Kleine nützliche Tricks beim Fotografieren. Mitmachen erwünscht. 191

Salü!

Immer wieder lese ich in den Gruppen hier von kurzen Tutorials für Photoshop Effekte, Lichtsetzungen, etc. Irgendwie ist das meiste aber leider Schrott von irgendwelchen Amateuren, die irgendwie viel zu schnell denken sie könnten irgendwas Besonderes und posten hier um "anderen zu helfen" und das sehe ich eher kritisch.

Wo sind die Profis? Hier gibt es doch echt ein paar Schmuckstücke von Fotografen?
Mich interessiert das so sehr was ihr so macht, wie ihr das macht.. Gebt mal ein paar Geheimnisse weiter :)


Ich würde diese Sammlung an spannenden Tricks auch gerne starten.

Immer wieder bekomme ich Fragen zu ganz einfachen Fotos gestellt. Oftmals leide ich unter dem Gedanken "da könntet ihr auch selbst draufkommen". Vielleicht wäre das jetzt der richtig Thread um solche Dinge mal anzusprechen.
Um mit einem schönen und einfachen Effekt loszulegen, hier mal ein paar Worte zu dieser bunten Serie von Eva Pechmarie und mir:



Ich liebe Lomografie. Unter anderem trage ich deshalb auch eine Tätowierung einer Holga auf dem Arm. Nun finde ich vorallem die vielen Fehler geil, zB die starke Unschärfe an den Kanten der Bilder. Etwas modernisiert versuche ich immer wieder gerne so einen Kram in meine Bilder einzubauen. Jetzt geht es mal um diese Unschärfe.

Ich suche eigentlich grundsätzlich lieber nach spannenden Möglichkeiten um Bilder spannend zu fotografieren, als sie unnötig "spannend" zu retouchieren. In diesem Fall hatte ich einfach kein Bock im Photoshop die Ränder des Bildes weich zu machen (was vom Zeitaufwand allerdings um einiges angenehmer gewesen wäre). Deshalb bestellte ich mir das tolle Holga Objektiv für meine Canon (20€, Plastiklinse). Leider war es scheiße, da es noch viel zu gut war. Unscharfe Ränder gabs da gar nicht, eher eine komplette dezente Unschärfe. Etwas neues musste her.
Als ich vor 3 1/2 Jahren angefangen hab zu fotografieren, hat mich meine Mama mit allem Blödsinn bestückt. Alles was sie in den Schränken finden konnte und das mit Fotografie zutun hatte. Unter anderem auch eine komische Linse, die man auf das Objektiv dreht um irgendeinen Effekt zu erzielen (ich weiß bis heute nicht welchen). Das war praktisch für Experimente. Ob es hier vergammelt und wie in einem Museum blöd im Regal rumliegt oder ob ich das für diesen Unschärfe Effekt ein bisschen vergewaltige, ist ja eigentlich Wurst. Also hab ich es mir für diese Serie vor mein Objektiv geklemmt und mit allem möglichen Scheiß eingeschmiert. Ganz geil war Spülmittel. Das riecht zwar irgendwann ätzend, aber wirkt Wunder.
Das ist das Geheimnis dieser Bilder. Kein Photoshop, sondern Spülmittel. Manchmal habe ich die Linse etwas gekippt, dann bekam ich noch eine Lichtreflektion ins Bild. Das unterstreicht die "Echtheit" des Effekts noch. Man sollte nur aufpassen, dass es nicht zu viel wird und dass man ein bisschen Übergang schafft. Und je länger der Schleim auf dem Glas ist, desto hässlicher wird er. Wenn ihr ihn kurz eintrocknen lasst und dann mit einem Taschentuch drüber kratzt, dann gibt es ganz spannende Streifen über das ganze Bild. Auch eine tolle Erweiterung zu dem Thema. Erweiterungen gibt es eh ganz viele. Zb könnt ihr ja auch mal Lebensmittelfarbe in den Sabber mischen. Jetzt könnt ihr kreativ werden :D
Spannend?


...


Etwas ganz anderes ist das hier. Ein ganz altes Bild von Cat und mir:



Ich habe damals das Thema "Erinnerungen" behandeln müssen. Ich tue mich grundsätzlich schwer mit solchen künstlerischen Themen. Ich sehe mich nicht als Künstler, dafür würde ich viel zu viele Menschen beleidigen, die für mich wirklich nahe an dem Begriff sind und unheimlich viel drauf haben. Also habe ich wieder die Flucht in die Technik ergriffen, anstatt mir mal tiefsinnig Gedanken zu machen, was das eigentliche Thema überhaupt alles sein kann.
Für mich ging es hier darum Erinnerungen mal als solche zu visualisieren. Ich wollte einen Menschen und seine vielen Erinnerungen als verschwommene und doch greifbare Ausdrücke zeigen. Der Körper sollte scharf sein, die Erinnerung verwischt. Die Idee war schnell gefunden - ich mache im Studio eine Langzeitbelichtung und blitze diese währendher an um den Körper des Models kurz einzufrieren und scharf dazustellen. Nur, was ist jetzt die beste Methode um die verwischten Ausdrücke optisch schön ins Bild zu bekommen? Das hat eine Weile gedauert.. :)
Ich male unheimlich gerne Brüste an. Schon immer. Schon immer mit vollster Leidenschaft. Tatsächlich wurde ich in Amerika dadurch mal eine Zeit lang zum besten Graffitibodypainter der Welt gekürt, rein aus Liebe zur Brust quasi. Egal. Wegen dieser Tatsache kam ich hier auch relativ schnell auf den Gedanken mit Farbe zu arbeiten, die das Licht schön reflektiert. Genauer war das eine einfache schwarze Grundlage aus Eulenspiegel Farbmalkasten Schwarz und einem sauteuren Glitzerspray, das es nur zu Weihnachten im Douglas gab. Zuerst das Model also in den Keller verfrachtet, dort alles weihnachtlich mit Glitzer beschmutzt, dann wieder ab ins Studio vor die Linse. Das Foto ist dann sehr schnell entstanden...
Canon 500D / F11 / 1.6sek / 1 Blitzer direkt nach dem Auslösen ohne Dauerlicht / 1 Blitzer ohne Blitz nur im Dauerlicht / etwas Geduld falls ihr nicht so viel Glück habt wie ich.. :)
Das Model machte am Anfang ihre Pose, nach dem Blitzen veränderte sie diese augenblicklich im Schein des Dauerlichts und verstarrte dann wieder in dem "Schrei", der auf dem Bild so deutlich zu sehen ist. Durch das einfrieren in einer neuen Pose, wurde das 2. Gesicht zwar unscharf, aber doch deutlich genug abgebildet. Das alles innerhalb der 1.6 Sekunden Belichtungszeit. Also nochmals Punkt für Punkt:

Druck auf den Auslöser.
Klappe öffnet sich.
Model posiert in der Anfangshaltung um scharf abgebildet zu werden.
Blitz blitzt.
Das Model verändert sofort ihre Pose in die 2. Haltung und verharrt bis sich die Klappe wieder schließt.
Klappe schließt.
Glücklich.


...


Und jetzt freue ich mich auf viele weitere Tips von hoffentlich ganz vielen und ganz tollen Fotografen hier.
Wenn es noch Fragen gibt, her damit. Wenn ihr diese 2 Techniken bei irgendwelchen Bildern nutzt, dann zeigt mir diese doch mal. Wenn es noch weitere Bilder bei mir gibt, die ich erklären soll, dann auch her damit.
Und falls es bei beiden Techniken einfachere oder bessere Wege gibt, postet das hier bitte direkt. Ich habe beides aus keinen Büchern oder so, beides hab ich mir selbst überlegt. Folgedessen gibt es ziemlich sicher einen einfacheren Weg, nicht unbedingt aber einen liebenswerteren Weg :)

Alles Liebe,
H

http://www.heks.biz
[gone] akigrafie fotodesign
02.07.2011
Guter Thread!
Dann gibt's auch mal was von mir.



Ich werde häufig gefragt wo die Haare herkommen, hier gibt's keinen Visaeinsatz, hier gibt's nur Photoshopeinsatz.

Ich suchte mir ein Foto als Ausgangsmaterial in dem der Haar-Skorpion passen würde und vergrößerte erstmal den knappen Hintergrund, damit ich Platz hatte für die Haare.

Wichtig ist hier einen Dutt als Ausgang zu haben, den man erstmal freistellt. Daraus formen wir mit PS über frei Transformieren einen relativ runden Ball und kopieren diesen elegant hintereinander. Achtet aber darauf, dass der Haarball nicht immer die gleiche Form hat. Würde das ein Hairstylist machen wäre es ebenso realistisch wenn die Haarbälle eher oval und mal eher gepresst wären.

Durch den Lichtreflex im Original-Dutt erhalten wir bis zum höchsten Punkt des Skorpions einen realistischen Effekt, sobald der Skorpion nach unten geneigt wird sollte darauf geachtet werden, dass natürlich das Licht an der gleichen Stelle wieder auftrifft.
Wir erreichen das durch Drehen des Haarballs und durch künstliches Abdunkeln und Aufhellen per Dodge and Burn. Sprich an den Stellen Licht einmalen wo es eigentlich dunkel ist und die Stellen abdunkeln, die hier unrealistisch hell sind.

So setzt sich das bis zum Ende fort, die Haarbälle immer kleiner werden lassen (Reihenfolge beachten!) und am Schluss mit einem Haarbrush (davon gibt es Massen im Netz) den Schweif einmalen.

Wichtig wäre noch zu sagen, dass das Ausgangsmaterial passen muss. Das Licht sollte hier vor allem sehr zurückhaltend sein, in der Bearbeitung sollte man ja auch nicht noch Stunden dafür aufbringen Effektlichter und weitere Lichtquellen in den Skorpion einzuzeichnen.

Also ich glaube nicht mehr an Rapunzel, seit diesem Foto ;-))

Grüssle
aki
02.07.2011
Hallo zusammen. Der Sascha hat mich gebeten hier mal was kleines aus der Schatzkiste zu holen.

Ich sehe das Ganze genauso, benutzt die Technik falsch, da fängt Kreativität meistens an.
Was haltet ihr von ner richtig schönen eisekühlten Cola? Oder n richtig schönes Magnum Mandel.
Oder nem eisgekühlten UV Filter ;)

Also: hier mein Tipp. Packt mal n UV Filter in den Kühlschrank. Danach hat man ca 4-5 Minuten die Möglichkeit richtig schöne verschleierte Fotos zu machen.

Wichtig, man nimmt am besten das mittlere Fokusfeld und muss ruhig halten. Geuld mitbringen und dann kein Foto verschießen. Denn lange hälts nicht an (je nach Raumtemperatur)

hier mal paar Beispiele (anbei)


[IMG]

[IMG]

[IMG]

cheers Felix

________________________
http://www.rachor-photography.com

Workshops
http://www.fotomafia.org
02.07.2011
Original von PEOPLEFOTOGRAF FELIX RACHOR http://www.fotomafia.org


hier mal paar Beispiele (anbei)





Benutz den MK Bildercode den du rechts unter jedem Bild findest (am besten den für die kleine Vorschau), und wir alle können deine Beispiele sehen...so sieht man nämlich nüscht! ;o))
02.07.2011
Ich mach auch mal ein Bookmark, aber nicht ohne mich für die ersten interessanten Beiträge zu bedanken.
02.07.2011
Sehr interessante Making-Ofs und Tipps :) Bitte mehr davon
[gone] akigrafie fotodesign
02.07.2011
-> selber was bringen?


Original von Pixelspalter
Sehr interessante Making-Ofs und Tipps :) Bitte mehr davon
02.07.2011
Tja meine Tricks die ich bringen könnte beziehen sich eher auf Bastelarbeiten und PS-Spielereien ;)
Mit fotografischen Experimenten an sich hab ich bisher kaum rumgespielt
sehr spannend - schonmal danke für diesen coolen beitrag!
lg martin
[gone] akigrafie fotodesign
02.07.2011
Mein Beitrag ist doch auch komplett Bildbearbeitung?
Der Heks hat mich sogar dafür gebeten da was in der Art beizusteuern.


Original von Pixelspalter
Tja meine Tricks die ich bringen könnte beziehen sich eher auf Bastelarbeiten und PS-Spielereien ;)
Mit fotografischen Experimenten an sich hab ich bisher kaum rumgespielt
[gone] Martina Raab
02.07.2011
Find ich auch seeeeeeeehr interessant! Danke dafür.
Ich hab leider solche Dinge nicht beizusteuern.
02.07.2011
Original von akigrafie
Mein Beitrag ist doch auch komplett Bildbearbeitung?
Der Heks hat mich sogar dafür gebeten da was in der Art beizusteuern.


Na gut, dann will ich mal nicht so sein ;)

Ich bin ja der Meinung, daß keine Manipulation jemals so realistisch aussieht wie wenn man etwas gleich so fotografiert.
Deshalb bin ich immer schon der Fan von Bastelarbeiten gewesen statt nur Photoshop zu bemühen.
Mein bekanntestes Beispiel dürfte das hier sein:

Ich werde ziemlich oft gefragt, wo es denn so ein Ei zu kaufen gibt. Die Antwort lautet: in jedem Supermarkt ;) Und dann noch ein paar Stunden Klebearbeiten mit Strasssteinen und schon hat man die Vorlage welche man fotografieren kann. Der Rest ist natürlich wieder Photoshop-Arbeit.
Um auch das Model gut einpassen zu können hab ich ihr eine Schüssel in die Hand gegeben, die sie über den Kopf gehalten hat. Somit stimmt die Handhaltung schon mal für den oberen Rand
Es empfiehlt sich bei solchen Miniaturisierungen auch immer erst mal die kleinere Szene zu fotografieren, damit man weiß, wie man das Model später platzieren muß.

Hier ist es ähnlich gewesen:

Statt mich mit EBV rumzuquälen um einen realistischen Schattenwurf bei den Reißzwecken hinzubekommen hab ich ihnen einfach die Spitzen halb abgezwickt und eine kleine Holzperle draufgeklebt. Diese konnte man dann wieder mit Hautkleber am Model befestigen. So ist die Illusion deutlich realitischer als wenn man nur die Köpfe aufgeklebt und mittels Photoshop versucht hätte, einen Schatten darunter zu platzieren. Also quasi komplett ohne EBV getrickst (abseits der Beautyretusche)

Und noch ein Beispiel aus der Reihe:

Um das Ganze möglichst realistisch hinzubekommen hab ich einfach im Baumarkt ein Stück goldene Kette mit kleinen Gliedern gekauft, dem Model um den Arm gewickelt und ein Stück davon runterhängen lassen.
Genau so hab ich es mit dem Schmuck gemacht. Einfach so fixiert, daß die Kette von oben runterhing und dann fotografiert
In Photoshop mußte ich dann nur noch die Kettenenden so übereinanderbringen, daß sie ineinander übergingen und die Illusion war perfekt

Das waren zwar jetzt eher Making-Ofs, aber vielleicht inspirieren sie den einen oder anderen ja zu einer Bastelarbeit :)
02.07.2011
Die Idee mit den Holzperlen war prima, da muss man erstmal drauf kommen...!
Doppelbelichtung im digitalen Zeitalter ...

Das Studio sollte fast lichtlos sein ...
Kamera auf BULB
erster Blitz über Funk von Hand
Model post um
zweiter Blitz über Funk von Hand
BULB aus (eine Kabelfernsteuerung macht sich da gut!)



PS: wer Fragen zu meinen Bildern haben sollte ... PN an mich ... ich poste es dann hier
[gone] User_275687
02.07.2011
*Bookmark*
02.07.2011
Ein klasse Thread ... da können "Neueinsteiger" wie ich noch jede Menge dazu lernen :)
02.07.2011
[IMG]
: Glascheibe (bis auf die freie Stelle) mit Tapete beklebt, leicht blau beleuchtet, Modell (von Visagistin bearbeitet) dahinter plaziert, mit 2 Neons beleuchtet, durch die Glasscheibe fotografiert...
...ich bastle auch lieber mit Kleber, als mit dem PS ;-)
Gut kleb
-ekk-
[gone] David Brad
02.07.2011
nette ideen hier!

lg, david
Original von HEKS Sascha Haubold - Noch bis Juli in Stuttgart.
Salü!

Immer wieder lese ich in den Gruppen hier von kurzen Tutorials für Photoshop Effekte, Lichtsetzungen, etc. Irgendwie ist das meiste aber leider Schrott von irgendwelchen Amateuren, die irgendwie viel zu schnell denken sie könnten irgendwas Besonderes und posten hier um "anderen zu helfen" und das sehe ich eher kritisch.

Wo sind die Profis? Hier gibt es doch echt ein paar Schmuckstücke von Fotografen?
Mich interessiert das so sehr was ihr so macht, wie ihr das macht.. Gebt mal ein paar Geheimnisse weiter :)
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Etwas Offtopic:
Wieso "Profis"?
- Ich glaube, dass speziell "Profis" mit weit weniger Tricks arbeiten als Amateure!

Man arbeitet oft im Team, jeder kann sehen was und wie man's macht.
Oft ist man sogar gezwungen - aus Zeitnot - die fast unbearbeiteten Bilddateien
unmittelbar nach dem Shooting der "Grafikerin" der Agentur zur Weiterbearbeitung abzuliefern.

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