Wie wichtig ist Posingkompetenz? 66

3 years ago
Im "vollen Modelkoffer" wird jetzt über Posingkompetenz geredet. Ich finde, das ist einen separaten Diskussionsstrang wert.

Ich mache da auch mal eine Umfrage draus. Da hier meistens Fotografen diskutieren, richtet sie sich auch an solche.

Für verschiedene Bildwelten sind auch die Erfordernisse von Posingkompetenzen unterschiedlich. Wie ist es bei euch?
3 years ago
Es kommt darauf an wofür die Bilder genutzt werden sollen. Natürlich ist es auch die Frage ob bezahlt wird oder nicht, wird das Model bezahlt muss es absolut sicher sein.
3 years ago
Nachdem offensichtlich ein separater Tröt gewünscht ist, antworte ich mal hier:

Wanderphotograph
Eine viel natürlichere Haltung als die sogenannte Embryonal-Haltung gibt es doch z.B. gar nicht. Auch das ist Posing.
Das kann aussehen wie eine Presswurst oder voller Eleganz sein.
Der Stimmungsbogen dieser Pose geht von vollkommener zufriedener Glückseligkeit bis zur absolut hochgradigen Panik. Die Unterschiede sind fein und liegen in den Details der Ausführung. Da ist nichts unnatürliches dabei.
Wie kommst Du auf solche komischen Ideen?

Wenn sich deine Modelle während des Shootens panisch in die Embryo-Haltung begeben, solltest du vielleicht mal deinen Umgang mit ihnen überdenken?! Egal, was in irgendeinem Fotografen-Handbuch stehen mag: für psychisch gesunde, erwachsene Menschen ist das keine natürliche Reaktion während eines Foto-Shootings. :-)
3 years ago
Also ich hatte manchmal Schwierigkeiten, den Modellen das Posing "auszutreiben", weil ich das in meinen Bildern nicht will. Was ich aber schätze, ist die Bereitschaft, sich auf Theaterspiel einzulassen, damit das Bild etwas erzählerischer wird.
Und das ist letztlich ganz unabhängig von Pay oder TfP - auch wenn die Pay Modelle da eher schwieriger sind. Die erlebe ich als posingfestgelegter.
3 years ago
Moments & Emotions
Kannst Du nicht mal sachlich bleiben, sondern mußt persönlich werden?

Aber so reagieren halt einige wenn die Argumente ausgehen.
Posingkompetenz ist nur beim Fotografen wichtig. Von den Modellen, vor allem den sogenannten "professionellen", einstudiertes Posing ist dem Ergebnissen meist abträglich.
3 years ago
Wanderphotograph

Ok, dann nochmal ganz sachlich und nicht unnötig durch Humor belastet:
besteht für dich wirklich kein Unterschied zwischen einer real empfundenen Emotion und einer Gespielten?
Bleibt bitte sachlich bei der Eingangsfrage - und lasst das "wir hauen uns gegenseitig mit dem Schäufelchen aufs Köpfchen" Spiel. Ernsthaft!
[gone] User_224666
3 years ago
Posingkompetenz ist nicht ein möglichst breites Repertoire an eingeübten Haltungen. Posingkompetenz ist zu wissen wie ich als Model aus jeder Position und für jeden Blickkwinkel den gewünschten Ausdruck rüberbringe. Wie das konkret aussieht hängt vom gewünschten Ausdruck und dem Thema des Shots ab. Bei Beauty, Fashion und Lifestyle sollte das Model wissen, dass die Innenhandflächen der (hoffentlich ;-) schrumpeligste Körperteil ist und daher keine prominente Rolle spielen kann, das angewinkelte Finger die Hand klobig machen und in die Kamera gedrehte Handrücken auch nicht wirklich vorteilhaft sind, dass keine Ellbogen Torpedo förmig in Richtung Kamera gestreckt werden und ein angelegter Oberarm schnell die Form eines plattgedrückten Hühnerbollens annimmt und fürchterliche Falten unter die Achsel zaubert, ganz zu schweigen davon, dass die schlankeste Figur zu einem Brett verkommt, wenn der Körper frontal auf die Kamera gedreht wird. Wer das und noch ein paar andere Dinge wie die Symmetrie-Grundregeln verinnerlicht hat und ohne zu überlegen auf jede Pose übertragen kann, hat Posingkompetenz und die schätze ich sehr, denn dann kann ich mich beim Shot auf ganz andere Dinge konzentrieren.
3 years ago
#8
Wertvoller Beitrag , aber leider hat sich dieses Benehmen hier im Forum offensichtlich schon manifestiert .
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt....
Immerhin ein interessantes Eröffnungsthema.
Wenn man sich die Zeit nimmt, einige Bewertungen oder Bildkommentare anzusehen, kann man sich annähernd ein Bild machen, was der eine oder andere Fotograf unter "posingsicher" bzw. Posing-Kompetenz zu verstehen scheint ;)
3 years ago
Für mich sehr wichtig. Ich gehöre nicht zu den Fotografierenden, die in ellenlanger Kleinarbeit eine Pose durch Anweisungen zusammensetzen können. Das ist bei mir nie so zu 100% geplant. Ich bin schon auf auf das Model angewiesen. Ich lasse da gerne auch der Improvisation einen gewissen Spielraum. Die Fähigkeit sich in eine Rolle einzufinden, ist bei dem, was ich zur Zeit mache, ziemlich wichtig. Ich habe diesbezüglich, wohl im Gegensatz zu The Artist formerly called Der Bazi von Hetzendorf gerade mit den Profis, ausnahmslos die besten Erfahrungen gemacht.
Die Models, mit denen ich momentan noch arbeite, tanzen, bis auf eine Ausnahme, alle. Das scheint gut für das Raumgefühl zu sein.
3 years ago
Tanzen ist auf jeden Fall gut für gutes Posing.

Auch ich habe mit "professionellen" Modellen mehrheitlich gute Erfahrungen gemacht. Sie können eigentlich immer meine Vorstellung von der gewünschten Pose umsetzen. Dazu muss ich aber auch wissen, was an Posen überhaupt möglich ist und das auch verständlich kommunizieren können. Das bedingt aber auch ein gewisses Verständnis von Anatomie und Wissen um den Schwerpunkt des Körpers. Daraus können sich dann Posen ableiten lassen, die natürlich wirken und gut aussehen.
3 years ago
Mir ist es sehr wichtig. Posing bekomme ich selten hin und bin froh, wenn das Model das drauf hat.
Ich habe mir schon ein paar Videos angeguckt, aber es will nicht in meinen Kopf.
3 years ago
Das ist ein wirklich interessantes weil sehr vielschichtiges Thema. Ich denke wie überall in der Fotografie gibt es kein richtig oder falsch. Es gibt viele verschiedene Geschmäcker und ich gehe jetzt mal nur von meinem eigenen aus.

Ganz wichtig ist zunächst die Differenzierung, wofür ich die Bilder mache.
Posen beim Portrait aus einem Modemagazin zu kopieren bergen ein hohes Risiko für Anfänger vor allem das die Pose zu sehr aufgesetzt wirkt. Oft sehe ich Portraits, wo ich beim ersten Blick nur darüber nachdenke, warum jetzt die Hände gegen den Kopf des hübschen Modells kämpfen? Das kann funktionieren aber auch gnadenlos schiefgehen. Und daran erkennt man die erfahrenen Modelle. Bei denen sieht alles leicht und natürlich aus. Ich tendiere bei Portrait-Bilder aus einem Gespräch heraus zu machen. Das führt i.d.R dazu, dass ich relativ gut die Stimmung und Bewegungen einfangen kann und nur bei Gefallen auslöse. Die Pose sieht somit fast immer natürlich aus. Ganz zweifelsfrei ist mir bei Portraits die "Pose"nicht so wichtig sondern der Ausdruck und die Mimik.

Wenn es um einen Job in einem anderen Genre geht, wie zB Sport, Business oder Mode dann sind Posen wichtiger Bestandteil der Bildsprache. Dann benötige ich jemand, der Erfahrung mit der Szenerie hat, entweder echte oder eben "antrainierte". Dies reduziert die Aufahmezeit und damit die Kosten für die Aufnahme.
3 years ago
Peter Lindbergh antwortete auf die Frage «Gibt es eigentlich die perfekte Pose?» Folgendes:

Gute Models posieren nicht, sie sind einfach nur da. Das ist eine grosse Gabe, die nur ganz wenige haben. Wenn ein Mädchen das nicht hat, sieht das Foto schnell komisch aus. Tipps, wie weit man den Mund geöffnet haben soll und solche Dinge, sind absoluter Quatsch. Gestellte Posen kann man als guter Fotograf nicht akzeptieren.

* * *

Inzwischen sehe ich das ähnlich. Wie in Beitrag #7 erwähnt, gibt es einen enormen Unterschied zwischen einer real empfundenen Emotion und einer gespielten. Ich habe inzwischen keine Lust mehr, eingeübte Posen und Mimik von «Schauspielerinnen» abzulichten.
[gone] User_184280
3 years ago
Ich glaube, wenn man ein Model braucht, das posieren kann, dann hat man einfach nichts zu erzählen. Man stellt Bilder nach, die man schon irgendwo gesehen hat.
3 years ago
Wenn das Missverständnis beseitigt ist, dass es nur mit einem coolen (=möglichst gelangweilt dreinschauen) Blick geht, hat man schon eine Basis. Der Tipp von MAINpics mit dem Gespräch und der Bewegung kommt auch gut.
3 years ago
Ich mache da auch mal eine Umfrage draus. Da hier meistens Fotografen diskutieren, richtet sie sich auch an solche.

Für verschiedene Bildwelten sind auch die Erfordernisse von Posingkompetenzen unterschiedlich. Wie ist es bei euch?

In der Umfrage fehlt mir die Antwort-Option:

[_] "Posing-Kompetenz" ist wichtig, je nach Art des Shootings und je nach Model ist meine Bereitschaft größer oder geringer, geringere "Posing-Kompetenz" zu akzeptieren.

Allerdings ist für mich "Posing-Kompetenz" das genaue Gegenteil von "einstudierte Posen abspulen".

"Posing-Kompetenz" beginnt mit der Fähigkeit bzw. Eigenschaft, nicht vor der Kamera herumzustehen mit dem Ausdruck "Was soll ich nu machen?" bzw. "Oh - eine Kamera ist auf mich gerichtet, was mach ich jetzt nur?"
Sowas ist immer blöde. Wenn es sich um einen absoluten Model-Anfänger handelt, frag ich mich zwar, wieso die/der Betreffende dann überhaupt auf die Idee gekommen ist, "modeln" zu wollen... Aber das hilft ja dann nicht weiter.
Da braucht man als Fotograf dann seine Tricks und Kniffe, wie man Leute dazu bringt, zu entkrampfen.

Für bestimmte Fotos ist es sehr hilfreich oder sogar unerlässlich, wenn das Model wenigstens die Basics beherrscht, also sich bewegen kann, und vor allem: Körperspannung kann. Und besonders hilfreich ist es, wenn ein Model aufgrund von Erfahrung (oder Lernen) oder Naturtalent die Körperspannung ganz automatisch hält. Ohne daß man dauernd sagen muss: "Und jetzt bitte noch mehr Körperspannung, etwas Hohlkreuz, und den rechten Fuß nicht einfach so aufpatschen, sondern auch für den Fuß mehr Spannung..."

Es ist anstrengend für den Fotografen, wenn er auch darauf ständig noch mit achten muss.

Zum gekonnten Umgang mit Körperspannung gehört dann übrigens aber durchaus auch, daß ein Model mit der Anweisung "Vergiß mal alle Körperspannung, steh mal da wie ein nasser Sack!" etwas anfangen kann. ;-)

Ebenso ist es hilfreich, wenn ein Model einige sattsam bekannte "Grundposen" kennt (die lernt man auch über das Anschauen von Bildern), denn das ist die Voraussetzung dafür, unkompliziert von so einer Pose zu etwas elaborierteren zu gelangen. "Du kennst wahrscheinlich die Pose so-und-so. Mach das mal. Und jetzt aber... dieses und jenes." Es kann ja auch durchaus hilfreich sein, wenn man - schwups - eine Standard-Pose geliefert bekommt, und von dort aus dann weitergeht.

Ein Model mit etwas Erfahrung erkennt meistens auch ziemlich schnell, wo ein Fotograf hin will.
3 years ago
@t.spors:
Die Models, mit denen ich momentan noch arbeite, tanzen, bis auf eine Ausnahme, alle. Das scheint gut für das Raumgefühl zu sein.

Oh ja! ;-)
Und nicht nur für das Raumgefühl, auch für das Körpergefühl und für die Körperspannung, und die von 0 bis 100.
3 years ago
@pam.meier:
Ich glaube, wenn man ein Model braucht, das posieren kann, dann hat man einfach nichts zu erzählen.

Ich reiße mich jetzt mal zusammen und sage dazu nur: das ist mir jetzt ungefähr 5000% zu pauschal.

Die nächste Schlussfolgerung wäre dann übrigens irgendwie: Schauspieler, die schauspielen können, können keine Geschichten erzählen.

Aber vielleicht haben wir auch einfach nur vollkommen andere Vorstellungen davon, was "Posieren" bei einem Model bedeutet.

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