Analog fotografieren 89

[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: Iso 200 photography ...

Und was von ein s/w Film für Portrait/Available Light Fotografie würdet Ihr empfehlen? Ist das C41 so wichtig? Ich werde hoch wahrscheinlich die Negative nicht selbst entwickeln...

Den ILFORD XP2 mit 400 ASA, denn den kann man bei wenig Licht
auch gut mit 800 oder 1600 ASA belichten, ohne daß eine spezielle
Pushentwicklung erforderlich wäre. Unterbelichtungen von bis zu
2 Blendenstufen verkraftet der ohne besonderen Qualitätsverlust
und das gleicht man bei der Vergrößerung (oder dem Scan) leicht
wieder aus.

Und dabei ist er noch so feinkörnig, wie man es früher von ASA 50
kannte ...

Wenn Du nicht selbst entwickeln möchtest, sind die modernen SW
Filme im C-41 Prozess interessant, weil die jedes Großlabor genau
so entwikeln kann wie Farbfilme. Es kommt also alles in einen Topf
und wird nach Norm verarbeitet, um immer die selben Ergebnisse
zu erzielen.

Bei "echten Schwarzweißfilmen" ist das anders, denn der Prozess
ist nicht einheitlich und genormt. Jedes Schwarzweißlabor kocht
seine eigene Suppe und die Ergebnisse können beim gleichen Film
ganz unterschiedlich ausfallen.
5 years ago
Aus dem Scannen wird ziemlich viel Hokuspokus gemacht, dabei ist es denkbar simpel. Vor allem was sw anbelangt!

Das Scannen von S/W-Negativen ist alles andere als "denkbar simpel". Jedenfalls, wenn man die maximale Qualität aus dem Negativ herausholen will.
Für die Hauptverwendung von Fotos heutzutage, nämlich briefmarkengroße Veröffentlichtung auf Instagram oder die ja nun auch nicht wesentlich höheren Auflösungen (selbst bei Pay) in der MK... reicht selbst im Kleinbild ein Flachbettscanner oder das digitale Abfotografieren mit einem Makroobjektiv über dem iPad.

Wenn ich mich über Fotografie und über Fototechnik unterhalte, dann gehe ich von einer qualitätsbewussten Herangehensweise aus, und nicht davon, daß jemand Mäusekino veranstalten will.
Jedenfalls so lange, wie nicht explizit das Gegenteil dazu gesagt wird.
5 years ago
@Peter Herhold:
Bei "echten Schwarzweißfilmen" ist das anders, denn der Prozess
ist nicht einheitlich und genormt. Jedes Schwarzweißlabor kocht
seine eigene Suppe und die Ergebnisse können beim gleichen Film
ganz unterschiedlich ausfallen.

Da sagst Du was... das können die jungen Hüpfer sich gar nicht mehr vorstellen.

Ein Tri-X in D-76, in Microdol oder in HC-110... da liegen Welten zwischen, und das geilste war: es gab für jede Welt den nahezu perfekten Entwickler.

Und was ein Tri-X in HC-110 (1:3) auf 6400 ASA entwickelt konnte... da hat die Digitalkamera-Industrie einige Jahrzehnte gebraucht, um da hinzukommen, wo der Tri-X und HC-110 schon 1977 waren...

Ich trauere der Panscherei trotzdem nur in Grenzen nach...
5 years ago
Ganz zu schweigen von der Staubproblematik.

Was Staub ist und wo der sich überall befindet, das merkt man erst, wenn man KB-Negative mit einem 3600dpi-Filmscanner digitalisiert...

Es sei denn natürlich, man hätte sein halbes Leben damit zugebracht, KB-Negative auf 18x24, 24x30, 30x40, 40x50 zu vergrößern.
Dann weiß man allerdings auch, wie man Staub entfernt. ;-)
5 years ago
Und was von ein s/w Film für Portrait/Available Light Fotografie würdet Ihr empfehlen?
Ist das C41 so wichtig? Ich werde hoch wahrscheinlich die Negative nicht selbst entwickeln...

Das selber entwickeln von S/M-Filmen ist banal. Dafür brauchst Du eine Entwicklerdose (nimm eine 2er), zwei oder drei 1-Liter-Kunststoff-Flaschen (für Fotolabor, nicht jeder Haushaltskunststoff ist fotochemie-resistent!), einen Kunststofftrichter und ein Fotolabor-Thermometer.

Und dann Entwickler zum Ansetzen, und Fixierbad zum Ansetzen, statt eines teuren Stop-Bades (zwischen Entwickler und Fix) empfehle ich ein gründliches Bad mit fließendem Wasser (es dient dazu zu verhindern, daß Entwickler ins Fixierbad verschleppt wird; Entwicklerspuren im Fixierbad führen dazu, daß das Fix schneller erschöpft - Fixbad auch in kleinsten Mengen führt dazu, daß der Entwickler "kaputt geht"; aber die Reihenfolge ist ja: entwickeln, stoppen, fixieren; mit etwas Sauberkeit beim Arbeiten also kein wirkliches Prolbem), und statt irgendwelcher teurer Bäder nach dem Fix zum Vermeiden von Wasserflecken beim Trocknen des Filmes einfach Spülmittel. Funktioniert genauso. Wenn die Trocknung schnell gehen muss: kein teures Drysonal o.ä., sondern ein kurzes Bad in Brennspiritus, den Film einmal durchziehen, und noch mal trockenziehen.)

Ach ja, trockenziehen: um Wasserflecken beim Trocknen zu vermeiden (irreparabel in der Emulsionsschicht!) braucht man entweder eine "Trockenzange", das ist eine Zange mit zwei Gummilippen, mit der man den Film abstreift - oder weiche, nicht fusselnde Stoff-Taschentücher.

Das ist eine Glaubensfrage wie "Canon oder Nikon", "Katholisch oder Evangelisch", Berge oder Strand. Das Problem mit den Trockenzangen ist, daß sich kleine harte "Staub"-Körnchen (eher Sand) in den Gummilippen festsetzen können, und dann hat man fiese "Telegrafendrähte" auf den Filmen. Ich hab's mein Leben lang mit Stofftaschentüchern gemacht (von Papa gelernt, wie die ganze Dunkelkammerei), und hatte nie Probleme mit Kratzern.

Wichtig dabei nur: es müssen alte, zig-mal gewaschene Stofftaschentücher sein, weiche, Baumwolle, nicht Leinen. Die fusseln dann nicht mehr. Und sie werden NUR DAFÜR genutzt, und regelmäßig gewaschen. Auf ca. 12x12cm zusammengelegt, und dann den Film vorsichtig und sensibel ein-, zweimal durch die Mitte des zusammengeklappten Taschentuchs ziehen.

Vorsichtig und sensibel - stellt Dir vor, Du liebkost eine Klitoris mit den Fingern. Ganz sanft, und doch fest. (Und nein, ich bin nicht besoffen. Den Vergleich meine ich ganz ernst. :-] )

Anschließend auf die Leine hängen zum Trocknen. ACHTUNG: noch feuchte Filme kleben wie Fliegenfänger. Abstände einhalten. Und bitte in einem Raum, wo nicht rumgestaubt wird.

Den "Struschen" vom Anfang des Filmes lässt man ganz bis zum Schluss dran, da kann man gut drauf fassen, um mit den Fingern zu prüfen, ob der Film schon trocken ist. Und nicht vergessen, vorher Negativ-Hüllen zu kaufen.

Das ist der banale technische Teil. Einschub und Korrektur: das Einfädeln des belichteten Filmes in die Entwicklerspirale, die in die Entwicklerdose kommt, muss natürlich bei totaler Dunkelheit erfolgen. Und da hast Du dann 1,65m Film in der Hand... Das übt man bei Licht, es lohnt sich, einen Film dafür zu opfern. Es gibt Leute, die kämpfen damit, andere haben geschickte und sensible Finger... Das kann man aber lernen, und ... siehe oben... ;-]]]

Welchen Entwickler man verwendet, hängt von Vorlieben und Erfordernissen ab. Das muss man Schritt für Schritt ausprobieren. Wichtig: wenn man keine Maschine hat, die temperieren kann, muss der ganze Prozess auf 20° C laufen. Höhere Temperaturen bekommt man in der Praxis ohne Maschine nicht gleichmäßig hin. Den Entwickler vor der Verwendung richtig temperieren und aufpassen, daß die Entwicklerdose nicht im Keller auf 12° abgekühlt war. Man kann auch zwischendurch durch die Einguss-Öffnung die Temperatur messen und schlimmstenfalls die Zeit etwas verlängern oder verkürzen. Außerdem: wärmerer Entwickler macht bei S/W fast immer gröberes Korn. Zu kalter Entwickler ist auch Scheiße, das kann man durch längere Entwicklungszeit leider nicht ausgleichen.

Ach ja, und die Entwicklerdose während der Entwicklung im gleichmäßigen Rhythmus immer wieder kippen. Ob man alle 30 Sekunden kippt, alle 60 Sekunden, oder alle 5 Sekunden ist letztlich egal - man muss nur dabei bedenken: je mehr gekippt wird, desto intensiver die Entwicklung. Die im Beipackzettel angegebenen Zeiten passen meistens für zwei- bis dreimal pro Minute kippen.
Auch das muss und kann man ausprobieren.

Bei Bedarf: einfach fragen. Es gibt hier noch so einige, die aus der Analog-Zeit kommen und ein eigenes Labor hatten. Und vor ~ 2039 sind wir auch noch nicht alle ausgestorben... ;-)

Ach ja, und nach Ende der Labor-Arbeit werden alle Geräte und das Labor gründlichst gereinigt.

In einem anständigen Fotolabor könnte man vom Fußboden essen, und auch aus jeder Enwicklerschale oder -Dose, die nach Gebrauch geputzt in den Schrank zurückgestellt wurde. Sauber ist ein Fotolabor, wenn ein Hauptbootsmann sagen würde "Matrose, Sie haben einen Tag Sonderurlaub!"

(Und nein, selbstverständlich isst man nicht in einem Fotolabor!!! Die Krüüüümel!!!)
5 years ago
Tom!
Du schreibst zwar, dass Du der Panscherei nur in Grenzen nachtrauerst, aber Du scheinst die Fotolaborarbeit doch geliebt zu haben. Sonst würdest Du kaum so detailiert die Arbeitsabläufe beschreiben. Ja - man muss diese Arbeiten lieben. Dann werden die Ergebnisse gut, zumindest meistens und der Spass daran bleibt einem erhalten.
5 years ago
Also ich habe auch viele Jahre in meiner Dunkelkammer selbst entwickelt und vergrößert und ich trauere dem Prozess höchstens aus historisch verklärten Gründen nach. Allerdings erwische ich mich heutzutage immer wieder dabei, einfach "drauf" zu halten. Man kann ja sofort schauen, ob' was geworden ist und ggf. noch eins und noch ein und noch eins machen...
Ich versuche mir die analoge Langsamkeit mittlerweile wieder zu verordnen und mir VOR dem Abdrücken mehr Gedanken um das Foto zu machen.
5 years ago
Lieber Tom, erkläre mir doch mal was am Scannen eines sw-filmes so anspruchsvoll sein soll. Das einzige was am scannen schwierig ist, ist stimmige farben aus farbnegativen zu bekomme. Wobei es da inzwischen gute plugins gibt. Sw ist denkbar einfach.

Zu deinem vergleich von staub auf 35 mm mit einem 3600dpi-scanner: ich scanne kleinbild mit 4000 dpi und finde nicht, dasa sich das auf staub sonderlich auswirkt.. die fläche, die ich von staub befreien muss ist immernoch 52 mal
Kleiner als bei einem 8x10 negativ.
5 years ago
Noch 'ne Frage :-)
Man hört immer wieder das die Fotoretusche gäbe auch früher (bei Analog) ... ist das ein Mythos oder stimmt es?
Ich kann mir nicht vorstellen das man z.b. eine Narbe wegretuschieren kann, oder bin ich ganz falsch.
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mir ist klar das mit digitalen end Retusche hat es wenig zu tun ;-)
VG

PS. ich bin sprachlos wie viel positive und sehr gute (inhaltlich) Antworten bekommen habe.
DANKE SCHÖN :-)
5 years ago
Bildbearbeitungen gab und gibt es auch analog in unterschiedlichsten Formen. Hier ein bekanntes Beispiel:

https://petapixel.com/2013/09/12/marked-photographs-show-iconic-prints-edited-darkroom/
5 years ago
Sowohl auf Positiven wie auch auf Negativen, Glasplatten etc. konnte retuschiert werden. Im Falle von Negativen handelt es sich dabei allerdings um destruktive Formen.
5 years ago
@Clickma:
Tom!
Du schreibst zwar, dass Du der Panscherei nur in Grenzen nachtrauerst, aber Du scheinst die Fotolaborarbeit doch geliebt zu haben. Sonst würdest Du kaum so detailiert die Arbeitsabläufe beschreiben. Ja - man muss diese Arbeiten lieben. Dann werden die Ergebnisse gut, zumindest meistens und der Spass daran bleibt einem erhalten.

Ich habe sie geliebt, weil man mit guten S/W-Labor-Kenntnissen und dazugehöriger Erfahrung unglaublich gute Ergebnisse bekommen kann. Ich war stolz wie Oskar, als ich feststellte, daß meine 50x60cm S/W-Vergrößerungen besser waren als die 50x60cm S/W-Vergrößerung, die ein ortsansässiger Fotografen-Meister in seinem Labor (damals hatten die sowas noch) angefertigt hatte.

Sein 50x60-Abzug war in den Ecken unscharf und hatte zwei mäßig gekonnt ausgefleckte Fussel. Und das ganze bezeichnete sich als "Fachlabor".

Mein Fotolabor war eine ehemalige Speisekammer. Für 50x60cm Vergrößerungen musste ich die Säule des Kaiser-Vergrößerers lösen, das ganze um 180° drehen, und dann das Negativ auf den Fußboden projizieren - weil der Vergrößerer nur bis gut 30x40 reichte.

Dabei sind dann fünf Dinge zu beachten:
1. Muß man den Vergrößerer auf der Grundplatte beschweren, wenn man den Kopf hochdreht - sonst kippt das Ding vom Tisch runter, weil der Schwerpunkt falsch liegt.
Gerade noch rechtzeitig gemerkt und festgehalten.
2. Müssen Negativ-Bühne und Fußboden parallel sein. Die Negativ-Ebene bleibt zur Tischplatte parallel, auch wenn man den Vergrößerer-Kopf um 180° dreht, das ist nicht der Knackpunkt. Der Knackpunkt ist, daß man mit einer Wasserwage prüfen muss, ob Tischplatte und Fußboden wirklich zu einander parallel sind. In 80 Jahre alten Häusern, die im 2.Weltkrieg mal einen Blindgängertreffer abgekriegt haben, nicht selbstverständlich. Aber man kann's ja ausgleichen.
3. Blende dein Vergrößerungsobjektiv genug weit ab.
4. Sorge dafür, daß das Fotopapier auch wirklich plan auf dem Fußboden liegt.
5. Putze das Negativ, bevor du die Vergrößerung machst. Bei dem Vergrößerungsmaßstab wird das winzigste Staubkörnchen zum sichtbaren Fleck.

Hinzu sagen sollte ich noch, daß das Dunkelkammerchen so klein war (mit Schiebetür), daß ich den Stuhl rausstellen musste, denn da wo ich sonst saß, lag das Fotopapier auf dem Fußboden. Das ganze wird dann obendrein auch noch zu einer leicht artistischen Übung.

So. Und dann...

Hast du irgendwann eine 50x60cm Vergrößerung. Die ist perfekt belichtet und entwickelt. Weil Du vorher Probestreifen gemacht hast. Die ist knackscharf bis in die äußersten Ecken. Da ist nicht ein einziges mikrokleines Fusselchen drauf.

Die ist perfekt. Hat einen halben Nachmittag gedauert, aber das war es wert. Denn deine Arbeit ist sichtbar besser als die des sogenannten Fotografenmeisterfachlabors. Das kann dir niemand jemals wieder nehmen.

Und trotzdem trauere ich dem nur in Grenzen nach. ;-) Ist wie mit alten Autos. Mal wieder einen 77er Fiesta S mit 53 PS und Gasdruckstoßdämpfern durch die ostholsteinische Landschaft zu jagen... *hach und seufz*
Nach München fahre ich aber dann doch lieber mit einem modernen Auto.

Aber es gibt Dinge, die sitzen einfach ganz tief drin. Ich kann bis heute keinen Brennspiritus riechen, ohne sofort innerlich erstmal wieder in den Räumen von Conti-Press am Schopenstehl in Hamburg zu sein. Den Geruch des gebohnerten Linoleums fügt mein Gehirn automatisch kostenfrei hinzu. Und den leichten Unterton von Fotochemie, plus kaltem Zigarettenrauch, und billigem Filterkaffee.

Meine innere Uhr kann bis heute präzise sagen "Es ist 11:30 Uhr" und "Es ist 13:30 Uhr". 11:45 ging der erste Autokraft-Bus nach Kiel zu den "Kieler Nachrichten", um 13:45 der zweite, mit dem man per "Kursbrief" Fotos in die Zentrale expedieren konnte. Und manchmal rannte mit mit dem offenen Kursbrief-Umschlag in der einen Hand und den noch feuchten 13x18-Vergrößerungen in der anderen Hand, die Fotos wild hin und her wedelnd, auf daß sie endlich trocken würden, zum Bussteig. Und dann rein damit, und zukleben, und dem Busfahrer in die Hand gedrückt.
Nostalgie, aber da ist die Digitalfotografie plus FTP echt ein Fortschritt, den ich nie wieder hergeben möchte.
Aber Bahnfahren mit 'ner Dampflok vorne dran, und das nicht als Sonderfahrt...

*hach und seufz* ;-]]]
5 years ago
Noch 'ne Frage :-)
Man hört immer wieder das die Fotoretusche gäbe auch früher (bei Analog) ... ist das ein Mythos oder stimmt es?
Ich kann mir nicht vorstellen das man z.b. eine Narbe wegretuschieren kann, oder bin ich ganz falsch

S/W-Vergrößerungen hat man mit "Eiweiß-Lasur-Farben" und einem kleinen Pinselchen retuschiert. Da konnte man jedes gewünschte Grau anmixen.
Klar hat man das auf der Vergrößerung gesehen, wenn man genau hingeguckt hat. Aber das machte man ja meistens, wenn es um Fotos für den Druck ging, und den Klischeuren war das egal, auf dem Strichfilm für die Rastervorlage sah man es ja dann nicht mehr. Und im Bilderrahmen hinter Glas im Wohnzimmerschrank... Otto Normalverbraucher hat damals genausowenig wie heute einen wirklichen Blick für die Qualität gehabt.

Mit dem Aufkommen der PE-Papier (kunststoffbeschichtete Papier, die die Baryt-Papiere ersetzten) wurde das mit der Eiweiß-Lasur-Farben-Retusche dann schwierig. Eigentlich funktioniert das nicht wirklich. Aber die Leute von der Litho-Abteilung hatten eh auch damals schon ihre Trickkiste.

Montagen wurden geklebt und dann ein Reprofoto gemacht. "Bildbearbeitung" lief über Fotopapiere und Entwickler mit unterschiedlichen Gradationen, da konnte man zaubern, und mit den "Gradationswandelpapieren", wo die Gradation über Farbfilter gemacht wurde, noch viel mehr, und außerdem konnte man einzelne Bildteile nachbelichten bzw. abwedeln.
Aber Bildbearbeitung ist am Rechner einfacher, und letztlich auch besser.

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Nur so ganz am Rande: wenn in der MK Leute unterwegs sein sollten, die sich im "Analog-Labor" versuchen und die eine oder andere Frage, das eine oder andere Problem haben und nicht wissen "Wie? Wieso? Warum? Warum nicht? Wie kann ich bloß...?", und nicht die Möglichkeit haben, sich durch die einschlägige, vermutlich auch nur noch antiquarisch zu bekommende Fachliteratur durchzuackern...

Schickt mir gerne eine PM. Ich helfe gerne mit Tips und Denkanstößen. ;-)
5 years ago
Lieber Tom, erkläre mir doch mal was am Scannen eines sw-filmes so anspruchsvoll sein soll.

Der Umstand, daß die wenigstens S/W-Negative so exakt präzise belichtet und/oder entwickelt sind, daß sie sich gut scannen lassen.
Und der Umstand, daß die wenigsten handelsüblichen Scanner aus dem Negativ das rausholen können, was drin steckt. Hinsichtlich der Tonwerte und des Kontrastumfangs.

Versuch mal, einen auf 6400 oder gar 12800 ASA gepushten Tri-X mit einem Negativ-Scanner zu scannen. Bühnenfotos. Avaible light unter unmöglichen Lichtverhältnissen.

Viel Vergnügen. Eine gekonnte Vergrößerung (an der schon viele Fotolaboranten in diesen Fällen früher kläglich gescheitert sind) und die dann scannen - bringt deutliche bessere Ergebnisse.

Ein 08/15-Negativ - ja, da ist es egal.

Das einzige was am scannen schwierig ist, ist stimmige farben aus farbnegativen zu bekomme.

Das kann ich nun wieder nicht nachvollziehen. Wenn wir von maskierten Farbnegativen sprechen (also dem Standard), dann kann ich mich entweder auf die Scan-Software verlassen, die beim Umkehren auch die orange Maske richtig identifiziert und rausrechnet. Oder ich scanne einfach ohne Umkehrung und mit Maske, und rechne das in Photoshop raus. Die Maske ist ja klar definiert.

"Stimmige Farben" bei farbiger Analog-Fotografie sind eine Frage des Filterns. Man musste immer filtern, weil jedes Filmmaterial und jedes Farbfotopapier seine produktionsbedingten Filterwerte hatte. Da arbeitet man mit einem Farbkeil, und hat seinen Normwert. Und ansonsten misst man. Dafür gibt's Colormeter. Und damit hat man dann nichts anderes als heutzutage einen Weißabgleich.
Zu deinem vergleich von staub auf 35 mm mit einem 3600dpi-scanner: ich scanne kleinbild mit 4000 dpi und finde nicht, dasa sich das auf staub sonderlich auswirkt.. die fläche, die ich von staub befreien muss ist immernoch 52 mal
Kleiner als bei einem 8x10 negativ.

Eben. Und entsprechend wird jedes winzige Staubkörnchen mitvergößert... ;-)
5 years ago
"Der Umstand, daß die wenigstens S/W-Negative so exakt präzise belichtet und/oder entwickelt sind, daß sie sich gut scannen lassen.
Und der Umstand, daß die wenigsten handelsüblichen Scanner aus dem Negativ das rausholen können, was drin steckt. Hinsichtlich der Tonwerte und des Kontrastumfangs."

Ja nun gut, mann muss schon entsprechend belichten, aber das musste man fürs Vergrößern auch.
Scannen an sich ist jedenfalls kein Hexenwerk, auch wenn es immer wieder irgendjemand erzählt.

"Das kann ich nun wieder nicht nachvollziehen. Wenn wir von maskierten Farbnegativen sprechen (also dem Standard), dann kann ich mich entweder auf die Scan-Software verlassen, die beim Umkehren auch die orange Maske richtig identifiziert und rausrechnet."

Dann bist Du offenbar der einzige oder überträgst Filtererfahrung vom Farbvergrößern aufs Scannen. Ein Blick in jedes Forum zum Thema Farbnegative Scannen oder in Tutorials zu z.B. Colorperfect und Du wirst sehen, dass das alles andere als trivial ist.
Auf die Scansoftware, wenn wir nicht gerade von einem Noritsu sprechen, den sich wohl die wenigsten Normalverbraucher leisten können, kann man sich jedenfalls definitiv nicht verlassen. Jeder vernünftige Workflow setzt auf Rohscans und überlässt alles andere Programmen, die dafür gemacht sind und nicht einer rudimentären Scansoftware.

"Eben. Und entsprechend wird jedes winzige Staubkörnchen mitvergößert... ;-)"

Aber in Relation zum Bild. Egal mit wieviel dpi ich scanne, der Aufwand den Staub in Photoshop zu entfernen, bleibt der gleiche. 250 Staubfuseln sind bei 1200 dpi exakt genauso arbeitsintensiv, wie bei 4000 dpi. Ich verändere nur die Größe des Korrekturpinsels, klicke aber weiterhin 250 mal.
Etwas anderes ist es, wenn ich statt 250 Fuseln auf einem 35mm Negativ 800 auf einem Mittelformatnegativ oder 10000 auf einem Großformatnegativ habe. Der Arbeitsaufwand steigt immens.
[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: Iso 200 photography ...

Noch 'ne Frage :-)
Man hört immer wieder das die Fotoretusche gäbe auch früher (bei Analog) ... ist das ein Mythos oder stimmt es?
Ich kann mir nicht vorstellen das man z.b. eine Narbe wegretuschieren kann, oder bin ich ganz falsch.

Analog hat man natürlich auch viel retuschiert, es war eben nur sehr
viel aufwändiger und hat erheblich mehr Können erfordert als digital.

Was man allerdings bei analogen Fotoabzügen können muss, ist das
retuschieren von Staub und Fusseln bei großen Abzügen. Denn das
lässt sich trotz Druckluftdose und Reinigung nicht immer ganz
vermeiden.

Bei einem Scan kann man das hinterher digital relativ einfach per
"Ausbesserungswerkzeug" wegstempeln, aber analog muss man
eben mit Retuschefarben und Pinseln arbeiten.
5 years ago
Peter, da ich keine Erfahrung mit dem XP2 habe - hat der eine Maske? Funktioniert Staubentfernung via Infrarot?
[gone] User_6449
5 years ago
Ja, das funktioniert mit dem XP2. Nicht perfekt, aber besser als gar nicht ...
5 years ago
Danke, könnte durchaus sinnvoll sein da ich momentan selten genug Farbfilme zusammenkriege, dass es sich lohnt Entwickler dafür anzusetzen. Ich denke ich probiere den mal aus :-).
[gone] User_5999
5 years ago
@Shoshin... Danke für den Tipp...

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