aus "Fluchtpunkt"

Es ist an der Zeit abzuhauen. Glück wird in der Großstadt gezimmert. Kein zufälliger Euro, der in den Hut plumpst, sondern ein Arsenal von Scheinen in Farben von grünem Wachstum über rote Liebe zu gelbem Lachen. Beschluss getroffen.

Wenn alle fliehen, ist Bleiben überflüssig. Karl fährt in Gedanken der Masse auf einem Fahrrad hinterher. Eilige treiben Autos und Umzugswagen an. Beladen durch angehäuftes Gerümpel und Sammlungen mit dem Aufdruck Vergangenheit geht es samt nutzlosem Krempel im Handgepäck auf zum Überleben.

Nichts wie weg, um der Todeszone der Kleinstadt zu entkommen. Brodelnde Gefahren aus Beobachtung, Intimität und Stille hinter sich lassend, wird der Aufbruch gestartet in die schützenden Arme der Großstadt. Nur dort in der Kälte der Anonymität und Beschallung von Lärm ist Leben lebbar.

Karl radelt 100 km zur nächsten Großstadt. Auf dem Gepäckträger ist sein Hab verankert: Ein uralter Hut als Auffangstation für Münzgeld und größere Beträge, in einer Tasche zusammengeworfene Klamotten desselben Jahrgangs. Ewig war Karls Heimat die Innenstadt einer 10.000-Seelen-Gemeinde.

Hier war er König unter den Gammlern, bevor die Einwohner-Schrumpfung begann und alle mit Entsetzen aus der zum Sperrgebiet verdammten Einöde flohen. Die Kühe auf den Weiden harren in Anwesenheit letzter Bauern auf endgültige Vernichtung.

Comments 2

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Sehr überzeugende Darstellung, und wenn man den Text dazu auch noch liest, ist man komplett mitten drin - ja, man wird regelrecht mitgerissen und hat keine Chance mehr zu fliehen....

lg, redfox
5 years ago
Man spürt die Harmonie zwischen euch beiden und dass ihr viel zu erzählen habt.
Liebe Grüße
Gilles

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