Ich verstehe nicht, dass man in der MK immer wieder Bilder sieht, die auf Bahngleisen aufgenommen wurden. Möglicherweise liegt es an der spannenden Perspektive, aber eigentlich ist es ja streng verboten, Gleise zu betreten, birgt eine tatsächliche Gefahr und es ist ja auch nicht gerade Alltag, dass man in einer solchen Umgebung attraktive Girls antrifft, die auf den Schienen posieren. Ganz zu schweigen von den unglücklichen Mitmenschen, welche diese Umgebung wählen, um sich von dieser Welt zu verabschieden.
Kann mir jemand auf die Sprünge helfen?

Das abgenutzte Gestaltungsprinzip nennt sich "Leading Lines".
Also die Führungslinien, die dem Zug zeigen wo er Menschen überrollen kann...

Vielleicht liegt der Reiz ja genau darin, dass das eigentlich verboten ist, Bahnanlagen zu betreten.
Ich für meinen Teil verstehe zum Beispiel nicht, worin der Reiz liegt, attraktive Girls vor langweiligen unifarbigen Rolltapeten zu fotografieren, die in meinem Alltag auch nicht überall einfach so herumhängen.

Locations geben immer einen Sinnkontext im Bild, mindestens stimmungsmäßig. Aber bei vielen Bildern werden sie eher beliebig eingesetzt, bleiben sinnlos und nicht konzeptionell ausgesucht. Und da wäre die "unifarbene Rolltapete" eigentlich eine konsequentere Entscheidung, auch wenn da die Farbwahl entscheidende Unterschiede zeugt.

Warum ist es streng verboten, wenn ich auf einer stillgelegten Bahnlinie auf den Gleisen Fotos mache?
Bei noch aktiven Gleisen bin ich bei Dir - das ist fahrlässig und töricht.

Gruß,
Peter

Hmm, wo erfährt man zuverlässig (=verbindlich) welche Gleise wirklich stillgelegt sind?
Ein eventueller Rostbelag ist ein eher trügerisches Zeichen.

Sicherlich ist eine ICE-Trasse ungeeignet ... aber wenn meterhohe Büsche im Gleisbett wachsen, dann ist wohl binnen der nächsten Stunde kein Zug zu erwarten ...? Bahnanlagen bilden aber doch oft einen guten Hintergrund, passen plausibel zu manchen Uniform- oder Retroszenen, und der Gleisverlauf läßt das Bild auch schön perspektivisch wirken. Gäbe es nun im Lockdown eine vorübergehend stillgelegte "Startbahn West", dann böte diese auch ein tolles Ambiente z.B. für ein Stewardessenshooting ... oder wäre dann mit einer Notlandung einer 767 zu rechnen ?

Man könnte auch allgemein Fragen, wieso lost Places - was viele Bahnanlagen, die wir hier auf Fotos sehen, zweifellos sind, so einen ungemeinen Reiz auslösen.

Und ja, ich habe auch schon Aufnahmen auf "nicht ganz" stillgelegten Bahngleisen gemacht. Verbiten oder nicht: Wenn sich in unmittelbarer Nähe ein ungesicherter Bahnübergang befindet, wo im "Ernstfall" Bahnmitarbeiter die weiß-rot-weiße Fahne schwenken oder wenn eine mechanische Gleissperre eine Zugfahrt verhindert (bis ein Bahnmitarbeiter diese aufschließt), dann besteht wohl keine unmittelbare Lebensgefahr.

"... wenn eine mechanische Gleissperre eine Zugfahrt verhindert (bis ein Bahnmitarbeiter diese aufschließt), dann besteht wohl keine unmittelbare Lebensgefahr."

Ich hoffe nicht, dass tatsächlich jemand auf die Idee kommt, eine Gleissperre für ein Shooting zu installieren.

Es gibt inzwischen so viele kleine, eingleisige Bahnstrecken, die stillgelegt wurden und die ungefährlich für ein Shooting genutzt werden können. Evtl. käme auch eine Strecke in Betracht, auf der hin und wieder nur noch eine handbetriebene Draisine fährt.

studio105

Grundsätzlich verstehe ich ja die vorgebrachten Einwände.

Würde man allerdings viele möglichen Locations als Gefahrenstelle für Suizid gefährdete Mitmenschen ansehen, müsste man sich wohl in ein gegen atomare Angriffe gebunkertes Studio zurückziehen.

Fotos "on location", egal ob auf dem Balkon einer Wohnung, auf einer (wo auch immer gelegenen und wie frequentierten) Straße, als Fußgänger oder sonstigem Verkehrsteilnehmer; allerorts bestehen schließlich Gefahrenherde. Dies ließe sich übrigens problemlos in nahezu alle anderen Bereiche unseres täglichen Lebens erweitern.

Will sagen: es kommt immer auf den Einzelfall an. Einige Beispiele:

http://www.model-kartei.de/fotos/foto/18305959/ früher Sonntag Morgen auf dem Gelände eines Güterbahnhofs
http://www.model-kartei.de/fotos/foto/17714705/ dieses Gleis wird NIE von einem Zug befahren. Habe mich zu den verschiedensten Zeiten zuvor dort persönlich überzeugt
http://www.model-kartei.de/fotos/foto/17714716/ gleiche Location wie zuvor - nur hinter dem Bahndamm
http://www.model-kartei.de/fotos/foto/17145856/ Parallel zum Endspiels der Fußball Europameisterschaft sonntags am frühen Abend auf dem Gelände eines Güterbahnhofs - auch wiederum wie immer zuvor erkundigt
http://www.model-kartei.de/fotos/foto/10356206/ diese Gleisbereiche werden sonntags nicht befahren. Auch hier vorher eingehend erkundigt
http://www.model-kartei.de/fotos/foto/12225544/ dieses Gleis ist seit Ende 1945 still gelegt

Ich bin kein Selbstmörder und habe stets vollstes Verantwortungsgefühl für meine Mitarbeiter hinter als auch vor der Kamera. Im Leistungsfall würde ansonsten die zuständige Berufsgenossenschaft sicherlich auch keine Leistungen erbringen.

Grundsätzliche Ausführungen über die Wahl von geeigneten Motiven, auch im Bereich der Model Fotografie, möchte ich mir in diesem Zusammenhang darüber hinaus ersparen.

Norbert Hess

Grundsätzliche Ausführungen über die Wahl von geeigneten Motiven, auch im Bereich der Model Fotografie, möchte ich mir in diesem Zusammenhang darüber hinaus ersparen.

Nun, schade, gerade das interessiert mich aber mehr und sehr, weil es um Bildkonzept und -gestaltung geht und der TO schließt dieses Interesse ja ein ("Ich verstehe nicht, dass man in der MK immer wieder Bilder sieht, die auf Bahngleisen aufgenommen wurden. Möglicherweise liegt es an der spannenden Perspektive, aber ...")

Es muss gar nicht alles gross einen Sinn haben.
Manchmal wirkt es kompositorisch einfach gut. Andreas von Speyer hat die Linienführung ja schon genannt. Da muss man nicht immer Bedeutung reinzuinterpretieren.

Und es gibt vieles, was verboten ist, aber man trotzdem sicher arrangieren kann.

Marcello Rubini

Marcello, mir liegt wirklich fern die persönliche Meinung von Fotografen Kollegen in irgend einer Weise beeinflussen zu wollen. So auch nicht beim TO hier.

Die von mir oben genannten Fotos bieten aber eine von vielen Möglichkeiten Szenerien an und auf Gleis Anlagen in eine Bild Komposition mit einfließen zu lassen. Nicht mehr und nicht weniger.

Nun, verboten ist es nicht, wenn es sich um stillgelegten öffentlichen Bahngleisanlagen betrifft. Davon gibt es häufige, man muss nur sich nur gut informieren wo. Bei Fotos mit Gleisanlagen, gilt immer sehr gut informieren, wo absolut stillgelegte Bahnstrecken sind. Auch stillgelegte private Bahngleisanlagen, sind mit der Zustimmung des Eigentümers erlaubt. Dazu muss vorher angefragt und Zustimmung eingeholt werden.

Aktive Bahngleisanlagen und auch solche die nur gelegentlich genutzt werden sind natürlich hochgefährlich und vor Unberechtigten strengstens verboten zu betreten. Diese sollten definitiv zum eigenen Wohl und Anderer nicht betreten werden. Auch nicht für Shootings. Diese werden auch mit schweren Eingriff im Bahnverkehr zurecht geahndet, mit empfindlichen Strafen.

Für schöne Fotos mit Bahngleisanlagen gibt es genug stillgelegte Strecken, wo weder Personenverkehr, Güterverkehr noch gelegentlicher Bahnverkehr stattfindet. Man sollte sich nur gut informieren, um keine Gefahr für sich selbst und andere zu sein und legale Fotos mit Bahngleisanlagen machen zu können, ohne jegliche Gefahr.

Informationen dazu sind öffentlich im internationalen Netz zu finden.

Ich verstehe nicht, dass man in der MK immer wieder Bilder sieht, die auf Bahngleisen aufgenommen wurden. Möglicherweise liegt es an der spannenden Perspektive, aber eigentlich ist es ja streng verboten, Gleise zu betreten

Es gibt auch ungenutzte, aufgelassene Gleisanlagen.

Ansonsten ist es wie mit vielen "Lost Places" und diversen anderen Locations - etliches ist eigentlich nicht erlaubt, wird aber trotzdem gemacht. Noch lange vor der Frage "darf man? oder nicht?" sollte die Frage stehen "Ist es gefährlich?" Manche Ruinen sind nicht aus Prinzip gesperrt, sondern weil einem jederzeit was auf den Kopf fallen bzw. man selbst irgendwo durchbrechen kann. Gleisanlagen, die noch genutzt werden, sind ein gefährliches Terrain - man muss nur mal Adam Riese bemühen, schon bei einer Geschwindigkeit von "nur" 100km/h legt ein Zug (oder auch ein Auto!) ca. 28 Meter pro Sekunde zurück.

Zwei Betrunkene fahren im Zug. Sie halten die Köpfe aus dem Fenster, um frische Luft zu schnappen. "Pass auf!" ruft der eine. "Da vorne kommt ein Latengpengpengpeng..."

Bis man realisiert hat "Da hinten kommt ein ICE!" ... ist er auch schon da.

Eigentlich ist das ein ausgelutschtes Bildthema, wie die American Beauty Rosen oder Tiefgaragenbilder... In der Vorstellung mancher Leute stehen Schienen, die sich in der Ferne verlieren, für Aufbruch, Fernweh oder Abschied...

Das ist wie mit sehr vielen "Sujets". Sie sind irgendwann ausgelutscht, und dann bringen sie nur noch was, wenn man ihnen etwas neues oder zumindest etwas besseres als üblich abringen kann...

Oder wie irgendjemand mal hinsichtlich Abbildungen von Sonnenuntergängen spottete: "Der erste, der Sonne auf Wonne reimte, war ein Genie. Der tausendste ist ein Idiot."

Hmm, wo erfährt man zuverlässig (=verbindlich) welche Gleise wirklich stillgelegt sind?

Beim Eisenbahnbundesamt.

Meine Aussage war:
"... wenn eine mechanische Gleissperre eine Zugfahrt verhindert (bis ein Bahnmitarbeiter diese aufschließt), dann besteht wohl keine unmittelbare Lebensgefahr."

Antwort:
Ich hoffe nicht, dass tatsächlich jemand auf die Idee kommt, eine Gleissperre für ein Shooting zu installieren.

Vielleicht muss man einfach nur richtig lesen können (und nicht seiner Phantasie freien Lauf lassen). Oder man kann eine ICE-Strecke von einem selten genutzten Güterbahnhof unterscheiden, Ja, die Bahn hat tatsächlich mechanische Gleissperren oder abschließbare Handweichen, damit sie nicht von Unbefugten verstellt werden können. Wer da dann einfach mitdenkt, der weiß, wo keine Züge kommen können.