Schärfevergleich D800 vs. D800E 40

27.09.2013
Da ja immer mal wieder von der deutlich besseren Schärfe durch Weglassen des Tiefpassfilters bei Kameras gesprochen wird, habe ich kürzlich den Vergleich gemacht. Vielleicht hat sich ja der ein oder andere D800-User selbst schon mal die Frage gestellt und interessiert sich für das Thema.

Tatsächlich ist die D800E sichtbar schärfer im Vergleich zur D800. Allerdings wird das in der Praxis aus meiner Sicht von den meisten nicht all zu häufig ausgereizt werden.

D800 @100%:


D800E @100%:


Aufgenommen wurde aus gleicher Perspektive mit manuell identischen Einstellungen: Objektiv Nikkor AF-S 85mm 1:1,4 @ 1/640s f2,0 ISO 100 (keine Nachschärfungen oder sonstigen Bearbeitungen im RAW Konverter - alles auf default)

Dabei hat die D800 grundsätzlich ein etwas helleres Bild. bzw. die D800E wirkt insgesamt minimal dunkler. Der Unterschied liegt gefühlt bei ca. 1/3 Blende, was in der techn. Toleranz liegt. Zum besseren Vergleich der Schärfe habe ich die Helligkeit bei der D800E hier angepasst (der Helligkeitsunterschied ist oben im Beispiel also nicht sichtbar).

Beim Bild der D800 liegt der Fokus ca. 2-3cm weiter hinten, als beim Bild der D800E, jedoch sind diese Aufnahmetoleranzen bei derart starker Vergrößerung absolut normal (ich fotografiere schon länger mit Auflösung von 30-60 MPixel). Es ist nach meiner Erfahrung nahezu unmöglich im normalen Betrieb bei Auflösungen ab 30 MPixel den Fokus 100% zu treffen. Das liegt alleine daran, dass die AF Sensoren im Vergleich zur 100% Auflösung eine riesige Fläche haben und man auch manuell in dem "winzigen" Sucher diese minimalsten Schärfetoleranzen bei diesen Auflösungen nicht identifizieren kann.

Dennoch kann man an den Beispielen ganz deutlich erkennen, dass der Schärfebereich der D800E deutlich größer und besser definiert ist.

Dazu muss ich jedoch sagen, dass man diese 100% Auflösung nur bei extremen Ausschnitten oder sehr starken Vergrößerungen sieht. Ich vermute, dass man den Schärfe-Unterschied selbst bei einem A4 Ausdruck nicht wirklich erkennen würde. Faktoren wie Bewegungssunschärfe, Bewegung des Motivs oder einfach Toleranzen aufgrund der Aufnahmebedingungen haben sicher mehr Einfluss auf das letzte Quäntchen Schärfe. Im praktischen Einsatz ist es also durchaus so, dass die D800 mal ein schärferes Bild liefert und mal die D800E. Beruhigend ist natürlich, dass die Reserven bei der D800E offenbar deutlich höher sind. Hier war ich vor allem von dem sehr klaren Abgrenzungsbereich des Schärfefelds beeindruckt. Selbst im unscharfen Bereich der D800E war noch mehr Schärfe als im Fokusbereich der D800.

Mein Fazit zum Vergleich: Für ein paar hundert Euro mehr bekommt man mit der D800E im DSLR Bereich definitiv mehr Schärfe. Ob das für das Weglassen eines Bauteils gerechtfertigt ist und ob sich die Ausgabe lohnt, muss natürlich jeder für sich und seine Anforderungen entscheiden. Wer einfach nur die beste Technik haben will, kommt um die D800E aber nicht herum. Der Unterschied ist nicht esoterisch, sondern sichtbar.

Mein Gesamtfazit: Insgesamt kann die D800E natürlich nicht mit der Qualität des Mittelformats konkurrieren. Der Hauptunterschied liegt für mich dabei noch nicht mal in der Schärfe, sondern in der optischen Auflösung. So hat man im Mittelformat bei identischer Pixelauflösung deutlich weniger chromatische Aberation. Diese empfinde ich bei der D800/E teilweise als wirklich störend. Bei kleineren Auflösungen (z.B. D700) war das bisher in der Form im DSLR Bereich mit modernen Linsen nicht sichtbar. Hier zeigen sich aus meiner Sicht nun die Grenzen der DSRLs. Dennoch ist der Preis im Mittelformat unproportional höher als die Qualität. Man bekommt also mit der D800E für "kleines" Geld eine ähnliche Qualität, wie bei Kameras, die über 10 TEUR mehr kosten. Als echte Konkurrenz zum Mittelformat sehe ich die D800E jedoch nicht.

 
27.09.2013
meine erfahrungen sind ähnlich, die bildqualität der d800 kommt an mein P45+ digiback an einer mamya rz nicht heran.

was ich aber sehr gut finde, denn das digiback macht so scharfe bilder dass man sehr grosse probleme mit moires in den klamotten hat.

die d800 habe ich das noch nicht erlebt, eine leichte unschärfe ist mir lieber als ein bild foller hässlicher moires...
27.09.2013
Waere eine Blende um 8 nicht besser fuer einen Vergleich? Also gefuehlt mache ich viel schaerfere Aufnahmen mit meiner D7100 und z.b dem Kit, 18-105. Aber Labortests haben ja schon beim Vergleich D800 und D800E bzw. D7100 und D5200 gezeigt, dass man mit dem Unterschied keinen Krieg gewinnt.
27.09.2013
die schärfsten aufnahmen macht die d800 vom stativ, bei mitlerer blende, einer kurzen belichtungszeit und am besten noch schnelle studioblitze als lichtquelle ... also studiobedingungen  ist aber nicht immer möglich ... 
27.09.2013
Moiree ist nur bei symmetrischen feinen mustern sichtbar, d.h. für die meisten aufnahmen funktioniert die E ganz gut. aber genau aus dem grund hab ich die normale UND die E.

im mittelformat gibt es aber auch moiree probleme. dafür hat hasselblad zb eine extra softwarekorrektur in 'phocus' (hassi raw bearbeitungssoftware). Ich glaube bei adobe gibt es das nicht. capture one glaub ich auch nicht.

tendenziell würde ich auch die leichte unschärfe dem moiree vorziehen, moiree ist nachträglich kaum zu beseitigen...

@patrick. 100% bei 36 mpix ist auf 2/3 runtergerechnet knackescharf ;-) an diese vermeintliche unschärfe muss man sich erst gewöhnen.
aber blende 8 wär natürlich durchaus sinnvoll, werd ich auch mal testen. das bild war mehr ein ergebnis aus einem objektivtest ... ich wollte eigentlich schauen, ob es unterschiede in der genauigkeit bei beiden cams gibt (gibt keine, variiert bei beiden gleich).
 
27.09.2013
capture one hat eine moirekorrektur, funktioniert aber nicht wirklich gut (verschmiert die farben), keine ahnung wie das bei der hablasoftware ist.

und stoffe (da sie gewoben sind) haben symmetrische muster, da die phase one digibacks so gut sind kann man bei einer 3/4 figur aufnahme die gewobene stoffstruktur sehr gut sehen... d.h. moire ist in der modebranche ein ganz grosses problem (ich weiss dass ich hab ein halbes jahr lang rumgefummelt um das problem zu lösen)

 
27.09.2013
... soweit ich weiß hat lightroom 4 / 5 eine gute moire korrektur drin ?
ich selbst habe die d800e ... auch mit dem 85mm 1.4 ... und ich finde die gewählte blende 2 hier nicht zum vergleich geeignet, das objektiv zeigt lt meiner erfahrung die beste schärfe bei blende 4 & 5.6 ... am besten damit nochmal wiederholen zum vergleich :-)

moire selbst habe ich bisher nur im promille bereich gesehen bei meinen fotos ... habe bisher ca 3000 fotos gemacht damit und 2 oder 3 fotos mit moire gehabt, bei beiden aber war es händelbar

die schärfe der d800e ist aber , sofern das objektiv es schafft und die szene dazu passt, immens ! ... ich brauche nicht nachschärfen, womit ich auch kein rauschen verstärke in anderen bildbereichen !

glg maik

 
27.09.2013
die förderliche Blende bei der D800 liegt doch auch bei 8, oder?   
28.09.2013
@patrick-de: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die oben gezeigten Bilder nur Ausschnitte sind ;-)

Die beste Blende wird natürlich nicht durch die Kamera, sondern durch das Objektiv bestimmt. Das 85mm 1:1.4G bringt die beste Leitung in der Tat bei Offenblende. Dies ist natürlich ein Mix aus allen möglichen Bewertungskriterien, nicht der Schärfe allein. Ich halte ein leichtes abblenden (wie vorgenommen) daher für sehr förderlich für die maximale Schärfe. Das löst leider auch nicht das Problem, dass du bei D800 und D800e sowieso hast: Es gibt quasi keine Objektive, die auch wirklich die 36MP auflösen kann, die der Sensor abbildet. Das betrifft auch das 85mm 1:1.4G.
29.09.2013
@khm...  das sind natürlich ausschnitte, 100% crops. und ich finde beide unscharf und ich bin mir sicher, dass sie der d800 nicht gerecht werden.

die auflösung in der mitte ist beim 85mm 1:1,4g bei f/4 am höchsten (quelle: photozone.de). förderliche blende bei der d800 liegt bei f/8.   f/2 ist demnach alles andere als eine gute blende für einen schärfetest. 

der link von urparktüte ist aber spannend.

vg, patrick
29.09.2013
@patrick-de

Für mich sind die Vergleichsbilder sowie der zugehörige Text des TO alles andere als professionell, wenn Gräser zur Feststellung der Schärfe rangezogen werden und das wahrscheinlich bei 2 BFT Wind ohne Stativ und ohne MUP und mit Autofokus und zeitlich liegen dann bestimmt mehrere Minuten dazwischen.
29.09.2013
Gräser hin, Gräser her, Labor hier, Labor da. Nikon hat mit der D800 schon eine Aufgabe gestellt. Ich arbeite seit über einem Jahr damit und bin erst nach mehreren Einsetzen des Nikon Services nur einigermassen zufrieden - wenn auch nur unter Studiobedinungen. Effektiv glaube ich, das das eine Kamera ist die sich ab Blende 7 und ab einer 200tel ganz gut nutzen lässt. Bei allem anderen bereue ich den Umstieg von Canon fast täglich, auch und vor allem bei den Objektiven.. 

Sicher kann man damit arbeiten, und ich habe auch schon mal überlegt auf dei E umzusteigen, aber erst, wenn ich nur noch Testbilder knipse. 

 
[gone] User_6449
29.09.2013
Wir hatten beim letzten Fotoworkshop eine D800 dabei und das Ergebnis war:

Verwaklungsunschärfen treten aufgrund der hohen Auflösung viel stärker hervor
als bei Kameras mit geringerer Auflösung. Selbst bei Studioblitzaufnahmen ist
das aufgefallen.

Bei Aufnahmen vom Stativ - ohne zittrige Hände - war alles ganz wunderbar ...

Viele Grüße
Peter
29.09.2013
@Peter

Gibt‘s denn für die D800 ein Objektiv das zum Sensor passt?
29.09.2013
da muss ich mal dem antoni heftigst widersprechen, ab blende 7 ?! ... was für ein blödsinn, echt !

mit den richtigen objektiven ( ich nutze fast ausschliesslich festbrennweiten 20,35,50,85,105mm ) die auch korrekt fokussieren & scharfstellen ist die d800/e absolut händelbar,
ja man sieht verwackler deutlich eher, muss also gewsissenhafter arbeiten, dennoch kann ich absolut nicht nachvollziehen weshalb du mit der d800 nicht klarkommst 
... ich fotografiere meist blende 1.4 -max 5.6  und bin jedesmal begeistert von der bildqualität 

ich bin von der d700 auf die d800e umgestiegen, fotografiere meist iso automatik mit autom. brennweitenanpassung ( geiles feature )
... so konfiguriert das immer mind., die doppelte belichtungszeit eingestellt ist ( 85mm = 1/200  etc.) und wenn ich korrekt fokussiere und ruhig durchdrücke ist der anvisierte punkt auch knackescharf !

ich musste mir angwöhnen sorgfältiger zu fotografieren, die d700 war nicht so divenhaft ... aber bisher liess sich jeder fehler auf mich runterbrechen

antoni, was für objektive nutzt du ? hast du mal selbst nen fokustest durchgeführt ?
https://nikoneurope-de.custhelp.com/app/answers/detail/a_id/52165/~/verwendung-der-funktion-zur-af-feinabstimmung


glg maik

 
[gone] User_6449
29.09.2013
@ urparktüte

Du kannst an der D800 jedes Objektiv verwenden, das für Kleinbildformat geeignet ist.

Speziell bei Nikon ist das sehr einfach, weil sich das Bajonett noch nie verändert hat.

Die Abbildungsqualität steigt und fällt mit der Qualität des Objektivs. Doch das ist ja
keine Zauberei, sondern lediglich "Grundwissen der Fotografie" ...

Viele Grüße
Peter
 
29.09.2013
@Peter


Bei höher auflösenden Bildsensoren wie sie die D800 nutzt kommen die bisherigen Objektive an ihre physikalischen Grenzen. Die Physik lässt sich nicht austricksen, außer man behauptet zaubern zu können, jedoch hat Zauberei nichts mit „Grundwissen der Fotografie“ zu tun.

Auch wenn mal ein 80MB Sensor bei Nikon rauskommt, dann kannst Du natürlich immer noch jedes Nikon Objektiv nutzen, weil sich das Bajonett nicht ändert. Knipser, die nie Physik hatten, findet Nikon immer wieder.
[gone] User_6449
29.09.2013
@ urparktüte

Du kannst auch gern wieder Filmmaterial verwenden, denn da ist die Auflösung
sehr viel höher als bei der D800. Die Objektive müssen nur die dazu passende
Qualität haben.

"Grundwissen der Fotografie" und keine Zauberei. Eben nur reine Physik ... :-)

Viele Grüße
Peter
29.09.2013
Warum wirds bei hoher Auflösung schnell unscharf? - Ich nutze eine D7100. Nun habe ich eine D800 noch nie in Händen halten dürfen, aber ich glaube, die D7100 (D5200 auch) hat das selbe "Problem", evtl, sogar noch schlimmer, da der Pixelpitch bei der D7100 geringer ist (bei D800 4,9 μm (36MP auf KB), bei D7100 3,9 μm (24MP auf APS-C)).

Woher nun die Unschärfe? - Die folgende Erklärung hab ich in einem Buch zu meiner D7100 in einer Leseprobe bei Amazon gefunden (Digital ProLine Das große Kamerahandbuch Nikon D7100) , find ich ganz gut und passt ja auf alle Kameras mit hoher Auflösung:

"Wenn Sie eine Nikon D300s mit einem 16mm Objektiv bestücken, ergibt sich ein Blickwinkel von 74 Grad in der Horizontalen, der etwa 4.300 Pixel überdeckt. An der D7100 beleuchtet der gleiche Blickwinkel aber 6.000 Pixel. Umgerechnet ergibt eine Bewegung um nur 1 Grad eine Verschiebung um 58 Pixel an einer D300s, aber um 81 Pixel bei der D7100.Daimt ist die D7100 etwas anfälliger für eine Verwacklung und der Fotograf muss ein wenig mehr auf seine Belichtungszeit und den Schutz vor Verwacklung achten.Die alte Grundregel besagt, dass die Belichtungszeit immer dem reziproken Wert der Brennweite entsprechen sollte. Achten Sie wegen der um 20% höheren Gefahr einer Verwacklung auch etwas auf diesen Wert, wenn Sie wirklich sichergehen wollen".

Was ich zu Objektiven noch sagen kann, ich hab diese Ken Rockwell Empfehlung mal bei Ebay ersteigert, NIkon 28-80mm 1:3,3-5,6 G. Ist ne Plastiklinse, die wohl einer der letzten analogen Nikons als Kit beilag, ohne Motor. Auf meiner D5100 kann ich damit (manuell fokusiert) in der Tat eine gute Qualität erreichen, leicht verstärkte Tendenz zu chromatische Aberrationen. Diese CA's verstärken sich aufgrund der hohen Auflösung meiner D7100 extrem. Also man kann jede Nikonlinse nutzen, aber ob es sinnvoll ist. Das billige 50mm 1:1,8G leistet aber beste Dienste.

=13pxvg, Patrick

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