Umgang mit alten und pflegebedürftigen Menschen 38

18.02.2012
Viel kannst nicht tun, Deine Eltern sind es die "brutal" deutlich werden müssen. Hört sich für mich so an, als hätte Deine Oma schlicht die Erwartungshaltung ihre Kinder sollen sich um sie kümmern und keine fremden Menschen. Und da empfindet sie wohl das, was Deine Eltern derzeit tun, als ausreichend.

Mit Pflegediensten sprechen, schauen mit Leuten zu sprechen die in der gleichen Situation waren/sind um einen Weg für sich zu finden könnte für Deine Eltern ein Weg sein. Letztlich müssen sie bereit werden auch Dinge zu tun, die ihnen Deine Oma möglicherweise recht übel nimmt. Zu sehen, jemanden möglicherweise absehbar nicht mehr zu haben und dann auch noch einen Streit riskieren... puh.... Aber viele Möglichkeiten gibt es nicht.

Ich hab' erlebt das Pflegedienste ganz gut beraten können und in der Umgebung weitere Anlaufstationen nennen die einem weiter helfen.
[gone] Howein
18.02.2012
Ich hab das Thema am eigenen Leib durch ...

Meine Mutter konnte sich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr richtig versorgen. Zuerst Kleinigkeiten, dann wurde es immer schlimmer. Sie brach auch alle Verbindungen mehr oder weniger ab, lud niemand mehr ein, und nahm keine Einladungen mehr an. Wir fuhren regelmäßig hin um zu helfen (wir wohnen in einer anderen Stadt), Nachbarn halfen mit, später organisierten wir dass zusätzlich eine Diakoniestation regelmäig nach ihr sah und Hilfestellung im Haushalt und bei Einkäufen etc. gab, dass jemand beim Putzen half, dass später zusätzlich Essen auf Rädern kam (durchaus lecker das Zeug). Von Anfang an sabotierte sie jeden Versuch ihr zu helfen, beschimpfte uns und alle die helfen wollten, verhinderte in vielen Fällen die Hilfe, auch mit körperlicher Gewalt, warf das Essen ungeöffnet in die Tonne ...

Das ging einige Jahre so, und wurde immer schlimmer. Es gab laut allen beteiligten Stellen und Ärzten KEINE Möglichkeit irgendwas zu tun, so lange sie zu allem bewusst ihr Einverständnis verweigerte. Erst als sie sich so schlecht versorgte dass sie immer wieder zusammenbrach und per Notarzt ins Krankenhaus musste (um danach genau so weiter zu machen), wurde schließlich vom Krankenhaus festgestellt dass es so nicht mehr geht, dass sie sich, aber auch andere gefährdet (Herd anlassen etc.). Gottseidank hatten wir schon früher darauf bestanden dass eine Vorsorgevollmacht geschrieben wird ... diese trat nun in Kraft, musste allerdings erst noch gerichtlich bestätigt werden. Sie musste dann sofort in ein Heim, wir hatten Glück und fanden schnell ein gutes in unserer Nähe. Dort machte sie zuerst auch Terror, gewöhnte sich dann aber rasch ein, es ging ihr zunehmend gesundheitlich besser und sie fühlt sich seitdem wohl dort.

Wie ich heute weiß, ist das ein typischer Ablauf in solchen Fällen, ich kenne inzwischen unzählige Beispiele. Da kann einem keiner helfen ... da muss man durch ... Traurig, und tragisch ... denn würden sich solche Leute helfen lassen, dann könnten sie vermutlich noch lange normal in ihrer Wohnung bleiben und ein weitgehend normales Leben führen ...
Es wurde ja schon angesprochen - Antrag auf Pflegestufe - Pflegedienst usw. - dem allem muß der Pflegebedürftige zustimmen.

Sollte er nicht in der Lage sein zuzustimmen muß ein Betreuer bestellt werden. ( Vormund gibt es schon seit Jahren nicht mehr ) Dies wird aber in der Regel erst der Fall sein wenn eine eigen oder Fremdbgefährdung vorliegt.


Um es ganz krass zu sagen - man mag als Familie 100mal der Meinung sein das da Hilfe gebraucht wid - der Mensch darf selbst bestimmen was er möchte und was nicht und das ist Gott sein Dank so.
Ob die Wohnung geputzt ist - ist mit 20 Jahren meine Entscheidung und mit 100 meine Entscheidung !

TO : Das einzige was ihr als Familie tun könnt ist immer Hilfe anbieten, als Familie da sein und dann, wenn Hilfe erwünscht ist etwas tun. Was ja auch schon genannt wurde.

lg Angie
[gone] Howein
18.02.2012
Original von schmaelter photography
Ob die Wohnung geputzt ist - ist mit 20 Jahren meine Entscheidung und mit 100 meine Entscheidung !lg Angie

Wenn die Wohnung nicht mehr oder ungenügend sauber gehalten wird, hat das Folgen von Schimmelpilz bis zu massivem Schädlingsbefall von Wohnung und Vorräten ... für den Betroffenen, aber auch Nachbarwohnungen können davon betroffen sein ...
[gone] Howein
18.02.2012
Original von schmaelter photography
Ob die Wohnung geputzt ist - ist mit 20 Jahren meine Entscheidung und mit 100 meine Entscheidung !lg Angie

Wenn die Wohnung nicht mehr oder ungenügend sauber gehalten wird, hat das Folgen von Schimmelpilz bis zu massivem Schädlingsbefall von Wohnung und Vorräten ... für den Betroffenen, aber auch Nachbarwohnungen können davon betroffen sein ...
Original von Howein
[quote]Original von schmaelter photography
Ob die Wohnung geputzt ist - ist mit 20 Jahren meine Entscheidung und mit 100 meine Entscheidung !lg Angie

Wenn die Wohnung nicht mehr oder ungenügend sauber gehalten wird, hat das Folgen von Schimmelpilz bis zu massivem Schädlingsbefall von Wohnung und Vorräten ... für den Betroffenen, aber auch Nachbarwohnungen können davon betroffen sein ...[/quote]

Und wieviele Messis leben unter unwürdigen Zuständen in ihren Wohnungen ? Willst du die alle unter Betreuung stellen ?
Schau dir manche Studentenbude an...sollen die auch unter Betreuung ?
Stell dir doch mal vor wie du dich fühlst - wenn deine Kinder in DEINE Wohnung gestürmt kommen und dir dann vorschreiben wann du spülen sollst - wann du deine Betten zu machen hast usw. ?
Sieht so für dich Hilfe in der Familie aus ?

Nur mal so als Info : Wenn es nur um Haushalttechnische Fragen geht - dann ist eh die Frage nach Pflegestufe uninteressant - da man um Pflegestufe 1 zu bekommen min. 45min. Hilfe bei der Körperpflege täglich bracht.
[gone] Howein
18.02.2012
@schmaelter photography

Was sollen diese Aggressionen ...
Im Gegensatz zu dir hab ich das alles jahrelang durch, und weiß von was ich rede ...
Ok, wer konkret was wissen will kann mich direkt ansprechen.
18.02.2012
Original von 18% grey

"Wie geht man mit einem alten Menschen um, der Hilfe benötigt, aber keine Hilfe haben möchte."

Meine Oma ist 86 und bei allen Pflegethemen & Co stur ohne Ende.

Meine Eltern fahren zwar einmal die Woche hin und putzen und machen alles nen halben Tag, aber das reicht halt nicht und meine Eltern stoßen da auch an ihren körperlichen Grenzen.

Viele Grüße
Christian


Vielleicht:
In aller Ruhe und mit allem Respekt allen gegenüber miteinander reden !
Nicht mit der Brechstange, nicht nur einmal und nie unter Zeitdruck.
Ich würde vom 20x ausgehen....

Irgendwann würde ich meine Oma fragen: Wie hättest Du so etwas früher gelöst ?
18.02.2012
Original von SEE-Schnappschußfoto ... haarige Suche ;-)
Auch die Angst, wehrlos, herausgerissen aus der gewohnten Umgebung, wie augeliefert und nicht mehr Herr der eigenen Lage zu sein ... das sind die Gedanken, die hier im Raum stehen könnten .... die Angst vor einem "Altersknast" ist dabei wohl größer als die Angst vor dem Tod. Hier den passenden Mittelweg zu finden - darum geht es jetzt.

Man muß sich dabei davor hüten, Altersheime/Pflegeheime per se als "unmenschlich" anzusehen. Meine Mutter z.B. empfand ihre letzten Jahre in einem Pflegeheim als absoluten Gewinn an Lebensqualität. Sich nicht mehr um was sorgen und kümmern zu müssen, versorgt zu sein, Sicherheit zu haben - und auch Gesellschaft.

Professionelle Pflege hat übrigens noch einen nicht hoch genug einzuschätzenden Vorteil: man kann sie einfordern, man kann sie verlangen, man kann Ansprüche stellen.

Wer in einem Pflegeheim wohnt oder ambulante Pflege hat, der ist Kunde. Patient, man nenne es wie man wolle. Der kann sagen: ich zahle für eine Leistung, also kann ich erwarten und verlangen, daß diese Leistung ordentlich und gut erbracht wird. Und wenn nicht, kann ich mich beschweren.

Pflege durch Familienangehörige ist etwas völlig anderes. Man nenne es Mildtätigkeit, wie auch immer. Auf jeden Fall wird man an einen pflegenden Familienangehörigen nicht einfach Ansprüche stellen, und der pflegende Familienangehörige wird auch vor allem Ansprüchen des zu Pflegenden nicht so objektiv gegenüberstehen wie professionelle Pflegekräfte es tun können.

Jede Situation ist anders

Der wahrscheinlich wichtigste Satz überhaupt.
18.02.2012
Original von 18% grey
Ich bin auch ein hoher Verfechter von Eigenbestimmung. Wenn jemand nicht ins Krankenhaus möchte, okay. Oder wenn man keine Pflegekraft oder Putzfrau im Haus haben möchte... Für mich alles logisch. Oder wenns um nen Rollator geht. Wenn ich weiß, son Ding wird abgelehnt, aber benötigt: Ich würde das Ding einfach etwas abseits hinstellen und dann auf die natürliche Neugier hoffen und das es mal heimlich probiert und für gut befunden wird. ;)

Angebote sind immer gut. Beim Stichwort "Rollator" fällt mir allerdings sofort die persönliche Erfahrung ein - meine Mutter konnte mit so einem Ding einfach nicht wirklich gut umgehen. Deshalb blieb er auch in der Ecke. Da war der Rollstuhl die bessere Lösung - der wurde akzeptiert und benutzt.

Das Schlimme bei solchen Pflegegeschichten ist nur der Druck, der dadurch auf die Angehörigen aufgebaut wird. Und da besteht im Fall meiner Oma eine Art Egoismus gepaart mit Resignation. "Ich will keine Veränderung oder Hilfe von außen, ich will eigentlich auch keine haushaltliche Hilfe meiner Angehörigen, mir sind viele haushaltliche Sachen auch komplett egal, aber wenn ein gewisser Punkt überschritten ist, bin ich doch froh, wenn sich meine Angehörigen drum kümmern". Sprich: "Alles soll so bleiben, dafür nehme ich auch die immer höher werdenden Kraftanstrengungen meiner Angehörigen in Kauf."

Das ist der Knackpunkt, keine Frage. Und da muß man dann auch ganz knallhart sagen: "Dieses und jenes kann und will ich leisten, jenes nicht."

Sämtliche Anträge auf Pflegestufen & Co werden nicht unterschrieben, ein Gespräch über solche Themen ist nicht möglich. Die benötigte Hilfe wird immer größer, wodurch auch die Belastung meiner Eltern zunimmt. Und es fällt mir mehr als nur schwer in dem Zusammenhang von Belastung zu sprechen.

Das musst Du lernen. Dringend. Als allererstes. Es ist eine Belastung, und zwar eine ganz enorme. Und erst wenn man es als solche erkennt und benennt, hat man überhaupt eine Chance, damit klarzukommen.

"Nächstenliebe" ist das, was man aus eigenem Antrieb freiwillig macht. Was man tun muß, ist niemals Nächstenliebe, sondern schlicht und einfach: eine Pflicht.

Das schlimme ist dazu, dass durch diese Belastung die Liebe und das "Gernhaben" im Verhältnis meiner Eltern zu meiner Oma natürlich auch leidet. Klingt vielleicht herzlos, für mich aber nachvollziehbar.

Ganz unabhängig von dem Problem Demenz werden viele alte Menschen mit zunehmenden Alter nicht zwangsläufig einnehmender und liebenswerter. Die können mit ihrer Sturheit, Unflexibilität und ihrem vermeintlichen Besserwissen auch gewaltig nerven. Und das darf man ihnen dann auch sagen. Auch und gerade solche Ehrlichkeit ist auch eine Frage des Respekts. Und Respekt muß man sich ohnehin erst verdienen. Auch als Senior von 80+. Alter allein ist keine Leistung, und auch kein Grund für Respekt.

Dazu kommt natürlich das meine Eltern über 60 sind und auch da lässt die Fitness irgendwann nach.

Jenseits der ~55 kann man eigentlich überhaupt niemanden mehr ernsthaft pflegen. Es ist ja auch kein Zufall, daß es kaum noch Pflegekräfte in solchem Alter gibt.

Also was macht man nun? Für Pflegestufenanträge und alles was damit zusammenhängt gibts keine Unterschrift. Entmündigungskram & Co ist keine richtige Option, einfach mal nicht hingehen und den Haushalt verwahrlosen lassen geht auch nicht. Der Arzt zuckt auch nur mit den Schultern.

Als erstes: Profis konsultieren. Pflegeberatung ist auch und vor allem für die Angehörigen da.

Und dann muß man klipp und klar sagen, daß für bestimmte Arbeiten, die bisher von Familienangehörigen geleistet wurden, ab nächstem Monat eine professionelle Pflegekraft kommt. (Wobei man übrigens auch respektieren sollte, daß ein Mensch nicht unbedingt mit jeder Pflegekraft klarkommt. Und wenn ein Pflegebedürftiger sagt "Die/den will ich nicht!" - dann ist das nicht zwangsläufig "Bockigkeit". Es kann auch wirklich daran liegen, daß die Chemie absolut nicht stimmt.

Wahrscheinlich ist es einfach nur ein Ausharren und Aushalten der Situation, also eigentlich eine Hilflosigkeit, mit der Hoffnung auf Veränderungen, auf die man dann "nur reagieren" muss.

Na ja, wenn jemand am liebsten passiv sein will, dann sollte man ihn vielleicht auch einfach passiv lassen. Ich meine... die Entscheidung "Heute kommt die Tochter, morgen der Schwiegersohn, übermorgen der Enkel" - die lässt man ja auch nicht von der Großmutter fällen. Sondern konfrontiert sie damit.

Gedanke am Rande: warum nicht erstmal für einen oder zwei Monate die professionelle Pflgekraft mitbringen, und nicht gleich dadurch die Familienangehörigen ersetzen. Und vielleicht auch klarzumachen versuchen, daß zumindest ein Teil der Zeit, die die Familienangehörigen nicht mehr für pflegerische oder haushälterische Tätigkeiten brauchen, ja auch anderen Dingen zugute kommen kann. Gemütlich zusammen Kaffee trinken und Fernsehen gucken. Oder was auch immer jemand gern macht.
18.02.2012
Original von I shot the Sheriff ;-)
Altern ist grausam und despektierlich. .

Das muß nicht sein.

Mir fällt dazu immer eine Fernsehdokumentation ein, die ich mal gesehen habe. Da ging es um einen 78jährigen Amerikaner, einen ehemaligen Piloten. Der war als junger Mann 1937 nach China gegangen, und hatte für die Armee Chiang Kai-sheks Transportflugzeuge geflogen. Im 2.Weltkrieg flog er dann für die US-Luftwaffe, dann in Afrika, dann wurde er Testpilot, war bis ins hohe Alter in der Luftfahrtindustrie aktiv.

Als er für die Sendung interviewt wurde, war er 78. Und ich habe gedacht: wenn ich mit 60 geistig noch so fit bin wie der mit 78 - dann danke ich meinem Schöpfer auf Knien. Der war fitter als manche von uns mit 35.

Zwei Jahre später ist er gestorben, las ich zufällig irgendwo.

Klar gibt es Dinge wie Alzheimer oder andere Krankheiten, die einen Menschen im Alter zerstören, unabhängig davon, was dieser Mensch vorher in seinem Leben so getrieben hat. Aber ganz grundsätzlich kann man immer wieder - Politiker, Künstler und Wirtschaftsführer sind die besten Beispiele dafür - feststellen, daß ein aktives, buntes Leben, das sich eben nicht mit 65 in die Rente zurückzieht, die beste Grundlage für ein erfülltes Alter ist. Das Gehirn will beansprucht und angestrengt werden, dann bleibt es jung.

Als ich 23 war, hab ich für unsere Lokalzeitung einen Artikel über ein "Diamantenes Hochzeitspaar" gemacht. 60 Jahre verheiratet, beide Anfang 80.

Die Biographie der beiden zusammen war kürzer als meine mit 23... Geboren, Schule, Ausbildung, ein bißchen Krieg an der Heimatfront, das ganze Leben im selben Haus gewohnt, das ganze Leben im selben Betrieb gearbeitet, geheiratet, Kinder, Rente. Urlaub in Österreich.

Scheintot. Wirklich: scheintot.

Und ein paar Wochen später ein anderes "Diamantenes Hochzeitspaar". Beide Ende 80. Er: alter Gewerkschafter, bei den Nazis vorübergehend eingesperrt, Krieg, Gefangenschaft, wieder Gewerkschaft, SPD, Kommunalpolitik, spannende Ehegeschichte, etliche Male umgezogen, mal vorübergehend im Ausland gewohnt, viele Reisen gemacht, ein paar tausend Bücher gelesen, Kinder mit ebenfalls spannendem Werdegang...

Wenn ich ohne die Vorinformation "Diamantene Hochzeit" hätte schätzen sollen: wie alt ist der Kerl?, dann hätte ich gesagt: allerhöchstens 65.

Den hat sein Leben jung gehalten. Seine Frau auch. Bei den beiden oben war ich froh, als ich wieder raus war. So deprimierend. Bei den beiden anderen hab ich gesagt: Verflucht, ich muß los, ich hab noch einen Termin. Schade, daß ich die Fortsetzung von der Geschichte über den Urlaub in Franco-Spanien Anfang der 60er Jahre nicht auch noch hören kann. Wirklich schade. Sowas von spannend aber auch...
18.02.2012
Original von Howein
[quote]Original von schmaelter photography
Ob die Wohnung geputzt ist - ist mit 20 Jahren meine Entscheidung und mit 100 meine Entscheidung !lg Angie

Wenn die Wohnung nicht mehr oder ungenügend sauber gehalten wird, hat das Folgen von Schimmelpilz bis zu massivem Schädlingsbefall von Wohnung und Vorräten ... für den Betroffenen, aber auch Nachbarwohnungen können davon betroffen sein ...[/quote]
Das ist dann der Punkt, wo es andere Leute berührt, da kann man eingreifen.

Aber auch zuerst mal dadurch, daß die anderen Leute verlangen - und ggf. durchsetzen - daß sie nicht vom Schimmel belästigt werden.
[gone] KB Photographie in Bewegung
18.02.2012
Ich arbeite seit mehr als 10 jahren in der ambulanten pflege und habe einige "schwer handelbare" Kunden erlebt. Ich sage bewusst kunden, da ich in deren hauslicher pflege den leistungsauftrag durchfuehre.
Zunaechst ist es wichtig zu klaeren, was deine oma noch sst. machen kann und wo sie Hilfe benoetigt: hilfe, da ihre kognitiven Faehigkeiten eingeschraenkt sind oder sie es aufgrund einer koerperlichen erkrenkung nicht alleine bewaeltigt
Kann sie sich selbst waschen oder braucht sie vollstaendige/ teilweise uebernahme oder anleitung dazu? Dementiell erkrankte sind zwar koerperlich dazu in der lage koennen dies aber nicht umsetzten. Z.b der gang ins bad, wasserhahn aufdrehen, all diese kleinigkeiten,
Kurz alltagsroutine genannt.
Sich bewegen: stuerzt sie haeufiger?
Ausscheiden koennen: verliert sie ungewollt urin?
Sich kleiden: kann sie eigenst. Kleider wechseln wenn schmutzig oder traegt sie 24std. Die gleiche kleidung?
Zubereiten von mahlzeiten: ist der kuehlschrank immer gleich voll, muessen verdorbene lebensmittel entsorgt werden?(passt die kleidung oder haengt diese nur noch am koerper?)
Trinkt deine oma ausreichend?
Fuer sicherh seit sorgen: wohnung reinigen sagtest du bereits, wie ist es mit einkaufen?
Waesche wechseln/ waschen? Ubernehmen das deine eltern?
Man kann aus der ferne die situation nur schwer beurteilen: fuer menschen ist das annehmen fremder hilfe ein enormer einschnitt in das selbstbestimmte leben. Aus diesem grund wird eine mauer aufgebaut, erst recht wenn die menschen merken dass es alleine nicht mehr so recht klappt. Hinzu kommt der altersstaarrsinn. Hinzu kommt, dass das annehmen von hilfe durch familie nicht akzeptiert wird. Hilfe durch fremde personen wird dann aber akzeptiert. Bei manchen hilfebeduerigen kann das genau umgekehrt sein:)
Deshalb mein rat an deine eltern:

Pflegestuetzpunkt im ort aufsuchen und beraten lassen hinsichtlich pflegedienst, antrag auf pflegestufe, kostenklaerung , wichtig ist hier das schrittweise rangehen und zugang zu deiner oma zu finden
[gone] KB Photographie in Bewegung
18.02.2012
Von einem pflegeheim wuerde ich auch erstmal absehen!
Schrittweise zugang finden koennte z.b sein:
Medikamente herrichten ( sofern deine oma welche einnehmen muss)
Einmal woechentlich hilfe beim duschen/ baden
Pflegedienst suchen z.b. ueber
http://Www.pflegelotse.de

Lg karin
18.02.2012
Hallo, erstmal vielen Dank für die viele Hilfe. Klingt vielleicht bitter, aber ist auch sehr hilfreich sich mit dem Thema auseinader setzen zu müssen. Wird ja auch auf die meisten mal zukommen.

Ich denke sone Ferndiagnose ist schwierig. Und klar, weil immer die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung angesprochen. Ist immer schwierig da nen gesunden Mittelweg aus "machen lassen", "helfen" und "mit Nachdruck helfen" zu finden.

Ich war heute wieder bei meiner Oma. Und sie hat heute ohne Druck den Pflegestufenantrag unterschrieben. Wir haben es mit ihr durchgesprochen und hingelegt. Sie soll es sich einfach überlegen....Und auf einmal hat sie sich ausm Sessel gequält und das Ding unterschrieben. Komische Situation.

Aber weil du gefragt hast:
- Demenz ist nicht dabei
- Raucht aber 2 Schachteln Zigaretten am Tag -> Also Asthmaspray -> Zigarette -> Asthmaspra -> Zigarette (deswegen auch die panische Angt vor nem Krankenhausaufenthalt)
- Waschen geht so, aber Wanne oder Dusche geht nicht mehr
- Laufen ist ein zittriger Schneckengang zwischen Bett und Sessel, aber aus der Wohnung gehen oder Treppensteigen geht schon lange nicht mehr.
- Stürze bekommt man ja nicht immer mit, aber glaub ich eher weniger
- Urin, da gibts zwar irgendwelche Einlagen, aber die reichen wohl nicht und liegen auch quer im Schlafzimme rum und stinken natürlich
- Kleidung wird noch ab und zu gewechselt, aber ist tag und nacht die gleiche (halt unterwäsche mit strickjacke) ;)
- Mittagessen wird geliefert, aber eher selten gegessen. Liegt dann meist irgendwo unter ner Decke zum Warmhalten. ;)
- Kühlschrank müssen meine Eltern immer ausräumen, da fehlt jegliches Gespühr, was man wie lange offen aufbewahren kann
- Wäsche machen meine Eltern, genauso wie die Lebensmitteleinkäufe. Fahren einmal die Woche hin und bringen Essen und Getränke, Putzen die Wohung, Abendbrotessen, Postkram usw.
- Trinken, hab ich heute auch mal nebenher gefragt. Sie sagt eine Flasche Wasser am Tag, ist aber wahrscheinlich etwas mehr, kann man ja ausrechnen
- Medikamente ist so ne eigene Sache... Ich weiß nicht was der Arzt da verschreibt, aber sollte irgendwo mal eine Apotheke abbrennen, mit den Medikamenten meiner Oma könnte man locker eine neue Aufmachen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Medikamente richtig genommen und dosiert werden. Auch solche Dosierhilfen, mit denen man ne ganze Woche planen kann. Hilft alles nix.

Trotzdem ist es natürlich so, dass wenn man in die Wohnung kommt und es einem bald den Magen aushebt vor Uringeruch, sich in der Küche die aufgetürmten Teller sammeln, dreckige Unterwäsche rumliegt, dass man sagt "Das ist kein Zustand den man einfach hinnehmen möchte".

Wie du sagst, ich denke auch das es jetzt schrittweise geht... Pflegestufe wird jetzt beantragt, mal schauen wie sich das zeitlich gestaltet.

Ansonsten ist natürlich schwer zu sehen, wie es körperlich sehr stark bergab geht und auch jeder Lebensmut verschwunden ist. Aber da werden auch keine Delphintherapien mehr helfen. ;)






Original von Karin - FotoWERKstatt
Ich arbeite seit mehr als 10 jahren in der ambulanten pflege und habe einige "schwer handelbare" Kunden erlebt. Ich sage bewusst kunden, da ich in deren hauslicher pflege den leistungsauftrag durchfuehre.
Zunaechst ist es wichtig zu klaeren, was deine oma noch sst. machen kann und wo sie Hilfe benoetigt: hilfe, da ihre kognitiven Faehigkeiten eingeschraenkt sind oder sie es aufgrund einer koerperlichen erkrenkung nicht alleine bewaeltigt
Kann sie sich selbst waschen oder braucht sie vollstaendige/ teilweise uebernahme oder anleitung dazu? Dementiell erkrankte sind zwar koerperlich dazu in der lage koennen dies aber nicht umsetzten. Z.b der gang ins bad, wasserhahn aufdrehen, all diese kleinigkeiten,
Kurz alltagsroutine genannt.
Sich bewegen: stuerzt sie haeufiger?
Ausscheiden koennen: verliert sie ungewollt urin?
Sich kleiden: kann sie eigenst. Kleider wechseln wenn schmutzig oder traegt sie 24std. Die gleiche kleidung?
Zubereiten von mahlzeiten: ist der kuehlschrank immer gleich voll, muessen verdorbene lebensmittel entsorgt werden?(passt die kleidung oder haengt diese nur noch am koerper?)
Trinkt deine oma ausreichend?
Fuer sicherh seit sorgen: wohnung reinigen sagtest du bereits, wie ist es mit einkaufen?
Waesche wechseln/ waschen? Ubernehmen das deine eltern?
Man kann aus der ferne die situation nur schwer beurteilen: fuer menschen ist das annehmen fremder hilfe ein enormer einschnitt in das selbstbestimmte leben. Aus diesem grund wird eine mauer aufgebaut, erst recht wenn die menschen merken dass es alleine nicht mehr so recht klappt. Hinzu kommt der altersstaarrsinn. Hinzu kommt, dass das annehmen von hilfe durch familie nicht akzeptiert wird. Hilfe durch fremde personen wird dann aber akzeptiert. Bei manchen hilfebeduerigen kann das genau umgekehrt sein:)
Deshalb mein rat an deine eltern:

Pflegestuetzpunkt im ort aufsuchen und beraten lassen hinsichtlich pflegedienst, antrag auf pflegestufe, kostenklaerung , wichtig ist hier das schrittweise rangehen und zugang zu deiner oma zu finden
Evt. kann man ja erstmal zusammen mit deiner Oma und dem Hausarzt sprechen ob es nicht angebracht wäre das deine Oma für 2-3 Wochen in eine Geriatrie geht. Wenn sie damit einverstanden ist.
Eine Geriatrie ist eine Krankenhausabteilung die auf die Behandlung älterer Menschen spezialisiert ist )
Dann würde erstmal geklärt warum sie sich so verhält. Da gibt es nämlich 1000Gründe die dafür in Frage kommen. Angefangen von einer Demenz bis zum profanen "zu wenig getrunken".

Ich arbeite übrigens seit über 16 Jahren in der stationären Pflege. Und ich diskutiere täglich mit Angehörigen die meinen das alte Menschen keine Rechte mehr haben.

Howein : Sorry...ich wollte nicht das das agressiv rüber kommt. Ich kann verstehen das es für dich als Angehörigen schwer ist zu verstehen das das Gesetzt sagt " Erst dann eingreifen dürfen wenn eine Betreuung bestehen" ( ganz frei ).
Aber das ist zu unser aller Schutz - anders wäre Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

lg Angie
#37
19.02.2012
Das Grundproblem bei allen älteren Menschen ist, dass sie sich eingestehen müssen Hilfe zu benötigen. Haben sie sich dieses eingestanden, dann klappt es auch mit dem Annehmen der angebotenen Hilfe.

Ich sehe das bei meinen Großeltern (90 Jahre & 88 Jahre) ... sie sind gerne bereit, von mir uns meinen beiden Geschwistern Hilfe anzunehmen, bei meinen Eltern wird es schon wieder schwieriger.

Ganz böse gesprochen ... egal was man macht, es ist im Zweifel immer der falsche Weg. Um aber auf die Grundfrage zurückzukommen:

@ 18% grey:

Ich würde vorschlagen, dass Du Dich einfach mal in Ruhe mit Deiner Großmutter zusammensetzt und vesruchst es mit ihr in aller Ruhe (und vermutlich ohne Deine Eltern) zu besprechen. Zeige ihr auf, was die Gefahren sind und was passieren kann, wenn sie sich nicht helfen lässt. Hinweise auf ambulante Pflegedienste und die verschiedenen Hausnotrufsysteme sind ja schon genannt worden.

Ich weiß, dass das ganze alles andere als einfach ist, aber ich habe den festen Glauben daran, dass es auch von Dir (und mir) zu schaffen ist, wobei ih noch das Problem der Entfernung habe ...

Bei Fragen ... melde Dich einfac h, ich denke es gibt vieles was nicht im Forum geklärt werden sollte.

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