Wie wichtig ist Posingkompetenz? 66

4 years ago
"Posing-Kompetenz" beginnt mit der Fähigkeit bzw. Eigenschaft, nicht vor der Kamera herumzustehen mit dem Ausdruck "Was soll ich nu machen?" bzw. "Oh - eine Kamera ist auf mich gerichtet, was mach ich jetzt nur?"
Sowas ist immer blöde. Wenn es sich um einen absoluten Model-Anfänger handelt, frag ich mich zwar, wieso die/der Betreffende dann überhaupt auf die Idee gekommen ist, "modeln" zu wollen...

Von ganz seltenen Ausnahmen einmal abgesehen, ist shooten mit Anfängern meiner Erfahrung nach super. Die locker zu bekommen ist jedenfalls meist kein großes Ding. Und v.a. ist das eine einmalige Aufgabe, zu Beginn des Shootings.

Wesentlich lästiger finde ich, routinierte Hobbymodelle immer wieder aus irgendwelchen affektierten Posen raus holen zu müssen, die sie von Kalle Knips oder Youtube gelernt haben.

Aber um nicht falsch verstanden zu werden: wenn jemand wirklich was kann, ist das natürlich super. Sportler, Tänzer, Musiker, Schauspieler, ... - immer her damit! Und ansonsten bitte einfach Mensch sein... das können die allermeisten nämlich ebenfalls sehr gut. ;-)
4 years ago
Das Wort Posingkompetenz finde ich schon spannend. Wie die Diskussion zeigt, versteht jeder etwas anderes darunter.
3 Posen gelernt an einem Modelseminar ist nicht was ich schätzen würde. Aber das Wissen, wie ein Model in einer Pose den Körper spannt, wie ein Körper steht mit Standbein und Spielbein, und so weiter, wäre ab und an hilfreich. Oder was bedeutet lächeln, lachen, brüllend lachen . . . im Bereiche der Mimik. Oder das zur Kennntisnehmen des Models, dass man es einem Menschen ansieht, ob der Körper einfach steht oder ob er bewusst steht. Dass der oder die Modelbetrachter, der Fotograf, die Fotografin erkennt, ob das Model bei der Sache ist - oder ob er oder sie eher das Gefühl hat: Ich bin Kleiderständer oder nackt und denke an die Ferien in Mallorca. Mach Du mal Bilder von mir.
Aber jede Person vor einer Linse ist anders. Ob die Person ein Bildchen für eine Bewerbung braucht, es Bilder einer Verlobunngsfeier sind oder ob ein Model post für Bilder im Sinne einer fotografischen Fingerübung -
die Zusammenarbeit zwischen 2 Menschen mit völlig unterschiedlichen Aufgaben zu einem Zweck, eines Lichtbildes, ist immer spannend.
Ich halte ja nichts von diesen " Hoppelmodels " die irgendwelche einstudierten Posen abspulen und dabei mehr oder weniger gelangweilt in die Kamera schauen.
Meine Erfahrung mit einigen Models hier von der MK, sowohl Pay-Models als auch TfP-Models, welche von sich behaupten sie seien " Posingsicher " spulen genau dieses vor der Kamera ab.
Solche Models, machen sich keinerlei Gedanken darüber was als Foto entstehen soll. Traurig aber wahr.

Was dabei entsteht kann man ja 10000fach in den verschiedensten sozialen Netzwerken sehen.

Zum " modeln " gehört schon etwas mehr als nur vor einer Kamera herum zu hüpfen.

Auf der anderen Seite sollten sich " Kalle Knips und Co " auch mal etwas mehr mit der Thematik befassen, gerade mit dem, was #Charly3 so gut beschrieben hat.
Beide Seiten sollten mal, gerade im Hobbybereich mal wieder mehr Wert auf " Qualität " anstelle von " Quantität " legen. Sich einfach mal wieder mehr Zeit für das Foto nehmen und nicht zusehen, das die Speicherkarte schnell vollgeknipst wird. Leider stoße ich hiermit auch immer öfters auf taube Ohren....
4 years ago
Für mich kommt es auf zwei völlig unterschiedliche Faktoren an, bevor ich mich entscheide welches Model zu welchem Thema ich wähle.

Alternative: welches Thema suche ich für ein ganz bestimmtes Model.

"Gute" (oder vielleicht besser ausgedrückt) "geeignete" Models gibt es im Amateur als auch im professionellen Bereich. Enttäuschend ist für mich wenn ein Profi das was ich erwarte nicht umsetzen kann. Aus den wohlgemerkt verschiedensten Gründen. Könnte natürlich vielleicht auch an mir liegen. Aber warum schaffe ich das dann eben mit anderen?

Profis haben oftmals die Eigenschaft, ihre 15-25 Posen "zu verkaufen" bei denen sie nachweislich "gut aussehen". Das schaue ich mir in der Regel 2-3 Minuten an, dann reden wir "Klartext". Ich muss nicht das 187. Foto des Models haben, das schon Kollegen von ihr so überzeugend präsentieren konnten. Was soll das? Dafür ist mir meine Zeit ganz einfach zu schade.

Ich möchte, egal ob bei einem Profi oder einem Amateur, etwas besonderes "heraus kitzeln". Dass so etwas während eines relativ kurzen Zeitraums nicht immer gelingt versteht sich von selbst. Aber beim 1. Shooting erkenne ich DAS was ich suche. In aller Regel schließt sich deshalb danach dann auch eine weitere, intensivere, Zusammenarbeit an.

Apropos Spiegel: es hat noch nie jemanden geschadet ZU ÜBEN. Das beste Trainingsgelände um am Ausdruck zu arbeiten ist für ein Model nun mal der Spiegel. Früher hatte ich oft Termine mit reinen Amateuren, meistens ohne jede Vorkenntnisse, mit denen ich das gezielt anging. Die Ergebnisse waren nicht selten mindestens so überzeugend als wenn ich das Ganze mit einem Profi angegangen wäre. Dass dafür viele Details im Vorfeld angesprochen und umgesetzt werden müssen versteht sich wohl von selbst.

"Der Unterschied zwischen einem Schauspieler und einem Model ist, dass der Erstere sich neben Gestik und Mimik in Worten äußern kann. Ein Model kann das weit überwiegend eben nur durch die Umsetzung ihres Auftretens, vor allem aber über die Mimik". Meine Eingangsworte in vielen Fällen eines Shootings. Unterstützt oder untermalt mit geeigneten Accessoires und entsprechender Location.

Gelingt es einem Fotografen dabei hinter die Kulissen eines Models (ich meine auch im gewissen Umfang dessen Seelenlebens) eindringen zu können (oder besser ausgedrückt zu dürfen) sind gelungene Fotos auch nicht selten das Ergebnis des Ganzen.
4 years ago
na hier gehen die Meinungen mal wieder weit auseinander
was Posingkompetenz überhaupt sein soll...
Ich finde das Lindbergh Zitat oben bei eyemazing.ch entspricht auch meiner Erwartung. Und dieses "einfach nur da sein" hat tatsächlich viel mit einer Gabe zu tun. Wichtig ist es dann, dieser Gabe den Freiraum zu geben und sie nicht wieder durch "Posing" -Erwartungen einzuschränken.
4 years ago
Chris W. Braunschweiger

Peter Lindbergh verkehrt aber in einer anderen Liga als jeder andere der hier vertretenen Fotografen. Dies spielt sich dann sicherlich auch bei der Wahl seiner Models wieder.

Pep Guardiola trainiert auch nur mit internationalen Stars und nicht mit vielleicht durchschnittlichen Bundesliga Kickern.

Weder er noch Lindbergh würden aber auch aus Dorfmusikern Philharmoniker machen, oder?
4 years ago
Jep, und evtl. würde die Angabe des Kontextes auch ein wenig zur Entwirrung beitragen.
Ein Bewerbung- oder Businessportrait ist nunmal ein anderer Ansatz, als z.B. dramatisches Portrait. Wobei es bei allen natürlich auch schon wieder unterschiedliche Ausprägungsformen gibt.
4 years ago
stimmt Peter Lindbergh war auch weit davon entfernt Bildchen
im Stile eines 80er Jahre Werkstattkalenders zu knipsen!
4 years ago
Ein Model mit gutem Körpergefühl z.B. Tänzerin, Sportlerin etc. ist mir wichtiger als ein Model mit einem abspuhlbaren einsturdierten Posing-Programm. Aber sicher hängt es auch davon ab, was man machen möchte. Klassischer Akt lebt IMHO natürlich auch von eher "unnatürlichen" Posen, wohingegen ein Lifestyle-Bild weniger "gestellt" aussehen sollte.
A.F. - Fotodesign Lass die Provokationen - trag was konstruktives bei oder geh aus dem Thread.

Letzte Warnung und keine Einladung zur Diskussion!
Die Frage wäre auch wie viele der hier angemeldeten Fotografen denn ein gutes Posing erkennen, wenn sie es sehen. Ich selbst vermag das sicher nicht, weswegen ich zwischen "gängiges Minimum" und "nicht wichtig" schwanke.

Ich will Spaß haben am Fotografieren und die Bilder sollten für meine Begriffe halbwegs cool aussehen. Wenn dann auch noch was bei rauskommt und auch Experimente gehen, dann bin ich ja schon zufrieden.

Die Frage hier erinnert mich ein wenig an Leute die Photoshop fordern, wenn sie nur ein JPG verkleinern wollen.

(das geht nicht gegen Marcello oder sonstwen hier. Nur bei ihm WEIß ich, dass er fotografieren kann :o) ).
4 years ago
Naja, ob die Posen jetzt natürlich oder unnatürlich aussehen sollen hängt doch auch vom Kontext ab.
Warum wird eigentlich immer alles negativ gesehen? Warum herabgewürdigt? (Damit meine ich jetzt nicht Dich Magistus)

Irgendwo hier in einem alten Thread hat mal jemand berichtet, daß er ca. 800 Kleidungsstücke an einem Tag für einen Katalog mit 3 oder 4 Modellen abgelichtet hat.
Das ist zwar nicht meins, aber da ist keine Zeit für Korrekturen. Das ist bestimmt eine echte Knochenarbeit, große Achtung vor der Leistung auf beiden Seiten der Kamera. Da macht ein abspulbares Posingprogramm natürlich Sinn.

Diese Modelle können aber noch etwas anderes - nämlich sich selbst nach dem Licht richten. Ich habe mal bei sowas ähnlichem zugeschaut - die sind schneller im Licht, als Du es eingerichtet hast. Und das geschieht so selbstverständlich und fließend, daß es ganz natürlich aussieht.
Ich meine, jeder, der mal ein Modell in ein Rembrandtlicht bringen wollte, weiß daß das nicht so einfach ist. Das machen aber solche Modelle von selbst, aus der Bewegung.

Dieses Vorgehen macht aber z.B. bei Portraits, wie sie z.B. die Harcourt-Studios machen, wenig Sinn. Ob man bei 12 Scheinwerfern, die auf einen gerichtet sind, als Modell noch das relevante herausfindet, wage ich zu bezweifeln. Hier kann man auch als modellmäßiger Volldepp EIN super Bild bekommen - wenn man so 1500€ übrig hat.
Dafür werden diese Photographen ja bezahlt. Leider habe ich so viel Geld nicht übrig, sonst würde mich das schon mal interessieren, wie die das alles so machen. So ein 2 Minuten Filmschnipsel zeigt ja nur einen ganz kleinen Ausschnitt der Arbeitsweise.

Wieder etwas anderes ist es, wenn man eine Ballet-Pose stimmungsvoll abbilden möchte. Aufgrund der Dynamik ist das superpräzise Harcourt-Licht hier gar nicht möglich. Hier sind wieder andere Qualitäten gefordert.

Das sind natürlich Extreme, aber jedes Ding hat nunmal seinen Platz und seinen Sinn.

Und ich finde es immer wieder schade wie andere Arbeitsweisen herabgewürdigt werden, nur weil man sie evtl. nicht versteht.
Ein wenig über den eigenen Tellerrand schauen, würde manchmal nicht schaden und manches läßt sich auch ganz gut adaptieren.
4 years ago
Michael Gundelach - With Design In Mind nehm' ich sowieso nicht so ;-)
Die Frage hier erinnert mich ein wenig an Leute die Photoshop fordern, wenn sie nur ein JPG verkleinern wollen.
Weil in den Gesprächen so oft von mitzubringenden Posingfähigkeiten die Rede ist (Models daran sogar gemessen werden), wurde ich neugierig, wie relevant die hier überhaupt für MK-Fotografen sind. Und ich finde das bisherige Abstimmungsergebnis sehr beruhigend, als 2/3 auch gut ohne solche Vorübungen klarzukommen scheinen.

(Und das meine ich gar nicht abwertend gegenüber Modellen, die sich anstrengen, über bestimmte Qualitäten verfügen zu wollen. Und genausowenig gegenüber Fotografen, die darauf bauen.)
4 years ago
Naja Marcello, die Fragestellung der Umfrage und vorgegebenen Antworten waren leider so tendenziös, daß nichts anderes zu erwarten war. Für mich gab es z.B. keine auch nur halbwegs passende Antwort.
Die Umfrage war aber auch ein Schnellschuß, insofern sollte man das vielleicht nicht überbewerten.
Ich unterstelle Dir also nichts, nicht, daß mein Kommentar jetzt falsch verstanden wird.
4 years ago
Chris W. Braunschweiger
Und dieses "einfach nur da sein" hat tatsächlich viel mit einer Gabe zu tun. Wichtig ist es dann, dieser Gabe den Freiraum zu geben und sie nicht wieder durch "Posing" -Erwartungen einzuschränken.

Volle Zustimmung. Wobei diese "Gabe" m.E. die meisten Menschen haben... vorausgesetzt, sie fühlen sich wohl in ihrer Umgebung und können die Kamera vergessen.

Wobei ich auch nichts grundsätzlich gegen Posing habe. Wenn jemand bspw. im Fashion- oder Akt-Bereich Wert auf übertriebene oder eher unnatürliche Körperhaltungen legt, kann das durchaus interessante Bilder geben. Insofern will ich das gar nicht werten.

Nur zu erwarten, dass einstudierte Posen plötzlich natürlich wirken, geht m.E. an der Realität vorbei. Etwas Künstliches muss schon sehr gut gespielt sein, um authentisch rüber zu kommen...
4 years ago
Wer mal die "Inkompetenz" mancher TfP-Models erlebt hat, die versuchen klassische Posings nachzumachen, freut sich schon über die Kompetenz mancher Profis dazu. Und über die Ausleuchtung und Perspektive zum Model kann man als Fotograf auch bei klassischen einstudierten Posings noch sehr viel zusätzlich herauszaubern.
Ich freue mich immer über posingsichere Models, die aber auch flexibel genug sind auf neue meine Posing- Ideen einzugehen, was ihnen i.d.R. oft auch leichter fällt als Ungeübten.
Models die ihr Posingrepertoire in Perfektion abspulen sind mir ein Graus. Das brauche ich nicht und würge das schon am Anfang ab. Das passt nicht in mein Portfolio und nicht zu meiner Philosophie. Insofern, "Posingkompetenz" - was für ein schrulliges Wort - ist mir nicht wichtig, wohl aber die Gabe meine Ideen und Visionen umsetzen zu können. Ich sprache da lieber von mimischer, tänzerischer, sportlicher... "Ausdrucksfähigkeit" - was auch kein besseres Wort ist. :)

Ich dirigiere, arrangiere und forme gerne. Das dann visuell umsetzen zu können ist für mich die hohe Kunst des Modelns.
[gone] User_6449
4 years ago
Ich habe bei der Umfrage für "Ich erwarte ein gängiges Minimum" gestimmt,
weil gewisse Vorkenntnisse / Posingkompetenzen nicht schaden können und
die Zusammenarbeit erleichtern.

Aber die Erwartung ist keine Pflicht und ich mache auch sehr gern Fotos mit
absoluten Anfängern. Ich erkläre einfach was erforderlich ist und mache es
ggf. selbst vor. Das dauert zwar etwas länger, ich habe jedoch bei meinen
Fototerminen keine Eile und viel Geduld, weil es eben nur ein Hobby ist.

Modelle mit etwas mehr Erfahrung dürfen auch sehr gern ihre eigene Show
abspulen und das ist oft sehr interessant. Aber wenn sie damit durch sind,
machen wir das mit meinen "Regieanweisungen" ganz einfach nochmal ...
4 years ago
Von ganz seltenen Ausnahmen einmal abgesehen, ist shooten mit Anfängern meiner Erfahrung nach super. Die locker zu bekommen ist jedenfalls meist kein großes Ding. Und v.a. ist das eine einmalige Aufgabe, zu Beginn des Shootings.

Kann funktionieren, kann nicht funktionieren. "Locker" allein führt aber nicht viel weiter, wenn das Model dann zwar locker und gut drauf ist, aber die Körperspannung nur 30 Sekunden lang hält und dann wieder vergißt...

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