für Ideen gibt es die verschiedensten Quellen, bei mir sind es vor allem alte Sagen, Musik, Locations sowie Bewegungen und Bewegungsabläufe.
Die Frage ist nur, um was handelt es sich bei der jeweiligen Idee? Um eine Stimmung, eine Emotion, ein Thema, ein Konzept, ein Ereignis oder etwas ganz anderes?
Ein Bild nachmachen ist zwar eine gute Übung, aber keine Idee.

Es gibt zum Beispiel ein Lied, welches man, entsprechendes Können in der Umsetzung vorausgesetzt, mit einem Gewürzstrauß darstellen könnte. Es handelt sich hierbei um ein sehr bekanntes Liebeslied - ich meine eines, das wirklich jeder kennt.
Das Problem wäre jedoch, das Bild würde nur 1 Person von 1000 vielleicht sogar 10000 überhaupt verstehen - es setzt ja nicht nur die Kenntnis des Liedes, sondern auch das Wissen über Gewürze voraus. Okay diese wenigen Leute würden sich ein Loch in den Bauch freuen, aber das wären dann doch etwas zu wenig.
Auf der anderen Seite - irgendwo ein Händchen haltendes Paar hinstellen und ein oder ein paar mehr Herzchen drumherum drapieren ist doch einfach nur peinlich plump.
Die Frage ist also, wie führt man die Leute auf die richtige Spur ohne, daß es zu plump wirkt...

Stilisierungen und Metaphern wären z.B. mögliche Wege, sofern man sich wirklich klar ist, was man ausdrücken möchte. Und damit meine ich beide Seiten der Kamera.

@ SEE Arts & Emotions
ich würde die beiden T's wählen - Tarnen und Täuschen - mit ein paar Aufklebern, Pappe und Farbe kann man ein Boot schon ziemlich verwandeln.
5 years ago
@ Heinz Drstak und Wanderphotograph
Die Ideen spontan zu entwickeln ... mache ich meist auch, denn erst wenn ich die mitgebrachten bzw. verfügbaren Outfits und Accessoires sowie ggfs. auch die Location kenne, kann ich eine stimmige Szene kreieren. Aber wenn ich das gerade so formuliere ... ich will das nun gar nicht mehr selbst ersinnen, denn die originale und natürliche Authentizität des Models erscheint mir nun interessanter, als da eine Rolle vorzugeben.
Tarnen und Täuschen ... einen gelb-grün gestreiften Katamaran in ein Marineboot zu verwandeln, das nicht nur den Hintergrund zieren, sondern tatsächlich von den posierenden "Matrosinnen" benutzt werden soll ...?
Flaggen und Hoheitszeichen zu verwandeln, z.B. ein Torpedoschnellboot der Volksmarine nachbearbeitungsweise als der sowjetischen Schwarzmeerflotte zugehörig erscheinen zu lassen, das wäre mir plausibel. Aber mit Pappe (woher plötzlich nehmen ? ... und 15 qm davon) einen benutzbaren Bugspriet formen ? Als Nebelszene vielleicht, aber dann wären die Uniformen auch nicht mehr vollends "präsentierbar" ... so würde es doch mehr zur Parodie. Immerhin böte dies dann freieren Gestaltungsspielraum, aber mit der Wirkung einer Karnevalsszene.
5 years ago
Nimm Pappe als Synonym für jegliche leicht erreichbare Hilfsmittel, sorge für Strukturen (nicht Texturen), und rede mit den Leuten. Viele Leute sind für ein wenig Abwechslung recht leicht zu begeistern.
Ein gut sortierte Werkzeugkiste ist dabei natürlich hilfreich.

Aber ich gehe wohl sowieso etwas anders vor: Ich habe zuerst eine Idee (was auch immer der Auslöser war) und kümmer mich dann um die Umsetzung, also fertige Requisiten und Kostüme an, bzw. besorge sie sofern möglich.
Manchmal ist die Idee recht diffus und die Einzelheiten entwickeln sich mit der Zeit, andere sind hingegen sehr konkret bis hin zu kleinsten Einzelheiten.

Wenn z.B. auch wenn eine Location der Auslöser für eine Idee ist, so liegt sie doch häufig recht ungünstig (bis zu 2 Tage Anmarsch, zu gefährlich, zuviel Publikumsverkehr usw.), also suche ich eine ähnliche, aber leichter erreichbare Location / besser geeignete Locations usw.
Kostüme fertige ich natürlich erst dann an, wenn ein geeignetes Modell vorhanden ist. Die Auswahl des geeigneten Modells halte ich für extrem wichtig
Zwischen Idee und Shooting kann also eine gewisse Zeit vergehen. Das können auch mehrere Jahre sein, bis alles zusammen ist.
5 years ago
Ich habe das Gefühl, dass die Definitionen der Begrifflichkeiten hier ziemlich weit aueinandergehen. Eine junge schöne Frau auf einen Stuhl zu setzen würde ich zB nicht unbedingt als Idee bezeichnen. Aber auf Plattformen wie der MK wird ja auch mit dem Begriff "Inszenierung" recht inflationär umgegangen.

Etwas 1:1 zu kopieren wäre für mich auch keine Idee. Nicht das ich falsch verstanden werde: Fotos müssen nicht zwangsläufig immer neu sein und nicht jeder Fotograf muss das Rad jeden Tag neu erfinden! Für mich persönlich wäre es jedoch langweilig, immer das gleiche zu machen.

Ideen entstehen bei mir im Zusammenfluss verschiedener Quellen, Filme, Bücher, Werbung, eigener Gefühle, selber Erlebtes, Fotografien anderer Fotografen, Gemälde, und aus all dem entsteht dann irgendwann eine Idee. Manchmal brauche ich Jahre, bis alles zusammengetragen ist, was ich zu brauchen meine, um so eine Idee dann auch zu einem Bild werden zu lassen.
5 years ago
Ein Model auf einen x-beliebigen Stuhl zu setzen, ist natürlich keine spezielle Idee. Aber mit einem kompletten Biedermeier-Wohnzimmer oder Jugendstilsalon wäre doch eine bestimmte Ära vorgegeben, zu der das Aussehen und Auftreten des Models dann auch stimmig wirken sollte. Man könnte das Wohnzimmer wiederum durch eine Kutsche ersetzen ... oder vielleicht sogar durch einen Eisenbahnwaggon. Mit dem Bahnwaggon wird es dann evtl. schon schwieriger ... Touristen mit Rucksäcken nähern sich oder Kinder mit bunten Basecaps laufen durchs Bild - oder es spiegelt sich eine Glasfassade, in welcher Perspektive auch immer. So ist der Schwierigkeitsgrad sehr unterschiedlich je nach Idee und Ausführung.
5 years ago
da ich grosse Schwierigkeiten habe, meine fotografischen Ideen umzusetzen, ohne regelmässig Banküberfälle zur Finanzierung der Lcatins und Requisiten durchzuführen, lasse ich mich meistens von beim Shoting vorgegebenen Locatins und Requisiten sowie vom Kleiderschrank der Models inspirieren. Ich weise Models regelmässig an, sich für das Shooting jede Menge teuerer Klamotten bei einem Versandhändler online zu bestellen und nach dem Shooting wieder zurückzuschicken.
#74
5 years ago
da ich grosse Schwierigkeiten habe, meine fotografischen Ideen umzusetzen, ohne regelmässig Banküberfälle zur Finanzierung der Lcatins und Requisiten durchzuführen

Das kommt mir sehr bekannt vor... :-/

"Ich brauche eine alte, große italienische Villa voller zeitgenössischer und antiker Kunst, ein Male-Model, das aussieht wie Vittorio de Sica, einmal Catherine Deneuve, als sie 35 war, fünf komplett untätowierte hübschgesichtige Akt-Models, einen großen Dobermann, ein Male-Model für die Rolle des Dieners, sowie zwei Visas und einen Hair-Stylisten. Ach ja, ein Assi für's Licht wäre auch nicht schlecht."

Alternativ würde ich auch die komplette Besetzung und die Location von Roman Polanskis "What?" nehmen. Aber bitte im Alter, das die 1972 hatten. Mit einer 67jährigen Sydne Rome kann ich für meine Ideen nichts anfangen... ;-)
5 years ago
Ideen entstehen durch die Interpretation von bereits produziertem Material. Das offenbart sich allerdings nur, wenn man ganze Fotostrecken analysiert, mit stumpfer Kopiererei hat das nichts zu tun. Tatsächlich ist das eine komplizierte Geschichte, weil dabei nur geistige, variable Faktoren wichtig sind, wenn man das so nennen will. Greifbare Faktoren, wie Technik, Location und die Wahl der Models sind nur die Zutaten für das Rezept. Das reicht von Pommes Majo bis Sterneküche, um das mal haltbar zu vergleichen. Ein Sternekoch wird nicht zum Sternekoch, weil er das Rad neu erfindet. Er erkennt Trends, interpretiert vorhandene Rezepte so geschickt neu, dass es eben nicht wie eine Kopie aussieht. Er erfindet bereits vorhandenes ständig neu und verkauft seinen Kunden eine Illusion, obwohl eine Kartoffel immer eine Kartoffel bleiben wird. Bei der Fotografie ist das ähnlich, weil sich Trends wiederholen. Schaue ich mir eine Italienische Vogue aus dem Jahr 2016 an, dann entdecke ich Gemeinsamkeiten mit der Deutschen Vogue aus 2018. Kaufe ich mir also heute eine Italienische Vogue im internationalen Presseladen, dann weiß ich ungefähr, was 2020 in Deutschland trendy sein könnte(!). So gibt es viele Beispiele, die ich hier gar nicht alle anführen kann. Gut, zum Top - Fotografen bin ich nicht geworden, eher guter Durchschnitt, der sich in den glänzenden 90ern sauber die Taschen voll gesteckt hat. Aber auch als und fotografischer Vorruheständler, geplant und gewollt, wüsste ich noch wie es geht und wie der Markt tickt, das hat sich trotz Digitalspielzeugen nicht geändert. Aber in das Haifischbecken springe ich nicht mehr rein, muss ich nicht, wäre mir auch zu kalt und bissig...;-)
#77
5 years ago
@Frank Westwood:

Klasse Analyse.

Stellt sich nur die Frage, ob ich das für mich auch so möchte!
Ich versuche lieber neue Ideen in meine Arbeit mit einfließen zu lassen. Sichtweisen von Kollegen einzuarbeiten.
Führt zwar in den seltensten Fällen zu internationalem Erfolg, kann einem aber vielleicht auch so genügen.

Mir ist wichtig meine eigene Handschrift nicht zu verlieren. Gerade im Zeitalter der digital Fotografie wird man ständig verführt "neue Wege" zu beschreiten. Eigentlich nur des Erfolges wegen. Auch oder gerade aus finanziellen Gründen.

Vielleicht war dies der große Vorteil den die großen alten Maler hatten. Zwar meistens arm wie eine Kirchenmaus, aber nicht verführt von Trends die es zu bedienen bedarf. Ein wenn nicht der wesentliche Grund der Jahrhunderte später so großen Anerkennung.
#79

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