Der richtige Blick ... 142

1 year ago
eckisfotos [#96]:
Aus meiner Sicht sind biometrische Passfotos [...] keineswegs anspruchsfrei.

Stimmt. Man kann sie z.B. unterbelichten.
#101Report
1 year ago
folgenden Kommentar .....
Wenn scheinbar festgelegte Beurteilungskriterien zu Textbausteinen festgeschrieben wurden. Zusammengestellt, weil mehr als das Wort "toll!" geschrieben werden muss.
#102Report
1 year ago
Ivanhoe
Ja, man kann biometrische Passfotos unterbelichten. :-)
Du bist aber momentan auf einem sehr niedrigen Niveau. Ich habe gerade das Gefühl, dass Dir tatsächlich nicht bewusst ist, welche Fehler man bei Passfotos machen kann. Die richtige Belichtung ist a) ein kleines Problem und b) ein Problem, was Du auch mit anderen Aufnahmen hast - insofern ein ganz blöder Einwand von Dir.

Ich behaupte mal, dass rund 50% der hier als Fotografen angemeldete Personen, nicht ohne weiteres in der Lage sind, ein biometrisches Passbild anzufertigen. Natürlich müssen sie das auch nicht können, wenn der Fokus woanders liegt.

Wir sollten das "Extrembeispiel Passfotos" aber nicht weiter auswalzen - hätte nicht gedacht, dass man das so auslutschen kann.
#103Report
1 year ago
eckisfotos:
Wir sollten das "Extrembeispiel Passfotos" aber nicht weiter auswalzen - hätte nicht gedacht, dass man das so auslutschen kann.

Ich habe nicht das Thema "Passfotos", sondern das Thema "Unterbelichtung" weiter ausgelutscht. Du hast es nur nicht verstanden.

:-)
#104Report
1 year ago
@Marcello Rubini:
Dass man ein beliebig daher kommendes (unverbindliches) Bild mit einer beliebigen Aussagebehauptung wahrnehmungsmäßig ausrichten kann, ist ja keine Neuigkeit. Zeigt aber, dass das Bild offenkundig wenig gelungen ist, wenn jeder alles Mögliche dazu unterstellen kann.

Es waren nur eben keine "beliebig daher kommenden (unverbindlichen) Bilder". Das war ja gerade das faszinierende an dem Experiment. Das grundsätzlich mit Deinen Bildern (oder meinen) genauso funktionieren würde.
#105Report
1 year ago
@eckisfotos:
Aus meiner Sicht sind biometrische Passfotos, Bewerbungsfotos oder auch Fotos, die irgendetwas dokumentieren, keineswegs anspruchsfrei.

Passfotos, die die Vorgaben der Ausweise ausstellenden Behörden genau erfüllen oder z.B. auch Repro-Fotos, die wirklich perfekte 1:1-Wiedergaben von zweidimensionalen Vorlagen sind, erfordern eine Menge handwerkliches Können.
Da kann sich der Fotograf dann auch nicht damit rausreden "Das soll aber so!" oder "Ich finde aber dieses oder jenes wichtiger!"
Auch handwerklich saubere, gar perfekte Produktfotografie ist etwas, das man können muss - und viele Leute, die durchaus großartige Fotos hinbekommen, würden daran scheitern. Oder jedenfalls lange probieren und lernen müssen.
#106Report
1 year ago
Nur ganz am Rande: es ist nicht das Passbild "biometrisch".
Das Passbild muss nach bestimmten, technisch definierten Vorgaben angefertigt werden, damit dann mittels Software aus dem Bild standardisierte biometrische Daten ermittelt werden können (Augenabstand, etc.pp.), welche als Datensatz auf dem Chip im Ausweis gespeichert sind oder von einem Lesegerät automatisch aus dem Bild ausgelesen und abgeglichen werden können.
Sind die technischen Vorgaben nicht sauber erfüllt, scheitern diese Verfahren, und wenn die Vorgaben erkennbar nicht erfüllt sind, lehnen die Ausweis-ausgebenden Behörden die Bilder ab.

Um ein "biometrisches Passbild" herzustellen braucht man insofern keinerlei kreative oder künstlerische Fähigkeiten, sondern "nur" handwerkliche, so daß man die Vorgaben exakt umsetzen kann. Und man muss die Vorgaben natürlich auch kennen - und verstanden haben.
#107Report
@ Tom Rohwer zu # 105
Das sah man auch in den Verlinkungen zum Lost-Place-Urteil ... die als "Symbolbild" verwendete Ruine und das tatsächliche ehem. DDR-Gefängnis.
Zwischen der Symbolbild-Ruine und dem 4-stöckigen Gebäude samt Turm ist ja auch ein Unterschied, aber Baumängel werden so hochgespielt, als wäre schon alles unrettbar kaputt - und massive Straftaten gleichzeitig heruntergespielt.
Dann haben die herausgerissenen Leitungen nur noch 50 € Materialwert, anstatt deren Neuverlegung für 8000 € anzusetzen.
#108Report
1 year ago
Zitat Ivanhoe
"... Du hast es nur nicht verstanden."
Ich greife mal dieses Zitat a la Tom aus dem Zusammenhang:
So werden Meinungsverschiedenheiten diskutiert - aber auch Bilder interpretiert. Da fehlt es einem Künstler an Ausdruck oder nur simpel an Kommunikationsfähigkeit oder an der Fähigkeit Sachverhalte bildlich korrekt darzustellen. Die armen unverstandenen Künstler kommen nicht auf die Idee, sich an die eigene Nase zu fassen, sondern Schuld haben immer die anderen - also Bildbetrachter, Zuhörer oder Leser. Es mag sicher Fälle geben, wo Fotos Erklärungen brauchen - aber viele machen es sich einfach zu leicht. Mittlerweile scheint es sogar eine Mode zu sein, Fotos mit der Bildunterschrift "Symbolfoto" zu benutzen Zum Teil ist es Unwissenheit oder Faulheit, beispielsweise wenn ein Artikel, der über die Unzuverlässigkeit der Berliner S-Bahn berichtet mit einem Foto der Münchner U-Bahn garniert wird. Zum Teil wird offenbar verzweifelt nach AUfmerksamkeit gesucht: "Prinzessin XY zieht blank." Das dazugehörige Foto zeigt entweder nicht die Prinzessin XY oder sie ist nicht nackt - oder gar beides. Unter solchen Umständen sind mir Bilder mit vielen Deutungsmöglichkeiten suspekt.
#109Report
@ eckisfotos
Da kann ich gleich noch ein Beispiel dazuliefern : In einer TV-Doku über Sklaverei und Kolonialismus ging es um die Einbeziehung der nativen Bevölkerung in Kampfhandlungen der europ. Mächte, also z.B. Briten & Irokesen gegen Franzosen & Huronen, oder der Amsterdamer Ostindien-Compagnie VOC in Indonesien. Ob nun gegen Briten oder Portugiesen - als "Dokument" wurde eine Filmszene aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs eingespielt - da hätte nun allenfalls der Burenkrieg dazu gepaßt, aber so wurden gleich 2 Jahrhunderte übersprungen ... oder gab es das Maxim-MG etwa schon 1655 und 1780 ?
#110Report
1 year ago
... Fotos, die für mehr als einen flachen Signalcharakter nicht gebraucht werden. Dieses anspruchslose Ziel ist in die MK längst auch schon eingedrungen und Stockfotografie ist die kulturelle und kommerzielle Sammelstelle.

Aber, so werden viele das verteidigen, handwerklich doch völlig korrekt umgesetzt.
#111Report
1 year ago
Das ist der zentrale Punkt. Nur wenn genügend viele Bilder mit "flachem Signalcharakter" geschaffen werden, können sich andere dagegen abheben. Das macht die Vielfalt in der Fotografie so besonders. Und selbst das flache Bild kann für den Urheber in einer Bilddatenbank (finanziell) sehr interessant sein.
#112Report
1 year ago
MAINpics:
Nur wenn genügend viele Bilder mit "flachem Signalcharakter" geschaffen werden, können sich andere dagegen abheben.

Deshalb bin ich in der MK.

:-)
#113Report
@ Marcello Rubini
Flacher Signalcharakter ... attraktive Frauen, die möglichst mehr Haut zeigen. Wir drehen uns damit letztlich zum tausendsten Male im Kreis, weil der Anspruch, Kunst schaffen zu wollen wie auch die Schwelle zu dessen Gelingen nahezu beliebig verschiebbar ist. Oder in welche Systematik der Kunsttheorie fügt sich das ein, was am 20.Juni verhüllt und dann abgebaut wurde ? Waren es nur die 3 oder 4 umstrittenen Figuren oder hat sich da etwa nicht schon dessen gesamte "Bildsprache" ad absurdum geführt ? Man hätte doch nur die umstrittenen Symbole schwarz übermalen müssen, oder ...?
#114Report
1 year ago
@SEE:
@ Tom Rohwer zu # 105
Das sah man auch in den Verlinkungen zum Lost-Place-Urteil ... die als "Symbolbild" verwendete Ruine und das tatsächliche ehem. DDR-Gefängnis.

Bei solchen Bildern ist das geradezu noch einfach - das Bild zeigt eine Ruine. Ein altes burg-ähnliches Schloss, ein altes Gefängnis-Gemäuer, egal.

Was kann ich jetzt unter ein und dasselbe Bild drunterschreiben:

- die Ruine von Schloss X, das seit den Napoleonischen Kriegen leersteht und verfällt
- die Ruine von Schloss X, das bis vor dem 2.Weltkrieg der Stammsitz derer von und zu Hosenlatz war, und nach deren Vertreibung durch Sowjets und SED verfallen ist
- die Ruine von Schloss X, das bis 1944 Stammsitz der von und zu Hosenlatz war, und danach bis 1989 Verwaltungsgebäude der LPG Sowieso
- die Ruine von Schloss X, das bis 1944 Stammsitz der von und zu Hosenlatz war, und danach bis 1989 mythen-umwittertes Gefängnis der Stasi, und nach 1990 dann dem Verfall preisgegeben.

Das setzt ein und dasselbe Bild schon mal in vier völlig verschiedene Zusammenhänge.

Das berühmte Foto des AP-Fotografen Nick Ut aus dem Vietnamkrieg, das das nackte verbrannte Mädchen Phan Thi Kim Phuc vor dem Napalm-Angriff flüchtend zeigt.

Schätzungsweise bei 75 Prozent aller Veröffentlichungen dieses Fotos steht dazu der Text, daß Phan Thi Kim Phuc Opfer eines Napalm-Abwurfs eines amerikanischen Kampfflugzeugs wurde.

Ist aber komplett falsch. Es war eine A-1 Skyraider der südvietnamesischen Luftwaffe, die die Napalm-Kanister abgeworfen hatte... Der Unterschied ist nicht trivial.

Gerade bei Bildern aus der Zeitgeschichte ist der Bild-Text essentiell, denn ohne den kann man das Bild in aller Regel überhaupt nicht einordnen. Und das hat eben auch zur Folge, daß man gar nicht das Bild selbst manipulieren muss, wenn man mit dem Bild manipulieren will. Ich habe Fotos aus den 1980ern im Archiv, die zeigen den "schwarzen Block" der Autonomen und Linksextremisten bei Anti-AKW- bzw. "Friedensdemonstrationen".
Ich brauche nur den Bildtext ändern, und das Foto geht anstandlos als Foto einen Neo-Nazi-Aufmarsches durch - denn die sahen und sehen komplett gleich aus. Solange da kein Transparent mit im Bild ist, das einen Hinweis gibt... Polizisten und militante Demonstranten jeweils in "full battle gear" in der Auseinandersetzung - ohne Bildtext kann niemand erkennen, ob gerade eine Polizeitruppe eine Gruppe von Demonstranten von der Straße knüppeln will oder ob eine Gruppe von Demonstranten versucht, eine Polizeikette zu durchbrechen. Und um was es bei der Auseinandersetzung geht, kann man ohne Begleittext schon gar nicht erkennen.

Genau dasselbe gilt für "Symbolbilder". Die junge Frau mit dem melancholischen Blick am Fenster... Kann einen Text über Depressionen illustrieren, oder über Verliebtheit, über Sehnsucht, ..., ... Eine gefesselte halbnackte Frau - zeigt oder symbolisiert das Bild ein Opfer eines sexuellen Übergriffs? Oder einvernehmlichen S/M? Das Schrott-Auto - Überbleibsel eines schweren Verkehrsunfalls oder einer Car-Crash-Veranstaltung?

Der heftig einbandagierte Patient, der an zwanzig Schläuchen hängt - Krebs im Endstadium? Schwerste Unfallverletzung? Oder ein Mensch, der nach langem Leiden nun dank einiger umfangreicher Operationen auf dem Weg in ein endlich wieder normales Leben ist? Soll ich ihm wünschen, daß er endlich sterben darf? Oder mich freuen, daß er endlich wieder besser leben wird?
#115Report
1 year ago
@eckisfotos:
Mittlerweile scheint es sogar eine Mode zu sein, Fotos mit der Bildunterschrift "Symbolfoto" zu benutzen

Es war ein jahrzehntelanger Kampf vor allem von Journalisten-Verbänden, daß Symbolfotos endlich auch als solche gekennzeichnet werden.

Man braucht Illustrationen, um Zeitungsseiten attraktiver für den Leser zu machen. Man hat aber nicht immer passende "echte Fotos", und manchmal will man das auch gar nicht. Also: Symbolfoto.

Zum Teil ist es Unwissenheit oder Faulheit, beispielsweise wenn ein Artikel, der über die Unzuverlässigkeit der Berliner S-Bahn berichtet mit einem Foto der Münchner U-Bahn garniert wird.

In dem Fall ist es absolute Schlamperei, denn zu 99,999% des Bildmaterials, das von Redaktionen verwendet wird, wird die Info mitgeliefert, wo die Aufnahme gemacht wurde und was sie zeigt.

Die Schlamperei resultiert aus einem reduzierten Qualitätsbewusstsein in den Redaktionen und bei den Redakteuren, das natürlich auch etwas mit Kostendruck und Personalknappheit zu tun hat. Aber nicht nur - es gibt leider auch lernresistente Zeitungsredakteure. Ich habe in den letzten zwei Jahren dreimal Emails an die Redaktion der WELT geschickt, weil in einem Artikel einfach wüst "Waffenschein" und "Waffenbesitzkarte" durcheinandergewürfelt wurde. Was ungefähr so ist, als würde ein Zeitungsredakteur einen "Führerschein" mit einem "Pilotenschein" oder einem Kapitänspatent in der Schiffahrt verwurschteln...

Bei der dritten Email merkte ich dann kurz nach dem Absenden, daß alle diese drei Emails an denselben WELT-Redakteur gegangen waren... Der auf die beiden ersten Mails geantwortet und sich für die Korrektur bedankt hatte. Nur gelernt hat er nix.

Neulich hatte die WELT einen "Nostalgie-Artikel" über den "St.Pauli-Killer" Werner Pinzner...

Zur Illustration abgebildet auch ein Agentur-Foto von Pinzners Revolver, mit dem er alle seine Auftragsmorde begangen hatte. Okay, nicht jeder kann das Hersteller-Logo richtig deuten, aber ich weiß, daß im Bild-Text zu dem Foto steht, daß es sich um einen Weihrauch Arminius Kaliber .38special handelt. Immerhin konnte der Redakteur Aufklärung schaffen, wie es zu dem Fehler gekommen ist: bei der Schießerei im Polizeipräsidium hatte seine Anwältin einen S & W eingeschmuggelkt, aber das Bild zeigte eben den Arminius. Zur Ehrenrettung der WELT kann man sagen: es wurde auf meinen Hinweis noch mal geprüft, und dann die Bildunterschrift umgehend korrigiert. ;-)

Die Geschichte zeigt übrigens, wie enorm wichtig es ist, niemals Presse/Agentur-Fotos und ihre Bildbeschreibung und heute die IPTC-Header von einander zu trennen. In den seligen Analog-Zeiten klebte auf jedem Bild hinten ein Zettel mit dem dazugehörigen Text, und WEHE !!! jemand trennte den ab...
#116Report
1 year ago
@SEE:
Da kann ich gleich noch ein Beispiel dazuliefern : In einer TV-Doku über Sklaverei und Kolonialismus ging es um die Einbeziehung der nativen Bevölkerung in Kampfhandlungen der europ. Mächte, also z.B. Briten & Irokesen gegen Franzosen & Huronen, oder der Amsterdamer Ostindien-Compagnie VOC in Indonesien. Ob nun gegen Briten oder Portugiesen - als "Dokument" wurde eine Filmszene aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs eingespielt - da hätte nun allenfalls der Burenkrieg dazu gepaßt, aber so wurden gleich 2 Jahrhunderte übersprungen ... oder gab es das Maxim-MG etwa schon 1655 und 1780 ?

Ich sag's mal zynisch:

"Früher" (in der guten alten Zeit) hat man sich gefreut, wenn im TV mal etwas über ein "special-interest-Thema" lief, für das man sich besonders interessiert hat und über das man nach einiger Zeit dann auch ein gewisses Maß an Wissen angesammelt hatte.

Heute mache ich meistens einen großen Bogen über TV-"Dokumentationen" u.ä., die sich mit Themen befassen, über die ich viel weiß und mit denen ich mich seit langem schon intensiv beschäftige. Ich ertrage den ganzen Kokolores nicht mehr, der da oft genug verbraten wird.

Was auch daran liegt, daß es immer häufiger üblich ist, daß einer vom anderen abschreibt, statt selbst gründlich zu recherchieren. "Fake News" sind ja nun alles andere als eine Erfindung von Donald Trump...
#117Report
1 year ago
zu #115: Mit der Haltung, Fotografie sei wesentlich dokumentarisch, ist klar, dass der Mißbrauch durch einfallsreiche Menschen mit bestimmten Interessen zur Geschichte gehört. Unsere tägliche Auseinandersetzung mit Fake ist schon eine unangenehm werdende Beschäftigung geworden. Klar, da gehört der Kon-Text zum Wesen des Materials.

Aber dass Fotografie "lügen" kann oder dass der beigefügte Kontext Bilderwahrheit manipuliert, ist ein Allgemeinplatz, der nichts damit zu tun hat, dass man versuchen kann, seinem Bild eine bildimmanente "Wahrheit" auf den Weg zu geben (Aussage, Botschaft, Handschrift, Idee, Perspektive - nennt wie ihr das wollt). Will ich nicht konkret dokumentieren, kann zum Beispiel das Thema "Gewalt erleben" die zentrale Aussage bei Toms Beispiel sein, unabhängig davon, "wer angefangen hat".
Ich finde es nach wie vor erstrebenswert, wenn ich Bilder mache, mich vom Konkreten ausgehend zum allgemeineren Wahrnehmen auszurichten und das Dokumentarische nur als Startrampe zu nutzen. Bei schlichter Modelfotografie geht es ja auch nicht allen um rein Dokumentarisches, sondern um Schönheitsempfindungen, erotischer oder menschlicher Stimulation, fotografischer Entdeckung, atmosphärische Empfindung etc. Das ist doch was anderes.
(Aus welcher Perspektive machte es da Sinn, zu behaupten, das Foto täusche?)

Wer dokumentarische Bilder um ihrer selbst willen und der Objektivität wegen macht, für Publikation, ist von diesem Anliegen seltener bewegt. Ein ganz eigenes Kapitel.
#118Report
@ Tom Rohwer
Bei der Kolonialismusdoku trat auch mein persönlicher Wissensvorlauf zutage - eher mehr von Amerika und Afrika, denn von Indonesien wußte ich nur, daß Djakarta früher Batavia hieß, so wie Mumbai Bombay. Und was sind schon die nachgestellten Szenen in John Ford's "Schlacht um Midway", wenn man die Rolle des Pressemagnaten W.R.Hearst zum Untergang der USS Maine 1898 vor Cuba beizieht - die ersten Kampfhandlungen begannen auf den 6000 Seemeilen entfernten Philippinen, wo dann wohl nicht nur das Gatling-MG, sondern auch Waterboarding zum Einsatz kam ....
WBK und Waffenschein sind auch zweierlei Dinge, aber letztlich entfernen wir uns immer mehr vom eigentlichen Thema. Nur eins noch, weil eben auch ohne Erklärungstext direkt ersichtlich - das nach dem Stuntshow/Stockcar Crashrace verformte Wrack läßt sich sowohl von einem Unfallwagen wie auch einem am Lost Place durch Vandalismus zerstörten Oldtimer unterschei- den, denn (auch mehrere) Aufprallschäden ergeben ein anderes Gesamtbild.
So genügt das Bild auch ohne Worte - setzt aber dennoch notwendige Kenntnisse voraus (wenn man z.B. schon ein paar 100 Schadensgutachten zu Autounfällen in der Hand hatte) : Beim einbandagierten Patient wäre ich ohne Diagnosebefund komplett ratlos, während ein Chirurg vielleicht schon an 3 Details ersehen würde, was da zuträfe.

@ Marcello Rubini

Bei schlichter Modelfotografie geht es ja auch nicht allen um rein Dokumentarisches, sondern um Schönheitsempfindungen, erotischer oder menschlicher Stimulation, fotografischer Entdeckung, atmosphärische Empfindung etc. Das ist doch was anderes.
(Aus welcher Perspektive machte es da Sinn, zu behaupten, das Foto täusche ?)

Dokumentarisches ist da schon möglich, quasi über den gesamten Verlauf der "Model-Vita", also über 2 oder 3 Jahrzehnte. Schönheit, Stimulation, Entdeckung ... das alles wird aufgrund einer wertschätzenden Grundhaltung dazu auch wichtig sein. Ein Einzelfall wird ein begrenzter Ausschnitt bleiben, nur eine kurze Phase wiedergeben - obgleich diese innerhalb der gesamten Vita wiederum enorm bedeutend sein kann; etwa z.B. Babybauchshootings oder auch die Hochzeitsfotografie. Das könnten dann auch im Leben eines Models die besonderen Momente sein, denn auch wenn bei Frau XX zu diesen 50 Bildern "nur" weitere 500 Bilder aus Urlauben, Parties usw. hinzukommen, während vom Model MM dann noch 500.000 weitere Bilder existieren, bleiben die besonderen Momente und Phasen ebenso beschränkt (vielleicht fliegt das Model tatsächlich 200 mal nach Miami, aber sie wird nicht 20 mal Mutter werden)
#119Report
1 year ago
@Marcello Rubini:
Mit der Haltung, Fotografie sei wesentlich dokumentarisch, ist klar, dass der Mißbrauch durch einfallsreiche Menschen mit bestimmten Interessen zur Geschichte gehört. Unsere tägliche Auseinandersetzung mit Fake ist schon eine unangenehm werdende Beschäftigung geworden. Klar, da gehört der Kon-Text zum Wesen des Materials.

Der Zusammenhang "Foto - textliche Erklärung dazu" bezieht sich mitnichten nur auf dokumentarische Fotos.

Bei diesem Foto

macht es für den Betrachter einen erheblichen Unterschied, ob das Foto ein gestelltes "künstlerisches" Foto ist, oder in einem Nachtclub entstanden ist und eine reale Szene aus selbigem zeigt.
Wenn Du das Bild in der MK zeigst, werden die allermeisten (mich eingeschlossen) davon ausgehen, daß es ein inszeniertes Foto ist. Wissen können wir es nicht, und wenn man das Foto anderenorts (Zeitschrift, was auch immer) in anderem Zusammenhang sehen würde, dann würde man es als Betrachter völlig anders sehen...

"Die neue Freundin von George Clooney - Der bekannte Schauspieler hat jetzt öffentlich erklärt, mit seiner neuen 'Flamme' regelmäßig erotische Inszenierungen auf Clooneys Landsitz in Cornwall zu veranstalten. Clooneys Ehefrau Amal Alamuddin ließ mittlerweile über ihren Anwalt mitteilen, daß sie die Scheidung eingereicht hat."

Nur mal als Beispiel.

Und Fotografie ist immer zumindest auch dokumentarisch. Und sei es, daß sie dokumentiert, daß etwas künstlerisch inszeniert wurde...
#120Report

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