Ist Helmut Newton noch zeitgemäß? 219

3 weeks ago
In der Modewelt gehören Tattoos mittlerweile selbstverständlich dazu. Manchmal auch explizit. Wer da fotografiert kommt nicht daran vorbei (erst recht, wenn er da sein Geld verdient). Soviel mal als kleine Korrektur zu einigen Behauptungen.
Schon aus dieser Sicht merkt man, wie verfestigt und dogmatisch hier konservative Anschauungen verbissen verteidigt werden. (Dass manche Erscheinungsbilder gut gemacht sind und andere schlecht, trifft auf alles zu, hier gehts doch ums Grundsätzliche.)
Zu Newtons Zeiten hatten Tattoos für die junge (Model)generation halt noch nicht den Stellenwert wie heute, darum ist das Argument in #137 nicht sehr relevant. Und ich halte ihn immer noch für eine aufgeschlossene Type.

Nachtrag: Und übrigens mache ich mir nicht dauernd Sorgen, wie mein jeweiliges Modell wohl in 50 Jahren aussieht. Diese papahafte Sorge habe ich als Fotograf nicht ...
#141Report
3 weeks ago
Marcello Rubini

Sicherlich ist es gut, dass es Menschen mit deinen Ansichten gibt. Aber vielleicht ist das gleiche im Umkehrverhältnis auch nicht zu verachten.

Ich kenne jedenfalls Models (nicht nur Unbekannte, wie hier zu sehen), die gehen aktuell stramm auf die Sechzig zu. Die erzählen dir aber was anderes als du vermutest. Die waren seinerzeit auch von ihrem "tun" sehr überzeugt. Ganz analog deiner Einschätzung. Ob das heute allerdings auch noch so seine Gültigkeit hat, das lassen wir mal so im Raum stehen.

Im übrigen "hat es (für mich) schon was", wenn noch heute "Papa" bei der Einen oder Anderen offensichtlich doch auch eine gewisse Aufmerksamkeit hinterlassen hat. Eben nicht nur hinter der Kamera wohlgemerkt.
#142Report
Irgendwie ist die Sache mit den Tattoos doch auch wieder so einen Generationen-Ding.

Meine Eltern haben sich mit deren Eltern zwar nicht über Tattoos streiten müssen, aber da war die Aufregung groß, als meine Eltern auf einmal Jeans-Hosen und Lederjacken trugen. Das hatte in den Augen nicht weniger meist älterer Herrschaften schließlich genau das gleiche Image, wie heutzutage die Tattoos. Oder auch ein "wilder Musikgeschmack". Immer wieder herrlich diese Diskussionen! :-)

Ansonsten finde ich auch den allgegenwärtigen Verweis auf die verwelkte Optik eines Tattoos im Alter ziemlich überflüssig. Denn im Alter sieht ein faltiger Arsch so oder so nicht besonders dolle aus, egal ob es sich nun um einen reinhäutigen Faltenarsch handelt oder eben um einen zugehackten Faltenarsch.
#143Report
Ich denke Helmut Newton wäre absolut offen für Frauen mit Tattoos gewesen, wenn es denn zu seiner Zeit welche gegeben hätte.

Gero von Boehm hat in einem Interview zu seinem Film "Helmut Newton. The Bad And The Beautiful" unter anderem folgendes über Newton gesagt:

"... alles was ihn optisch interessierte war ihm wichtig ..." bzw. "... es war seine ungeheure Offenheit für alle optischen Eindrücke, die er nur kriegen konnte ..."

Ab 11:01 sagt Gero von Boehm dann auch noch etwas zu der Frage, ob Newton heute erfolgreich wäre.

https://www.youtube.com/watch?v=vfKwHFTaaYw
#144Report
3 weeks ago
Danke für den passenden Link Chris W. Braunschweiger!
#145Report
3 weeks ago
Chris W. Braunschweiger
Marcello Rubini

Wenn ´starke Frauen keine Haute Couture benötigen´, warum sollten sie denn dann eigentlich (ausgerechnet) ´Tattoos´ benötigen?....
#146Report
Norbert, ich verstehe den Zusammenhang nicht.

Aber ich fand ein anderes bemerkenswertes Interview mit Newton. Dort sagte er 1996 dem Spiegel:
SPIEGEL: Ihre Fotos strotzen von klassischen Sado-Maso-Fetischen - Pelzen, Peitschen, Ketten. Sind das auch private Obsessionen?
Newton: Ja, damals habe ich diese Bilder tatsächlich für mich gemacht. SM interessierte mich enorm, seit ich den fesselnden Porno "Geschichte der O" gelesen hatte. Das schönste Kompliment für meine Arbeit ist es, wenn mir ein Mann beichtet, daß er auf meine Bilder masturbiert.
#147Report
3 weeks ago
Chris W. Braunschweiger

Was diese Antwort mit der hier im Raum stehenden Frage nach Tattoos zu haben haben soll verstehe wiederum ich nicht. Auch deren Wirkung von einer ganz bestimmten Art von Fotos auf den einen oder anderen Betrachter.

Newton fotografierte starke, überlegene Frauen. Solche selbstbewusste Frauen benötigen aber keine "Hilfsmittel" wie Tattoos oder Piercing um diese, oftmals auch dominante, Wirkung zu erzielen.
#148Report
3 weeks ago
Zitat aus #147:

Das schönste Kompliment für meine Arbeit ist es, wenn mir ein Mann beichtet, daß er auf meine Bilder masturbiert.

Na das ist doch mal was Handfestes !
#149Report
3 weeks ago

Meine Eltern haben sich mit deren Eltern zwar nicht über Tattoos streiten müssen, aber da war die Aufregung groß, als meine Eltern auf einmal Jeans-Hosen und Lederjacken trugen.


Allerdings gibt es da einen kleinen Unterschied. Wenn dem Auftraggeber die Lederjacke des Models nicht gefällt, lässt sich dieses Problem ganz einfach dadurch lösen, dass das Model eine andere Jacke anzieht. Bei Tattoos ist das nicht so einfach.

Tätowierte Models sind weniger flexibel einsetzbar.
-> Zitat von Jens Brüggemann
#150Report
Norbert Hess

"Solche selbstbewusste Frauen benötigen aber keine "Hilfsmittel" wie Tattoos oder Piercing um diese, oftmals auch dominante, Wirkung zu erzielen."

Du unterstellst, dass Tattoos für irgendetwas "benötigt" werden. Du solltest deine Denkensweise versuchen umzustellen und zu öffnen, dann würdest du darauf kommen, dass man ein Tattoo auch einfach haben möchte(!), weil es einem gefällt(!) und nicht, weil man es "benötigt".
#151Report
3 weeks ago
Ein Tattoo als Markenzeichen lasse ich bei einem Model durchgehen. Beispiel: der Wiedererkennungswert von Biggi Bardot war deren bad girl Tattoo auf dem Hintern.
Hat das Model mehrere Tattoos, lasse ich mich vielleicht zu einem TfP-Shooting bewegen, würde aber keinesfalls Geld bezahlen.
Viele, vielleicht auch noch schlecht gemachte Tattoos, sind für mich absolut uninteressant. Dann kann ich auch im nächsten Kiosk einige Seiten eines Comics abfotografieren. Habe ich dann mehr von.
Wer das Geld hat dutzende Tattoos stechen zu lassen sollte auch genug Geld dafür übrig haben, wenn er/sie sich von mir fotografieren lassen will.
Auch wenn das arrogant rüberkommt - ist halt meine Einstellung.
#152Report
Manfred #

"Allerdings gibt es da einen kleinen Unterschied."

Ich schrieb ausdrücklich, dass es mir bei diesem Einwand um die Aufregung, das schlechte Image ging. Nicht um die Fotografierbarkeit von Lederjacken oder Tattoos. ;-)


"Tätowierte Models sind weniger flexibel einsetzbar."

Rein rechnerisch leidet die generelle Flexibilität sowieso unter Berücksichtigung aller möglichen Kriterien. Es passt sowieso nicht jedes Model zu jedem Auftrag bzw. jeder Idee. Von daher wirkt dieser Ausspruch auf mich eher wie eine Binsenweisheit.
Einfach mal überlegen, durch wieviele Attribute du "tätowiert" in diesem Kontext ersetzen kannst, ohne dass die Aussage prinzipiel falsch wird. Da wirst du auf eine gehörige Menge kommen und dir dann vermutlich denken, dass sie Aussage eigentlich doch nicht so wirklich supadupaklug ist und streng genommen wenig zitierwürdig ist. ;-)
#153Report
3 weeks ago
Sollten wir nicht längst in einer Zeit angekommen sein, in der die Ausgestaltung des eigene Körpers jedem Menschen selbst überlassen sein sollte (Volljährigkeit sei mal vorausgesetzt)?
Und letztendlich wird jeder modelnde Topf auch einen fotografierenden Deckel finden.
Zu Newton: so lange er noch Anlass für Diskussionen gibt, ist er relevant. Für mich auf jeden Fall.
#154Report
3 weeks ago

Sollten wir nicht längst in einer Zeit angekommen sein, in der die Ausgestaltung des eigene Körpers jedem Menschen selbst überlassen sein sollte (Volljährigkeit sei mal vorausgesetzt)?


Selbstverständlich darf sich jeder gerne tätowieren lassen, der das möchte. Ich habe nichts dagegen. Ich habe auch schon oft Modelle mit Tattoos fotografiert. Bei TFP-Shootings ist das voll ok, sofern die Tattoos gut gemacht sind.

Die Frage war jedoch, ob Helmut Newton auch Modelle mit Tattoos fotografiert hätte. Nun, Helmut Newton selbst hätte vielleicht nichts dagegen einzuwenden gehabt. Allerdings hat er nicht zum reinen Vergnügen fotografiert, sondern um damit Geld zu verdienen.

Wenn nun auf einem der Fotos ein Model zu sehen gewesen wäre, das einen Totenkopf auf der Brust tätowiert hat, könnte ich mir vorstellen, dass sich der Verlag geweigert hätte das Buch so zu drucken. Spätestens dann, wenn nationalsozialistische Symbole zu sehen sind, hört der Spaß auf. Und ja, es gibt tatsächlich Leute, die sich auch so etwas tätowieren lassen:
https://www.saechsische.de/richterin-schickt-hakenkreuz-schwimmer-ins-gefaengnis-3364238.html
#155Report
3 weeks ago
Helmut Newton hätte auch einen Pecorino so fotografiert, dass das Ergebnis Kunst ist. Frauen fand er nur halt interessanter und die Herausforderung war größer

Ist er heute noch zeitgemäß? Das liegt wie immer im Auger des Betrachters. Wer sieht, wie viele Besucher auch heute noch in die Newton-Dauerausstellung im Museum für Fotografie Berlin gehen, kann sich diese Frage selbst beantworten.
#156Report
3 weeks ago
Ich denke, für Helmut Newton hätte es, zumindest ab einem gewissen Punkt in seiner Karriere, nur eine Rolle gespielt, ob ihm die Art der Tätowierung gefallen hätte. (Symbole, die unter das STGB fallen, lassen wir mal außen vor) .... und seine Kunden hätten es geschluckt ... "Seen by Helmut Newton" ...
#157Report
3 weeks ago
Chris W. Braunschweiger

"Ich denke Helmut Newton wäre absolut offen für Frauen mit Tattoos gewesen, wenn es denn zu seiner Zeit welche gegeben hätte".

Darf ich dich in diesem Zusammenhang vielleicht an die Motorrad- und Rockkultur der 50-iger und 60-ger Jahre in den USA erinnern?

Frage: wo lebte Newton seinerzeit doch gleich?
Weitere Frage: Warum nahm er diesen Kult dann nicht schon damals in sein Betätigungsfeld mit auf?

Patrick Michael Weber

"...dass man ein Tattoo auch einfach haben möchte(!), weil es einem gefällt(!) und nicht weil man es "benötigt".

Ich esse auch mal Tofu, aber viel lieber und daher viel öfters(!) ein saftiges Steak. Auch würde ich mir niemals einen Tesla kaufen. Weil er MIR nicht gefällt. Für mich einfach DAS GRAUEN AUF VIER RÄDERN. Im übrigen bleibe ich auch anderweitig beim Verbrenner. Ich war nämlich 10 Jahre beim THW und nicht bei der örtlichen Feuerwehr...
#158Report
3 weeks ago
Manfred # Also Jean Paul Gaultier hatte keine Probleme mit einem Totenkopftattoo. Aber was versteht der schon von Mode und Models.

https://www.vogue.de/beauty/artikel/tattoos-historie-mode-geschichte-models-designer
#159Report
Norbert Hess

"Auch würde ich mir niemals einen Tesla kaufen. Weil er MIR nicht gefällt. Für mich einfach DAS GRAUEN AUF VIER RÄDERN. Im übrigen bleibe ich auch anderweitig beim Verbrenner. Ich war nämlich 10 Jahre beim THW und nicht bei der örtlichen Feuerwehr..."

Vielen Dank für deinen kleinen Tesla-Exkurs. Hier hat wohl niemand auch nur eine Sekunde geglaubt, dass es anders sein könnte. ;-)
#160Report

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