Die Fotografie ist wertlos .... 89

8 years ago
@pam.meier :
Vielleicht mag der Blogschreiber älter sein als ich. Ich kann dafür meine Argumente durch eigenen Erfolg belegen - nicht in der Fotografie, sondern in der Informatik. Es gibt aber auch genug andere Beispiele.

Wer selbstständig oder freiberuflich unterwegs ist, der muss um bestehen zu können mit dem Markt gehen.
Die Fotografen nehmen dabei für sich immer die schlimmen Hobbyknippser in Anspruch, die ihnen die Existenz zerstören und denken sie wären schlimmer dran als alle anderen Branchen.
Die Radio- und Fernsehhändler (das sind heute noch Meisterbetriebe) sind fast ausgestorben, weil Mediamarkt und Co ihnen die Grundlage entzogen haben. Die Kunden haben sich zwar gerne von einem Fachmann beraten lassen, dann aber das preiswertere Angebot im Mediamarkt gekauft. Reparaturen lohnen sich auch immer seltener, so dass diese Branche ausstirbt.
Der Einzelhandel leidet unter dem Online-Handel, weil man sowohl preislich wie auch vom Komfort nicht mithalten kann.
Der Tante-Emma-Laden an der Ecke macht Platz die großen Discounter, die nunmehr flächendeckend in ausreichender Anzahl vertreten sind, so dass ein Kiosk den Vorteil der räumlichen Nähe nicht mehr nutzen kann.

Trotzdem gibt es auch heute noch Überbleibsel von Radio- und Fernsehhändlern, Fachgeschäften und sogar Tante-Emma-Läden.
Die, die den Wandel überstanden haben heben sich ausreichend ab, dass sie existieren können.
Sie leisten etwas, dass der Mainstream des modernen Marktes nicht leisten kann oder will oder sie liefern eine derart hohe Qualität, dass sie schlicht konkurrenzlos sind.

Mit Jammern hat es aber garantiert keiner geschafft dem Wandel zu trotzen.
[gone] User_184280
8 years ago
Ich organisiere ja einen kleinen Fotostammtisch und nehme manchmal an einem anderen teil, daher kommt meine Theorie, dass die meisten Hobbyfotografen mit Nebenerwerbscharakter überwiegend aus den technischen Berufen kommen: EDV-ler sind schon mal sechs dabei. Keiner müsste von einem dahergelaufenen Hobbyisten Konkurrenz befürchten. Also Informatik sehe ich persönlich als hinkendes Beispiel, die die ich kenne, sind alle speziell dafür ausgebildet, überwiegend mit abgeschlossener Ausbildung, teilweise sogar Studium.

Ich habe in anderen Threads und auf meinem Blog bereits mehrfach die Meinung geäußert, dass der Markt für fotografische Dienstleistungen mit niedrigen Einstiegshürden kaputt ist. Hochspezialisierte B2B-Angebote z.B. im Produktbereich mal ausgenommen. Freisteller und Bildbearbeitung kann man für wenig Geld in Fernost einkaufen, ein Ausweichen auf solche Dienstleistungen ist also auch nicht die Paradelösung. Das ist nur eine Feststellung.

Wie jemand anderes schon schrieb, ich glaube, es war Drstak, ist das Erhöhen der Qualität nicht immer von Erfolg gekrönt, wenn sie a) gar nicht nachgefragt wird und b) das Preisniveau sich abgesenkt hat und sich der Aufwand nicht mehr rechnet. Wenn man das feststellt, kann man versuchen, sich andere Geschäftsfelder zu erschließen. Wie im Blog bereits angedeutet, vermieten viele Studiofotografen ihre Studios unter und halten Workshops ab, um die Fixkosten weiterhin tragen zu können. Man kann natürlich sich mit dem Thema Video beschäftigen nebst Schnitt, auch das haben einige Kollegen von mir ins Programm aufgenommen. Älteren Kunden kann man bei der Gestaltung des Fotobuchs helfen etc.

Dann gibt es auch noch das Angebot von http://www.fotofeinkost.de, eine Art von Unternehmensberatung für Fotografen.
wie paradox, oder vielmehr wie subjektiv sämtliche Wertungen über das Thema Fotografie oder das über-, mittel- oder unterdurchschnittliche Können eines Fotografen sind, zeigt der von Fotocowboy gesetzte Link zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Fotografen. Wenn ich mir da die fb-Seite der Nummer Eins ansehe

https://www.facebook.com/pg/humansofnewyork/photos/?tab=album&album_id=102107073196735

so finde ich da über 7.000 (!) Chronikfotos. Ich hab mir da mal die ersten 100 oder 150 angesehen. Also die ersten 100 des bestverdienenden Fotografen der Welt. Ich find die nicht SCHLECHT, aber sie sind WEIT von dem entfernt, was ich selbst als die Nummer Eins setzen würde. Und mit über 7.000 Bildern (zu EINEM Projekt!) ist dieser Fotograf so ziemlich die Personifizierung von Klasse statt Masse.

Und der Anfangsthread von George Anakin (heisst der echt so oder hat er zuviel Star Wars gesehen?) zeigt ebenso, wie paradox die momentane Entwicklung ist: Da beklagt sich ein Profi-Fotograf (der aber, wenn ich das aus seiner überaus schwülstig geschriebenen und von Selbstlob hudelnden Biografie richtig herauslese, keine Ausbildung zum Fotografen gemacht hat), dass Hobbyfotografen "panisch" nach Models suchen - dazwischen gebe es noch eine Handvoll Fotografen, die professionell zu arbeiten versuchten... dazu gehört natürlich ER... und ansonsten (seiner Meinung nach) so gut wie keiner. Und da schriebt er einen Blog und macht damit auf anderer Ebene genau das, was er selbst kritisiert: Er, der Hobby-Schreiber, nimmt mit seinem Blog und seinen geistigen Ergüssen einem "echten", gelernten, guten Schreiberling, sprich Journalisten, die Butter vom Brot, in dem er seine (meines Erachtens eher mittelprächtige) journalistische Leistung anbietet. Und das auch noch kostenlos. Das ist exakt das, was er bei den mittelprächtigen, auf fb geposteten Bildern der Hobbyfotografen kritisiert! Mit diesem Blog legt er sogar eben jene Eitelkeit an den Tag, die ein Model dazu bringt, jeden Tag ein Bild zu posten. Er zeigt seine Eitelkeit dadurch, dass er in seinem Blog die Welt mit seinen Ergüssen erfreut. Und ich habe eigentlich schon wieder zu viel Zeit mit der Eitelkeit anderer vertan und tue jetzt besser dran, meiner eigenen Kunst und der eigenen Eitelkeit zu frönen.
[gone] User_184280
8 years ago
"Link zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Fotografen"
Der Link zeigt die Fotografen mit der höchsten Reichweite im Web.
ok, hab ich nicht richtig aufgepasst...
8 years ago
Ich kann die ganze Aufregung ehrlich gesagt nur bedingt verstehen. Mal abgesehen von den diversen pauschalisierenden Unterstellungen im Blogpost, auf die ich nicht weiter eingehen möchte, sehe ich vor allem ganz viel Unverständnis dafür, wie unsere Welt funktioniert. Und das ist nicht erst seit wenigen Jahren so, das ist seit Jahrhunderten so.

Weber, die sich über Webstühle beschweren, Hufschmiede, die sich über Autos beschweren, Maler, die sich über Kameras beschweren ("diese automatische Portraitierung ist so seelenlos!!!!11!1")... wo auch immer technischer Fortschritt war, waren Menschen, die davon profitierten, und andere, die darunter litten und dies lauthals in Form von abstrusen Anschuldigungen kund tan. Nachdem das nun wirklich nichts neues ist, kann ich all jene, die diese Entwicklung verschlafen, nur für ihren verschlossenen Blick auf die Welt bedauern und dann weiter daran arbeiten, dass es mir nicht selbst irgendwann so ergeht.
[/zynismus]

Ich hatte als Österreicher das fragwürdige Glück, vor wenigen Jahren mitzuerleben, wie wir als eines der letzten Länder dieser Erde die Meisterpflicht für Fotografen abgeschafft haben. Bis zu diesem Zeitpunkt lernte ich die Berufsfotografie auch fast ausschließlich aus Kundensicht kennen, und wenn ich heute die Kundenbrille aufsetze, muss ich ganz klar sagen: das Angebot ist besser geworden. Ja, die Preisspannen sind größer geworden. Das liegt vor allem daran, dass vorher teilweise unverschämt hohe Preise für teilweise unverschämt schlechte Arbeiten verlangt werden konnten - dank eines künstlich aufrecht erhaltenen Monopols.
Als Fotograf_in kann man heute einfach nicht mehr für jeden Dreck viel Geld verlangen, und das ist gut so. Gleichzeitig sehe ich, dass gerade bei den viel zitierten Hochzeiten ein gar nicht so kleiner Anteil guter Leute wirklich gut verdient. Das sind diejenigen, die sich mit zuverlässiger Qualität am Markt durchgesetzt haben. Diejenigen, die mit der Zeit gehen, und nicht fotografieren wie vor 20 Jahren, sondern sich an modernen Stilwünschen orientieren. Und die Bereitschaft, dafür Geld auszugeben, ist vorhanden! Und jene, die das Geld nicht haben oder ausgeben wollen, müssen sich eben mit günstigen Angeboten begnügen oder selbst das Smartphone in die Hand nehmen. Daran finde ich überhaupt nichts verkehrt!

Um das Uhrenbeispiel (Rolex-Foto für 300€) zu zitieren: natürlich bekommt man das heute viel günstiger. Die Produktion ist auch günstiger geworden. Und trotzdem werden gerade jene Firmen, die es sich leisten können, auch für die Qualität entsprechend zahlen - denn die besteht ja bekanntlich nicht nur aus einer Kamera und jemandem, der sie halten kann, sondern auch aus Inszenierung, Lichtsetzung, Vermittlung von Emotionen, Erzählen von Geschichten, und nicht zuletzt zuverlässigem Einhalten von Terminvorgaben. Wer von seinem 30cent-Stofffetzen aus Bangladesh einen Schnappschuss für den x-ten Onlineshop möchte, bekommt den für 5€. Wer ein Werbesujet seiner Qualitätsware erhalten will, das in dieser grafisch überbordenden Welt exakt die richtigen Kundenkreise anspricht, wird dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen, als "nur" 300€ zu zahlen. Auch hier sehe ich nichts verkehrtes an der Verbreiterung des Angebots.

Was bleibt also, um hier zu einem konstruktiven Ende zu gelangen? Wie können Menschen, die aktuell mit der Fotografie ihr Geld verdienen, und Angst haben, dabei unterzugehen, auf die "neue" Welt reagieren? Meiner Meinung nach vor allem über Anpassung. Der Prozess, mit dem du deine Produktfotos erstellst, ist zu teuer? Überdenke deinen Prozess, oder finde einen Weg, deinen teureren Prozess zu verkaufen. Die Masse sucht schnelle günstige Bilder, um sich damit zu profilieren? Beschäftige dich mit Facebook, Instagram, Snapchat und dem "next big thing", kombiniere deine Beobachtungen mit deiner Berufserfahrung und biete Kurse für Unternehmer_innen an, wie sie sich mit ihren Smartphone-Bildern und -Videos von der Masse abheben können. Oder biete ihnen an, diese Bilder und Videos für sie zu produzieren - in einer Geschwindigkeit, die der heutigen Zeit angemessen ist! In dem Moment, wo du die Geschwindkeit erhöhst, erhöht sich auch dein Umsatz (oder du kannst die Preise reduzieren und konkurrenzfähiger werden).
Das wichtigste heutzutage ist in meinen Augen, eine gute Geschichte zu erzählen. Menschen entscheiden in Sekundenbruchteilen, ob sie ein Bild oder Video interessant finden oder lieber weiter scrollen. Fang ihren Blick ein und halte ihn fest. Erzähle eine Geschichte. Bring den Betrachter zum Schmunzeln oder zum Nachdenken. Das können nur wenige zuverlässig und gut. Hier ist deine Chance: hier und jetzt.

Oder anders formuliert: wenn du in einer Welt, die neuerdings von Autos dominiert wird, unbedingt Hufschmied bleiben möchtest, dann musst du verdammt tolle Hufeisen schmieden!
[gone] User_184280
8 years ago
Um mal in Deinem Bild zu bleiben: die Hufschmiede von gestern sind heute Kfz-Mechaniker.

Der Fotograf, dem die Laufkundschaft ausbleibt, muss sein Studio/Ladengeschäft irgendwann aufgeben, allzu viel Zeit für Experimente bleibt da nicht, es sei denn er hat Untermieter oder er kann Workshops geben, die gebucht werden.
8 years ago
Meine volle Zustimmung zum Beitrag von art-emerge

na ja, und dann gibt es auch noch den einen oder anderen, der gar nichts verdienen möchte sondern es just for fun macht
8 years ago
Der x-te gelernte Fotograf, der darüber heult, dass ein Fotografenmeistertitel alleine nicht automatisch die Alimentierung bis zur Rente garantiert. *gähn*

"Die Welt ist ja soooo schlecht. Früher waren alle uneitel und bescheiden und echte Fotografen (tm) haben nur tolle Bilder gemacht (siehe sämtliche Magazine, Familienalben und Plattencover aus den 80ern) und niemand wollte Aufmerksamkeit. Seit dem Wegfall des Meistertitels ist die Welt schlecht geworden, weil alle plötzlich Aufmerksamkeit und Spaß und sich selbst toll finden wollen. Und dann kommen die Hobbyfotografen, die machen uns das ganze Geschäft kaputt und sind gar nicht richtig und künstlerisch. Einzige Lösung: Alle Leute, die mit dem zeitoptimierten Ablichten von Frottee-Pijamas, Pömpeln und Bügeleisen ihre Miete bezahlen, dürfen sich den Ehrentitel 'Fotograf' geben. Diejenigen, die aus Spaß an der Freude ihr Ding machen, sorgen für den Niedergang unserer Gesellschaft und sollten ausgestoßen werden." *gähn*

Meine Meinung: Die Menschen sind nicht schlechter geworden, nur sie haben inzwischen mehr technische Möglichkeiten. Die finanziellen und bürokratischen Voraussetzungen zum Fotografieren und Veröffentlichen von Bildern sind weggefallen. Also müssen diejenigen Leute, die damit Geld verdienen wollen, entweder ihre Nische finden oder so gut sein, dass die Kunden bereit sind, ihnen ihre Arbeit zu bezahlen. Wenn Profifotografen nicht schaffen, ihren Mehrwert gegenüber den Hobbyfotografen zu demonstrieren, werden sie von einem übersättigten Markt gefegt. Ob ein Foto qualitativ, künstlerisch, kreativ oder handwerklich einen bestimmten Preis rechtfertigt, bestimmt weder Fotograf noch Modell, sondern einzig allein der Kunde. Und weder die Kunden noch die Hobbyfotografen werden sich irgendwie anders verhalten, nur weil die Profifotografen lautstark weinen.

Solange sich die Profifotografen darauf beschränken, rumzujammern, wie schlecht doch die Welt für sie künstlerisch-kreative Seelen ist, anstatt sich zu überlegen, wie sie einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen können, der sie von den Hobbyfotografen abhebt, solange werden weitere von ihnen pleite gehen. Ist aber nicht schlimm, denn der nächste Profifotograf mit Existenzgründerzuschuss steht schon in den Startlöchern.

Jammern ist keine Strategie.
[gone] User_184280
8 years ago
Hier wird häufig Mehrwert (mehr Qualität etc.) bei sinkenem Preisgefüge (kleinerer Kuchen, billige Mitkonkurrenten) gefordert. Dann sucht man sich doch besser ein lukratives Geschäftsfeld.
8 years ago
Der Kfz-Mechaniker von gestern ist heute Kfz-Mechatroniker. So schnell geht das.
[gone] User_184280
8 years ago
Hehe, kennichmichnetsoaus ;)
8 years ago
ja sind denn hier nur menschen, die mit fotografie ihr geld verdienen müssen?
es geht nix über hobby
und trotzdem versuche ich es qualitativ hochwertig
ab und an gelingt das ja auch
:-)
[gone] User_184280
8 years ago
Mir tut jeder leid, der das muss:
"Laut Angabe verschiedener HWKs agieren inzwischen über 80% aller registrierten Fotografen bereits unterhalb des wirtschaftlichen Existenzminimums.
...
Michael Belz, der Leiter des bpp, bezeichnet die immer größer werdende Anzahl von Berufsfotografen als eine „Blase von wirtschaftlichen Scheinselbstständigkeiten“, die irgendwann platzen werde." (Stand 31.12.2016)
http://bloomoose.de/2016/08/15/kann-man-von-fotografie-leben/

Also das schreit doch nach zweitem und drittem Standbein ;)
[gone] User_184280
8 years ago
Sorry, Tippfehler: Stand 31.12.2015.
8 years ago
immerhin künstler, wenn auch brotlos
also muss das brot woanders her
und sei es vom ersten standbein
8 years ago
Naja, ich find den Blogeintrag auch etwas "drüber", grade wegen der "billigen Models" und dem bösen Photoshop. Und ich kann mir nicht vorstellen, wenn er ein Bewerbungsfoto macht, das er dann um seinen Kunden einen Pickel wegzumachen eine Visa anruft, anstatt das Teil einfach mal schnell weg zu stempeln... Naja, however... Ich muß grad noch ein paar Bilder im Photoshop bearbeiten ;-)
8 years ago
Berufe wandeln sich, kommen und gehen. Da gibt es etliche Beispiele. Das kann man nicht aufhalten. In der Fotografie ist es wie im Schiffbau, die großen europäischen Werften schrumpfen, weil aus kleinen asiatischen Werften Giganten werden. Und nun bröckeln auch diese.
Das klassische Berufsbild Fotograf wird genauso verschwinden, schon in kurzer Zeit. Der Fotograf von heute kann nur überleben, indem er besser, diversifizierter und intelligenter agiert, als seine Kollegen.

Topic has been closed