Die Fotografie ist tot, es lebe ... 113

5 years ago
Ist es nicht so, dass viele Leute das Smartphone auch zu einem weiten Stück brauchen um ihren Narzissmus auszuleben? Man kann schnell und einfach zeigen wer man ist, was man tut und dafür Lob und Likes einkassieren. Zudem bringt die mobile Fotografie (Handy, Tablett) meiner Meinung nach eine zusätzliche Hektik und Nervosität in unseren Alltag weil das Medium Fotografie nun allgegenwärtig geworden ist und man glaubt immer jederzeit alles festhalten zu müssen.

Für mich ist das Smartphone mit seiner Cam höchstens ein elektronisches Notizbuch. Schnell eine Parkplatznummer, einen Wegweiser oder der Name einer Bushaltestelle geknippst um zu wissen wo ich bin oder eine Infotafel abfoten dass ich mich noch erinnern kann was ich später daheim noch recherchieren will. Für das brauche ich das Mobile, nicht für mehr.

Kürzlich bin ich von einer 5wöchigen Fotoreise zurückgekehrt. Es entstanden da - na ihr wisst schon - gefühlt tausende von Landschafts- und Architektur-Bildern, allesamt mit der DSLR. Diese hatte ich nicht immer dabei, manchmal auch nur das Smartphone. Doch um ehrlich zu sein habe ich in der DSLR-losen Zeit dann die schönen Momente, die Eindrücke und die erlebten Gefühle völlig bewusst und absolut egoistisch nur in meinem Kopf und nicht auf dem Mobile gespeichert. Und es sind auch jetzt, bald drei Wochen nach der Rückkehr, die im Kopf gespeicherten Momente die ich abrufe wenn ich mich irgendwo in der Bahn oder auf der Toilette kurz in den Urlaubsmodus zurückversetze. Diese Bilder kann ich nur mit mir teilen. Doch diesen Luxus bin ich mir wert.

Klar kam nach der Rückkehr auch die Aufforderung: "zeig mir Bilder von Deinen Ferien". Ich bin da dieses Jahr bewusst und provokativ vorgegangen. Anstatt wie sonst Bilder aufs Mobile zu kopieren habe ich mir von jedem Tag meiner Reise zwei, und wirklich nur zwei Bilder ausgesucht, auf meinem Canon Selphy im Postkartenformat ausgedruckt und in einen Umschlag gesteckt. Diese Bilder zeige ich jedem der Ferienfotos von mir sehen will. Und glaubt mir, die Bilder werden langsamer umgeblättert als auf dem Display weggewischt. Die Blicke haften länger drauf und die Fragen und Gespräche darum sind intensiver und tiefgründiger als bei einer mobilen Diashow. Für mich ein schönes Beispiel für eine bewusste Entschleunigung der Fotografie.

Diese Entschleunigung können wir alle steuern wenn wir wollen. Und ich wäre froh, es würden es mehr Leute tun.
5 years ago
+++++++++++++++++++++++++fotozuma: "st es nicht so, dass viele Leute das Smartphone auch zu einem weiten Stück brauchen um ihren Narzissmus auszuleben?"++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Narzis raus! Ja, es ist sicherlich so, daß es Leute gibt, die mit ihrem neuen teueren Handy herumwedeln und nur so tun als hätten sie einen wichtigen Fotografischen Auftrag.
Ich kenne jemanden, der im Besitz einer extrem teueren Rangefinder-Kamera mit noch viel teureren Objektiven ist, die er 24 Stunden täglich um den Hals hängen hat, und wie wild damit herumknipst. Ist die Speicherkarte voll, formatiert er diese mit majestätischem superwichtigem Gesichtsausdruck, und weiter geht's....
#43
[gone] User_184280
5 years ago
Ich schleppe gerade meine Nikon D750 durch die Synagogen Prags, lese aber interessiert mit!
[gone] User_333079
5 years ago
Ich stelle mir die Frage ob man generell den Aufnahmeprozess nicht so langsam vom Ergebnis trennen sollte.
Nur mal rein theoretisch, und egal ob es bewegte Bilder oder stehende Bilder sind.

Warum stelle ich mir die Frage?

Nun, irgendwann vielleicht, werden Bilder nur mit einem Augenzwinkern aufgenommen, vielleicht mit einer Brille oder einem Implantat...wie auch immer.

Dann hat der Mensch welcher die Entscheidung traf diese Aufnahme zu machen wahrscheinlich noch ungeahnte Möglichkeiten des post processing, vielleicht sogar weil alles 3D und bewegt zur Verfügung gestellt wird, wie auch immer, macht doch dann, irgendwann, die Entscheidung das Bild.
Die Entscheidung etwas, wie und womit auch immer, zu zeigen.
Weil es jemanden aus einem Grund wichtig erscheint.
Also spiel auch Relevanz eine große Rolle.
Ich kann also Wim Wenders voll und ganz verstehen wenn er sagt das Bilder erst gezeigt werden müssten um Fotografie zu sein. Unsere Technologie wird sich immer rasanter entwickeln. Sie wir auch einfacher anzuwenden sein. Immer mehr Menschen bekommen somit Zugang dazu.
Aber die Entscheidung und die Relevanz wird immer der Punkt sein welcher die Fotografie ausmacht.
....oder?
5 years ago
Es wird Foto300 nicht gefallen aber MANCHE Smartphones machen mittlerweile gute Fotos. Natürlich in kleinerer Auflösung wegen kleinerem Sensor. Aber für mittelgroße Wandbilder reicht es. Fürs Fotoalbum erst recht.
Eins haben diese Smartphones mit DSLR's gemeinsam: Man muss sich einarbeiten. Es gibt mittlerweile viele Einstellungen die bestimmen ob ein Foto ein mittelmäßiger Schnappschuss wird oder mehr.
5 years ago
@sanguis: welches Handy würdest du mir den empfehlen, um sowas etwa zu toppen: https://www.saturn.de/de/product/_panasonic-dc-tz202-leica-2390669.html
und was kostet das Mobiltelefon?
5 years ago
Wer redet von Toppen? Geht es Dir darum?
Ich schrieb von guten Bildern. Die macht ein Smartphone mittlerweile. Das 1 Jahr alte Huawei Mate10pro gibts für um die 300 Euro. Der Nachfolger hat sich weiter verbessert, ist auch (noch) ein wenig teurer.

Am Ende geht es - für mich - ums Bild. Da bei den Smartphones (und auch bei anderen) mittlerweile sehr komfortabel in RAW fotografiert werden kann, hat man gute Bilder. Wenn man es richtig macht.
5 years ago
blos daß ich es richtig verstanden habe: ein Smartphone für 300 Euro kann bessere (oder genauso gute) Fotos machen wie eine Digitalkamera für 300 Euro?
https://www.saturn.de/de/product/_sony-cyber-shot-dsc-hx80-2101433.html
sowas in der Richtung?
5 years ago
Du verstehst mich falsch. Ich Vergleiche nicht "Technik X gute Fotos, Technik Y schlechte Fotos". Das ist eh blödsinn. Ich gucke mir die Fotos hinterher an und sehe das die Qualität passt. Womit dieses Bild dann gemacht wurde ist völlig egal. Auch das es in letzter Zeit oft ein Smartphone war.
Oder setzt Du Dich hin und überlegst welche 50 Kameras ein Foto vielleicht in irgendeinem Bereich besser hinbekommen?
[gone] User_184280
5 years ago
@Sanguis:
Foto300 hat sich doch als Smartphoneabstinenzler geoutet, also wovon willst du ihn noch überzeugen?
5 years ago
ich lass mich gerne überzeugen, wenn so ein Telefon für gleiches Geld bessere bilder machen kann als eine Kamera, beisse ich gerne in den saueren Apfel.

Wenn es allerdings daran zweiffel gibt, kauf ich mir nicht extra so ein Telefon.
5 years ago
Für 300 Euro kriege ich auch schon fast ne Anfänger-DSLR ohne Objektiv.
5 years ago
Du Vergleichst also ob eine Canon teurer ist als eine Nikon und weißt dann welche die besseren Bilder macht. Hab ich das richtig verstanden?
5 years ago
Seit ca. 48 Jahren habe ich immer eine Kamera dabei. Gerade darum finde ich die Überlegung von Wim Wenders sehr interessant. Denn die Handygrafie funzt, trotz "immer dabei", ganz anders als mein "immer dabei".
Die Handygrafen verstehe ich eher als Jäger und Sammler, im Sinne von Dagobert Duck: der Moment der Erwerbung (Auslöser drücken) ist das Ziel. Danach kommt die Sammlung in den grossen Tresor (Festplatte)... nur baden kann man in den Bilderdaten leider nicht.
W.g. dem geschichtlich rückwärts gewandten Verhalten, schlage ich "Neandergraphie" als Bezeichnung vor.
5 years ago
@sanguis: wir missverstehen uns hier massiv, da ich denke, DU warst derjenige der die Behauptung in den Raum gestellt hat, daß ein Mobiltelefon mittlerweile gute brauchbare Fotos machen kann. Ich versuche nur zu verstehen, wie du die Bildqualität qualitativ einordnest, im Vergleich zu ähnlich teueren Kameras.
5 years ago
ich frage deshalb so genau, weil alle Handyfotos die ich kenne, kaum die Qualität einer Kamera für 80 Euro erreichen. AUSSER: auf den Handydisplays sehen die bilder gut aus! Also, viel besser als meine bilder mit
der DSLR auf dem DSLR Display.
5 years ago
Bzgl Personenfotografie ersetzt die Smartphone-Fotografie die Gesichtsfotografie incl Schultern, da meist im Selfie-Modus betrieben.
Der positive Aspekt aus Fotografensicht ist, dass man MK-Models die auf TFP hauptsächlich Gesichtsportrait haben möchten darauf verweisen kann, dass sie ja ihr Smartphone dafür haben.
[gone] User_184280
5 years ago
Habe gerade die Profifoto angeblättert, die bei mir schon einige Zeit verstaubt, Photokinaausgabe. Im Interviewteil ging es tatsächlich um Smartphone-Fotografie. Alle Profis haben geantwortet, dass sie auch Handybilder verkaufen und manche Aufträge damit ausführen.
5 years ago
@pam: genau darum geht's mir, wenn das Smartphone schon für hochqualitative profiaufträge benutzt wird, muss die quaität der bilder doch auch so gut sein wie von den Profi-DSLRs, kenn mich nicht aus was da gibt als NIKON D850 und Canon EOS D1irgendwas? Das ist ja phantastisch, da die Profikameras mit Zubehör meistens weit über 1000 euro kosten und somit teuerer sind als so ein smartophone.

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