Stativfotografie contra IS/VR/OS/SSS etc. 25

16.03.2010
Moin, ich hatte gestern wieder mal ein angeregtes Gespräch mit einem älteren Herren, der seiner Angabe nach seit Jahrzehten fotografiert und mir vom analogen Kleinbild vorschwärmte. Ich wollte ihn nicht der Illusion berauben, daß die DSLR das analoge Kleinbild mittlerweile eingeholt und weit hinter sich gelassen hat.

Ein Punkt jedoch ist meiner Meinung nach diskussionswürdig.

Das Stativ!

Er, als Vertreter der alten Schule, meinte: Nur vom Stativ aus, wird wirklich "photographiert", alles was freihand gemacht wird ist Knipserei!

Soweit so gut... das ist seine Meinung, man hört das oft bei älteren Vertretern unserer Gattung.

Seine These: wirklich scharf wird´s nur vom Stativ aus, auch Bildstabilisierungssysteme (die ihm vom Funktionsprinzip her bekannt sind) hielt er nur für die zweitbeste Alternative.

Zudem meinte er: "wer vom Stativ aus arbeitet, gibt sich viel mehr Mühe beim Bildaufbau!"

Klar, auch ich verwende gelegentlich ein gutes, solides Stativ. Aber in aller Regel für Makros, Landschafts- und Naturaufnahmen oder eben Langzeitbelichtungen.

In der Model- und Portraitfotografie halte ich die Dinger für hinderlich, ja ich sage sogar: für das "klassische Portrait" sehr brauchbar, für alles anders wie dynamische Fotos ganz und gar nicht. Da ist Stativ für mich gleichbedeutend mit statisch und steif.

Nur mal so in die Runde gefragt...

Grüßle Uwe
#2
16.03.2010
Original von CSM Mediendienst
Sogar in Zeiten von Kodachrome 25 und Ektachrome 64 habe ich Stative nur dann verwendet, wenn eine lange Verschlusszeit mich dazu gezwungen hat.

Heute, mit DSLR-Cams, die mühelos bei 6400 ISO plus noch verkaufsfähige Bilder schaffen, wird zumindest bei mir der Einsatz von Stativen immer weniger. Wobei es ganz sicher Aufnahmebereiche gibt, bei denen es wegen der sorgfältigen Komposition sinnvoll ist. Etwa der Architektur- und der Landschaftsfotografie; Makro natürlich auch.


Okay... 3200 ISO sind bei mir jetzt kein Problem mehr, 6400 ISO reicht für die Bildzeitung ebenfalls dicke aus...
#4
16.03.2010
Dann solltest du auf die Nikon D3s umrüsten... *schmunzel*


Isch abe doch eben erst umgerüstet... ausserdem sind mir die 9fps zu langsam! *kicher*

So, nun aber Spaß beseite... LOL!
16.03.2010
Also ich mag mein Stativ.
Hab es auch immer dabei, auch wenn ich es nur selten nutze. Zumindest dient es immer öfter auch als Träger eines 2. Blitzes, um die Lichtführung zu verändern.

Und es ist auch absolut richtig, dass man Stativbilder wesentlich überlegter gestaltet, mehr nachdenkt, mehr inszeniert.

Dafür nimmt es einem halt auch die Flexibilität. Spontan den Shootwinkel verändern, mal schnell weiter weg oder näher ran ist dann zu mühsam.
16.03.2010
Ich habe sogar 2 Stative.

Lassen wir es gut sein.
Es gibt auch Menschen, die mögen Automatikgetriebe bei Autos nicht.
Oder ich habe lieber Blitz wie ISO 800.

Ich mache an Hochzeiten nicht mehr als 400 bis 500 Bilder bei 12 Stunden
Dauer. Andere machen 5'000.

Es gibt Leute, die komponieren das Bild im Photoshop, andere on Location.

Ist es nicht toll, dass man mit so vielerlei Weise immer das gleiche kriegt: Eine Foto . . .

Heiner
16.03.2010
Vor kurzem habe ich eine Meisterschaft der Rhytmischen Sportgymnastik fotografiert. Ich war vorbereitet auf schlechtes Hallenlicht und hatte also mein Einbeinstativ im Gepäck und die Kamera draufgepappt.

Nach ca einer halben Stunde war ich wieder *freihändig* unterwegs.

Hab sowiso komplett anders fotografiert als gewohnt.
Nachführfokus, Dauerfeuer....unscharfe Bilder *bewußt* in Kauf genommen.

Es liegt mitunter auch am Charakter ob man ein Stativ mag.
Mich beengt das Arbeiten damit weil ich weniger spontan auf eine andere Perspektive, Bildschnitt, Standpunkt zum Model reagieren könnte.
[gone] ..........
16.03.2010
Original von CSM Mediendienst
... mit DSLR-Cams, die mühelos bei 6400 ISO plus noch verkaufsfähige Bilder schaffen ...


Oh, Du hast ja eine nachsichtige Agentur!
Bei meiner Kamera ist nach eigenem Ermessen bei ISO 400 Schluss...

Um die Frage zu beantworten: Stativ nur bei 10% der Aufnahmen, meistens
Beauty/Portrait, dann auch Kamera per Kabel am Laptop, also sehr statisch.

Und zu 95% bei Laufsteg ein Einbein "Monopod" (weniger wegen drohender
Verwackelung, sondern mehr, um nicht tagelang ein Tele stemmen zu müssen)
16.03.2010
Original von DOCTOR SPEEDLITE
Er, als Vertreter der alten Schule, meinte: Nur vom Stativ aus, wird wirklich "photographiert", alles was freihand gemacht wird ist Knipserei!
Stativfotografie hat in ihrer Wertigkeit keinen höheren Stellenwert, als Freihandfotografie. Die Aussage ist in Bezug auf die ausführlichere Bildkomposition mit Stativ also solche zu verstehen, aber irreführend bezogen auf Qualität.

Soweit so gut... das ist seine Meinung, man hört das oft bei älteren Vertretern unserer Gattung.
Was oft mit der Herangehensweise an das Foto zusammenhängt und die vorausgehende Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten. Ein Prozess, der bei schnell verfügbaren Bildern häufig verloren geht.

Seine These: wirklich scharf wird´s nur vom Stativ aus, auch Bildstabilisierungssysteme (die ihm vom Funktionsprinzip her bekannt sind) hielt er nur für die zweitbeste Alternative.
Schärfe ist ein relativer Begriff und Verwackeln ebenso. Solange die Bewegung nicht größer als ein halbes Pixel wird, ist es egal womit die Stabilisierung erreicht wird.

Zudem meinte er: "wer vom Stativ aus arbeitet, gibt sich viel mehr Mühe beim Bildaufbau!"
Diese Aussage ist absolut korrekt, sofern das Stativ mehr als ein Bein hat.

Klar, auch ich verwende gelegentlich ein gutes, solides Stativ. Aber in aller Regel für Makros, Landschafts- und Naturaufnahmen oder eben Langzeitbelichtungen.
Was wieder absolut richtig ist, weil in den Bereichen neben der Komposition auch Schärfe und Verwackeln bildwichtig sind und das Ergebnis direkt beeinflussen. Darüber hinaus machen Stative durchaus auch in anderen Bereichen Sinn, je nach dem auf was die Prämisse liegt.

In der Model- und Portraitfotografie halte ich die Dinger für hinderlich, ja ich sage sogar: für das "klassische Portrait" sehr brauchbar, für alles anders wie dynamische Fotos ganz und gar nicht. Da ist Stativ für mich gleichbedeutend mit statisch und steif.
Hier gibt es unterschiedliche Lager:
(1) Ein komponiertes Bild im Bereich der "Modelfotografie" wird mit Stativ sicher besser. Komponiert bedeutet in den Zusammenhang, dass vor dem Auslösen alle Positionen von Modellen und Accessoires genau festgelegt wurden, also auch der Standort der Kamera in Höhe und Bildwinkel - oft gibt es zu solchen Kompositionen sogar vorab Zeichnungen, die die ganze Situation festhalten. Hier kein Stativ zu verwenden, würde ggf, bedeuten, die Vorgabe "zu versauen". - Diese Gruppe nimmt sich vor dem Bild schon viel Zeit dafür und setzt das Kopfbild dann akribisch in die Tat um, natürlich mit Stativ.
(2) Das Einbeinstativ ist ebenfalls eine gerne gezogene Waffe, um die Möglichkeiten weiter auszureizen und dennoch schnell schießen zu können. Hier steht der Bildaufbau dann allerdings nur noch bedingt im Vordergrund, obwohl er deutlich leichter korrigiert werden kann, als Freihand.
(3) Die dritte Gruppe wird Freihand arbeiten, weil sie ein Höchstmaß an Flexibilität möchte den Augenblick zu bannen, der durch die Arbeit mit dem Modell entsteht.

Wahrscheinlich wird der "Anfeuerungsgrad" von Gruppe zu Gruppe zunehmen;-)

Also, letztlich parallele Möglichkeiten, die jeder für sich unterschiedlich erschließen wird, ohne, dass die Ergebnisse sich unterscheiden müssen. Allerdings bleibt klar festzuhalten, dass letztlich vorher betrieben Aufwand eine entscheidende Rolle auf das Bild hat, wenn es sich nicht zufällig um einen Schnappschuss handelt, an den wieder andere Kriterien angelegt werden. Was dann auch der zweite wichtige Aspekt neben der Herangehensweise wäre, der für das Foto wichtig ist. In Abhängigkeit des gewünschten Ergebnisses sind unterschiedliche Herangehensweise einfach Pflicht bzw. unterschiedlich rentabel.
[gone] TheMike.ch
16.03.2010
ich denke, nicht die wertigkeit unterscheidet die photographie mit oder ohne stativ, sondern schlicht die absicht, was man für bilder machen will. bei dynamischen tanz-bildern ist mir das stativ ziemlich im weg, bei langzeitbelichtungen in der nacht gehts fast per definition nicht ohne ...

sobalds dann subjektiv wird, ist halt der eine oder andere stil "besser" und dadurch "wertiger".

grusssss
TheMike
Da ich ja auch gelegentlich zu dieser alten Schule gezählt werde:

Zur exakten Aufnahme einer akribisch erstellten Szenerie, wie Sach- oder Food-Fotografie ist das Stativ unverzichtbar.
Bei Mode-oder Modelfotografie hängt das sicher vom Einzelfall und den Vorgabe des Auftraggebers ab.
Man darf bei der Pro-Stativ-Aussage aber nicht vergessen, dass ein Statv vor Jahren notwendig war, um fehlende Filmenpfindlichkeit zu kompensieren. Blitzanlagen sind auch noch nicht sooo lange auf dem Markt.
Da war der 100-ISO -Film Standard und als einziger feinkörnig genug. Der spätere 400-ISO-Film war von der Körnigkeit her zum Teil nur mit speziellen Entwicklern beherrschbar und für Großvergrößerungen suboptimal.
Auch konnte eine möglicherweise notwendige Schärfentiefe nr durch lange Belichtungszeiten erzielt werden, was wiederum nur mittels Stativ gesichert werden konnte.
Im Übrigen gelten hier vorgebrachte Argumente eh nur für die Kleinbild-Fraktion.
Ich möchte mal Architekturfotografen sehen, die mit Großformat-Kameras freihändig fotografieren.
Ansonsten halte ich auch diese Grenzziehung zwischen Stativ- und Freihand-Fotografen für falsch.
Die wahre Grenze liegt im Kopf. Habe ich eine Bildidee, die ich umsetze oder einen flinken Finger für die Froschlaich-Methode.
16.03.2010
Ich fotografiere mittlerweile sogar im Studio People-Aufnahmen mit (Einbein)-Stativ. Das ist ein guter Kompromiss aus geringer Verwacklungsgefahr und größtmöglicher Flexibilität.

Interessanterweise verzichte ich bei (Makro-)Stillleben im Studio eher auf das Stativ, da ich mich sonst öfters zu sehr verrenken muss.
[gone] phobal.de
16.03.2010
Hm, im Studio knipse ich zum mit 1/200 Sekunde, nur wenn das Model sich wirklich sehr schnell und hektisch bewegt, sieht man Unschärfen.

Outdoor, hier hilft bei Modelfotografie auch nicht das Stativ unbedingt, da das Model sich ja auch bewegt (hatte das mal im Keller in Beelitz versucht, war der Krampf, irgendwann muss sie ja atmen).

Und was den Bildaufbau betrifft, hm.. im Stehen ohne sich abzustützen, bewegt sich das Model meist nach jedem Bild automatisch etwas um zu entspannen, man müsste jedes mal das Stativ mitziehen und neu ausrichten. Das wäre mir auf Dauer zu nervig.

Ich bin Amateur und kann mir nicht immer im Kopf vorstellen, wie so manche Perspektive wirkt, man seppelt dann teils so lange um das Model herum, bis man eine geeignete Perspektive gefunden hat. Mit einem schweren Stativ dran, würde ich einen Klapps kriegen :-)

Aber ich bin ja nur Amateur :-) und in dem Fall dankbar, dass es auch ohne geht o)
16.03.2010
Ich nutze ein Stativ nur, wenn Brennweite und/oder Verschlusszeit dies erzwingen oder wenn ich einen Testaufbau mache, wo ich z.Bsp. ein Objektiv für mich testen möchte. Ansonsten ist das Stativ für mich eher Ballast, denn ich besonders Outdoor nur sehr ungern mitschleppe.

Früher brauchte man das Stativ viel öfter, weil die Kameras dies einfach verlangten. Outdoor blitzen war ja vor 50 Jahren noch noch nicht so easy wie heute. Da wurde halt viel mehr mit dem vorhandenen Licht gearbeitet und längere Verschlusszeiten waren an der Tagesordnung. Dort gehörte das Stativ zur absoluten Standardausstattung eines Fotografen. Ohne Stativ hat man diese quasi nie gesehen.

Die Zeiten ändern sich aber. Die Abbrennzeiten von Studioblitzgeräten sind inzwischen so kurz geworden, das ich kaum noch eine Bewegungsunschärfe produzieren kann. Deshalb geht es mir so wie dem TO. Ein Stativ hindert mich eher, auch beim schnellen ändern des Bildaufbaus.
[gone] VisualPursuit
16.03.2010
Ich verwende Stative wann immer möglich.

Im Studio wird reichlich Gebrauch vom Säulenstativ gemacht.

Outdoor und on Location hängt das ein wenig vom Packvolumen
und den Gegebenheiten vor Ort ab.

Nicht immer kann ich das Manfrotto MA 161 MkII mit Kopf MA 229
mitschleppen/aufstellen. Manchmal wird es dann eben ein kleineres
Stativ oder das Manfrotto Neotec Monopod.

Das Neotec ist auch alles andere als unflexibel, das muss man mal
probiert haben.

Auf allen Stativen verwende ich Schnellwechseladapter.
Wenn's in's Hochformat geht, kommt meist eine Elbow Bracket
zum Einsatz.
16.03.2010
Bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde ausschließlich mit Stativ gearbeitet. Erst die Erfindung leichterer Kameras und schnellerer Filme ermöglichte die Fotografie aus freier Hand.
Ergebnis sind die wesentlich dynamischeren Fotos z.B. der Bauhausfotografen.
Fazit:
Ein Stativ zwingt zur aufmerksameren, führt aber auch zu einem statischen
Bildaufbau.

Es hängt von vielen Faktoren ab ob der Einsatz eines Stativs sinnvoll ist, oder nicht.
Verallgemeinerungen sind immer falsch!
Nur zwei Extrembeispiele:
Bei Reportagefotos ist ein Stativ nur hinderlich.
Für Architekturfotografie wegen der exakten Kameraausrichtung unverzichtbar.

Übrigens:
Auch mit Stativ kann es wegen ungünstiger Schwingungen (verursacht durch den Spiegelschlag) besonders im Bereich von 1/15" - 1/60" zu Verwacklungsunschärfen kommen.

Letztlich ist es einfach auch eine Frage der persönlichen Arbeitsphilosophie
16.03.2010
Ohne Einbein gehe ich kaum aus dem Haus.

LG
Boris
[gone] DarkmoonRising
16.03.2010
Ich Shoote immer ohne. Ein Stativ schränkt mich zusehr in meiner Bewegungsfreiheit ein.
[gone] www.trash-pixel.de
17.03.2010
Also ich bin noch nicht wirklich lange im digitalen Bereich unterwegs (4 Jahre) und kenne noch nicht alle Vorzüge dieses Bereiches, aber auch zu analogen Zeiten (die noch heute bei mir existieren in Form von Dia's) war ich eher selten mit dem Staiv unterwegs. Meist nur dann, wenn die Verschlusszeit mich wirklich dazu zwingt. Wovon ich nicht all zu viel halte, sind elektronische Hilfen wie Stabilisatoren ... ist in meinen Augen was für Warmduscher und Turnbeutelvergesser ... ich bin stolz auf meine ruhige Hand und schaffe 1/20 mit 200mm aus der Hand ohne zu verwackeln ...

Ich sehe in der Überzeugung des älteren Herrn kein Problem, jeder hat da so sein Ding wovon er überzeugt ist ... wie mein Cheffe ... der ist auch überzeugt, dass er seit 25 Jahren alles richtig macht und sich wundert, dass die Mitbewerber den höheren Umsatz machen ... sag ich auch nix zu ...

An sonsten nutze ich eher die höhere ISO und da meine Bilder zu 4/5 für das Netz sind, fallen "Körnungen" oft nicht weiter auf ...

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