Arbeitszeiten... wie viele Stunden die Woche lasst ihr euch gefallen? 64

[gone] DELICATE *in London*
14.04.2010
Hallo ihr Lieben,

Mich wuerde mal interessieren wie eure Arbeitszeiten in eurem taeglichen Jobleben so aussehen... Wie viele Stunden arbeitet ihr und wie viele Ueberstunden lasst ihr euch gefallen?

Meine Frage kommt daher weil ich hier in London vor 2 Wochen einen Job angefangen habe den ich aber am Montag wieder gekuendigt habe.
Ich war erst total begeistert weil diese riesige Bilderbearbeitungsagentur mich nach Bewerbungsgespraech und 2 Probearbeitstagen tatsaechlich eingestellt hat als Assistant des Senior Retouchers. Die Agentur ist mehr oder weniger Marktfuehrer in England mit riesen Kunden wie Vogue, Rankin etc.
Ich konnte es erst gar nicht glauben und habe den Job natuerlich angenommen.
Im Bewerbungsgespraech wurde mir gesagt dass es mal vorkommen kann dass ein grosser Job reinkommt und dass man dann hier und da auch mal laenger bleibt und Ueberstunden macht (die Leute dort sind alle Freiberufler, also waeren die Ueberstunden natuerlich auch bezahlt).
"Klaro, kein Problem" dachte ich mir, ich arbeite ja schon seit ueber 2 Jahren als freiberufliche Bildbearbeiterin und bin es eigentlich gewohnt lange zu arbeiten wenn ich ein grosses Projekt bekomme.

Die ersten paar Tage war eigentlich alles cool... und dann kam der erste grosse Job.
Wir sassen echt von morgens bis spaet abends (mit "schnell schnell" Fastfood Mittagspause) 8 Tage am Stueck fuer mindestens 13 Stunden am Tag in diesem dunklen, neutral grau gestrichenem Raum ohne Fenster und Licht (ich weiss, das ist normal in der Industrie). Natuerlich das ganze Wochenende durch. Nach den 8 Tagen war ich schon sowas von am Arsch dass ich mich mal vorsichtig erkundigte wie das denn so in der nachsten Zeit aussehen wird mit Wochenenden etc.
Die Antwort war "Wochenenden und frei kannst du bis Ende April - Mitte Mai erstmal komplett vergessen. So lange sitzen wir hier erstmal jeden Tag an dem Job. Und danach kommt schon der naechste grosse Job rein und damit sieht es aehnlich aus".

"Wow" dachte ich mir, 6 Wochen am Stueck ohne einen einzigen Tag frei in dieser Dunkelkammer arbeiten, und danach vielleicht ein Wochenende frei und dann das ganze wieder?
Mir wurde dann gesagt das waere normal in der Industrie, ein Kollege wuerde schon seit fast 3 Monaten an einem Job sitzen und das jeden Tag und das waere eigentlich auch Standard und ueberall so.

Kann das wirklich sein???

Ich bin mega traurig weil es an sich wirklich mein Traum Job ist. Ist liebe meine Arbeit und ich habe kein Problem damit bei grossen Jobs mal laenger da zu sitzen... aber ich haette keine 1,5 Monate ohnen einen einzigen freien Tag ausgehalten. Vor allem nicht taeglich 13 Stunden oder mehr, sitzend und schweigend in einem dunklen grauen Raum.
Mir tat schon nach den 8 Tagen alles weh, und ich bin es eigentlich echt gewohnt viele Stunden am Rechner zu sitzen.
Abgesehen davon haette ich mir wahrscheinlich (ohne Witz) jemanden einstellen muessen der fuer mich einkaufen geht und mir meine Sachen waescht und hier und da mal das Badezimmer putzt... denn wie soll man das machen wenn man jeden Tag bis mindestens 21 Uhr oder laenger auf der Arbeit sitzt?
Ich habe mich also dafuer entschieden weiter mit meinen eigenen Kunden zu arbeiten, auch wenn es sehr schade um den Job ist, aber ich muss ganz ehrlich sagen dass mir mein Privatleben, Freund, Freunde, ab und zu mal entspannen auch echt wichtig ist.

Was haettet ihr gemacht? Wuerdet ihr fuer euren Traumjob euer komplettes Privatleben aufgeben? Findet ihr es ok dass es solche Arbeitszeiten gibt?

Ich verstehe einfach nicht warum man sich nicht mehr Leute anstellt anstatt wenige Leute zu solchen unmenschlichen Konditionen arbeiten zu lassen. Irgendwann geht das Ganze ja auch auf die Gesundheit und auf die Motivation und nimmt meiner Meinung nach auch irgendwann die Freude am Job.

Habe ich einfach eine schlechte Arbeitseinstellung? Sind solche Zeiten heute normal?
Oder muss man einfach als Workaholic geboren werden der seine Arbeit so sehr liebt und so zielstrebig ist dass er keine Freunde, keine Freizeit und kein Privatleben braucht und der Job das ganze Leben bestimmt?
Ich bin so jedenfalls nicht... so sehr ich meinen Job auch liebe.


Bin gespannt auf eure Antworten.

Viele liebe Gruesse,

Nadine
[gone] Talasia
14.04.2010
Hallo Nadine,

für mich hört es sich richtig an was du getan hast, denn ich würde auch nicht für meinen Traumjob mein ganzes restliches Leben so kaputt machen. Ich finde es auch ok länger im Büro zu sitzen, wenn ein wichtiger Auftrag da ist, das hatte ich in meine alten Firma auch des öfteren mal, aber in DEM Maße, das finde ich schon echt heftig und ich könnte so nicht arbeiten.
Ich kann mich nun sehr glücklich schätzen, denn bei dem Job den ich seit letztem Jahr Juni angefangen habe habe ich erst einmal wirklich länger arbeiten müssen, es ist total lockeres Arbeiten dort und ich komme mit allen gut klar.
Tut mir trotzdem leid, dass es so für dich kommen musste...da hast du deinen Traumjob und dann ist so ein fieser Beigeschmackt dabei.

Liebe Grüße
14.04.2010
Hmm ...

wenn die Arbeit zeitkritisch ist, muss sie gemacht werden. Da gibt es wohl kaum Diskussionen. Und solange mir die Stunden als Überstunden angerechnet oder ausgezahlt werden, ist mir auch fast egal wie lange ich arbeiten muss.

Werden die Überstunden aber nicht angerechnet, dann würde ich mir das ganze nur dann gefallen lassen, wenn das finanzielle stimmt.

In deutschland hast Du übrigens eine offizielle Maximalarbeitszeit von 10 Stunden, zumindest bei meinem vorherigen Arbeitgeber wurde da auch peinlich genau drauf geachtet ... die Zeiterfassung ist da ja recht zickig und weisst alles aus, was nicht den Vorschriften entspricht.

Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, wo seine persönliche Grenze ist ... da kann einem keiner helfen.
14.04.2010
Hallo Nadine ...
... die Show must go on - leider und ohne Rücksicht auf "Verluste".
Aber: Ein so extremes Engagement, dies muss auch entsprechend honoriert werden.

Ein "Alter" aus Nürnberg.
[gone] Dori 1980
14.04.2010
6 Stunden Nachmittagsdienst.
Mo/Di/Do/Fr

Mittwochs frei, es sei denn , das Dienstbesprechungen angesagt sind.

Wochenendarbeit muss bei bestimmten Projekten, oder Veranstaltungen
immer mit einkalkuliert werden.

So komme ich auf ca. 35 Stunden die Woche.
Heimarbeit, wie HP Pflege und Plakate entwerfen
gehören zum Dienst dazu.

In der Jugendarbeit gibt es keinen Dienst nach Vorschrift.
Flexibel muss man sein.
[gone] DELICATE *in London*
14.04.2010
@ Talashia

Das freut mich sehr fuer dich. Es ist heute gar nicht mehr so einfach einen Job zu finden den man wirklich so sehr mag dass man jeden morgen gerne zur Arbeit faehrt. Der Job wird ja auch wie ein zweites zu Hause...

@ Tobias

Die Ueberstunden wurden angerechnet (allerdings zum gleichen Stundenlohn, und der war bei mir eh schon ziemlich mickrig... aber ok, Assistant Job eben, da kann man ja auch nicht viel erwarten erstmal).
Aber selbst wenn ich fuer den Job £5000 im Monat bekommen haette weiss ich trotzdem ganz ehrlich nicht ob es mir die ganzen Stunden wert gewesen waere. Du kannst ja wirklich gar nichts machen... ich bin nach Hause, habe schnell was gegessen und bin ins Bett. Keine Freunde treffen, keine Telefonate, kein richtiges Kochen und Essen, keine Bewegung, keine Zeit fuer irgendeinen Sport den man grade bei diesem Job echt noetig haette, und ich habe nichtmal Bock gehabt meinen Computer anzumachen und meine Emails zu lesen.


Was ich nicht verstehe ist halt warum man sich in solchen Zeiten wo so viele grosse Jobs reinkommen als Chef nicht ueberlegt 2 Freiberufler mehr einzustellen die helfen.
Ich wuerde mir als Chef echt mega scheisse vorkommen wenn ich wuesste dass meine Arbeiter kein Privatleben mehr haben nur weil ich zu geizig bin um ein paar Leute mehr einzustellen und einigermassen normale Arbeitszeiten zu gewaehrleisten. Meiner Meinung nach ist das Sache des Chefs das Problem zu loesen und nicht Sache der Arbeiter die Angst haben den Job zu verlieren und dafuer alles andere aufgeben.
Grade in meiner Branche gibt es so viele Freiberufler die man locker fuer nen Monat oder zwei anstellen kann, und in ruhigeren Zeiten eben nicht...
[gone] DELICATE *in London*
14.04.2010
Joah schon... aber bist du bereit fuer Geld dein Privatleben aufzugeben? Niemanden mehr treffen zu koennen fuer ca. 8 Monate oder mehr im Jahr? Nichtmal mehr einkaufen gehen zu koennen oder dein Wohnung sauber halten zu koennen?


Original von Guenter Peschel
Hallo Nadine ...
... die Show must go on - leider und ohne Rücksicht auf "Verluste".
Aber: Ein so extremes Engagement, dies muss auch entsprechend honoriert werden.

Ein "Alter" aus Nürnberg.
Welchen Chef interessiert sowas...solange die Anderen alles mitmachen!!
14.04.2010
Original von DELICATE *in London*
Was ich nicht verstehe ist halt warum man sich in solchen Zeiten wo so viele grosse Jobs reinkommen als Chef nicht ueberlegt 2 Freiberufler mehr einzustellen die helfen.
Ich wuerde mir als Chef echt mega scheisse vorkommen wenn ich wuesste dass meine Arbeiter kein Privatleben mehr haben nur weil ich zu geizig bin um ein paar Leute mehr einzustellen und einigermassen normale Arbeitszeiten zu gewaehrleisten. Meiner Meinung nach ist das Sache des Chefs das Problem zu loesen und nicht Sache der Arbeiter die Angst haben den Job zu verlieren und dafuer alles andere aufgeben.
Grade in meiner Branche gibt es so viele Freiberufler die man locker fuer nen Monat oder zwei anstellen kann, und in ruhigeren Zeiten eben nicht...
Aber Dein Chef hat doch festgestellt, dass es mit den meisten seiner Angestellten so klappt, warum also seine Arbeitsweise ändern?

Gerade in der heutigen Zeit wird sich da auch nichts ändern ... Würde er Probleme haben, seine Aufträge abzuarbeiten, dann würde sich vieleicht etwas ändern, aber so?
Das klingt zu viel. Sicher gibt es Zeiten, wo man mehr als genug arbeiten muss, habe ich gerade hinter mir, aber dabei achte ich immer darauf, dass meine Mitarbeiter das nur in Maßen tun müssen, denn wer zu viel arbeitet, wird nicht unbedingt besser.
Insofern hast du den richtige Schritt gemacht, denn was bringt der Traumjob, wenn er dich kaputt macht?
Das zeugt nicht von einem weitsichtigen Chef, bzw. das Geschäftsmodel klingt überdenkenswert
14.04.2010
Original von DELICATE *in London*
Was ich nicht verstehe ist halt warum man sich in solchen Zeiten wo so viele grosse Jobs reinkommen als Chef nicht ueberlegt 2 Freiberufler mehr einzustellen die helfen.(...)


2 Arbeiter mit Überstunden sind günstiger als 3 die normal ausgelastet sind.
Liegt am Einzelfall ob sich das rechnet.....

Sei dir sicher....mit jedem der kündigt stehen 5 auf der Matte die den Job mit Kusshand nehmen.
Und weil die Cheffes dieser Welt das wissen.....

:-/
[gone] DELICATE *in London*
14.04.2010
Da wirst du Recht haben...
Mein Ding war es einfach nicht, auch wenn ich den Job an sich gerne gemacht haette.
Ich moechte halt arbeiten um zu leben, aber nicht leben um zu arbeiten...

Einige von den Kollegen hatten sogar eine Familie...




Original von BS
[quote]Original von DELICATE *in London*
Was ich nicht verstehe ist halt warum man sich in solchen Zeiten wo so viele grosse Jobs reinkommen als Chef nicht ueberlegt 2 Freiberufler mehr einzustellen die helfen.(...)


2 Arbeiter mit Überstunden sind günstiger als 3 die normal ausgelastet sind.
Liegt am Einzelfall ob sich das rechnet.....

Sei dir sicher....mit jedem der kündigt stehen 5 auf der Matte die den Job mit Kusshand nehmen.
Und weil die Cheffes dieser Welt das wissen.....

:-/[/quote]
Original von BS
[quote]Original von DELICATE *in London*
Was ich nicht verstehe ist halt warum man sich in solchen Zeiten wo so viele grosse Jobs reinkommen als Chef nicht ueberlegt 2 Freiberufler mehr einzustellen die helfen.(...)


2 Arbeiter mit Überstunden sind günstiger als 3 die normal ausgelastet sind.
Liegt am Einzelfall ob sich das rechnet.....

Sei dir sicher....mit jedem der kündigt stehen 5 auf der Matte die den Job mit Kusshand nehmen.
Und weil die Cheffes dieser Welt das wissen.....

:-/[/quote]

Ach, wenn du mal gute Mitarbeiter hast, die du über lange Zeit angelernt hast, pfeiffst du du auf die 5, die da warten :-)
[gone] DELICATE *in London*
14.04.2010
Das waere ja schoen :)
Ich finds einfach schade was in der Arbeitswelt so abgeht und es wundert mich nicht dass so viele Leute heute mit Burn Out zu tun haben oder Depressionen.
Chefs scheint das wohl relativ egal zu sein.
Hatte schonmal an das "fair work company" Geschaeftsmodell gedacht :) Das waere sowas wie fairtrade, nur eben fuer Firmen und die muessen versichern dass ihre Mitarbeiter normale Arbeitsstunden haben.
Es ist einfach eine Frage der Wahlmöglichkeiten. Wenn du nicht mußt und du dir es finanziell leisten kannst dann ist das OK. Dann suche dir in ruhe etwas anderes.

Ich bin Krankenschwester im Pflegeheim,da sind die Arbeiteszeiten auch nicht "familien-freundlich".
[gone] John Doe II
14.04.2010
Original von DELICATE *in London*
Kann das wirklich sein???


Wenn du in der Branche wirklich einen Fisch vom Teller ziehen willst, ja.

Sowas macht man ein paar Jahre, lernt ´ne Menge Leute kennen, macht sich selbständig, lässt andere für sich schuften und holt im Idealfall die entgangene Zeit nach.
Das wäre der Idealfall, kann aber auch schiefgehen :-)

Ich denke mal, das es am oberen Ende der Nahrungskette in jeder Branche ähnlich zugeht.

In London sitzt du ja, neben New York, wirklich da wo die "richtigen Jobs" abgewickelt werden.
Ich denke mal, das die ungefähr 2 Minuten gebraucht haben um deinen Platz wieder zu besetzen.
14.04.2010
:0) Ich denke, eine 35 Std.-Woche ist nicht unbedingt ein hier passendes Beispiel - auch nicht bei abundzu mal Wochenendarbeit.


Original von Divarah *1/2.5.10 Sharingmodel in Nürnberg*
6 Stunden Nachmittagsdienst.
Mo/Di/Do/Fr

Mittwochs frei, es sei denn , das Dienstbesprechungen angesagt sind.

Wochenendarbeit muss bei bestimmten Projekten, oder Veranstaltungen
immer mit einkalkuliert werden.

So komme ich auf ca. 35 Stunden die Woche.
Heimarbeit, wie HP Pflege und Plakate entwerfen
gehören zum Dienst dazu.

In der Jugendarbeit gibt es keinen Dienst nach Vorschrift.
Flexibel muss man sein.
[gone] Jürgen F Berlin
14.04.2010
Mich wunder nur, das solche Jobs überhaupt noch in Europa angeboten werden, das sind für mich, jedenfalls so wie das beschrieben wurde eigentlich nichts weiter als klassische Fließbandjobs, ohne das ich die Arbeit, die bestimmt sehr anstrengend ist nun irgendwie abwerten will.

Ich denke früher oder später werden solche Jobs bestimmt auch in Billiglohnländer ausgelagert werden. Gute Bildbearbeiter gibt es in Indien usw. bestimmt auch, Transport der Bilder über Internet kein Problem, Arbeitszeitgesetze gibt es da auch nicht. Also, das soll nun nicht heißen, dass ich das gut finde, mich wundert es nur dass es solche Jobs hier überhaupt bei dem Kostendruck noch gibt, da ist es ja kein Wunder, wenn die Firmen da das letzte aus den Mitarbeitern rauspressen.
14.04.2010
ich weiß nicht, was du dachtest... ich sag mal: *guten morgen und willkommen in der agentur-wirklichkeit* ;-)



lg
m
14.04.2010
Original von http://www.la-garda.de - PAY-Job im Angebot
[quote]Original von BS
[quote]Original von DELICATE *in London*
Was ich nicht verstehe ist halt warum man sich in solchen Zeiten wo so viele grosse Jobs reinkommen als Chef nicht ueberlegt 2 Freiberufler mehr einzustellen die helfen.(...)


2 Arbeiter mit Überstunden sind günstiger als 3 die normal ausgelastet sind.
Liegt am Einzelfall ob sich das rechnet.....

Sei dir sicher....mit jedem der kündigt stehen 5 auf der Matte die den Job mit Kusshand nehmen.
Und weil die Cheffes dieser Welt das wissen.....

:-/[/quote]

Ach, wenn du mal gute Mitarbeiter hast, die du über lange Zeit angelernt hast, pfeiffst du du auf die 5, die da warten :-)[/quote]

Ich nix Chef..... ^^

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