@SEE Arts & Emotions Fotografie ist natürlich nicht tot, sie wird vielmehr Teil des täglichen Lebens von Jedermann, wofür es keine Spezialisten mehr bedarf. Immer mehr Aufgaben werden heute vom Computer erledigt und sind damit für jeden zugänglich. Nimm nur mal die hier viel geschmähten Instagram Filter, wenn du die versuchst manuell nachzubauen landest du sehr schnell im Farbkorrektur Modus per Gradationskurve. Für solche Bildlooks hast du früher Profi Bildbearbeiter gebraucht, heute macht das jeder per Knopfdruck. Beautyretusche, dafür gibt es inzwischen Programme die das quasi automatisch mit nur ein paar manuellen Vorgaben Reglern erledigen.
Thema Bildaufbau kannst du ebenfalls mathematisch beschreiben und mit wachsender Auflösung der Kameras kannst du einfach per Weitwinkel eine Panorama Aufnahme machen dann den für dich interessanten Bereich markieren und den Rest dem Computer überlassen.
Nächstes Thema Posen, das mag schon sein das die alten Meister früher auf eine gewisse Symmetrie geachtet haben und das damals hohe Handwerkskunst war, heute hat diese Symmetrie aber die Werbeindustrie für ihre Produktwerbung vereinnahmt und wer das nach macht erzeugt keine Kunst sondern kopiert aus heutigem Blickwinkel nur das was uns täglich von den Bildschirmen anlacht und jeder sich beeilt die Werbepause für den Toilettengang zu nutzen.
Thema Authentizität, da sind die Freunde und Freundinnen der Mädels einfach naher dran am Geschehen als der Fotograf der sich ein beliebiges Model für ein 3 Stunden Shooting bucht.
Unter solchen Bedingungen wird man als Fotograf schnell in die Rolle des kauzigen Buchhalters gedrängt, der immer noch auf seine Aktenordner schwört, statt den Computer zu benutzen.

Man muss anfangen die Peoplefotografie neu zu denken und in ihr neue Werte zu finden, wenn man von der technischen Entwicklung nicht überrollt werden will. Der Wettlauf um die besten Fotos ist jedenfalls längst verloren.

@ pam.meier & Lichtermeer
Landschafts-Luftaufnahmen mit dem Quadrocopter und ebenso ferngesteuerter Digialkamera am Gimbal bzw. Kameradrohne mit eingebauter Actioncam lassen sich nun für 10 bis 35 € Gesamtaufwand pro Flugminute realisieren - das entspräche einer Fixfokus-Pocketkamera am Rumpf eines Balsaholz-Modellflugzeugs mit "Gummimotor"-Propeller. Da wäre nicht nur die Funktion des Auslöser-Vorlaufwerks fraglich gewesen. Eine Tauchdrohne mit Unterwasserkamera und WiFi-Boje für max. 100 m Tauchtiefe und 3 Std. Betriebsdauer gibt es für 2000 € ... die Minolta Weathermatic kostete zwar deutlich weniger als eine Nikonos, doch wie hätte man vor 40 Jahren vom Schlauchboot oder Tretboot aus Unterwasserfotografie betreiben können ? Die Fotografie hat sich grundsätzlich sehr verändert ...
Förster und Landwirte, Architekten und Ornithologen nutzen heute diese Möglichkeiten ... aber man kann natürlich auch über die Selfies von 17-jährigen Teenagerinnen diskutieren ;-)

Lichtermeer, Du siehst es richtig ... als "kauziger Buchhalter" ist kein Blumentopf zu gewinnen :-) Angesichts dieser Diskussion wollte ich aber den Blick vom Shooting weg auf die Fotografie insgesamt lenken.

@schalli:
Dass "Normalbürger, die Akt wollen" (und zwar für sich) nicht zu einem MK-Amateurfotografen gehen, der die Fotos in der MK zeigen will, liegt ja wohl auf der Hand. Wer die MK kennt, der kennt auch den schlechten Ruf. Und ich weiß auch gar nicht, ob ich einen solchen Auftrag (Fotos nur für das Modell) annehmen würde.

Und was Deine Frage bezüglich der "neuen Fotografen" betrifft: Du weißt genau, dass ich das hier nicht konkretisieren darf, denn alles was nur ein ganz klein wenig nach Pranger duftet, wird hier nicht gern gesehen. Also ich treibe jedenfalls ein wenig Ursachenforschung, d.h. ich bewahre Absagen und nicht beantwortete Anfragen ein paar Monate auf und schaue dann nochmals auf die Sedcard des Modells. In den meisten Fällen ist da nichts. Wenn dann aber über einen relativ kurzen Zeitraum eine ganze Menge mit dem neuen Fotografen P. ein Shooting hatten, dann schaue ich auf dessen Sedcard - aus Neugier oder weil man Lernen könnte. Wenn ich dann ein "attraktives Profilbild" und einen flippigen Text sehe und dass nach ein paar Wochen der Ansturm bei ihm verebbt (keine neuen Bewertungen, keine neuen Bilder), dann scheint der Reiz des Neuen schnell vergänglich zu sein.

Und ja, ich gehe davon aus, dass Fotografen mit Erfahrung besser als neue sind. In anderen Threads wird immer so viel von "dazulernen" geschrieben. Überspitzt gesagt: Die älteren Fotografen wissen noch, wie man Fotos ohne Selfiestick macht. :-)

@schallkoerper fotografie vielleicht hast du aber auch bloß nix verstanden. Ich mache schon weite Fotos, es beginnt sich bei mir nur immer mehr auf Bereiche zu verlagern wo es nicht einfach darum geht die Mädels Männchen machen zu lassen. Z.B. Event und Sportfotos für den Verein und immer öfter Fotos von Leuten zu denen ich eine persönliche Beziehung habe. In dem Bereich sind schöne Bilder auch wirklich gefragt.

Heinz, ich verstehe die Thread Überschrift nicht als Heulthread das wir keine Models mehr finden, das ist in der Tat nicht der Fall, sondern es geht um die Frage nach der Sinnhaftigkeit unserer Arbeit. Wenn Fotos die aufwändig entstanden und bearbeitet sind nicht einmal mehr für die Models, die auf den Fotos abgebildet sind, eine Bedeutung haben und die das Selfie deshalb hochladen weil es schlicht einfacher ist es direkt von der Handy Kamera auf Facebook hochzuladen, muss schon mal die Frage nach dem Sinn unserer Arbeit erlaubt sein. Man kann das Thema nicht einfach mit dem Argument erschlagen, du suchst nur Ausflüchte dafür nichts machen zu müssen.

Wenn ich so mitlese, dann scheint hier die Meinung vorherrschend zu sein, daß ein Foto nur dann Wertschätzung von Modellseite erfährt, wenn es hochgeladen wird. Das muß aber so nicht sein. Manche schätzen die gemachten Bilder so sehr, daß sie sie lieber an die Wand hängen, statt sie zu veröffentlichen.

Ich lasse gerne Selfies machen zu Beginn eines Fototermins. Klassisch mit Pumpfernauslöser, analog auf Film.

Heinz, niemand schreibt einen Roman nur für sich selbst, sondern will das er gelesen wird. Bilder scheinen aber heutzutage die traditionelle Kommunikation abgelöst zu haben, man teilt sich mit was gerade im aktuellen Leben passiert statt wie früher Briefe zu schreiben oder Kaffeekränzchen zu halten und damit verliert das Foto von vor 14 Tagen seinen Wert weil man sich inzwischen schon wieder ganz anderen Themen zugewandt hat.

Die Fotografie als künstlerischer Workout scheint da einen ähnlichen Weg zu gehen wie es in der Musikbranche bereits geschehen ist, wo gestandene Künstler in drittklassigen Kneipen vor 30 Hanseln ihr Dasein fristen müssen.
Entweder man steht ganz oben oder man ist Niemand, ein Mittelding gibt es nicht mehr.

Diese Ketten haben ein gutes Marketing und meist einen guten Standort. Schaufenster voll hübscher Fotos mit nem knackigen "Das könntest DU sein!" Slogan sprechen halt besser an als irgendwas in der MK. In den Einkauspassagen kommen Leute so oder so da vorbei und sehen das. An der MK kommen sie nicht einfach so vorbei. Schon gar nicht zufällig und nicht in der Masse.
Hinterher haben zwar 100 Mädels ungefähr das gleiche Foto (für mehr nur mit viel Geld) aber genau das ist es wohl was Mädels wollen, die sich nicht weiter mit Fotografie beschäftigen sondern nur 1 tolles Bild bei einem tollen Erlebnis wollen.
Habt Ihr Euch die "Shootings" mal angesehen? Hier im Essener Limbecker-Platz Einkaufszentrum ist auch ne Picture-People Filiale. Shootings bis Dessous kann man von außen durch die Glaswand-Schaufenster mitgucken. Da ist ein Sofa, ne Pflanze, 2 Blitze an Deckenschienen. Mädel auf dem Sofa räkeln, schnell knipsen, fertig. Das werden klasse Bilder. Keine einzigartigen, keine besonderen aber durchaus hübsch. Und das schnell. So what? Das reicht halt den meisten. Die Mädels in der MK wollen mehr. Nur bieten manche MK Fotografen nicht wirklich mehr, außer zeitlichen Aufwand...

Heinz, ist das dein Ziel (grins) Ganz nach oben kommt man durch Protektion und nicht durch Arbeit.

ich kann eine Geschichte erzählen, die vielleicht ganz gut hier in den Zusammenhang passt:
ich hatte mal einen "Job" für ein Familien-Shooting in einem Stadtpark mit Kindern und Hund.
Da viele Leute an dem Tag unterwegs waren, habe ich mich natürlich bemüht, die Gruppenfotos
möglichst mit Unschärfe freizustellen.
Nach Übergabe der bearbeiteten Bilder an eine völlig enttäuschte Familie hat man mir Smartphone-Bilder
vor die Nase gehalten, die die während des Shootings im Park gemacht hatten: "so müssen gute Bilder aussehen, da sehe ich die Blumen und Bäume (und Spaziergänger) auch hinten noch, und vorne auch.
Und die Farben sind viel kräftiger. Und wir sind viel schlanker da drauf...