Die neue "Königsklasse"? 282

Es hieß ja bisher immer, dass Aktfotografie die "Königsklasse" unter den Genres sei. In letzter Zeit bin ich da eigentlich nicht mehr so sicher...

Mir scheint es so, dass durch das Aufkommen der Smartphones und dadurch immer besser werdenden Kameras, die Nackt- und Aktfotografie einen deutlichen Wandel erlebt. Ich meine dies jetzt nicht nur auf die MK bezogen. Nicht mal auf die Qualität, sondern rein durch die schiere Masse an Profi- und Amateuraufnahmen von nackter Haut. Hier könnte sich die Sehgewohnheit von guter Aktfotografie gewandelt haben (die ja auch subjektiv geprägt ist). Jedenfalls sehe ich immer mehr gute und ansprechende Aktaufnahmen, auch von "schwierigen" Modellen. Diese Bilder entsprechen aber nicht mehr dem klassischen Sinn der Aktfotografie, sind dennoch künstlerisch und gut gemacht... Es scheint aber "einfacher" zu sein diese Bilder zu machen.

Anders verhält es sich für mich bei der Portraitfotografie. Ein echtes und gutes Portrait hat ja schon die Definition eine Person zu portraitieren, sprich, nicht nur ihr Äußeres abzubilden, sondern auch die ihr eigene Persönlichkeit in einem Bild hervorzuheben. Für mich ein weitaus schwierigerer Prozess als das künstlerische Abbilden nackter Haut.

Andere An- und Einsichten würden mich hier durchaus interessieren.
Ich war schon je her der Ansicht, das Akt NICHT die Königsdisziplin ist. Ein richtig gutes Portrait einer Person anzufertigen ist weit aus schwieriger und da rede ich nicht vom Einsatz von Beautydish, Softbox etc...

Einfach mal nur mit dem Lich was gerade vorhanden ist, ein Portrait mit Aussage!

Leider haben das viele verlernt oder nie gelernt. Zu schulden ist das natürlich dem allgemeinen Hype, täglich mindesten 5 Bilder bei den div Plattformen zu posten. ( FB, Insta, Twitter....)

Kameras in Smartphones werden besser ....
Naja wenn ich mir nur mal ein 85mm 1.4 Objektiv ansehe und das mit der Linse vor der Smartphone Kamera vergleiche .... und dann die Werbung von div Smartphone Herstellern ansehe ... Ja nee ist klar ...

Also werden auf der nächsten photokina Nikon, Canaon, Leica, Hasselblatt keine neue Kamera vorstellen sondern ein Smartphone :-)
[gone] User_429277
5 years ago
(Google Übersetzt. Ich hoffe es ist ok)
Wie bei jeder Kunst, da es für Menschen ohne Lernen oder Erfahrung leichter wird, nimmt die Qualität ab. Gute oder großartige Bilder werden mehr zum Glücksfaktor als vorgestellte Fähigkeiten. Dies gilt insbesondere für die Fotografie. Leute müssen nichts lernen, um eine Kamera zu benutzen und Glück zu haben. Es ist viel einfacher als zum Beispiel Zeichnen oder Malen oder Bildhauerei.
Auch die Idee einer "Königs Klasse" ist irreführend. Kunst verändert sich im Laufe der Zeit, wenn Stile archaisch und übertrieben werden. Deshalb sind so viele Akte und portrait einfach langweilig, obwohl sie "schön" sind - gut posieren, gut beleuchtet, etc. Diese Bilder fehlt etwas, das tiefer liegt als eine technische Wertschätzung. Sie werden zum fotografischen Gegenstück zum Malen nach Zahlen.
Glücklicherweise und unglücklicherweise hat sich die Fotografie so entwickelt, dass jeder ein Foto machen kann. Und dafür bezahlen wir den Preis. Aber auch dafür, kann so viele von uns den Prozess, die Erfahrung und das Ergebnis der Fotografie genießen.
5 years ago
Ist das nicht eine sehr subjektive Frage?
Jemand der keine nackten Personen sehen mag, weil ihm das zu persönlich ist (nicht für jeden nachvollziehbar, aber völlig ok) wird niemals auf die Idee kommen Akt als Königsklasse zu bezeichnen.
Jemand der sich in Pferdefotografie reinnerdet und bei den meisten Kollegen nur handwerkliche Fehlerchen sieht wird dir voller Leidenschaft erzählen, daß der wahre Meister Tiere richtig abbildet und alle anderen nur üben ..
Ich denke so ziemlich jede Richtung hat ein Level das man nur mit extrem viel Übung und Gespür für das Thema erreichen kann .. man aber bei den meisten Sachen auch mit wesentlich weniger Aufwand bereits beachtliche Ergebnisse zu Stande bringt und es eben das ist was wir sehen, mehr Leute haben mehr einfach zu nutzende Technik, mehr Leute machen beachtliche Dinge .. das macht es dann nur schwerer die Leute die noch mal ein drauf setzen zu erkennen ..
5 years ago
Ich glaube auch nicht, dass es eine Königsklasse gibt, und wenn man sie für sich einrichten würde, wäre es für mich nicht die Aktfotografie. Ich wüßte auch nicht warum sie das sein sollte.

Die Herausforderung eines guten Porträts sehe ich ähnlich wie Michael Gundelach. Aber andere Genres haben andere Herausforderungen, die nicht minder zu bewerten sind. Für mich persönlich ist das inszenierte Fotografie, die großen Ideenreichtum mit überzeugender Umsetzung erfordert. Oder Streetfotografie, die erst ab einem bestimmten Level, den nur wenige schaffen, spannend wird.

Insofern gibt es für mich so eine Einteilung wie höherwertig oder minderwertiger nicht, wenn man niveauvoll betrachtet.

In der Malerei gilt Menschendarstellung auch oft als Königsklasse und mich hat das meistens auch überzeugt. Aber wenn ich dann z.B. Landschaften der Niederländer (17. Jh.) z.B. von Rembrandt oder Ruisdael sehe, bin ich so hingerissen, dass ich an der Niveaukategorisierung ernsthaft zweifle.
5 years ago
Ich sehe es wie Marcello, jedes Genre hat seine Eigenheiten und Herausforderungen. Für mich gibt es auch kein herausragendes Gebiet. Aktfotos sind zum Massenprodukt geworden. Dafür sind nicht zu letzt die Medien verantwortlich. Die Medien sind wir und sie spiegeln nur den Zeitgeist, getrieben durch wirtschaftliche Interessen. .

Ich finde zB ein Aktfoto, auf dem das Model einen nichtssagenden gelangweilten Blick zeigt genauso furchtbar, wie den gleichen Blick in einem SW Studio Portait. Nur die Allgemeinheit wird das anders sehen. Sobald nackte Haut zu sehen ist, setzen eben ein paar weitere Sinne aus. Das Aktfoto wird weniger sachlich nüchtern betrachtet. Oft reicht schon eine gute Lokation und ein schöner ästhetischer Körperbau, um den Betrachter zu überzeugen.
5 years ago
Aktfotografie kann man meines Erachtens durchaus als eine Art "Königsklasse" bezeichnen. Voraussetzung ist jedoch, dass eben genau die Eigenschaften die ein gutes Portrait auszeichnen in der Aktfotografie auch zwingend Bestandteil sind.

Erst dann wird nämlich aus einem "Nackt Foto" ein "Akt Foto".
5 years ago
@ Michael Gundelach: " Diese Bilder entsprechen aber nicht mehr dem klassischen Sinn der Aktfotografie, sind dennoch künstlerisch und gut gemacht... Es scheint aber "einfacher" zu sein diese Bilder zu machen".

Der Sinn der Aktfotografie im 19. Jahrhundert war es - nicht anders als heute -, erotisch interessierten Menschen Nacktfotos zur Verfügung zu stellen, mal "künstlerisch", mal freizügig, mal pornografisch. Weil die Moralvorstellungen im 19 Jahrhundert restriktiver waren, hat manch findiger Fotograf die Verbote ausgehebelt, indem er Akte in klassischer Manier schuf, also beispielsweise angelehnt an den Schönheitsidealen der Zeit, die u.a. in den klassischen Skulpturen Roms und Griechenlands zu finden sind. Unter dem Ladentisch wurde freilich auch damals schon reine Pornografie vertrieben. Seit es eine relativ leicht herzustellende Fotografie gibt, also seit der Zeit der Daguerreotypie, sind Akt und Sexualität wesentliche Themen in der Fotografie, und zwar in all seinen Spielarten und "Qualitätsstufen". Was Qualität ist wird jeder Mensch immer für sich entscheiden müssen. Der eine legt Wert auf perfekte technische Umsetzung, der andere auf Authentizität, bei der technische Aspekte, Lichtsetzung etc. oftmals keine Rolle spielen. Ich persönlich finden in beiden Bereichen äußerst interessante Arbeiten.
5 years ago
Es hieß ja bisher immer, dass Aktfotografie die "Königsklasse" unter den Genres sei.

Wo hieß es das?


Für mich ist Kriegs- und Krisenfotografie die Königsklasse der Fotografie.

Das hat aber mit der MK dann eher weniger zu tun.
5 years ago
@Marcello Rubini:
Die Herausforderung eines guten Porträts sehe ich ähnlich wie Michael Gundelach. Aber andere Genres haben andere Herausforderungen, die nicht minder zu bewerten sind. Für mich persönlich ist das inszenierte Fotografie, die großen Ideenreichtum mit überzeugender Umsetzung erfordert. Oder Streetfotografie, die erst ab einem bestimmten Level, den nur wenige schaffen, spannend wird.

Da gehe ich mit.
"Königsklasse" - das ist, irgendwie logisch, das was schwierig ist.
Und richtig schwierig sind sowohl eine überzeugend umgesetzte inszenierte Fotografie, bei der man die Inszenierung erst auf den dritten Blick überhaupt wahrnimmt, weil andere Dinge die volle Aufmerksamkeit des Betrachters in Beschlag nahmen. Als auch die gute Reportagefotografie, von der Streetfotografie eine Unterart ist.
Es fällt ja auch auf, daß es praktisch keinen großen Reportagefotografen gibt, der nicht eine Menge gute Streetfotografie gemacht hat.
[gone] Charisma1962
5 years ago
Die Königsklasse kann ich nicht fix für mich definieren. Bilder, an denen mein Blick länger haften bleibt, die scheinen wohl irgendwas eingefangen zu haben. Nackte Haut mit den stereotyp coolen Gesichtern ist es jedenfalls nicht, egal wie makellos. Im Gegenteil, meine beiden ungeschminkten Modelle fand ich viel spannender, als die beiden "schönen". Wobei ich es selbst auch erst unterm Fotografieren gemerkt habe. Wenn ich besser bin, bitte ich jedenfalls die Ungeschminkten um Wiederholung :)
5 years ago
Königsklasse ? eine Pussy präsentieren ist Königsklasse ?
5 years ago
Hier in der MK ist definitiv tfp-fotografie die Königsklasse!
5 years ago
Künstlerische und gut gemachte Aufnahmen ... weil experimentell und intuitiv gestaltet, evtl. auch als selfie. Digitalkameras und Smartphones ermöglichen die sofortige Bildkontrolle, die es zu analoger Zeit nicht gab.
Beim Studioakt konnte man im Mittelformat ggfs. noch das Polaroid-Rückteil nutzen, in der Kriegsreportage, auf Safari oder beim Fußball-WM-Endspiel gab (und gibt) es diese Chance nie.
So gesehen findet die "Königsklasse" ohne Models und ohne Studios statt ...
Da nun aber hier genau danach, nämlich der inszenierten Fotografie gefragt wurde, denn sonst wäre es gar kein MK-Thema, sehe ich auch den vom Model vermittelten Eindruck als maßgeblichen Faktor. Wofür die "Königskrone" dann verliehen werden soll ... Regie, Lichtführung, die Aufnahme oder deren Bearbeitung ?
5 years ago
Norbert Hess in Beitrag #7 hat es bereits sehr treffend beschrieben.

Natürlich kann man darüber streiten, wie die Definition von "Königsklasse" ist. Ich habe es bislang so verstanden, dass es sich um die größtmögliche Herausforderung handelt. Natürlich ist das die Aktfotografie aus dem erwähnten Grund. Genau ist es Outdoor-Akt, weil man zusätzlich noch mit schwierigen Lichtverhältnissen umgehen muss.

Eigentlich müsste das doch gut zu den Thesen der "üblichen Verdächtigen" hier passen, denn der hohe Schwierigkeitsgrad würde doch erklären, warum angeblich so viele schlechte Aktfotos in der MK kursieren. Es würde sogar erklären, warum gelegentlich Modelle auf Anfragen von Fotografen antworten, dass sie aufgrund des mangelnden Könnens des Fotografen zu keinem Aktshooting bereit wären - jedoch aber Interesse an einem Portrait+Fashionshooting hätten. Natürlich wissen wir alle, dass das "Bullshit" ist, denn warum sollte ein Modell nicht auch die Portraits von dem Fotografen machen lassen, den sie für den besten hält? Natürlich kann ich mir diese Frage selbst beantworten: Es ist - wie immer - Angebot und Nachfrage , die darauf entscheidenden Einfluß haben. Der "Starfotograf" hat die Macht, den Modellen zu diktieren, dass sie sich auszuziehen haben. Also werden die Nicht-Akt-Fotos dann von den "zweitklassigen" Fotografen gemacht. Außer natürlich, wenn sie zahlen.
5 years ago
Ich halte es für ein sehr beschränktes künstlerisches Verständnis, wenn die größte Herausforderung schwierige Lichtverhältnisse Outdoor sind und der trotzdem gelungene lebendige Akt dann zur Königsklasse der Fotografie erklärt wird.
(Mit so einer Einschätzung fange ich an, viele andere Argumentationen auch endlich zu verstehen ... Dass irgendwann das handwerkliche Argument auf den Tisch kommt, war aber eigentlich auch zu erwarten. Kommt bestimmt noch mehr.)
5 years ago
@Marcello Rubini:
Das handwerkliche Argument findest Du nicht erst in meinem - sondern in fast allen Beiträgen, die bisher dazu geschrieben wurden. Sehr oft kommt hier das Wort "schwierig" vor und auch bei Dir lese ich "Herausforderung".

Wo ist also Dein Problem? "Kunst kommt von Können" lautet ein alter Spruch. Er passt schon deswegen immer noch, weil auch ein "ausdrucksstarkes" und "künstlerisches" Bild durch handwerkliches Können noch dazugewinnen kann.
5 years ago
Es handelt sich doch letztlich so oder so um inszenierte Fotografie ... ob das Model nun sich präsentiert und ihre Erscheinung ohne Vorgaben selbst gestaltet, oder ob sie für ihren Auftritt eine bestimmte Rolle übernimmt, entscheiden die Beteiligten so oder so. Auch, ob ganz oder teilweise bekleidet gewollt ist, wie die Lichtverhältnisse sind ... all diese Faktoren tragen zu den entstehenden Bildern bei.
Wie auch bei den vielen Diskussionen hier bemerkbar, sind es die Reaktionen der Betrachter, ob das Bild zur Königsklasse erhoben wird oder nicht. Von welchen Wertungen und Vorbildern läßt man sich dabei leiten ... von antiken Skulpturen, von Michelangelo, Goya, Renoir, Degas und Toulouse-Lautrec, von Helmut Newton und Bettina Rheims oder eben von dem, was Influencer auf ihren Blogs und instagram zeigen ?
Aktuelles Beispiel : Lena Meyer-Landruts Bikini-Selfie mit Dehnungsstreifen ... aber wie malte Suzanne Valadon ?

https://www.deutschlandfunk.de/vor-150-jahren-suzanne-valadon-entmystifizierte-die.871.de.html?dram:article_id=331867

Ist es nicht eher so, daß ein Bildwerk umso eher angegriffen wird, je anonymer und entpersonalisierter es ist ? Aktige oder eben porn-artige oder unartige Porn-Bodyparts waren hier schon deutlich öfter Zielpunkt als diejenigen Darstellungen, die (auch) das Gesicht zeigen. Grotesk eigentlich auch deshalb, weil die sonst oftmals einhergehende moralische Abwertung der darstellenden Person nach traditioneller Auffassung mangels Erkennbarkeit dann leerliefe.
5 years ago
Zu meinen Ausstellungen in der Vergangenheit lag der Besucher Anteil von weiblichen Personen immer über 50%. Und zwar Frauen verschiedenster Generationen. Von Anfang 20 bis Anfang 80(!). Ich hatte da insoweit desöfteren auch sehr schöne Gespräche, gerade mit älteren Damen.

Wenn meine Arbeiten dabei nicht zumindest ein gewisses Niveau gehabt hätten, wäre dieses Klientel bei den folgenden Veranstaltung sicher nicht wieder gekommen.

Marcello, dessen Arbeitsweise mich übrigens sehr anspricht, sieht das meines Erachtens vielleicht etwas zu differenziert. Wir hier doch ausschließlich von der MODEL Fotografie sprechen und von keinen anderen Bereichen. Nur darum geht es hier. Und da kommt es sehr wohl auf Bildaufbau, bestens geeigneter (Tages)Zeitpunkt, passende Location, eventuelle Accessoires, Wahl des geeigneten Models,
Art der Visa einschließlich der Haare, und ganz wichtig: auf die Gestik und Mimik der abgelichteten Person an.

Ob das dann trotz allem auch ausreicht, dass dieses Ergebnis einer "Königsklassen" Arbeit würdig ist, das muss immer noch der gemeine Besucher oder Betrachter entscheiden.
5 years ago
ich habe auch nie verstanden, warum Aktfotografie als Königsklasse bezeichnet wird.

Ein gelungenes Portait- oder Fashionfoto finde ich wesentlich schwieriger und aufwendiger zu erstellen als ein gelungenes Aktfoto. Gerade bei Portraits sind die Anforderungen an das Modell besonders hoch.

Der wesentliche Unterschied bei Akt ist die Verfügbarkeit von tfp-Modellen.

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