Unendlich-Fokus im Dunkeln 36

03.03.2009
Hallo,

ich experimentiere zurzeit viel mit Nachtaufnahmen, und da ist mir folgendes Problem untergekommen: Bei fast völliger Dunkelheit ist auch der AF meiner 1dm3 nebst 50/1.2 überfordert - logisch. Mein bisheriger Workaround bestand darin, die Schärfe manuell zu stellen und, da ich Landschaft knipste, den Schärfering einfach bis auf Anschlag zu drehen. Das aber gab nachweislich jedes Mal deutlich unscharfe Bilder, obschon ich über einen großen See hinweg fotografierte (den Sternenhimmel z.B.). Fokussiere ich hingegen ein eben doch ein bisschen leuchtendes Objekt (vorbeifahrendes Auto, einen Stern), werden die Bilder scharf, der Fokusring steht dann nicht ganz am Ende, sondern vielleicht 2-3 mm davor. Hat jemand eine Erklärung dafür und - noch besser - einen Workaround? Es ist recht mühselig, die Kamera vom Stativ zu nehmen, etwas zu fokussieren, sie wieder festzuclippen, Bildausschnitt wählen (alles mit gehaltenem Fokus) und dann endlich lange zu belichten. Was nützt mir eine Unendlich-Markierung am Objektiv, wenn es danach noch weiter Richtung "über-Unendlich" ...:-).... geht.

Jan
#2
03.03.2009
Oder: Fokusring bis zum Anschlag drehen und dann 2-3 mm zurück drehen.

Auch möglich: Mit angeschalteter lichtstarker Taschenlampe fokussieren, Taschenlampe ausschalten und dann belichten.
Normalerwise ist die echte "Unendlich"-Stellung immer kurz vor dem Anschlag.
Bist Du sicher, dass es eine Einstellunschärfe ist ?
03.03.2009
Was ist schon die Unendlichkeit ? Mit Sicherheit nicht der Horizont ! ;-)

Ich weiß, was Du meinst und hantiere auch gerne in diesen Bereichen, aber stets manuell und kann Deine 2-3mm bestätigen... Ist halt so, bei nahezu allen meinen Objektiven. Lebe damit und nutze eine Blende, die ein genügendes Schärfefeld bietet.

Zu besseren Focussierung nutze ich den Winkelsucher und würde ihn die insbesondere wg. der Zoom Funktion empfehlen. Dann kannst Du auch bei sehr wenig Licht recht exakt manuell focussieren, falls Du ein kleines Schärfefeld magst.

Alles in allem verzichte ich bei derartigen Stativaufnahmen auf Automatiken....

Manueller Modus, externer Belichtungsmesser und manueller Focus.... - denn bei Landschaften habe ich meist Zeit...

LG

Michael
03.03.2009
Eine Erklärung hätte ich anzubieten, eine richtig tolle Lösung des Problems aber auch nicht. Die zusätzliche "Luft" über deas "unendlich-Symbol" hinaus, war schon bei MF-Kameras bekannt und ist meines Wissens eine Methode Fertigungs- und Temperatur-Toleranzen abzuhelfen. Es wäre nämlich nicht wünschenswert, wenn ein sehr teures Objektiv gerade im harten Einsatz bei -20 Grad, plötzlich nicht mehr auf Unendlich fokussierbar wäre...

Ich kenne das Problem, da ich auch schon das eine oder andere Mal Nachtaufnahmen versucht habe. Meine Problemlösung bestand im Fokussieren eines hellen Objektes, vielleicht am Horizont, welches genügend weit weg ist. Danach dann den AF ausschalten und den Stellring des Objektives am besten nicht mehr berühren.

LG,
La_Luz
03.03.2009
@ La_Luz: sowas ähnliches habe ich mir auch überlegt...

Ein anderer Ansatz ist profaner.. Wie focussiere ich ? wie tut es der Autofocus ?

in eine Richtung drehen, bis es scharf wird, darüber hinaus - ah, es wird unscharf, wieder zurück... Vielleicht ist "scharf am Anschlag" aus diesem Grunde auch nicht wünschenswert, da ein "(er-) mitteln" der Schärfe sonst nicht so leicht möglich ist.

- Fertigungstoleranzen und Temperraturausgleich sind ebenfalls plausibel, auch wenn sie nicht ein so grosses Spiel benötigten...

LG

Michael
03.03.2009
@Nicole&Michael:
Das Problem sind ja eben die Nachtaufnahmen, bei denen wenig bis gar keine gut beleuchteten Objekte vorhanden sind, die ein gutes manuelles Fokussieren erlauben. Dazu kommt noch, dass die Suchervergrößerung der meisten Kameramodelle seit AF gar dahingehend "optimiert" ist, dass man mit dem bloßen Auge keine sicheres Scharfstllen mehr durchführen kann. Ganz zu schweigen von den fehlenden Hilfmitteln wie Prismenring oder Schnittbild-Entfernungsmesser. Und zuguterletzt muss auch noch aus Kostengründen das Pentaprisma einem Pentaspiegel weichen, welcher dann auch noch deutlich lichtschächer ist.
Für Astroaufnahmen sucht man dann ja sogar gezielt eine dunkle Location auf und vermeidet sogar das Mondlicht....

LG, La_Luz
[gone] User_6449
03.03.2009
Original von VoiceOfTheNight
Mein bisheriger Workaround bestand darin, die Schärfe manuell zu stellen und, da ich Landschaft knipste, den Schärfering einfach bis auf Anschlag zu drehen. Das aber gab nachweislich jedes Mal deutlich unscharfe Bilder, obschon ich über einen großen See hinweg fotografierte (den Sternenhimmel z.B.).

Wenn der Schärfering am Anschlag auf Unendlich steht und der
Sternenhimmel trotzdem Unscharf ist, ist Dein Objektiv defekt.

Ganz einfache Sache ...

Viele Grüße
Peter
03.03.2009
Original von La_Luz
Eine Erklärung hätte ich anzubieten, eine richtig tolle Lösung des Problems aber auch nicht. Die zusätzliche "Luft" über deas "unendlich-Symbol" hinaus, war schon bei MF-Kameras bekannt und ist meines Wissens eine Methode Fertigungs- und Temperatur-Toleranzen abzuhelfen. Es wäre nämlich nicht wünschenswert, wenn ein sehr teures Objektiv gerade im harten Einsatz bei -20 Grad, plötzlich nicht mehr auf Unendlich fokussierbar wäre...


Korrekt, um zu garantieren, daß unendlich eingestellt werden kann lässt man zu,
daß etwas über unendlich hinweg gedreht werden kann.
03.03.2009
Original von Peter Herhold
Wenn der Schärfering am Anschlag auf Unendlich steht und der
Sternenhimmel trotzdem Unscharf ist, ist Dein Objektiv defekt.


Nein, Unendlich und Anschlag sind im Allgemeinen nicht identisch.
[gone] User_6449
03.03.2009
Original von Fotofuxx

Nein, Unendlich und Anschlag sind im Allgemeinen nicht identisch.


Unendlich und Anschlag sind konstruktionsbedingt nur bei Spiegelobjektiven
nicht identisch. Wenn das bei einem 50mm Standardobjektiv auftritt, ist es
ein Fall für die Werkstatt (oder für den Kundendienst, soweit noch Garantie
besteht). Bei den beschriebenen 2-3 mm ohnehin ...

Viele Grüße
Peter
03.03.2009
Original von Peter Herhold
[quote]Original von Fotofuxx

Nein, Unendlich und Anschlag sind im Allgemeinen nicht identisch.


Unendlich und Anschlag sind konstruktionsbedingt nur bei Spiegelobjektiven
nicht identisch. Wenn das bei einem 50mm Standardobjektiv auftritt, ist es
ein Fall für die Werkstatt (oder für den Kundendienst, soweit noch Garantie
besteht). Bei den beschriebenen 2-3 mm ohnehin ...

Viele Grüße
Peter[/quote]

Erklär mir mal bitte, was das mit Spiegel vs. Linsen zu tun haben soll ...

Ich lerne gerne dazu !
[gone] User_6449
03.03.2009
Original von Fotofuxx
Erklär mir mal bitte, was das mit Spiegel vs. Linsen zu tun haben soll ...

Ich lerne gerne dazu !


Spiegelobjektive kann man über "Unendlich" hinausdrehen, da sie sehr
temperaturempfindlich sind und der Ausdehnungsfaktor bei Temperatur-
schwankungen ausgeglichen werden muß. Der gleiche Effekt tritt auch
bei Linsenobjektiven mit sehr großen Durchmessern auf (z.B. Astrono-
mische Fernrohre oder sehr lange Teleobjektive).

Bei einem normalen 50 mm Objektiv treten so hohe Schwankungen aber
nicht auf und die beschriebenen 2-3 mmm Spiel sind absolut "jenseits von
Gut und Böse" ...

Viele Grüße
Peter
03.03.2009
Ok, es hat also nicht primär mit dem Spiegel zu tun, dann ist meine
Welt wieder in Ordnung. Beim Nikon 600/4 ED steht das mit dem Spiel
aufgrund der Ausdehnung nämlich sogar im Handbuch.
[gone] User_6449
03.03.2009
Original von Fotofuxx
Beim Nikon 600/4 ED steht das mit dem Spiel aufgrund der Ausdehnung nämlich sogar im Handbuch.

Das ist ja auch ein "Extremobjektiv" ... ;-)

Bei normalen Brennweiten sind die Schwankungen praktisch 0,
sonst würden z.B. Konstruktionen wie Meßsucherkameras gar
nicht funktionieren. Also Systeme, bei denen die Schärfe nicht
durch das Objektiv, sondern extern gemessen wird.

Viele Grüße
Peter
04.03.2009
Hallo Peter,

das ist hoch interessant. Allerdings funktioniert das (fast neue) Objektiv in jeder anderen Lage hervorragend, der AF ist hochpräzise und zuverlässig. Ich habe mir jetzt interessehalber mal zwei Stück des selben Objektivs geliehen - ist immerhin ein Hochpreisteil - und exakt die gleich Erfahrung gemacht: Am Anschlag ist das Bild unscharf, ca. 2-3 mm davor ist es im Falle von ca. 1-2 km zum Motivabstand scharf. Gleiches Ergebnis mit einem wesentlich niedrigerpreisigen Objektiv (50/1.8).

Jan
[gone] User_6449
04.03.2009
Hallo Jan,

Da Du Dir so viel Mühe machst, habe ich es vorhin selbst nochmal
mit einem AF-Nikkor 1,8/50D ausprobiert:


AF ausgeschaltet, bis zum Anschlag auf Unendlich gedreht, den
Mond fotografiert und das Bild ist scharf.

AF eingeschaltet, der Autofocus dreht auch bis zum Anschlag und
das Bild ist auch scharf.

Jedenfalls soweit man den Mond bei 50mm noch erkennen kann ... ;-)


Wenn das bei Dir bei mehreren Objektiven Auftritt, könnte es evtl.
auch an der Kamera liegen. Hast Du eine zweite Kamera um das zu
testen?


Und noch eine ganz andere Idee:

Welche Belichtungszeit verwendest Du? Hast Du berücksichtigt, daß
Mond und Sterne ohnehin nicht scharf werden wenn man zu lange
belichtet, da sie sich bewegen?


Am Anschlag ist das Bild unscharf, ca. 2-3 mm davor ist es im Falle
von ca. 1-2 km zum Motivabstand scharf.

Das ist normal, denn 1-2 km sind nicht "Unendlich", sondern nur kurz davor.
Wie viele Millimeter das am Objektiv ausmacht, kommt auf den Einstellweg
des Objektivs an.

Viele Grüße
Peter
04.03.2009
Ich habe selbe Kamera, selbes Objektiv...

ca. 15 Canon Objektive, 3 1er Bodies...

selbes Verhalten...

LG

Michael

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