Zukunft der Peoplefotografie? 356

[gone] User_184280
5 years ago
Alles, was niedrige Einstiegsschwellen hat, ist immer in Gefahr als wenig wertvoll gesehen zu werden, das Drücken eines Auslösers z.B. Künstliche Intelligenz setzt immer – soweit ich das begriffen habe – einen Input voraus: Einen Text, der übersetzt werden soll, Buchhaltung, die eine Bilanz nach sich zieht, ein Bild, was nach Algorithmen bearbeitet wird etc.

Die Profis müssen sehen, wie sie Geld verdienen. Kreativität und Individualität, die eine gewisse Zielgruppe anspricht, ist der Schlüssel. Das ist ihr Input. Wenn der sich nicht viel von dem unterscheidet, was der begabte Laie zustande bringt, sollten sie lieber was anderes machen.

Jeder Fotograf, egal, ob er sich Hobbyist, Amateur, Semiprofi oder Profi nennt, sollte versuchen, etwas mit Leidenschaft und Herzblut zu machen, dann findet er Rezipienten für sein Werk. Wer technikverliebt ist, soll Kameras sammeln, wer mit Menschen nicht umgehen kann und sich mit Models über Verträge im Kleinklein verliert, wird in der MK-People-Fotografie nur Frust finden. Wahre Erfüllung im Hobby findet man nur durch intrinsische Motivation, die im besten Fall andere begeistern kann.
#141Report
5 years ago
https://www.youtube.com/watch?v=uHPQP3T2OaA


Ein lustiger Denkfehler, beruhend auf fehlender "historischer Erfahrung".

"Überlegt mal, wie Ihr früher Eure Bilder gezeigt habt. Ich geh jetzt einfach mal davon aus, Ihr seid kein Fotograf, der Fotos macht für die eigene Schublade. Sondern Ihr möchtet diese Bilder ja auch in der Öffentlichkeit präsentieren."

Süß. Noch vor 30 Jahren haben alle Amateurfotografen ihre Fotos ausschließlich "für die eigene Schublade" gemacht. Nur sehr wenige haben sich gelegentlich an Ausstellungen und Wettbewerben beteiligt, noch weniger durften sich freuen, mal ein Foto in einer Fotozeitschrift veröffentlichen zu können.

Erst mit dem Aufkommen des Internets hatten Amateur-Fotografen überhaupt zum ersten Mal in der Geschichte der Fotografie die Möglichkeit, fast kostenlos ihre Fotos zu veröffentlichen und einem breiten Publikum zu zeigen. (Ob das dann immer wirklich hingeguckt hat, sei mal dahingestellt.)

Und nun ändert sich - wie es dem Internet nun mal eigen ist - in recht schneller Taktfrequenz die Art und Weise, wie und wo dort die User (also heute: fast alle Menschen) Inhalte zur Kenntnis nehmen. Oder eben auch nicht.

Fotocommunity und Model-Kartei seien am Sterben, "weil die sozialen Netzwerke massiv Einfluss haben".

Ach. (Loriot)

Daß Fotocommunity und Model-Kartei und Co. selbst soziale Netzwerke sind, ist ihm irgendwie anscheinend entgangen. Die FC ist sogar älter als Facebook. Auch MySpace ist übrigens älter als Facebook. Kennt das noch einer?

Das Wesen von "sozialen Netzwerken" ist es, daß sie entstehen und wieder verglühen. Heute halten nicht wenige Leute Facebook für das Internet, in 10 Jahren werden jüngere Leute fragen "Facebook hä?"
#143Report
5 years ago
Er spielt damit sicher auf die höhere Reichweite, die IG und FC ja unbestritten haben an. Wer seine Bilder einem großen Publikum präsentieren möchte kommt an diesen Plattformen einfach nicht mehr vorbei.
Der zweite Aspekt ist das die sozialen Netzwerke, in denen es ja nicht vorrangig um hochwertige Fotografie geht auch Sehgewohnheiten prägen, genau wie das bei Kindern der Fall ist die mit Fastfood aufgewachsen sind, denen schmeckt frisches Gemüse schlichtweg nicht mehr.
Ich hatte kürzlich zusammen mit einem befreundeten Profi Fotografen ein Studioshooting mit einem IG Model, nur unverfängliche Outfits, die hat hinterher weder von meinen noch von den Profi Bildern auch nur ein einziges Foto auf ihrer IG Seite hochgeladen und die Bilder die wir ihr geschickt haben waren aus unserer Sicht wirklich gut.
Der Grund dafür dürfte sein, das dieses Model mit unseren gestellten Fotos einfach nichts anfangen konnte. Das ist denke ich ehr der typische Fall von MK Account eröffnet, dann merkt man das es genau diese gestellten Fotos nicht sind die man haben will und schon ist man wieder weg.

Fotos sind inzwischen längst zu einer Art neuen Sprache geworden mit der man sich etwas mitteilt. Was früher die Urlaubs Postkarte oder die SMS war, da schickt man heute einfach ein Foto und wenn ich als Fotograf diese Sprache nicht spreche bin ich out, ganz gleich wie hochwertig und handwerklich gut gemacht meine Fotos sind.

Auch der Trend das sich Fotografen immer weniger für Workshops, also ihre technische Weiterbildung interessieren dürfte damit zu tun haben das ihnen hochwertige Fotos auch nicht mehr Aufmerksamkeit bringen als das schnell geknipste und automatisch bearbeitete Foto. Es lohnt schlichtweg nicht mehr auf Qualität zu setzen sondern es ist besser jeden Tag ein neues Foto hochzuladen was dann seinen kürzen Auftritt im Upload Stream findet und dann wieder vergessen ist, genau wie das hochwertige Foto an dem der Fotograf 2 Tage gearbeitet hat.
#144Report
5 years ago
Auch der Trend das sich Fotografen immer weniger für Workshops, also ihre technische Weiterbildung interessieren dürfte damit zu tun haben das ihnen hochwertige Fotos auch nicht mehr Aufmerksamkeit bringen als das schnell geknipste und automatisch bearbeitete Foto. Es lohnt schlichtweg nicht mehr auf Qualität zu setzen sondern es ist besser jeden Tag ein neues Foto hochzuladen was dann seinen kürzen Auftritt im Upload Stream findet und dann wieder vergessen ist, genau wie das hochwertige Foto an dem der Fotograf 2 Tage gearbeitet hat.


Das sehe ich nicht so. Fotografen investieren durchaus viel in Videotutorials, Bücher etc.
Es hat nur inzwischen wohl auch der letzte begriffen, dass der Lernerfolg bei 99% aller Workshops in absolut keinem Verhältnis zu den Kosten steht. Was kein Wunder ist, wenn man sich so ansieht, wer so alles Workshops ausrichtet bzw. ausgerichtet hat und dass Youtube voll ist, von Tutorials/ Behind the Scenes Videos, die 100 mal lehrreicher sind und gar nichts kosten.
#145Report
5 years ago


Auch der Trend das sich Fotografen immer weniger für Workshops, also ihre technische Weiterbildung interessieren dürfte damit zu tun haben das ihnen hochwertige Fotos auch nicht mehr Aufmerksamkeit bringen als das schnell geknipste und automatisch bearbeitete Foto. Es lohnt schlichtweg nicht mehr auf Qualität zu setzen sondern es ist besser jeden Tag ein neues Foto hochzuladen was dann seinen kürzen Auftritt im Upload Stream findet und dann wieder vergessen ist, genau wie das hochwertige Foto an dem der Fotograf 2 Tage gearbeitet hat.


Dann darf man sich halt nicht die typischen "ich erzähle meine Urlaubsgeschichte und meinen Lifestyle"-Models raussuchen, sondern die Modelle, die an Qualität interessiert sind. Und dann auch wirklich Qualität produzieren.

Mal ein paar Accounts auf Insta, die mich immer wieder umhauen und die mir auf die Schnelle einfallen:
lyonelstief
la_calva_photographie
_soulcatcher_photography_
Da ist nix fastfood. Das sieht man den Bildern an. Und deshalb haben die Bilder auch (für Fotografen) so hohe Reichweiten.

Nur einfach hübsches Mädel ins Studio stellen und Licht richtig setzen reicht in den seltensten Fällen. Das wird tatsächlich ziemlich schnell öde.

Das Problem bei Workshops ist, dass es ein Überangebot gibt. Häufig nutzen es mäßig gute Fotografen, um ihr Studio auszulasten und gute Modelle vor die Linse zu bekommen. Modelle werden bezahlt und Fotografen bekommen ohne großen Aufwand ein hübsches Mädel nackt zu sehen und dürfen sich als Künstler fühlen.
Das hat für alle Seiten seine Berechtigung, aber der Lerneffekt ist dann meistens mau.

Die Workshops der richtig guten Fotografen sind dann eben auch richtig teuer.
Da überlegt man sich mehrmals, ob man seine Kohle nicht lieber in Bücher und Lehrvideos steckt.
#146Report
5 years ago
Wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass das Handwerkliche (aus Ausbildung, Büchern, Workshops etc.) völlig überschätzt wird als aufmerksamkeitsrelevant. Es kann eine gute, sehr hilfreiche und möglichkeitserweiternde Basis sein, wenn man sein Handwerk beherrscht, aber mit dem allein ist noch kein Fotograf nennenswert bekannt geworden.
Entscheidend ist die Besonderheit des Bilddenkens, besser wie pam.meier über den bemerkenswerten Fotografen sagt:
Kreativität und Individualität, die eine gewisse Zielgruppe anspricht, ist der Schlüssel. Das ist ihr Input. Wenn der sich nicht viel von dem unterscheidet, was der begabte Laie zustande bringt, sollten sie lieber was anderes machen.

Wer keine originelle Bildidee oder -sprache findet, muss ja nicht unbedingt aufhören, ein Hobby fordert das ja nicht unbedingt ein, aber ich finde stets übertrieben, wie stark der Glaube daran ist, dass mit gut beherrschtem Handwerk die Sache mit einem "gelungenem Bild" erledigt sei. Sachgerecht gelungen ist noch lange nicht sehenswert, geschweige denn attraktiv.
Und ja, die Konkurrenz ist größer geworden, weil viele kreative Köpfe mit einfach zu handhabender Technik aufregende Sachen zuwege bringen. Die sollte man zum Vorbild nehmen und nicht immer nur bei den Handwerkern und Durchlaufkonsumenten verweilen, in der Hoffnung, das eigene Bild findet mal einer mehr als 3 Sekunden interessant, weil man alles "richtig" gemacht hat.

Wie gesagt, der Hobbyanspruch braucht das nicht, der darf sich selbst genügen.
#147Report
5 years ago
@Marcello Ob es mit guten Ideen und schlechtem Handwerk etwas wird???
Man wird sich vermutlich um beides bemühen müssen!
#148Report
[gone] User_184280
5 years ago
@Shoshin:
Workshops sind jetzt vielleicht nicht so lehrreich, aber wenn die Models gut sind und man den sozialen Aspekt schätzt, dann macht das wirklich Spaß. Nicht jeder hat ein Studio oder schöne Locations und das nötige Netzwerk, um an wirklich außergewöhnliche Models zu kommen. Was ich alles für tolle Workshops und Fotoreisen machen könnte von der monatlichen Studiomiete, ich darf gar nicht dran denken.

Bei meinen eigenen Modelsharings habe ich schon erlebt, dass ungewöhnliche Lichtsetups gar nicht so gefallen haben. Gerade bei Akt wollten alle relativ hell ausleuchten, wahrscheinlich, damit sie auf den Bildern alles sehen ;) Ich arbeite ja gerne mit Gegenlicht. Manche haben dann einfach bei available light fotografiert, damit ihre Bilder nicht so schattig wurden.

@JReber:
schöne Instagram-Profile, die du da verlinkt hast. Ich kenne Thomas Kilian persönlich, ein sehr netter Mensch mit einem großen Netzwerk an Cosplayern. Und wo habe ich ihn kennengelernt? Auf einem Workshop bei Stefan Gesell ;)

@Marcello und Lichtsieb:
Vielleicht sehe ich es zu einfach, aber gutes Handwerk ist für mich in der Peoplefotografie hauptsächlich neben Wahl der geeigneten Blende-Objektiv-Kombi und förderlichem Licht die richtigen Soft Skills. Wie leite ich meinen Kunden/mein Model an. Schaffe ich es, eine angenehme Atmosphäre zu erzeugen und meine Ideen so zu erklären, dass sie umsetzbar sind.

Was mir oft auffällt ist, dass oft Techniker und IT-ler fotografieren, deren social skills nicht so ausgeprägt sind. Die gewichten den technischen/handwerklichen Aspekt dann gerne etwas zu sehr.

Vieles hängt auch vom Talent ab. Das Handwerkliche lernt sich meines Erachtens am leichtesten.
#149Report
5 years ago
Mir ist schon öfter aufgefallen das neue Models durchaus ein Shooting mit machen aber danach inaktiv bleiben und das mit Fotografen die durchaus gute Bilder machen und die ich für seriös halte.
Als Grund sehe ich das man mit Fotografen Fotos in den sozialen Netzwerken auch nicht mehr Aufmerksamkeit erhält als mit selbst geknipsten Urlaubsfotos. Die Models bewerten da offenbar nicht rational nach Bildqualität sondern nach der Aufmerksamkeit die ihnen ein Foto auf IG einbringt. Also warum sollen die sich für ein Foto vom Fotografen einen Nachmittag um die Ohren schlagen und gegf. noch eine lange Anreise in Kauf nehmen?

Pavel sieht das offenbar ähnlich, das sich mit gestellten Posing Fotos heutzutage nicht mehr viel reißen lässt und bei natürlichen Fotos sind die Freunde und Freundinnen der Models einfach näher dran am Geschehen. Entsprechend sinkt dann logischerweise sowohl bei Models als auch Fotografen die Bereitschaft in hochwertige Fotos Zeit zu investieren.

https://www.youtube.com/watch?v=JfPxU5RWPOk

Pam bestätigt auch den Verdacht das es hier auch um Sehgewohnheiten geht, da die Handys mit ihrer Software eine automatische Tonwertkomprimierung vornehmen bei der keine harten Kontraste entstehen.
#150Report
5 years ago
Pam bestätigt auch den Verdacht das es hier auch um Sehgewohnheiten geht, da die Handys mit ihrer Software eine automatische Tonwertkomprimierung vornehmen bei der keine harten Kontraste entstehen.
und es stellt sich doch die Frage, ob ich diese "angesagten" Sehgewohnheiten mit meiner Fotografie bedienen will oder ob ich ein Konzept entwickle, dass sich darüber hinwegsetzt bzw. denen eine andere Betrachtungsweise entgegensetze. Sich zu sagen "ich habe meine eigene Sehweise" reflektiert das nicht genug.
Ein sich - zumindestens teilweise - emanzipierendes Bildkonzept macht die eigene Bilderwelt spannend, nicht die reproduzierende Perfektionierung des Bekannten.
Und diese relevanten Überlegungen sind eben nicht handwerklicher Natur - und ja, das Konzeptuelle ist schwerer, als die Regeln anwenden zu können.
#151Report
5 years ago
Ein sich - zumindestens teilweise - emanzipierendes Bildkonzept macht die eigene Bilderwelt spannend, nicht die reproduzierende Perfektionierung des Bekannten.


Die Aussage hat absolutes Zitierpotential!
#152Report
5 years ago
Für einen Künstler der seine eigenen Wege gehen kann ist das absolut richtig, relativiert wird diese Aussage aber dann wenn ich auf das wohlwollende Mitwirken Anderer angewiesen bin, wie es in der Peoplefotografie ja der Fall ist.
Aus meiner Sicht wäre es wünschenswert wenn sich die MK mehr der Szenefotografie öffnen würde, z.B. Manga Cosblay oder Gothic. Vor einem Jahr hatte ich da mal bei einem Admin angefragt ob solche Fotos hier erwünscht sind, damals habe ich noch den Rat bekommen dafür eine eigene Galerie zu nutzen. Ich denke aber das ist ein Teil der Peoplefotografie, warum also nicht in die Hauptgalerie damit. In diesen Szenebereichen legt man übrigens durchaus noch Wert auf hochwertige Fotos und sie können hier auch besser präsentiert werden als auf IG.
#153Report
Noch schwerer wird es im Bereich Fetisch und Bondage. Da gibt es hier auch ein paar echt gute, aber der Bereich an sich ist bei Models immer noch sehr verpöhnt. Die zeigen sich teilweise lieber nackt, als in Lack und Latex. Und diese Erfahrung hab ich schon 2 oder 3 mal gemacht...erst groß rumtönen, dass man das gerne machen würde und da kein Problem mit hat, aber beim Shooting dann eine Rolle Rückwärts hinlegen. Ich denke mal Instagram uns Co. machen da viel kaputt. Die Bilder könnten ja dort (geklaut) die Runde machen, was in meinem Bereich einfach immer gemacht wird. Daher werden die Models hier für Richtige Peoplefotografie auch bald aussterben. Reicht ja ein Handybild mit Filter drüber...traurig aber wahr.
#154Report
[gone] schallkoerper fotografie
5 years ago
Ich bin verwirrt...wieso öffnen ? Hier gibt es doch Cosplay und Gothic und dergleichen, da es mich nicht interessiert habe ich das nicht weiter beobachtet, aber es gibt definitiv Model-SC`s auf denen sich Cosplay findet und ich wüsste nun auch nicht, wieso man da n Admin fragt, dann darf hier ja nichts mit Verkleidungen an Bildern rumfliegen !?

Und es schaffen ja offensichtlich Leute ihren Kram zu machen trotzdem sie auf das "wohlwollende Mitwirken Anderer" angewiesen sind, nur eben nicht alle die mit ner Kamera rumhantieren.
#155Report
5 years ago
Ich betrachte das mit dem "wohlwollenden Mitwirken Anderer" aus anderer Perspektive. Man findet die Modelle, die eher den Mainstream suchen, hier wie auf den genannten Netzwerken. Auf deren Sedcards sieht man, was sie machen wollen.
Und man findet die anderen, die in ungewöhnlichen Fotowelten erscheinen möchten, eher hier als anderswo, zumindestens leichter. Und mit denen ist der Begriff Wohlwollen völlig anders gelagert.

Das setzt natürlich voraus, dass das eigene Fotografen-Portfolio schon das zu erwartende Besondere vorführt, um die Aufgeschlossenen zu gewinnen. Ein solches kann man in sozialen Netzwerken mit schnellem Bilddurchlauf nicht so konsequent erstellen wie hier.

Um die Kurve zum Thema zu kriegen, es ist nicht so, wie (aus Faulheit oder Ignoranz) gerne behauptet wird, nämlich dass alles schon mal fotografisch gemacht wurde, also dass es keine innovativen Ideen mehr gäbe und man nur noch reproduzieren könne, im Gegenteil, es ist mehr möglich als früher und diese Option ist das Versprechen zu etwas Individuellem. Und da liegt eben auch großes Potential für Peoplefotografen.
#156Report
5 years ago
Er spielt damit sicher auf die höhere Reichweite, die IG und FC ja unbestritten haben an. Wer seine Bilder einem großen Publikum präsentieren möchte kommt an diesen Plattformen einfach nicht mehr vorbei.

Trotzdem sind das alles "soziale Netzwerke". Und ob man auf Facebook ein größeres Publikum hat als z.B. in der FC ist auch noch die Frage.
In der FC sind viele zigtausend Menschen, die ganz gezielt Fotos gucken wollen, weil sie sich für Fotografie interessieren. Da hat ein User vermutlich mehr Betrachter für seine Fotos als auf Facebook, wo sich die allermeisten Mitglieder überhaupt nicht dafür interessieren und auch gar nicht wissen, daß es jenes Fotografen-Facebook-Mitglied überhaupt gibt.

Und Instagram? Klar gibt es "Influencer", die 7-stellige "Follower-Zahlen" haben. Die meisten Instagram-User haben ein paar Dutzend "Follower", wenn überhaupt. Und dann gibt's vielleicht noch ein paar Nicht-Follower, die sich ein Bild angucken, weil sie über einen Link auf einem anderen IG-Account dorthin gelangt sind.

Da wird gern der Irrtum begangen, von exorbitanten User-Zahlen (hunderte Millionen) auf die tatsächliche Resonanz, die tatsächlichen Betrachter zu schließen. Was natürlich Unsinn ist.
Wenn in einer "Community" mit 10.000 Usern 1.000 über einen Fotostream mein Bild sehen, dann sind das viel mehr, als wenn in einem "sozialen Netzwerk" mit 800 Millionen Usern 80 von denen mein Bild sehen...
#157Report
5 years ago
Das sehe ich nicht so. Fotografen investieren durchaus viel in Videotutorials, Bücher etc.

Fotografen vielleicht. Aber die meisten sind keine "Fotografen", sondern Fotografierende.
#158Report
5 years ago
@Lichtsieb:
@Marcello Ob es mit guten Ideen und schlechtem Handwerk etwas wird???

Mit einer guten Idee und schlechtem Handwerk kann man ein gutes Bild machen. Mit einer schlechten Idee und gutem Handwerk nicht.

Gute Bildideen profitieren vom Beherrschen des fotografischen Handwerks. Fotografisches Handwerk allein nützt gar nichts.
#159Report
5 years ago
Wenn wir von sozialen Netzen reden, sollten wir differenzieren. Facebook, Instagram & Co sind "Soziale Netzwerkplattformen" (SNP's) also Plattformen, die soziale Netze abbilden.
Letzteres, also Abbilden, tun natürlich auch die FC und die Modelkartei, ebenso, wie es der heimische Tennisclub oder die Gewerkschaft tut. Das macht sie aber nicht zu SNP's.
Der deutlichste Unterschied liegt in der Zugangsbeschränkung, die eben erheblich größer ist. Das rückt MK und Fotocommunity, wie eben den Tennisclub, näher an den sozialen Ordnungsmechanismus der Gemeinschaft.
Gemeinschaften basieren auf geteilter Identität, vor allem hier im Forum immer wieder sehr gut zu beobachten wenn auf die "MK von früher" Bezug genommen wird und wenn allgemein von der MK oder der Fotocommunity eben als genau das gesprochen wird: Communitys.

Gemeinschaften haben das Problem, dass sie, anders als Netzwerke mit einem hohen Durchfluss und ohne größere Zugangsschranken, oft lange im eigenen Saft schmoren. Das macht langsam, träge und führt zu geringer Interaktion.
Aus der (soziologischen) Netzwerkforschung ist bekannt, dass Menschen neue berufliche Stellenangebote selten von engen sozialen Kontakten wie in Gemeinschaften bekommen, sondern interessanterweise eher von den losen Netzwerkkontakten. Warum auch immer das so ist. Auch deshalb gibt es im Anschluss an diverse berufliche Veranstaltungen ja auch immer "Networking-Events".

Das kann man ziemlich gut auch in Sachen Fotoshootings übertragen. Natürlich hat Tom recht, wenn er sagt, dass Bilder auf sozialen Netzwerkplattformen schnell untergehen. Trotzdem profitiert man bei Shootingvereinbarungen von den Netzwerkeffekten deutlich besser als hier.
Und ausserdem tuen die Algorithmen der bekannten Plattformen einiges dafür, dass sich Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenfinden -- Blasenbildung mit ihren Vor-und Nachteilen.

Beispiel, weil es vorhin angesprochen wurde:
Ich shoote über die MK mit einem Gothicmodel. Anhand der MK-Aufnahmen sehen das ein paar Kontakte von Gothicmodel, nämlich Modelle und Fotografen, die auch nicht notwendigerweise etwas mit Gothic zu tun haben müssen und, das wars.
Wenn ich mich mit einem Gothicmodel via Instagram vernetze, sieht ein Großteil ihrer vernetzten Gothicfreunde das Shooting und diverse weitere Personen die Instagram der Szene zuordnet, ohne, dass sie bisher vernetzt sind. Es ergibt sich damit eine hohe spezifische Reichweite in der Folge, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich so weitere potentielle Modelle gewinne, deutlich erhöht.

Beispiel 2:
Ich fotografiere analog. In der MK findet man meine Aufnahmen, wenn man gezielt nach analogen Fotos sucht. Reichweite aufgrund der Eigenschaft analog: minimal.
Auf Instagram vernetzt mich der Algorithmus direkt mit einem riesigen Netzwerk von analogen Fotografen. Die Reichweite steigt exorbitant.

Das ganze ist völlig wertfrei geschildert. Ich mache aus meiner Abneigung gegenüber Instagram, diesem ganzen Reichweiten und Followerkram keinen Hehl. Aber so sieht es aus. Die Sozialen Netzwerkplattformen führen Menschen mit gleichen Interessen zusammen und das deutlich effektiver als die MK. Und je mehr man das Spiel mitspielt, desto mehr profitiert man davon.
#160Report

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