Der volle Modelkoffer 94

[gone] User_6449
3 years ago
Zitat. Marcello Rubini ...

Ich finde den Beitrag von SarahFirework#48 aufschlussreich, denn es scheint
auch das durch, was mich besonders interessiert.

Nämlich die Sachen (Oberbekleidung und Dessous), die nicht abgesprochen
sind, also quasi "Übliches", die Reserve, die im Koffer enthalten ist. Und von
der ich mich immer frage, ob das dem durchschnittlichen Fotografengeschmack
entspricht oder dem unterstellten Fotografengeschmack oder dem eigenen
Alltags-Mode-Geschmack oder dem Fotomodellgeschmack.


Du bist ein Schelm ... ;-)

Denn Du beschreibst ja "durch die Blume", dass billige Keidung und Dessous
von Modellen zusätzlich mitgebracht werden, weil Hobbyfotografen in der MK
sowas üblicherweise - und der Erfahrung der Modelle nach - bevorzugen.

Vielleicht liegt es also nicht an den Modellen, sondern sie stellen sich mit den
zusätzlichen Klamotten einfach nur auf das niedrige Niveau vieler Fotografen
hier in der MK ein?

Auf den von Dir so bezeichneten "durchschnittlichen Fotografengeschmack" ...
3 years ago
Wanderphotograph ich meinte mit meiner Aussage, dass es egal ist, wie billig und schlecht das Aktfoto ist, es wird wesentlich mehr geliked und gehyped als ein richtig gutes Portraitfoto, was es definitiv viel mehr verdient hätte. Es geht vielen Fotografen nur um nackte Haut. Was das Model dabei an hat, wie billig die "Stofffetzen" dann wirken, ist vollkommen egal, Hauptsache, man sieht viel Haut. Es gibt viele Fotografen, die dann behaupten, das sei nicht so oder der Klassiker "aber ich bin nicht so" , "nicht bei mir" oder "ich lege auf Akt keinen großen Wert".

Ganz ehrlich, Butter bei die Fische ;) ? - Das sagen sie doch alle. Letzten Endes habe ich so oft während des Shootings, während des Textens/Telefonierens im Vorfeld oder auch im Nachgang oder zu Planung eines weiteren Shoots, gemerkt, der Fotograf mit dem ich gerade rede/texte/schreibe/shoote, und der behauptet, anders zu sein, ist ganz genauso wie andere, ist absolut nicht besser. Natürlich würde das niemand wissen wollen, aber so ist es.

Das Model hat nix oder nur einen billigen Fummel an, das ist das Einzige, was gut aussieht.

Natürlich zeige ich auch Aktfotos- weil sie mir gefallen. Was aber nicht heißt, dass ich nur noch Akt shoote und nun nur noch Akt Anfragen haben will. Ich zeige auch genauso viele schöne Portraits, die im Übrigen auch schon viel geliked wurden, aber bei den neuen Fotos, welche man hochlädt, erregt Akt eindeutig mehr Aufsehen hier. Dies finde ich ausgesprochen schade. Ich habe im Übrigen auch schon Bilder hier kommentiert, welche ich toll finde. Aktbilder kommentiere ich aber grundsätzlich nur dann, wenn ich sie als ästhetisch empfinde und sie mir einfach richtig gut gefallen. Mehr kommentiere oder Like ich dagegen "angezogene" gute Bilder und Portraits.

Ob ich mich weiterbilde, Zeitschriften lese und Posen einstudiere? Einfache Antwort, steht auch in meiner SC:

Nein.

Warum?

Weil ich aus Shootings mit erfahrenen Fotografen eindeutig mehr lerne, was ich bei späteren Shootings anwende. Weil ich keinen Bock auf "Theoriegeschwafel" aus Videos habe, ich möchte es lieber selbst machen. Weil ich sehr natürlich bin und wenig Wert auf auswendig gelernte, runter gerasselte Posen lege. Meine Bewegungen vor der Cam sind allesamt spontan. Ich bringe die Ideen ein, auf die ich während des Shoots komme oder die ich wo mal gesehen habe und interessant fand. Man kann während des Shootings bereits sehen, was gut aussieht und was nicht. Ich weiß schon, was ich umsetzen kann und was nicht. Und warum das alles so ist? - Weil ich ich bin. Weil ich ein Mensch bin und mich nicht unbedingt als "Model" sehe. Weil ich keine Maschine bin. Weil es viele Fotografen gibt, die natürliche Bewegungen lieben und weil man daraus oftmals die besten Bilder erzielt. Weil es mir so viel mehr Spaß macht und ich mich so wohl fühle. Weil es ein Hobby ist und kein Laufsteg oder hoch bezahlter Job oder eine Schularbeit.

Ob dies jemand anderem gefällt oder nicht, ist mir wurscht. Es geht um mein Wohlbefinden :) und meine bisherigen Shootings zeigen alle, dass es sehr gut läuft, wenn man nichts auswendig lernt. natürlich sollten coole Bilder dabei herauskommen. Aber keine perfekten. Meine Unperfektheit ist meine Perfektion. Es gibt keine perfekten Menschen, und wenn man ein perfektes Bild haben will, sieht dies am Ende eben so aus wie beschrieben- gestellt und auswendig gelernt.
Kann man machen, klar. Wer's mag. mein Ding ist es nicht.
Und was ist überhaupt perfekt? Hier hat doch ein jeder andere Ansichten.. oder?

Marcello Rubini
was der Fotograf für einen Geschmack hat, kann ich nicht wissen, wenn ich ihn nicht kenne.
Das kann er mir sehr gern mitteilen, daher frage ich vor jedem Shoot immer "hast du Outfitwünsche? Wünschst du etwas spezielles?" Sagt er mir dann "bring mit was du magst" - kann ich nichts machen. Ich kann, aber will nicht, nachbohren und ihm sagen "ach komm, das stimmt doch nicht, du hast bestimmt was im Kopf, was du mir nicht sagst" oder "ich bin aber so unselbstständig, dass ich nicht weiß, was ich einpacken soll sonst".. ersteres weiß ich nicht und kann nur seine Aussage nehmen, die er mir gibt. zweiteres stimmt nicht. Daher packe ich meinen Koffer anhand meiner bisherigen Erfahrungen. Jeans, gehen immer, Kleider sehen immer gut aus, was mit Spitze, was helles und was dunkles sowie ein paar nette Dessous und High heels gehören einfach in jedes Gepäck und daraus lässt sich einiges machen.

Was er für einen Geschmack hat, kann er mir entweder sagen, oder man kann es seiner SC entnehmen anhand der Bilder oder es kommt während des Shoots ans Licht. Oder er sagt es mir hinterher. für eine evtl. unpassende Auswahl an Outfits kann ich nix, wenn er mir vorher nichts sagt. (was übrigens auch kein Grund ist, dass ich dann Akt shoote, da ja keine für ihn coolen Klamotten dabei sind, so läuft es nicht).

Ich denke im Ürbigen, ich kann sehr gut meine Auswahl an Kleidung erstellen da ich weiß, was ich anziehen kann und was nicht bei meiner Figur. Zu enge Presswürste und zu kurze Fetzen kommen nicht in meinen Koffer. Sexy darf es sein. Aber nicht billig :)

Und natürlich entsprechen meine gewählten Outfits meinem eigenen Geschmack. Sonst würde ich sie nicht tragen und erst gar nicht kaufen, da ich mich dann darin nicht wohl fühle. Meine Klamotten müssen mir stehen und gefallen und keinem anderen.

Ich packe meinen Koffer getreu dem Motto "besser zuviel als zu wenig" und was man nicht nutzt, nutzt man eben nicht- na und? tut keinem weh und Kleidung frisst kein Brot ;) also vollkommen egal, wenn das Model mehr mit hat. Sie muss es schleppen/ziehen, nicht du ;) Es sei denn, du bist ein Gentleman ;)
3 years ago
@Marcello Rubini:
"Tom Rohwer
Für den ist aber eben seine Art richtig - und nicht die von anderen Fotografen."

Es ist schon heftig, wie du anderen Bildungs- und Toleranzdefizite und ausschließliche Egozentrik unterstellst.
Ich denke die meisten hier haben Fotografiebücher über diverse Fotografen, gehen in Ausstellungen, sind über ihr eigenes Tun hinaus interessiert und schätzen ihre Fähigkeiten und Ziele nicht gottgleich ein.

Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun, und ich traue Dir eigentlich zu, das auch zu verstehen... ;-)

Daß man sich für die Arbeit anderer Kreativer interessiert ändert nichts daran, daß man immer seine eigenen Werke schafft. Und nicht die anderer Leute.

Man kann sich von Helmut Newton inspirieren lassen. Zu sagen "Ich muss so fotografieren wie Helmut Newton" wäre in jeder Hinsicht unsinnig, und würde auch nicht zu irgendwelchen guten Bildern führen.
3 years ago
@SarahFirework:
Und natürlich entsprechen meine gewählten Outfits meinem eigenen Geschmack. Sonst würde ich sie nicht tragen und erst gar nicht kaufen, da ich mich dann darin nicht wohl fühle. Meine Klamotten müssen mir stehen und gefallen und keinem anderen.

Das ist eine wichtige Anmerkung - genau das kann nämlich zum Problem werden, wenn Models Outfits aus ihrem Kleiderschrank mitbringen.
Ist es kein Zufall, daß Schauspieler zum Dreh nicht die Klamotten aus ihrem Kleiderschrank mitbringen (bis auf die Unterwäsche vielleicht), sondern entsprechend den Anforderungen der Szene und den Vorstellungen des Regisseurs (und evtl. des Produzenten) ausgestattet werden.

Und geht ja durchaus nicht (oder jedenfalls nicht immer) darum, den Geschmack des Models zu treffen. Die Frage ist ja nicht nur, ob und wie gut ein Model (oder sonst jemand) selber einschätzen kann, was ihm "gut steht".

Die Frage ist zunächst mal vor allem: "Wie soll's denn aussehen?"

Models - um nur ein Beispiel zu machen - müssen keine "Business-Kostüme" mögen. Sie müssen auch nicht finden, daß so ein Ding ihnen steht. Sie sollen es anziehen, weil sie nun mal in so einem Ding fotografiert werden sollen. Weil jemand ein Bild "Frau im Business-Kostüm" haben will oder haben muss.

Der Tischler soll keinen Tisch tischlern, der ihm gefällt. Der Tischler soll einen Tisch tischlern, der dem Kunden gefällt.

Und wenn der Tischler dabei denkt "Ach du... da kriegt man ja Albträume von...!", dann ist es halt so.
3 years ago
Naja, da ich keine Business Kostüme mag, shoote ich sowas gar nicht. Auf eine solche Ausschreibung würde ich mich zB. gar nicht melden.

Klar, die Profis auf dem Laufsteg müssen das shooten, wozu sie beauftragt werden.
Aber es sollte dem model schon stehen, sieht es kacke aus, kauft es auch keiner.

Aber im Hobbybereich muss ich keine Aufträge annehmen und shoote das, was ich mag.

Dementsprechend kaufe ich Kleidung, die ich mag.
Sagt mir der fotograf nichts klares was ich mitbringen soll, bringe ich wunschgemäß das mit, was ich mag :)

Liebe Grüße
Sarah
3 years ago
#64
....grösstenteils stimme ich hier zu, zumindest was die professionelle Fotografie betrifft.
Semi-professionell oder eben "hobbymässig" betrachtet, sehen das offensichtlich einige "Hobby-Models" ganz anders, frei nach dem Credo "mach mal schöne Fotos von mir ", wobei vermutlich oft vergessen wird, daśs im TfP -Bereich auch der Fotograf nicht selten eigene Ideen umsetzen möchte, denn nicht jeder möchte einfach mal so aus Spass an der Freude " losknipsen".... , unter anderem auch ein Grund, ein Pay-Model zu wählen.
Da ich persönlich der Fashion-Fotografie nie etwas abgewinnen konnte, sehe ich Bekleidung beim Shooting eher als eine Art Accessoire oder "Kostüm", sprich Verkleidung und zu diesem Zweck kann durchaus auch mal Discounterware (mitunter qualitativ hochwertige Dessous) oder "made in China" gute Dienste leisten, denn letztendlich kann ein solches Outfit bei einem attraktiven und fotogenem Model weit besser wirken, als ein teures Teil von Victorias Secret oder Dior auf einem weniger guten Foto mit einem ungeeigneten Model, alles relativ, zumal auch "teure" Kleidung nicht selten "made in China" ist.
...und ja, ein professionelles Model muss sich auch in fremder Kleidung "wohlfühlen" oder muss zumindest so tun ;-), und das kann eben nicht jeder...
3 years ago
Klar, die Profis auf dem Laufsteg müssen das shooten, wozu sie beauftragt werden.
Aber es sollte dem model schon stehen, sieht es kacke aus, kauft es auch keiner.

Es geht überhaupt nicht um Laufsteg-Fotos. Und auch da entscheidet nicht das Model, ob's "Kacke aussieht". Sondern es entscheiden Leute, die dafür bezahlt werden einschätzen zu können, ob's den potentiellen Kunden gefällt oder nicht.

Aber im Hobbybereich muss ich keine Aufträge annehmen und shoote das, was ich mag.

Und das machen Fotografen genauso... ;-)

Das passt dann, oder es passt halt nicht. Nur machen eben Fotografen Fotos, und Models sind Mittel zum Zweck dabei.
3 years ago
SarahFirework
Ob ich mich weiterbilde, Zeitschriften lese und Posen einstudiere? Einfache Antwort, steht auch in meiner SC:
Nein.

Was soll ich dazu noch sagen.
Ich hatte es gelesen, hatte aber irgendwie gehofft es mißverstanden zu haben.

Ein gutes Bild besteht aus vielen kleinen Einzelteilen, die Location, die Kleidung, die Farben, das Licht und eben auch das Posing u.v.m. Und je mehr davon gegen die Bildidee arbeitet, umso weniger wird auch diese zur Geltung kommen.
Es geht hierbei auch nicht um Perfektion, sondern um Stimmungen.
Und ein Widerspruch zwischen Mimik (die sich nur begrenzt bewußt steuern läßt) und Posing, ist ein echter Stimmungskiller (wie auch der Widerspruch zur Lichtstimmung).

Und dieses "Theorie-Geschwafel" wie Du es nennst, gibt Dir das Werkzeug in die Hand, solche Stimmungskiller zu vermeiden. Es setzt Dich in die Lage zu verstehen, warum und wann etwas wie funktioniert.

Oder soll der Photograph sich den Mund fusselig reden und ständig korrigieren? Dann kann man nämlich die Mimik vergessen.

Und ja, es soll natürlich aussehen, aber der Schluß, den Du daraus ziehst, ist falsch.
Es soll ja nicht aus Deiner Sicht natürlich aussehen, sondern aus Sicht der Kamera. Und das kann sich eben auch schon mal merkwürdig anfühlen. Und dieses merkwürdige Gefühl beim Shooting zu überwinden, ist der falsche Zeitpunkt. Dann ist es zu spät, viel zu spät.

Das ist wie beim Auto-oder Fahrradfahren. Am Anfang ist es noch holprig und wackelig, aber mit der Zeit gehen die anfangs ungewohnten Übungen in Fleisch und Blut über und werden Teil unserer selbst. Und dann können wir damit spielen. Aber nur dann. Und das kann man vor dem Spiegel üben.

Such mal nach dem Bild "The Queen of the North" von Chris Knight. Das Bild ist sehr eindrucksvoll, obwohl es im Grunde sehr einfach und schlicht gehalten ist, auch das Posing (das Modell dafür steht übrigens normalerweise hinter der Kamera). Schau Dir dort z.B. mal die Handhaltung an und versuche diese nachzustellen. Es ist nicht schwer, aber fühlt sich zuerst merkwürdig an. Und dieses merkwürdige Gefühl zieht sich dann durch Deine gesamte Körpersprache.

Es sind die scheinbar einfachen Posen, die das größte Fehlerpotential bergen, da der Betrachter an sie gewöhnt ist und bereits leichte Unstimmigkeiten schnell erkennt.
Bei komplizierten Posen hingegen ist unsere Seh-Erfahrung sehr begrenzt. Da fallen selbst gröbere Fehler häufig kaum auf.

Die meisten Akt-Modelle (damit meine ich nicht Nackt-Modelle) verfügen über das notwendige Posing - und Bewegungsrepertoire auch komplexere Shootingthemen umzusetzen. Da lohnt sich dann auch ein etwas größerer Aufwand, auch mit aufwändigeren Kostümen und Aufbauten.

Und was das Thema Portraits angeht - ja, da sieht es sowohl in Anzahl als auch Qualität ziemlich übel aus.
Wie soll es auch anders sein, diese Jobs haben ja auch mit Abstand die geringste Resonanz bei Modellen. Praktisch jeder Photograph den ich kenne, klagt darüber. Und ohne Übung auf beiden Seiten der Kamera, kommt vor allem bei Portraits nicht so viel bei raus.
3 years ago
Je mehr komisches Zeugs sich ein Model hat antrainieren lassen, umso länger braucht es beim Shooting, bis vernünftige Bilder entstehen. Insofern finde ich die Einstellung von SarahFirework super. :-)

Ansonsten verstehe ich dieses realitätsferne Getue nicht.

Wir reden hier vom Hobbybereich - beidseits der Kamera. Genauso, wie die wenigsten Hobbyfotografen eine vorab definierte Leistung abliefern könnten, können es die wenigsten Hobbymodelle.

Letztere sind nunmal in der Regel keine ausgebildeten Schauspieler mit jahrelanger Film- oder Bühnenerfahrung. Und mal ehrlich: es wäre auch seltsam, ließe sich all das durch ein paar Shootings oder ein paar Stunden vor dem Spiegel ersetzen.

Was soll also diese Erwartungshaltung oder dieses "Mittel zum Zweck"-Gerede?

Wer Profils will (egal auf welcher Seite der Kamera) soll Profis buchen und Profi-Stundensätze bezahlen.

Wer hingegen in seiner Freizeit einfach nur Spaß und schöne Bilder haben möchte, soll sich der Realität stellen und von dort weg gestalten. Mit den allermeisten Modellen lässt sich viel Schönes machen.... sobald man aufhört, sie verbiegen zu wollen...
3 years ago
Ein gutes Bild besteht aus vielen kleinen Einzelteilen, die Location, die Kleidung, die Farben, das Licht und eben auch das Posing u.v.m. Und je mehr davon gegen die Bildidee arbeitet, umso weniger wird auch diese zur Geltung kommen.
Es geht hierbei auch nicht um Perfektion, sondern um Stimmungen.
Und ein Widerspruch zwischen Mimik (die sich nur begrenzt bewußt steuern läßt) und Posing, ist ein echter Stimmungskiller (wie auch der Widerspruch zur Lichtstimmung).

Und dieses "Theorie-Geschwafel" wie Du es nennst, gibt Dir das Werkzeug in die Hand, solche Stimmungskiller zu vermeiden. Es setzt Dich in die Lage zu verstehen, warum und wann etwas wie funktioniert.

Oder soll der Photograph sich den Mund fusselig reden und ständig korrigieren? Dann kann man nämlich die Mimik vergessen.


Jetzt sind wir bei der hochinteressante Frage: "Wie lernen Models eigentlich modeln?"

Fotografen lernen fotografieren "learning by doing" plus meistens theoretischer Beschäftigung mit der Materie. Das gilt für Fotografen-Ausbildungen genauso wie für Autodidakten.

"Talent" kann man als Fotograf für das Sehen haben. Für das Fotografieren an sich hilft es nix. Da muss man lernen, wie die Kamera funktioniert, was Tonwerte sind und wie ich sie beeinflusse, usw.usf.

Die meisten Models besuchen keine "Model-Schulen" (das gibts m.W. eigentlich nur in Osteuropa), sie lernen "learning by doing", und das oft im ziemlich brutalen Crash-Kurs.

Profi- und Semi-Profi-Models haben die Chance, das so zu lernen, bei Amateur-Models spielt vermutlich das Talent die größere Rolle. Und Talent bedeutet bei einem Model: die Fähigkeit, sich anschauen zu lassen ohne zu verkrampfen, eine gewisse Ausstrahlung zu haben, und sich bewegen zu können. "Lebendig" zu sein.

Lernen kann und muß ein Model, wie man über den Laufsteg "xst". Was ja durchaus einen fotografischen Hintergrund hat. Lernen kann und muß ein Model, seine Bewegungen zu zerlegen und zu verlangsamen (mir fällt im Moment keine bessere Umschreibung dafür ein). Also z.B. auf die Anweisung "Dreh mir mal den Kopf zu!" nicht "Schwupps!" den Kopf zu drehen, sondern langsam, so daß der Fotograf eine Chance hat, exakt den Punkt zu erwischen, wo es optimal ist. Lernen muß ein Model, daß es notwendig sein kann, ein und dasselbe zwanzig mal zu wiederholen. Und dabei beim zwanzigsten Mal noch genauso zu gucken und genauso engagiert zu sein wie beim ersten Mal.

Und ja, es soll natürlich aussehen, aber der Schluß, den Du daraus ziehst, ist falsch.
Es soll ja nicht aus Deiner Sicht natürlich aussehen, sondern aus Sicht der Kamera.

Besser kann man es nicht ausdrücken!

Fällt immer wieder auf, wenn man Menschen beim Gehen fotografiert. Das ganze "ge-xe" auf dem Laufsteg oder auch sonst hat ja nicht den Zweck, daß es irgendwo cool oder komisch aussieht. Es hat den Zweck, das Problem zu lösen, daß in ein einzelnes Bild mit einer 1/200-Sekunde aufgelöst die Bewegung des Gehens zu 90 Prozent völlig albern oder absurd aussieht. So, als würde ein Pony traben oder die Geherin gleich vorne über kippen.

Gilt aber auch für alles andere: ein gutes Foto von einem Menschen ist häufig eben nicht die "naturgetreue Wiedergabe", sondern die Umsetzung einer visuellen Wahrnehmung in ein Bild. Ein Bild.

(Weshalb es ja auch etwas anderes ist, ob jemand vor einer Foto- oder einer Film/Video-Kamera posiert.)
3 years ago
Wir reden hier vom Hobbybereich - beidseits der Kamera. Genauso, wie die wenigsten Hobbyfotografen eine vorab definierte Leistung abliefern könnten, können es die wenigsten Hobbymodelle.

Letztere sind nunmal in der Regel keine ausgebildeten Schauspieler mit jahrelanger Film- oder Bühnenerfahrung. Und mal ehrlich: es wäre auch seltsam, ließe sich all das durch ein paar Shootings oder ein paar Stunden vor dem Spiegel ersetzen.

Nur am Rande: Schauspieler können nicht automatisch auch modeln, und Models nicht automatisch auch schauspielern. Beides sind ganz eigene Bereiche. Und die Zahl der Models, die gleichermaßen Karriere als Schauspieler gemacht haben, hält sich ebenso stark in Grenzen wie die Zahl der Schauspieler, die gleichermaßen Karriere als Model gemacht haben. Und Tatjana Patitz' Ausflüge in die Filmbranche beschränkten sich nicht zufällig weitgehend auf die Rolle als Leiche... ;-)
3 years ago
Back2topic:
Wie effektiv sind diese vollen Koffer für euch, die das Modell als Optionsfundus anschleppt?

In meinem Fall bringt es 0 Mehrwert für mich oder das Model.
Vorab werden 2-3 mögliche Outfits abgesprochen. Meistens werden diese jedoch immer allein vom Model bestimmt. Ich gebe dann mein Ja und Amen dazu.
Da mir die Klamotten relativ Wurscht sind wenn sich das Model darin wohlfühlt. Ich möchte ja den Menschen fotografieren und nicht die Kleidung. Und wie man das dann "verwurstet" damit auch was brauchbares bei rauskommt liegt ja dann im gewissen Maße bei mir.
Es kam auch schon vor das ein Model mit 1-2 Koffern voll dann aufschlägt. Dann MUSS das Model sich halt bei mir die 2-3 Outfits vor dem Shooting raussuchen (was sie hätte ja schon zuhause machen können) und der Koffer bleibt danach geschlossen.
Toll 20Kg umsonst geschleppt ... und beim zweiten Mal klappts dann aber auch mit der Outfitbegrenzung und dem kleinen Gepäck.

Ich finde diese Koffer auch als sehr kontraproduktiv. Da sehr oft beim Model schon die Gedanken ums nächste Outfit kreisen oder ob es nicht doch besser gewesen wäre die andere Hose oder das Shirt mit den Flauschiärmeln anzuziehen und sich somit dann wieder eine gewisse "Verspanntheit/Unzufriedenheit" einstellt.

Und zum Thema "Billige Dessous"
Ich glaube schon das sich die Models das selber nach ihrem Geschmack aussuchen was da im Koffer liegt. Vielleicht ist auch das eine oder andere Geschenk des Fotografen drin, was sie nach dem Shooting behalten durfte. Aber grundlegend denke ich nicht das es da um einen Fundus von "findet der Fotoonkel gut" geht sondern von "finde ich gut und das pack ich jetzt ein".

Und noch ne steile These zu guter Letzt: Models sind im gewissen Maße auch immer ein Stückweit Schauspieler.
3 years ago
Was ist realitätsfern, wenn auf jedem 2. Bild oder häufiger derselbe Posingfehler zu sehen ist?

Das hat nichts mit Profis zu tun. Es gibt genug Amateurmodelle die sich entsprechend vorbereiten. Die gröbsten Fehler kann man auch tatsächlich in wenigen Stunden wegtrainieren, das ist auch kein verbiegen. Wenn dazu schon die Bereitschaft fehlt, was soll ich dann erwarten?
Die Feinheiten sind das was länger dauert. Die übliche 90 / 10 Regel.

Als Sportler war ich auch Amateur und habe, wenn ich ein entsprechendes Ergebnis haben wollte eben auch entsprechend trainiert. Mehr Einsatz = besseres Ergebnis. Ganz simpel. Hat überhaupt nichts mit Profis zu tun.

Wenn Du ein Shooting bei Regen oder Schnee machen willst (gem. RAX - Je schlechter das Wetter, desto besser die Bilder) , hast Du keine Zeit Posen zu korrigieren. Spätestens nach 2 Minuten kommt die Gänsehaut. Wenn Du "Spannung" oder "1, 2, 3" sagst muß die abgesprochene Pose sitzen.
Verkrampfte Hände, schiefe Köpfe, hochgezogene Schultern sehen dann halt besch... aus.

Noch schwieriger wird es bei Spezialeffekten, 1 Schuß und dann 10 Minuten oder länger neu aufbauen. Da tun vermeidbare Posingfehler richtig weh, insbesondere wenn auch noch teures Verbrauchsmaterial dabei ist. Augenzwinkern usw. kann man nämlich nicht wirklich verhindern. Der Rest sollte dann aber schon sitzen.
Hier erwarte ich die Vorbereitung, die ich in ein Shooting reinstecke, ebenso vom Modell.

Manche Modelle hatten die nötige Vorbereitung bereits im Sport, in der Balletschule o.ä., andere bereiten sich direkt vor. Beides ist legitim.
Für ein gutes Bild sollte jeder seinen Beitrag zu leisten bereit sein. Wenn nicht, gibt es eben kein Shooting, zumindest nicht mit mir. Ganz einfach.
Dann sollte man sich aber auch nicht darüber beschweren, daß andere auch den leichteren Weg wählen.
Das sind die beiden Seiten derselben Medaille.
3 years ago
Back2topic:
Wie effektiv sind diese vollen Koffer für euch, die das Modell als Optionsfundus anschleppt?

In meinem Fall bringt es 0 Mehrwert für mich oder das Model.

Jep, vor allem ist es Zeitverschwendung, denn von mal kurz hochhalten läßt sich das häufig schlecht beurteilen.
3 years ago
Realitätsfern ist m.E. Posing zu fordern, wenn man Stimmungen will... sprich einen Amateur (im besten Sinne des Wortes) erst in eine affektierte Haltung zu zwingen, die dann aber bitte ganz natürlich ausschauen soll.
3 years ago
Wer hat gesagt, daß Posing affektiert sein soll?
Ich meiner außer Dir?
3 years ago
SarahFireworks hat beschrieben, dass alles in ihrem Koffer mit ihrer eigenen, gelebten Geschmackshaltung identisch ist. Gut. DG Photography vermutet, das sei eher typisch. Dann wäre der "billige" Charakter diverser Beispiele auch der "billige" Geschmack des Models.
Ich dagegen bin noch nicht ganz überzeugt, ich vermute immer noch, dass parallel der unterstellte Geschmack von Fotografen oft eine Rolle spielt. Besonders dann, wenn ich mal beobachten kann, dass das alltäglich Getragene einen deutlichen Widerspruch zu dem völlig anders gelagerten Dessousgeschmack darstellt.
3 years ago
Marcello Rubini Mal Hand aufs Herz ... Würdest du was in deinen Koffer packen was du selber schrecklich / billig findest ohne das der Fotograf (natürlich der mit dem schlechten Geschmack) dies als Wunsch geäußert hat?
Ich würde das bestimmt nicht tun ... und ich denke mal nicht das es ein Model machen würde ... geschweige denn DU wenn du in der Situation wärst.
3 years ago
Ich habe nicht gesagt, dass Posing affektiert sein SOLL, sondern dass es das in sehr vielen Fällen IST.

Und dass Modelle da auch nicht wirklich was dafür können, sondern dass das zwangsläufig dabei rauskommt, wenn man Menschen ohne entsprechende Ausbildung / Erfahrung auffordert, etwas unnatürliches zu tun und es natürlich aussehen zu lassen.

By the way: diese Nebenthema passt in gewisser Weise sehr gut zum eigentlichen Tröt. Nämlich zur Frage, was letzlich der Fotograf festlegt und was noch der Mensch hinter dem Model ist....
3 years ago
Ich habe einen Thread zum Posing aufgemacht. Könnt ihr die Diskussion bitte dahin verlegen, hier geht es um Ausstattung jenseits dessen, was der Fotograf festlegt.

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