Sie ist in bester Laune, gibt mir Suppe mit ihrem Löffel, füttert mich mit ihrer Gabel, legt dann den Kopf wie ein spielendes Kätzchen auf den Tisch und kokettiert mit mir. Es will das Unglück, daß ich Haydée, welche statt mir die Gerichte bringt, etwas länger ansehe, als es vielleicht nötig ist; mir fällt erst jetzt ihre edle, beinahe europäische Gesichtsbildung, die herrliche, statuenhafte Büste, wie aus schwarzem Marmor gemeißelt, auf. Die schöne Teufelin bemerkt, daß sie mir gefällt, und blökt lächelnd die Zähne - kaum hat sie das Gemach verlassen, so springt Wanda vor Zorn flammend auf.

"Was, du wagst es, vor mir ein anderes Weib so anzusehen! Sie gefällt dir am Ende besser wie ich, sie ist noch dämonischer."

Ich erschrecke, so habe ich sie noch nie gesehen, sie ist plötzlich bleich bis in die Lippen und zittert am ganzen Leibe - Venus im Pelz ist eifersüchtig auf ihren Sklaven - sie reißt die Peitsche vom Nagel herab und haut mich ins Gesicht, dann ruft sie die schwarzen Dienerinnen, läßt mich durch sie binden und in den Keller herabschleppen, wo sie mich in ein dunkles, feuchtes, unterirdisches Gewölbe, einen förmlichen Kerker werfen.

Dann fällt die Türe in das Schloß, Riegel werden vorgeschoben, ein Schlüssel singt im Schloß. Ich bin gefangen, begraben.
---Leopold von Sacher-Masoch---

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