Unendlich-Fokus im Dunkeln 36

04.03.2009
@Peter Herold
Stell dein scharfes Mondbild bitte mal ein und zwar von Hand fokussiert, darum ging es nämlich. Eventuell wäre es sogar noch besser, du würdest ein Bild aus der Natur hochladen, bei Dunkelheit fokussiert und eine Szene zeigend, die 1-2 km entfernt ist - so wie in der Vorgabe durch den Threadstarter - von Sternenhimmel und Mond war da nicht die Rede.

Das Spiel, egal ob bei Billigobjektiv oder bei Hochpreislinse, ist immer da. Ein Grund, die thermischen Veränderungen haben wir schon gelesen und der zweite Grund, Fertigungstoleranzen, kommt noch hinzu, die bei der Kalibrierung ausgeglichen werden.

@VoiceOfTheNight
Die Lösung steht eigentlich schon in #3 - Taschenlampe. Ein lichtstarke Taschenlampe, beispielsweise ein MagLite (mit 3 oder 4 Monozellen) reicht schon gut, um auch Ziele in mehr als 500 Metern noch fokussiert zu bekommen. Mit der 4zelligen Taschenlampe habe ich schon Entfernungen zwischen 600 und 800 Meter ausgemessen, bei denen der Fokus noch traf. Mit ausgemessen meine ich übrigens, dass ich die Entfernung tatsächlich nachgemessen habe. Das waren mehrere Nächte alleine und mit Partner, Funkgerät und unterschiedlichsten Lichtquellen, um für die Dunkelfotografie dem Problem des Defokussierens Abhilfe zu schaffen.
  1. Taschenlampen funktionieren ganz gut, allerdings nicht unendlich weit, sind dafür problemlos mitzuführen.


  2. Ein helles Objekt in etwa der gleichen Entfernung zu fokussieren und dann zu verschwenken, ist nicht ratsam, da durch das Verschwenken deutliche Entfernungsunterschiede entstehen, was du bei Tag leicht nachvollziehen kannst (s. "Nicht schwenken" von Michael Hohner).


  3. Gut funktionieren Lampen, in der Entfernung aufgestellt, manuell fokussiert und dann die Lampen wieder entfernt - ja, das ist arbeitsintensiv und braucht Vorbereitungszeit oder einen Partner


  4. Auch gut funktionieren kann die Autobeleuchtung, sofern man den PKW in Fotorichtung positionieren kann. Ebenfalls wieder manuell fokussieren und Beleuchtung danach aus. - Achtung, im Winter geht das stark auf die Batterie und es kann passieren, dass man danach nicht mehr weg kommt und laufen lassen geht ja in Zeiten der CO²-Diskussion gar nicht mehr;-)


  5. manuell bis zum Anschlag drehen und danach ein bisschen zurück - irgendwas zwischen 0,5 und 2 mm (je nach Objektiv, eigenem Empfinden und Erfahrungswerten)


  6. Manuell auf Verdacht einstellen geht auch, dann sollte auf jeden Fall ein Laptop dabei sein, auf dem man die Schärfe kontrollieren kann. Das funktioniert eigentlich ganz gut und ist eine bessere Alternative, als der Vorpunkt. - Es geht im Endeffekt nur um die größe des Bildes, da man Unschärfen dann besser beurteilen kann. Im Prinzip reicht auch der Kameramonitor mit der Vergrößerung, was aber bedeutet, dass man bei Berührung der Kamera eventuell die Entfernung etwas verstellt.


  7. Ebenfalls möglich ist das Ausprobieren bei Tag und anschließende markieren des Objektives. Allerdings bedeutet das, dass man in den drehbaren Ring und die Aufnahme eine sichtbare Nut einritzen muss oder mehrere (je nach gewünschten Entfernungsbereichen - was nicht immer gut geht und auch ein bisschen handwerkliches Können voraussetzt).

Für alle Punkte gilt bei Dunkelaufnahmen immer zwingend, dass sie mit Stativ gemacht werden und von Hand fokussiert (keine Regel ohne Ausnahme).


Persönlich nutze ich meist eine Taschenlampe und bei größeren Entfernungen auch schon mal das Verschwenken. Allerdings kenne ich die Entfernungen bei meinen Bildern recht gut, einmal durch zahlreiche Fotos am gleichen Ort und durch maps.google.de. Das ist dann auch der Abschlusstipps für "absolute Profis", die über sehr große Distanzen Nachtaufnahmen machen. Über zusätzliche Entfernungstools kann man in den Karten von Google Entfernungen berechnen, die so genau sind, dass bei "unendlich" keine Unschärfe mehr entsteht, weil der Bereich der Tiefenschärfe so groß ist, dass es auf ein paar Meter mehr nicht ankommt. Wer es noch eine Nummer genauer möchte, kann auch einfach ein GPS-Gerät nutzen, die späteren Aufnahmestellen anlaufen und dann daraus immer die korrekte Entfernung zum Aufnahmepunkt ermitteln.
Beim 50-er braucht alles über 10m nicht mehr fokussiert werden, das ist dann sowieso scharf.
Eventuell stimmt das Auflagemaß Deine r Kamera nicht, das müßte in der Werkstatt justiert werden.
[gone] User_6449
05.03.2009
Original von Wolfgang Blachnik
Beim 50-er braucht alles über 10m nicht mehr fokussiert werden, das ist dann sowieso scharf.

Das ist zwar ein Anhaltspunkt, aber zu 100% verlassen würde ich mich darauf
nicht. Besonders dann nicht, wenn man mit offenener Blende fotografiert.

Wenn ich auf 10 m fokussiere, ist der Entfernungsring noch nicht auf Unendlich,
sondern nur ganz knapp vor dem Anschlag. Wenn ich danach auf ein deutlich
weiter entferntes Objekt fokussiere, zieht der Autofokus nochmal etwas nach.
Ist zwar minimal, wirkt sich aber auf die Schärfe aus.

Wirklich bis zum Anschlag auf Unendlich geht das Objektiv erst ab etwa 150 m.
Der Einstellweg auf dem Entfernungsring ist von 10 auf 150 m jedoch so gering,
daß man es manuell kaum einstellen kann. Das schafft nur der Autofokus.



Viele Grüße
Peter
[gone] Harry´s
05.03.2009
Bei normalen Brennweiten sind die Schwankungen praktisch 0,
sonst würden z.B. Konstruktionen wie Meßsucherkameras gar
nicht funktionieren. Also Systeme, bei denen die Schärfe nicht
durch das Objektiv, sondern extern gemessen wird.


Das denke ich auch. Aber warum ist das Übermaß dann auch an einem 50er vorhanden wie von Dir beschrieben? Kann also nicht nur die Ausdehnung sein....
Filter o.ä. können die Schärfeebene verschieben, auch benötigen einige Autofokussysteme regelungsbedingt ein Überschwingen. Auch deswegen wird diese Reserve benötigt.
lg
HArry
[gone] ..........
05.03.2009
Hiroshi Sugimoto ist berühmt (auch) für seine unscharfen Architekturaufnahmen.
Dafür hat er sich extra die Objektive anpassen lassen, daß er sie auf "doppelt unendlich" fokussieren kann...
[gone] User_6449
05.03.2009
Original von Harry´s
Bei normalen Brennweiten sind die Schwankungen praktisch 0,
sonst würden z.B. Konstruktionen wie Meßsucherkameras gar
nicht funktionieren. Also Systeme, bei denen die Schärfe nicht
durch das Objektiv, sondern extern gemessen wird.


Das denke ich auch. Aber warum ist das Übermaß dann auch an einem 50er vorhanden wie von Dir beschrieben? Kann also nicht nur die Ausdehnung sein....

Ich habe das "Übermaß" nicht beschrieben. Im Gegenteil, mit dem
AF-Nikkor f1,8/50mm D läuft alles ganz normal und einwandfrei ...

Natürlich unterliegt auch ein 50mm Objektiv gewissen Toleranzen
durch Fertigung und Temperaturschwankungen, das dürfen aber
auf gar keinen Fall 2-3 mm am Einstellweg sein.

Der Fehler muß also wo anders liegen ...

Viele Grüße
Peter
[gone] Harry´s
06.03.2009
Die 2 mm Überdrehung ist nicht ungewöhnlich und auf gar keinen Fall ist das Objektiv defekt. Beim Canon EF 1,4/50 verhält es sich ähnlich. Der Grund ist wie bereits geschrieben hier nur im Regelalgorithmus des AF zu suchen. Auch die erforderliche erhöhte Präzision bei Zooms wird durch einen derartigen "Spielraum" gern kompensiert. Beim Nikkor in D-Ausführung fließt meines Wissens sogar die Blendeniformation in die AF Bestimmung ein. Die Kamera "kennt" das Objektiv und verwendet anscheinend einen entsprechenden Algorithmus, falls die Beobachtung meines Vorschreibers zutrifft. Wärmeausdehnungen spielen bei diesen Brennweiten keine Rolle. Insbesondere, da hochwertige Objektive weitgehend temperaturkompensiert konstruiert werden.
lg
Harry
06.03.2009
Original von Peter -M-
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperfokale_Entfernung


Ist das nicht eigentlich die Lösung des Problems? Den Link wollte ich jedenfalls auch gerade posten ;-)

LG Thomas
[gone] User_6449
06.03.2009
@ Harry

Den Autofokus kann man abschalten um Fehler auszuschließen. Daher kam mein
Beispiel mit dem Mond, denn der liegt auf jeden Fall auf "Unendlich" am Einstell-
ring des Objektivs. Kann man also als Test verwenden, ob "Unendlixh" wirklich
mit dem Anschlag des Objektivs übereinstimmt.

Daß die Schärfe bei Autofocus an anderer Stelle liegt als manuell, halte ich für
technisch unmöglich.

Viele Grüße
Peter
[gone] Harry´s
06.03.2009
@Peter

..glaub mir. Es gibt keinen Autofokus der funktioniert. Und ich meine richtig funktioniert.
lg
Harry
06.03.2009
Bei jedem (?) ojektiv gibt´s ne unendlich markierung. Die stimmt genau genug. Zur not im taschenlampenlicht einstellen und mit gaffatape fixieren.
Und dann sicherheitshalber 2 stufen - bzw. auf optimale abbildungsleistung - abblenden.

Lg Paul
[gone] User_6449
06.03.2009
Original von Harry´s
..glaub mir. Es gibt keinen Autofokus der funktioniert. Und ich meine richtig funktioniert.

Ich glaube Dir vollkommen, daher empfehle ich ja die ganze
Zeit, das manuell zu überprüfen. Macht nur leider keiner ...

Viele Grüße
Peter
01.04.2009
Original von Peter Herhold
[quote]Original von Harry´s
..glaub mir. Es gibt keinen Autofokus der funktioniert. Und ich meine richtig funktioniert.

Ich glaube Dir vollkommen, daher empfehle ich ja die ganze
Zeit, das manuell zu überprüfen. Macht nur leider keiner ...

Ich glaubs nich.
Ich kenne kaum kolegen - die z.b fussball mit 400 bzw 500 mm und f4 mit 8 aufnahmen/sec belichten und von hand fokussieren

Lg Paul
01.04.2009
Original von Peter Herhold
[quote]Original von Fotofuxx
Spiegelobjektive kann man über "Unendlich" hinausdrehen, da sie sehr
temperaturempfindlich sind und der Ausdehnungsfaktor bei Temperatur-
schwankungen ausgeglichen werden muß. Der gleiche Effekt tritt auch
bei Linsenobjektiven mit sehr großen Durchmessern auf (z.B. Astrono-
mische Fernrohre oder sehr lange Teleobjektive).

Bei einem normalen 50 mm Objektiv treten so hohe Schwankungen aber
nicht auf und die beschriebenen 2-3 mmm Spiel sind absolut "jenseits von
Gut und Böse" ...

Wikipedia erklärt es besser - und Du liegst hier, was moderne AF-Obkjektive betrifft, ein bißerl falsch (man kann den Unterschied sehr gut erkennen, wenn man alte MF- und neue AF-Objektive von Nikon vergleicht):

Auf den Entfernungsskalen von Objektiven ist in der Regel die exakte Gegenstandweite angegeben. Die hyperfokale Entfernung kann aus der oben genannten Gesetzmäßigkeit nicht mit angegeben werden. Die Fokussierung auf ∞ hat demnach nichts mit der hyperfokalen Distanz zu tun. Bei den meisten Objektiven geht die Fokussierung sogar darüber hinaus, um den Autofokus nicht ständig anstoßen zu lassen.
[gone] Peter -M-
01.04.2009
Ja sicher ist das die Lösung.

Ich amüsiere mich oft, wieviel Halbwissen und Hörensagen
in solchen Foren kundgetan wird ;-)



Original von Photowizard
[quote]Original von Peter -M-
http://de.wikipedia.org/wiki/Hyperfokale_Entfernung


Ist das nicht eigentlich die Lösung des Problems? Den Link wollte ich jedenfalls auch gerade posten ;-)

LG Thomas[/quote]
06.04.2009
Bei den meisten Objektiven geht die Fokussierung sogar darüber hinaus, um den Autofokus nicht ständig anstoßen zu lassen.


DAS würde meine Frage bislang am eindeutigsten klären - die Objektiv-kaputt-Hypothese ist nämlich gleich aus mehrerererereren Gründen abwegig.

Jan

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