Der volle Modelkoffer 94

3 years ago
"Das ist bei reinen Akt/Pay-Shootings oft anders, wo manchmal doch recht penetrant mitgebrachte Dessous angepriesen werden." (Eckisfotos, im anderen Thema)

Das ist für mich immer wieder rätselhaft. Auch wenn man festlegt, was man braucht bzw. gerne hätte, kommen viele Models mit schweren, überfüllten Koffern, in denen sich vorwiegend Dessous billigen Geschmacks (oder Discozeug) befinden. Ich denke dann immer, das ist wohl das Panoptikum dessen, was die Mehrheit der Fotografen Richtung "sexy" so wünscht. Der Versuch, einem gewohnten Geschmack entgegen zu kommen. Aber im Stream "Neue Fotos" tauchen solche Schrägheiten letztlich doch nur selten auf, deswegen finde ich das rätselhaft.

Ich rede hier nicht von Basics wie Strümpfen und Schuhen! Auch nicht von konkreten oder ungefähren Absprachen. Sondern von Massen an Dessous und Merkwürdigkeiten, die als attraktiv/fotogen eingepackt und angeschleppt werden. Entsprechen die wirklich dem "gängigen" Fotografengeschmack?

Ich habe einen eigenen Fundus angelegt, weil mir dieses Zeug nie gefallen hat und ausserdem vermutlich schon von anderen fotografiert wurde, was ich für mich a priori ablehne. Aber das kann man natürlich von keinem Fotografen erwarten, das ist meine persönliche Konsequenz.

Meine Frage: Wie effektiv sind diese vollen Koffer für euch, die das Modell als Optionsfundus anschleppt?
3 years ago
In der Regel verwirren die mich mehr, als das sie helfen, oder zu Bildideen beitragen.

Ich selber bin ein Freund von "weniger ist mehr". Nicht nur was die gesamte Menge an Kleidung angeht, sondern auch, was die Art der Kleidung an sich betrifft.
Zudem ist ein akkordartiges Wegshooten diverser Kleidungsstücke nicht mein Ding.
Da weiß ich jetzt wieder einmal mehr, warum ich nur im Aktbereich arbeite. Da erübrigt sich der Koffer.
Und ja, ich kenne diese Koffer auch und staune jedes mal darüber, wenn ich sie von Models auf Reisen in meinen Kofferraum gewuchtet habe, froh darüber den erst wieder am Bahnhof oder Hotel herausheben zu müssen.
LOL
Gerade bei Anfängerinin habe ich schon oft andere " Merkwürdigkeiten " erlebt.
Koffer, Trollis, oder einfache Taschen, wo die Kleidung reingestopft wird, welche dann völlig zerknittert ist und leider teilweise derart nach kaltem Zigarettenrauch duftet das einem als Nichtraucher ....
Und ja auch diese haufenweise Dessous in den Koffern kenne ich.

Genau deswegen, schreibe ich bei einer Shootingvereinbarung was die Models an Kleidung mitbringen sollen und wie sie sich auf die shootings vorbereiten sollen ( Haare, usw.. ).

Ein Phänomen was ich oft von Model höre, das Fotografen kaum klar schreiben was sie wollen; außer die bestimmte Zielgruppe. " Brauchst nix mitbringen, sexy Kleidung habe ich ... brauchen ja kaum was. "
In diesem Sinne ...
[gone] User_5999
3 years ago
Als es noch Wetten dass gab, habe ich mal überlegt, zu wetten, dass ich Models am Inhalt identifizieren kann... Oft steckt hinter einem Outfit der Wunsch des Partners des Models... Oder der manchmal merkwürdige Geschmack einer anderen Generation, die von Animees geprägt ihre Katzenohren verwirklichen wollen... Doof ist nur immer wieder, dass in dem Wüst dann die Klamotten fehlen, die bei Fashion abgesprochen waren...

Und ich habe es auch schon erlebt, dass Fotografen gemeckert haben, wenn ein Outfit bei einem anderen auch auftauchte... ;)
3 years ago
wenn Klamotten dann sind sie zu 90% aus meinem Fundus.
Bei Models die ich kenne hab ich auch meist so viel vorbereitet für das Schooting das für zufällig mitgebrachte Sachen gar keine Zeit ist.
3 years ago
Als Verfechter der Accessoires muß ich da mal gegenhalten ... wenn der klassische Akt fotografiert in s/w oder sepia eben nicht das Ziel ist, sondern Glamour und Farben doch eine Rolle spielen, dann gibt es eine Vielzahl von Kombinationen, um einen bestimmten Look zu erzeugen.
So macht der volle Koffer durchaus Sinn, denn auch wenn der Fotograf manches aus eigenem Fundus beisteuert, ergibt sich doch oft erst im Mix aus Modelkoffer und Fotografenfundus die perfekte Kombination.
Hat man also einen fliederfarbenen Hut, dann ist es doch super, wenn das Model eine gleichfarbige Bluse oder Rock mitbringt.
Und wegen den Dessous und allem, was direkt auf der Haut getragen wird ... wer möchte eine fremde Unterhose anziehen, auch wenn diese vorher im Vollwaschgang gewaschen wurde ? Für einen Fotografenfundus zur Mehrfachnutzung eignen sich somit doch eher Jacken und Mäntel, Hüte und Schals ... einen BH sollte man dem Model ggfs. als Dreingabe schenken, wenn sie den im Shooting präsentieren soll.
[gone] User_6449
3 years ago
Bei mir gibt es zwar kein Honorar, aber dafür kaufe ich oft Kleidung,
welche die Modelle dann behalten dürfen. Was sie selbst mitbringen
ist meistens nicht mein Ding ...

Beispiel:

Neulich habe ich einen BH gekauft, der so gut gepasst hat, dass das
Modell ihn nicht mehr ablegen wollte. Eigentlich habe ich den Beruf
verfehlt und sollte "Berater für Damenunterwäsche" werden ... ;-)
3 years ago
Da der Thread mit einem Zitat von mir beginnt: :-)
Bei einem Aktshooting erwarte ich von einem Modell, dass es "passende" Schuhe mitbringt. Die meisten Modelle wissen auch, wie wichtig das für die Bildwirkung ist (jedenfalls war das früher so) und auch eine gewisse Vorsorge gegen kalte Füße darstellt. Vorsichtshalber teile ich das den Modellen auch mit seitdem einmal ein Modell im Winter nur die verschlissenen Turnschuhe mit denen es gekommen war, mit hatte. Das Shooting war in einem fußkalten Studio.

Ich hab auch nichts gegen Modelle, die einen großen Koffer dabei haben, um im "Notfall" etwas anziehen zu können. Auch die beiden Modelle, die es echt geschftt haben, sich so schnell auszuziehen, dass ich den Vertrag noch nicht auf den Tisch gelegt hatte, hatten einen Koffer dabei - aber der blieb zu und störte überhaupt nicht. Da stört es mehr, wenn ein Modell einen Akt-Pay-Vertrag unterschreibt und dann fragt: "Muss ich mich wirklich ausziehen?", was sicher die Steigerung davon ist, dass ein Modell immer mal vorsichtig fragt, ob sie mal ein Kleidungsstück vorführen dürfe. Da mag ich mehr die Modelle, die vollkommen irritiert sind, wenn ich z.B. für die letzten 10-15 Minuten eines Shootings ankündige, dass ich sie nun gern mit Kleidung fotografieren möchte.
3 years ago
Ich habe die Erfahrung gemacht dass Absprachen die Kleidung betreffend oft nicht verstanden werden. Als Beispiel, wenn ich schreibe ein weißes Hemd denke ich an ein weißes Hemd aber nicht an ein Hemd mit weiß anteil und sonst wilden Mustern. Ich schicke jetzt oft Bilder von dem was ich mir vorstelle.
3 years ago
...das Problem mit den vorgewaschenen Kleidern kenne ich auch. Es gibt Modelle, die es einfach nicht glauben und dann auf dem (hier schon genannten) Mitgebrachtem beharrten. Da bleibt dann wirklich nur Akt...
Eine Ausnahme war eine Inderin, mit traditioneller Kleidung, aber dieselbe Kleidung tauchte dann das Jahr über auch bei anderen Fotografen auf, ...da bleibt nur, Lichtsituationen zu kreieren, die ungewöhnlich(er) sind...
3 years ago
Hach ist das schön. Ein Thread, der mir zeigt, dass ich nicht allein bin.

Ja, ich mache seit Jahren die gleichen Erfahrungen.
Ich versuche deswegen ganz konkret zu beschreiben, was ich haben möchte. Mein letztes Model hat es sogar kapiert und tatsächlich das mitgebracht, worum ich gebeten habe. Auf den Punkt genau. Aber sie war die erste, seit ca. 16 Jahren.
3 years ago
Mal zum Verständnis aus Modelsicht. Ich hatte in meiner aktiven Zeit einen fest gepackten Modeltrolley, aus dem nichts herausgenommen und schon gar nichts mit den privaten Sachen vermischt wurde. Ich verstehe dass es auf Fotografen erst einmal befremdlich wirkt wenn er sich ein paar Outfits wünscht und dann ein ganzer Koffer mitgebracht wird. Aber es ist organisatorisch sinnvoller und einfacher, zumindest bei Dessous und Schuhen einen festen, gut ausgesuchten und mit System verpackten Fundus dauerhaft griffbereit zu haben als jedes Mal neu zu packen, auszupacken, wieder einzuräumen etc. Ich hatte zu meinem Trolley passende Plastikboxen und ein festes System, was wo im Koffer war. So konnte man beispielsweise dem Fotografen eine Kiste mit BHs zum Aussuchen unter die Nase halten, der passende Slip lag im entsprechenden Cup etc. Ich shoote nur selten, habe dieses System aufgegeben und bereue es jedes Mal wenn ich hier noch schnell waschen und da noch was suchen muss und unterwegs nachdenke ob wirklich alles vollständig ist. Im Studio fliegt dann alles auf irgendwelchen Sofas rum, nach dem Shooting in der Wohnung etc.
Und wünschen kann sich der Fotograf viel, aber was ich nicht besitze, kann ich auch nicht mitnehmen ;-)
Ich werde mir wieder so einen festen Fundus einrichten, die Outfits fotografieren und in Galerien einstellen damit sich der Fotograf schon vorab überlegen kann was er shooten will.

Zum Beharren auf Mitgebrachtes. Bei Tfp sollen ja Referenzfotos entstehen und es ist immer blöd wenn ein Fotograf von einem Outfit begeistert ist was er auf der Sedcard sieht und das nicht zur Verfügung steht. Bei Pay ohne Bilder ist es natürlich fürs Model besser, die eigenen Sachen zu "schonen".

Zu den Outfits selbst. Das könnte an der mangelnden Wertschätzung liegen, die bekleideten Aufnahmebereichen entgegengebracht wird. "Kaufe hochwertige, teure Outfits, shoote die nur bei mir, aber ich zahle weniger weils kein Akt ist", ist nun mal eine Rechnung, die nicht aufgeht. Eigentlich müssten bekleidete Bereiche mehr kosten. So wird halt Billigzeug gekauft ;-)

In einem Punkt gebe ich Euch aber Recht: weniger ist mehr. Bei einem Shooting von 3 Stunden reichen 5 bis 10 Garnituren, es ist ja meistens Akt dabei. Wenn man da geschickt aussucht (gut faltbar, kombinierbar, bügelfrei, wiederverkäuflich), werden das auch keine Monsterkoffer. Platzsparend ist übrigens die stehende Aufbewahrung nach Marie Kondo. Zu viele Outfits verwirren auch so manche Fotografen.
3 years ago
wenn Klamotten dann sind sie zu 90% aus meinem Fundus.

Das funktioniert aber auch nur, wenn die Größenangaben der Models ausreichend korrekt sind.
Es hilft Dir ja nichts, wenn Du Dir ein Shooting mit Model X mit den Outfits Y und Z überlegt und vorbereitet hast, sich dann aber herausstellt, daß Model X nur auf der Sedcard Größe 36 hat, in der Realität aber 42...
3 years ago
Ich versuche deswegen ganz konkret zu beschreiben, was ich haben möchte.

Wenn man so konkrete Vorstellungen hat und diese einem so wichtig sind, sollte man die Sachen selber gezielt für das Shooting besorgen.
3 years ago
"Das funktioniert aber auch nur, wenn die Größenangaben der Models ausreichend korrekt sind.
Es hilft Dir ja nichts, wenn Du Dir ein Shooting mit Model X mit den Outfits Y und Z überlegt und vorbereitet hast, sich dann aber herausstellt, daß Model X nur auf der Sedcard Größe 36 hat, in der Realität aber 42..."

Nicht nur das. Oft wird vergessen, dass nicht jedem Model alles auch steht und auch nicht alles zu jedem Model passt. Wenn z.B. der Fotograf der Meinung ist, ein Model mit warmem Hautton in kühle Farben stecken zu wollen, oder Models mit breiten Hüften in Hotpants, 40-jährige in Teeny-Klamotten, vom Stil her dezente, klassische Models in quietschbunte T-Shirts etc. wirds lustig ;-)
3 years ago
Ich bin Fan von solchen Koffern und aergere mich regelmaessig, wenn es dann im Shooting heisst "jetzt waere ein Korsett/Netzstruempfe/eine weisse Bluse cool/Hotpants/ein bestimmtes Accessoire gut" -- "ach, habe ich zuhause, habe ich aber nicht mitgebracht".

Aber das haengt auch mit meiner Art zu fotografieren zusammen: Ich einige mich auf eine Grundlinie vor dem Shooting, und dann entwickle ich im Beisein vom Model Ideen. Der Koffer hilft mir auch, ihre Vorlieben und ihre Persoenlichkeit enzuschaetzen. Bei der Kleiderauswahl sucht man die groesste gemeinsame Schnittmenge.

Gut, 80% der Fotos sind dann doch ohne Klamotten, und die meisten Sachen aus dem Koffer werden nicht genutzt, aber die 20% sind wichtig.
3 years ago
Ich versuche mit den Beteiligten die Kleidung vorab auf die Idee abzustimmen, und die Menge auf das Nötigste zu reduzieren. Die Farbpalette steht vorab i.d.R. schon fest. Auch der Stil. Am einfachsten werden die Stücke per Foto rüber geschickt und die Verwendung/oder nicht geklärt. Das klappt eigentlich immer.

Den klassischen 30kg Koffer habe ich persönlich noch nicht im Studio stehen gehabt. Den Prozess stelle ich mir auch echt schwierig vor, weil man sich bei den Kleidungsstücken schnell verzettelt.
3 years ago
was kleidung und schuhe betrifft, schicke ich immer gern musterfotos zu, da kann e s allenfalls "das ist nicht meins, das war vom fotografen"
3 years ago
Oft wird vergessen, dass nicht jedem Model alles auch steht und auch nicht alles zu jedem Model passt. Wenn z.B. der Fotograf der Meinung ist, ein Model mit warmem Hautton in kühle Farben stecken zu wollen, oder Models mit breiten Hüften in Hotpants, 40-jährige in Teeny-Klamotten, vom Stil her dezente, klassische Models in quietschbunte T-Shirts etc. wirds lustig ;-)

Das ist dann allerdings die ganz allgemeine Herausforderung, gute Bildideen zu imaginieren oder zu konzipieren. Das gehört ebenso zu den Basics wie das Wissen, daß es in aller Regel keine gute Idee ist, formatfüllende Portraits mit dem 24er zu fotografieren... ;-)

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