Welchen Wert hat fotografische Arbeit bei der Kundschaft? 54

Ich arbeite sowohl als Studio- als auch als Pressefotograf. Bei der Pressearbeit kommt es immer wieder zu Anfragen nach Bilddateien. Soeben rief mich der Geschäftfsführer eines mittelständischen Unternehmens an. Ihm hatte ich auf seinen Wunsch eine Bilddatei eines Pressemotivs geliefert und mit 40 Euro / brutto in Rechnung gestellt. Ein Preis, der ihm nicht angemessen erschien. Mir geht es hier darum zu erfahren, welche Erfahrungen Ihr bei der Preiskalkulation und mit Kunden gemacht habt. Wie kontrovers sind die Verhandlungen/Diskussionen mit Kunden bzw. wie sind deren Ansichten, was Bildmaterial kostet? Freue mich über Anmerkungen.
11.03.2013
Viele Leute - und auch Firmen - haben das Gefühl, dass Bilder aus digitalen Kameras
keinen Wert besitzen. Schnell hingehen, drücken, nach Hause gehen, auf Computer ziehen,
versenden und gut ist.
Meine Erfahrung ist, immer Bilder erst zu liefern, wenn ich den Preis/Kosten dafür abgeklärt habe.
Eine Bilddatei zu senden - und dann zu glauben, über Kosten diskutieren zu können ist leider
meist unmöglich.
Ich selbst mache Bilder, die ich verkaufe "fast nur" als Dokumentationen über Baudetaile oder ähnlichen.
Im Auftrag für Versicherungen und Gerichte. Früher habe ich Bilder separat verrechnet. Heute rechne
ich Bilder in meine Honorarofferte ein - und kriege dann genau den Aufwand, den ich leiste bezahlt.
Die Diskussionen über Bilderkosten sind mir leid.

Heiner
11.03.2013
das ist ein fairer Preis. Leider hat Heiner Recht, der Wert von Bildern wird of nicht erkannt, in deinem Fall hat das Bild aber alleine durch die Anforderung schon einen Wert.

anTon
#4
11.03.2013
Welchen Wert hat fotografische Arbeit bei der Kundschaft?

Genau den, den sie eben für den jeweiligen Kunden halt hat.

Gar keinen. Einen geringen. Einen mittleren. Einen hohen. Einen extrem hohen.

Das hat sich in den letzten 35 Jahren jedenfalls nicht geändert.
11.03.2013
Ich kann zwar nichts fachmäßiges dazu beitragen, finde es aber sehr interessant, daß der Geschäftsführer eines immerhin doch mittelständischen Unternehmens wegen 40,- extra anruft. Scheint ja eher eine rechte Klitsche zu sein. Zudem dürfte das ganze doch von dem Betrieb steuerlich absetzbar sein.
11.03.2013
In vielen Ländern, darunter auch Deutschland und Österreich, gibt es von diversen Berufsverbänden Honorarrichtlinien.

In Deutschland wie in allen anderen EU-Staaten sind verbindliche "Honorarrichtlinien" unzulässig, weil ein Verstoß gegen das Kartellverbot.

Denn genau das sind verbindliche Honorare - ein Kartell.

Erlaubt ist das nur auf dem Weg über eine staatliche Gebührenordnung, wie sie z.B. für Ärzte oder Rechtsanwälte gilt. (Und auch da sind Abweichungen nach oben grundsätzlich zulässig, wohingegen es schon wohlformulierter Begründungen bedarf, wenn z.B. ein Arzt einen mittellosen Patienten kostenlos behandeln möchte.)
11.03.2013
Ich kann zwar nichts fachmäßiges dazu beitragen, finde es aber sehr interessant, daß der Geschäftsführer eines immerhin doch mittelständischen Unternehmens wegen 40,- extra anruft. Scheint ja eher eine rechte Klitsche zu sein. Zudem dürfte das ganze doch von dem Betrieb steuerlich absetzbar sein.

In dem mittelständischen Familienunternehmen, das mein Vater 30 Jahre lang führte (mit etwa 100 Angestellten) gab es einen altgedienten Chefeinkäufer, über den im Betrieb gespottet wurde, er würde eine Mark vertelefonieren, um eine Packung Bleistife 50 Pfennig billiger zu bekommen...

Das ändert aber nichts daran, daß es exakt der Job eines Geschäftsführers ist, Kosten zu monieren, die ihm zu hoch erscheinen. Und auch eine Million Euro setzt sich immer aus einer Million einzelner Euro zusammen...

Darüber hinaus: "steuerlich absetzbar" bedeutet ja nicht, daß es keine Kosten sind. Sondern nur, daß auf diese Kosten nicht auch nur Steuern entrichtet werden. Auch die Betriebskosten, die man "von der Steuer absetzen" kann, müssen vorher erstmal erwirtschaftet werden.

Soeben rief mich der Geschäftfsführer eines mittelständischen Unternehmens an. Ihm hatte ich auf seinen Wunsch eine Bilddatei eines Pressemotivs geliefert und mit 40 Euro / brutto in Rechnung gestellt.

Und bei der Absprache der Lieferung wurde kein Preis vereinbart?

Dann muß man sich nicht wundern, wenn's hinterher Klärungsbedarf gibt.
11.03.2013
Dann war Euer Chefeinkäufer fehl am Platz, wenn die Kosten die er für die Einsparung verursacht höher waren als die Einsparung selber.
Stelle mal den umgerechneten Stundenlohn eines Geschäftsführers ins Verhältnis zu den 10,- oder 20,- Euro, die er evtl. durch verhandeln einsparen könnte.

Außer natürlich, der Geschäftsführer hat sonst nichts zu tun. Dann schaut es für den Betrieb tatsächlich nicht so sonderlich gut aus.
11.03.2013
Dem Geschäftsführer wird es natürlich erstens ums Prinzip gehen, dass ein Lieferant nicht fröhlich "Mondpreise" verlangen kann, die widerstandslos bezahlt werden. Und zweitens kann man davon ausgehen, dass der Einspareffekt mit jedem weiteren Bild, das beauftragt wird, erneut zum Tragen kommt. Wenn sich allerdings der Geschäftsführer der Sache annimmt, kann die Firma so furchtbar groß nicht sein.
Ganz klar. Mein Fehler war, dass ich die Kosten vorher nicht vermittelt habe. Es geht mir hier auch darum zu erfahren, wie Eure Kundenkontakte bei der Diskussion über Preise sind!
#12
11.03.2013
Meine Erfahrungen sind eigentlich ganz einfach. Ich nenne meinen Preis und bekomme dann eine Zu- oder eine Absage. Da wird nichts verhandelt.

Vielleicht erkläre ich noch, wie die Kosten zustande kommen. Das wissen viele Kunden einfach nicht. Und nach einer Erklärung was ein Fotograf für Kosten zu tragen hat, wie sich die Selbstständigkeit auswirkt usw, hat eigentlich jeder Kunde den Preis verstanden und akzeptiert.

Jemand, der sich mit der Materie nicht auskennt, kennt eben nur den Kleinstadtfotografen, der Passfotos für 15€ anbietet und dabei seit 20 Jahren seine zwei alten Lampen unberührt nutzt, und weiß nicht, dass jeder andere Technik im fünfstelligen Bereich finanzeren muss und vielleicht wenn es gut läuft seine fünf oder sechs Tage im Monat arbeitet und den Rest der Zeit mit Büroarbeit und Akquise beschäftigt ist.
11.03.2013
@ Hadie: ich glaube zu erkennen daß du nie selbständig warst. Wenn in einem Unternehmen eine Rechnung eingeht mit der niemand sachlich was anfangen kann dann ist sich ein guter Chef nicht zu schade da nachzufragen und selbstverständlich ist da "alles zu teuer".
11.03.2013
Doch, im Nebengewerbe und sogar ziemlich erfolgreich.

Aber im kleinsten Betrieb sollte der Einspareffekt in Relation zum tatsächlichen Preis stehen.
Und wenn es evtl. sogar ein Handwerksbetrieb ist,sollte der sich doch über die tatsächlichen Kosten im Klaren sein (bei Handwerkerstundenpreisen von 70-100,-).

Aber das brauchen wir hier nicht weiter zu diskutieren, da es an der Frage des TO vorbeigeht.
#16
Grundsätzlich wollen die meisten "Kunden" für Fotos nichts bezahlen. Ein befreundeter Pressefotograf bietet seine Fotos z.B für den Wahnsinnsbetrag von 3 Euro an (Zweitverwertung) und bekommt selbst da noch zu hören: Was so teuer..............Da erübrigt sich jedweder Kommentar.
Ergo: Erst sagen : ich koste die Stunde Betrag X, dann brauchst du dir um den Preis der B>ilder keinen Kopf mehr machen. So halte ich das jedenfalls und ob mans glaubt oder nicht es klappt.

lg rolf
Natürlich habe ich auch festgelegte Preise. Es versteht sich von selbst. Ich denke, es versteht sich von selbst, dass ich den Preis wissen möchte, wenn ich etwas kaufe. Ich denke für den von mir angesprochenen Fall wa es deshalb ein Thema, da ich der Firma vor drei Jahren zu einem Preis von 25 Euro eine Bilddatei verkaufte. Einen Preis, für den ich es einfach nicht mehr mache. Nun war ihm die Preissteigerung einfach zu hoch.

Ich hatte vor kurzem einen Fall, bei dem ebenfalls ein Geschäftsmann eine Bilddatei wollte und mir nach der Mitteilung meiner Preisvorstellung schrieb, dass er für eine Bilddatei in der Größe von 5 bis 6 mb 10 Euro zahle. Ihm teilte ich mit, dass wir auf dieser Basis nicht zusammen kommen.

Es gibt natürlich auch andere Fälle, bei denen es keine Diskussion gibt im Hinblick auf die Preise.
11.03.2013
Es kommt zwar selten vor, aber ab und an schon, dass wir nach Preisen gefragt werden.
Und die Antwort ist seit einem Jahr etwa immer dieselbe: Wir verkaufen nicht mehr einzelne Bilder. Sondern nur noch unsere Arbeitszeit. Ob der Kunde nun EIN Bild will oder 100 - das ist uns Wurst, wir nehmen Stundenhonorare. Seitdem "lohnt" sich das arbeiten wieder und die Diskussionen hören auf. Entweder wir werden gebucht weil der Kunde den Preis zu zahlen bereit ist - oder nicht.

Viele Grüße,
Frank
11.03.2013
das problem an der ganzen sache ist dass sich die fotografen zu billig verkaufen.

wir sind kunsthandwerker und mit unseren bildern wird geld verdient, manchmal sogar eine menge geld. wieso sollten wir da nicht ein wenig von diesen gewinnen abbekommen.

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